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Helga König im Gespräch mit dem Psychoanalytiker Dr. Tilmann Moser

Sehr geehrter Herr Dr. Moser, nachdem ich einige Ihrer Bücher gelesen und zwei  davon auch rezensiert habe, möchte ich heute  zehn Fragen an Sie richten, um  bei meinen Lesern Neugierde für Ihre Bücher zu wecken.

Helga König: Sie wurden 1938 geboren, sind also ein Kriegskind und haben Philologie, Soziologie und Politikwissenschaften studiert, bevor Sie sich am Frankfurter Sigmund-Freud-Institut zum Psychoanalytiker ausbilden ließen. Was hat Sie damals zu diesem Schritt bewogen?

 Tilmann Moser
Foto aus seinem Bestand
Dr. Tilmann Moser:  Eigene Therapien als Patient und der Wunsch durch die Ausbildung mich, meine Familie und Patienten besser zu verstehen. 

Helga König: In meiner Bibliothek fand ich vorhin ein etwas vergilbtes Buch von Ihnen, das ich 1975 erwarb und damals mit großem Interesse las. Unser Gemeinschaftskundelehrer am Gymnasium hatte es uns empfohlen und wir diskutierten den Inhalt im kleinem Kreis damals ausgiebig. Der Titel lautet: „Jugendkriminalität und Gesellschaftsstruktur“. Sie haben sich in diesem Buch auch mit schichtenspezifischen Störungen der Identifikation befasst. War das damals für viele Neuland?


Dr. Tilmann Moser:  Eine Aufarbeitung des in der Jugendstrafanstalt Erlebten war der suhrkamp-editions-band "Gespräche mit Eingeschlossenen." Das umfangreiche Buch "Jugendkriminalität und Gesellschaftsstruktur" war eine längere theoretische Arbeit, die zum Teil parallel lief.

Helga König: Wie reagierten Ihre Kollegen auf dieses Buch?

Dr. Tilmann Moser:  "Gespräche mit Eingeschlossenen" erlebte ebenfalls mehrere Auflagen und war Anlass zu kontroversen Diskussionen über Therapiemöglichkeiten mit jugendlichen Delinquenten, ambulant und im Strafvollzug.

Helga König: Sie befassen sich seit vielen Jahren mit den seelischen Spätfolgen der NS-Zeit und des Krieges. Als der Krieg zu Ende ging, waren Sie bereits ein schulpflichtigstes Kind. Sind Sie im Krieg traumatisiert worden?

Dr. Tilmann Moser: Ich selbst bin in einem Dorf am Ostrand des Schwarzwaldes aufgewachsen und nicht im und vom Krieg traumatisiert worden, habe aber eine Reihe von kriegstraumatisierten Patienten behandelt, sowohl der ersten wie der zweiten, der Nachfolgegeneration, die die Traumata von der ersten Generation übernommen hatten.
  
Helga König: Sie befassen Sie auch mit den Spätfolgen repressiver Religiosität. Wie darf man sich solche Spätfolgen vorstellen?

Dr. Tilmann Moser:  Die Folgen sind häufig: Depression, Resignation, Zwanghaftigkeit, Ängstlichkeit, Schuldgefühle, Misstrauen, grausame Gottesbilder, Selbstanklagen.

Helga König: Sie haben neben dem eingangs von mir erwähnten Buch viele andere sehr interessante Bücher verfasst. Darunter auch zwei Bücher im Belser-Verlag zum Thema "Kunst und Psyche" die ich übrigens rezensiert habe. Was hat Sie veranlasst, sich in dieses komplexe Thema zu vertiefen, eine bestimmte Affinität zur Kunst und Bilderwelt und wenn ja, wie gestaltet sich diese?  

Dr. Tilmann Moser: In der Schule: Interessanter Zeichenunterricht und als Deutschaufsatzthemen: Bilderbeschreibungen und -analysen. Häufiger Museumsbesuch. Eigene Malversuche, später wieder aufgegeben. Für den Beruf diagnostisches Lernen an szenischen Bildern und Porträts mit stark psychologischen Inhalten. Häufige Verwendung von Bildern in der Therapie, Deutung von Patientenbildern

Helga König: Wie hat die Fachwelt auf die beiden Bücher reagiert? 

Dr. Tilmann Moser: Die Kunstgeschichte vernachlässigt psychologische und tiefenpsychologische Deutungen von Kunstwerken leider fast vollständig, man könnte von einem ablehnenden Verhalten sprechen, von daher auch keine Rezensionen in Kunstzeitschriften. Freundlichere Reaktionen in psychotherapeutischen Zeitschriften.  

Helga König: René Magritte ist einer meiner Lieblingsmaler. Welche Bedeutung hat er für Sie aus dem Blickwinkel des Psychoanalytikers? 

Dr. Tilmann Moser: Magritte hat sich mehrfach tiefenpsychologische Deutungen seiner Gemälde verbeten, vielleicht, weil ihm Rückschlüsse auf seine Person unwillkommen waren, die zumindest nahe lagen aus seiner Biographie heraus. Er wollte die Deutungshoheit seiner Werke behalten. Er ist ein Meister der Darstellung realer und verfremdeter Seelenzustände.

Helga König: Neugierig gemacht hat mich die Kurzbeschreibung auf Ihrer Homepage zu Ihrem Buch „Geld, Gier und Betrug“. Sollte das Buch Pflichtlektüre für Betriebswirte werden, um sich mit den Folgen des destruktiven Wettbewerbs auseinanderzusetzen?

Dr. Tilmann Moser: Pflichtlektüre wäre zu viel verlangt. Ich habe viele Exemplare an die Ausbildungsabteilungen von Banken verschickt, ohne Reaktion. Dort könnte ich mir einen Einbau ins Curriculum vorstellen. Das Buch wurde weder in den "Neuen Wirtschaftsbüchern" der Wirtschaftsredaktionen  besprochen, noch in den politischen und sozialpolitischen Teilen der Presse, dafür in einigen Rundfunkanstalten. Einige Vorträge zum Thema wurden im Funk gesendet. Psychoanalyse ist in den genannten Sparten derzeit fast tabu. 

Lieber Herr Dr. Moser, ich danke Ihnen herzlich für  das aufschlussreiche Interview.
Ihre Helga König




Helga König und Peter J. König im Gespräch mit Dr. Karsten Weyand, Güterdirektor " Bischöfliche Weingüter- Trier

Lieber  Herr Dr. Weyand, dieser Tage haben wir auf  "Buch, Kultur und Lifestyle" sechs Ihrer Weine vorgestellt. Nun möchten wir in diesem Zusammenhang einige Fragen an Sie richten.

Hier die Links zu den  Weinen:

Helga: König: Können Sie zum besseren Verständnis unserer Leser zunächst einmal einen kleinen historischen Abriss über die Bischöflichen Weingüter Trier geben? 

 Dr. Karsten Weyand,
 Güterverwalter
Dr. Karsten Weyand:  Die Bischöflichen Weingüter Trier sind in kirchlichen Dimensionen betrachtet ein eher junges Unternehmen. So wurden sie erst im Jahre 1966 gegründet. Hervorgegangen sind sie aus dem Zusammenschluss der drei ehemals eigenständigen Weingüter des bischöflichen Priesterseminars Trier, der hohen Domkirche Trier sowie des bischöflichen Konvikts Trier. Die drei Vorgänger-Weingüter sind natürlich viel älter. Ihre direkte Historie reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück. Deren kirchliche Vorläufer wiederum bzw. die Einrichtungen und Pfarreien des Bistums an sich bewirtschafteten natürlich schon zuvor Weinberge, von denen viele heute von den Bischöflichen Weingütern Trier bewirtschaftet werden. In unseren alten Kellern mitten in der Trierer Innenstadt befindet sich ein jesuitischer Grundstein von 1593. Sie können davon ausgehen, dass schon damals in diesen Kellern Wein durch die Jesuiten ausgebaut und gelagert wurde. 

Peter J. König:  Wie sind in diesem Zusammenhang Ihre weltberühmten Lagen in das Eigentum der Güter gelangt? 

Dr. Karsten Weyand: Die Herkunft des Weinbergsbesitzes der Bischöflichen Weingüter Trier ist von unterschiedlicher Natur. Viele unserer heutigen Lagen wurden sicherlich von Mönchen im Mittelalter erstmals in Kultur genommen und mit Weinreben bestockt um Wein für den täglichen Konsum sowie natürlich auch für spirituelle Zwecke zu erzeugen. Dies ist wohl auch in der Lage Trittenheimer Apotheke der Fall, deren Name Apotheke sich nicht von dem ableitet, was wir darunter im pharmazeutischen Sinne verstehen, sondern sich von Abtsberg in der Bedeutung von "Weinberg des Abtes“ herleitet. Ein anderer Teil unserer Weinberge haben die Kirche oder deren Einrichtungen beispielsweise nach der Säkularisierung durch die Franzosen von eben diesen käuflich erworben oder von Privatiers, welche die Flächen von den Franzosen erworben haben, zeitversetzt zurückkaufen bzw. ersteigern können. Andere Flächen stammen aus Schenkungen und Stiftungen, die beispielsweise dazu dienten die jeweiligen Einrichtungen über den Verkauf des dort erzeugten Weines mit zu finanzieren. Ein anderer Teil der bewirtschafteten Flächen geht aus dem Besitz der an Mosel, Saar und Ruwer vielfach früher verbreiteten Pfarrweingüter in den Winzerorten hervor. 

Helga König: Wie sieht es überhaupt mit dem Stellenwert des Moselweines aus, in der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der Zukunft im Kontext mit der europäischen Weinkultur? 

Dr. Karsten Weyand: Rieslinge von der Mosel und der beiden Nebenflüsse Saar und Ruwer und hier insbesondere die Weine aus den traditionellen und qualitativ hochwertigen Steillagen, genießen national sowie international ein sehr hohes Ansehen. Vom rebsortentypischen Qualitätswein über unsere leicht-beschwingenden Kabinette und charaktervollen Spätlesen bis zum hochfeinen edelsüßen Gewächs werden gleichermaßen von Sommeliers und Gastronomen, von Weinjournalisten und dem Fachhandel als auch unmittelbar vom Konsumenten überall auf der Welt außerordentlich geschätzt. In den vergangenen Jahren gelang es den Winzern zudem die Reputation der Rieslinge unseres Gebietes mit sehr viel qualitativer Anstrengung in Weinberg und Keller deutlich näher an die jüngere Hochzeit des moselländischen Weinbaus um die Jahrhundertwende vom 19. in das 20. Jahrhundert heranzuführen. In dieser Zeit gehörten die edlen Riesling-Gewächse von hier zu den wertvollsten Weinen weltweit. Wir spüren heute ein sehr starkes Interesse an den klassischen Weinen nicht nur im Inland, sowie traditionell in Großbritannien, Skandinavien und Übersee, sondern ebenso aus weiteren europäischen Erzeugerländern wie Frankreich und Italien sowie Asien. Interessant für mich ist immer auch, dass gerade Winzer aus anderen europäischen Weinbaugebieten sowie aus den neuen Weinbauländern in Übersee von der Stilistik und der Qualität unserer Rieslinge schlicht begeistert sind. Dies spricht für sich.

Peter J. König: Ihre Güter liegen sowohl an der Mosel, an der Saar und an der Ruwer. Gibt es hier essentielle Unterschiede, was das Terroir anbelangt? 

Piesporter Goldtröpfchen
Dr. Karsten Weyand: Die Philosophie hinter der Bewirtschaftung ist an allen drei Flussläufen analog: wir möchten authentische und für die Sorte, die Region sowie für unser Unternehmen typische und charaktervolle Rieslinge erzeugen. Unterschiede hinsichtlich des jeweiligen Terroir sind klimatischer als auch geologischer Natur. So sind die Schiefergesteine der drei Flüsse unterschiedlich im Grad ihrer Verwitterung sowie in ihrer Mächtigkeit, in ihrer Härte und in der konkreten chemisch-mineralischen Zusammensetzung, was sich wiederum auf die Trauben und damit auf den resultierenden Wein auswirkt. Prinzipiell unterscheiden sich die Lagen an den drei Flüssen ebenfalls in ihrer Durchwurzelbarkeit durch die Rebe und der Farbe des Gesteins. Die Farbe wiederum korreliert zusammen mit weiteren Parametern wie Neigung, Ausrichtung, etc. wiederum mit der von der Sonne tagsüber gespeicherten und in der Nacht an die Umgebung und an die Reben abgegebenen Wärmeenergie. Dies beeinflusst die physiologische Entwicklung der Reben und natürlich der Trauben. An der Mittelmosel verfügen unsere Weinbergsparzellen über einen etwas höheren Humusgehalt und somit in Verbindung mit einer vielfach höheren Tiefgründigkeit der Böden auch über eine höhere Wasserhaltekapazität. Terroir ist ein sehr komplexes Thema, das neben der Geologie, dem Makro-, Meso- und Mikroklima auch durch die explizite Einflussnahme des Menschen geprägt ist. All diese Unterschiede bemühen wir uns durch unser weinbauliches Handeln herauszuarbeiten und in unsere Weinen zu überführen. 

 Dhroner Hofberger
Helga König: In Ihren Steillagen ist die Arbeit in den Weinbergen ausschließlich nur manuell zu bewerkstelligen oder gibt es auch Arbeitsschritte, die maschinell getätigt werden können? 

Dr. Karsten Weyand: Es ist korrekt, dass wir Handwerker sind. Aus diesem Grund sowie vor dem Hintergrund unserer Flächenstruktur mit vielen moseltypischen Steil- und Steilstlagen aus Schiefergestein müssen wir sehr viel aufwendige Handarbeit leisten. Allerdings setzen auch wir für viele Arbeitsgänge moderne bereifte oder kettengetriebene Traktoren sowie Mechanisierungssysteme mit Seilzug ein. Zu den oft maschinell durchgeführten Arbeiten gehören Laubpflegearbeiten, Bodenarbeiten sowie Pflanzenschutzmaßnahmen in unseren konventionell bewirtschafteten Weinbergen aber auch in unseren ökologisch bewirtschafteten Versuchsparzellen. Der Mechanisierungsgrad ist bei uns allerdings geringer als in den meisten anderen Weingütern. Dies liegt auch daran, dass bei uns die Traubenernte zu einem überdurchschnittlich hohen Anteil durch Handlese bewältigt wird – ein sehr hoher personeller Aufwand!

Peter J. König:  Haben Sie bereits Auswirkungen durch den Klimawandel in Ihren Weinbergen feststellen können und hat das Auswirkung auf den Anbau der Traubensorten? 

 Erdener Mosel
Dr. Karsten Weyand: Um Ihnen konkret zu erläutern inwieweit der Klimawandel den Weinbau und die Weine der Bischöflichen Weingüter Trier beeinflusst, bin ich mit meinen drei Lenzen bei den Bischöflichen Weingütern Trier in diesem Jahrtausend zu kurz dabei - mir fehlt also ein Vergleich über einen längeren Zeitraum! Fragen Sie nun langjährige Mitarbeiter wie unseren Kellermeister Johannes Becker oder unsere Gutsverwalter Klaus Backes und Joachim Scherf nach klimabedingten Änderungen in den Weinbergen und den Weinen, so werden sie Ihnen solche unmittelbar bestätigen. Ich bin sicher, dass im Durchschnitt nicht nur unsere Weine von diesen klimabedingten Änderungen bisher qualitativ profitieren konnten. Durch die tendenziell höheren Temperaturen in der Vegetationsperiode werden unsere Rieslingtrauben rein pflanzenphysiologisch betrachtet tendenziell reifer. Sie haben bei der Ernte u.a. eine andere, mitunter intensivere und strukturiertere Aromatik, weniger Säuren und eine andere Zusammensetzung der Säuren, mehr Zucker sowie eine andere Phenolmatrix – Wein ist physiko-chemisch gesehen ein sehr komplexes Medium, das auf geänderte Umweltbedingungen in vielfacher Weise in der Traube und im Wein reagiert. Riesling spricht auf geänderte Umweltbedingungen stärker als die meisten anderen Rebsorten an. Anbautechnisch reagieren wir mit angepassten Bewirtschaftungsmaßnahmen z.B. bei der Bodenwirtschaft oder der Laubarbeit. In Jahren mit trocken-heißen Phasen in der Vegetation, die es heute tatsächlich vermehrt gibt, versuchen wir über solche Maßnahmen die Trauben vollkommen ausreifen zu lassen und gleichzeitig die Zuckergehalte nicht zu hoch ansteigen zu lassen, damit wir weiterhin unsere geschmacklich sehr intensiven und trotzdem typisch leichten Rieslingweine erzeugen können. Für diese leichte und elegante Stilistik sind die Bischöflichen Weingüter Trier sehr bekannt. Wir versuchen also in qualitativer Hinsicht potentielle Vorteile aus der Klimaänderung zu fördern bzw. zu erhalten und vermeintlich negative Folgen gering zu halten. Allerdings treten kurzfristige und saisonale Wetterextreme leider auch häufiger und mitunter gravierender in ihrer Ausprägung auf – dies führt teils zu deutlich höherem Aufwand in der Bewirtschaftung. Andere Traubensorten bauen wir nicht verstärkt an – wir sind mit unseren ca. 90% Riesling sehr glücklich! Der Klimawandel ist ein sehr komplexes Thema, das auch weinbaulich noch niemand vollends in seinen Auswirkungen abschätzen kann und mich bereits während meiner Promotion beschäftigte - beinahe wäre ich Klimafolgenforscher geworden! 

 Ayler Kupp
Helga König:  Wie muss man sich die Entscheidungen bei der Herstellung der Weine im Einzelnen vorstellen, da die Bischöflichen Weingüter Trier ja aus mehreren Einzelweingütern bestehen? 

Dr. Karsten Weyand: Wir unterscheiden bei der Pflege der Reben und bei der Vinifzierung der Weine nicht nach den einzelnen Vorläuferweingütern – für alle unsere Weine gilt die Maxime nach größtmöglicher Typizität hinsichtlich Ihrer Herkunft sowie der qualitativen und geschmacklichen Einstufung innerhalb unseres Sortiments innerhalb unserer Rieslingpyramide, die unsere Sortimentsstruktur hierarchisch-geographisch abbildet. Obwohl wir den Plural im Firmennamen tragen, fühlen und handeln wir als Team im Sinne von einem Weingut.

Peter J. König: Wer eigentlich ist Eigentümer der Bischöflichen Weingüter Trier?

 Kanzemer Altenberg
Dr. Karsten Weyand:  Gesellschafter der Bischöflichen Weingüter Trier sind das Bischöfliche Priesterseminar Trier, die hohe Domkirche Trier und das Bischöfliche Konvikt Trier. Alle drei sind Einrichtungen des Bistums Trier. Das Weingut führen wir in Form einer Gesellschaft des bürgerlichen Rechts.

Helga König:  Wohin werden Ihre Weine in erster Linie verkauft und gibt es besondere Initiativen bezüglich Ihrer Vermarktungsstrategien? 

Karsten Dr. Weyand: Wir vermarkten national sehr intensiv unmittelbar an Endverbraucher. Dort sind wir mit der Marke Bischöfliche Weingüter Trier und mit unserem Lagenportfolio von Rieslingweinen ungemein stark aufgestellt und genießen eine sehr hohe Reputation. Das Lagenportfolio in Kombination mit den qualitativen Änderungen der vergangenen Jahre nutzen wir um auch im bundesdeutschen Handel sowie der Gastronomie stärker Fuß zu fassen – für uns ein Segment mit Potential. International setzt unsere Marketing- und Vertriebsleiterin Anna Reimann starke Akzente vor allem in den USA, UK, Skandinavien und BeNeLux. In zwei bis drei Jahren kann ich mir den asiatischen Raum als zusätzlichen Schwerpunkt unserer Vertriebsaktivitäten vorstellen. Dies hängt allerdings nicht nur von unserer internen Entwicklung ab, sondern von der globalen wirtschaftlichen sowie auch von der Entwicklung der deutschen Weinwirtschaft insgesamt ab. 


Helga König: Welche Sehenswürdigkeiten sind mit Ihren Weingütern verbunden und gibt es spezielle Veranstaltungen, bei denen der Weinliebhaber einige schöne Stunden mit Ihren Weinen verbringen kann? 

 Scharzhofberger Saar
Dr. Karsten Weyand:  Wir verfügen über historische Keller, wie z.B. diejenigen Keller unterhalb des Bischöflichen Priesterseminars mitten in der Trierer Innenstadt. Diese alten, einige hundert Jahre alten Keller, nutzen wir bis heute zur Vinifzierung und Lagerung unserer Weine. Es sind also nicht nur Showkeller, sondern aktiv zur Produktion eingesetzte Unternehmensteile. In einem dieser Keller erzeugen wir z.B. unsere hochwertigen, traditionell im Eichenfuderfass á 1.000 Liter, von denen wir über 240 Stück verfügen, vinifizierten Spätlesen aus. Unser Proben- und Verkostungsraum, in dem wir über das Jahr sehr viele Veranstaltungen durchführen, befindet sich ebenfalls in diesem alten Kellerbereich und unmittelbar unterhalb der Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars, die Teil der theologischen Fakultät der Universität Trier ist. In diesen Kellern sowie in der Promotionsaula des Bischöflichen Priesterseminars, in der Karl Marx sein Abiturzeugnis als Schüler des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums Trier erhielt, veranstalten wir unsere jährlichen Präsentationstage an Pfingsten sowie am ersten Adventwochenende. Daneben verfügen wir über Wirtschaftsgebäude an Mosel, Saar und Ruwer. An der Ruwer in Trier Eitelsbach ist beispielsweise unser Kelterhaus im Duisburger Hof integriert, der ebenfalls auch als Bistumsarchiv dient. An der Saar sind wir Eigner des sehr berühmten „alten Scharzhofes“ in den unser Kelterhaus zur Verarbeitung der Trauben von der Saar eingerichtet ist. Dort präsentieren wir uns mit weiteren Gastweingütern im Rahmen des jährlich stattfindenden Saar-Riesling-Sommers.

Lieber Herr Dr. Weyand, wir danken Ihnen herzlich für das aufschlussreiche Interview.
Helga König und Peter J. König

Copyright: Bischoefliche Weingueter

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zu den Bischöflichen Weingütern. Dort können Sie die Weine  bestellen.: www.bischoeflicheweingüter.de

Helga König und Peter J. König im Gespräch mit Karl Friedrich Groebe

Lieber Herr Groebe, nachdem wir Ihr neues Weingut besucht und darüber auf "Buch, Kultur und Lifestyle" berichtet, sowie sechs Ihrer Weine verkostet  und vorgestellt haben, möchten wir heute in diesem Zusammenhang einige Fragen an Sie richten:

Hier die Links zu den Weinbesprechungen: 

Helga König: Wie wir erfreulicher Weise bei Ihnen feststellen konnten, sind Winzer und Weinberg sich näher gekommen.:-)) Seit wann residieren Sie auf Ihrem neuen, schönen Anwesen und inwiefern hat sich Ihre Situation dadurch geändert?

Karl Friedrich Groebe: Seit Ende September 2012 und damit rechtzeitig zur Weinlese wohnen wir am Standort Westhofen. Durch den Wegfall von täglich fast 2 Stunden Fahrzeit und die Tatsache nun direkt am "Arbeitsplatz" zu wohnen, hat sich schon einiges sehr positiv verändert. Das wir nun auch statt mitten im Ort mitten in unserem Garten und umgeben von Weinbergen wohnen, ist ebenfalls eine sehr schöne Sache. 

Peter J. König: Ihre Vorfahren lebten ja schon vor Jahrhunderten in Westhofen. Weshalb hat es Sie zunächst auf die andere Rheinseite nach Biebesheim verschlagen? 

Karl Friedrich Groebe: Nun, das war das Ergebnis der Hochzeit meines Großvaters Karl Friedrich Groebe, der 1933 nach Biebesheim am Rhein geheiratet hatte, aber trotzdem sich nie vom Weingut in Westhofen trennte.

Helga König: Sind ihre Weinberge jetzt unmittelbar um ihr Anwesen gruppiert oder haben Sie auch Lagen, die an anderen Punkten der Gemarkung Westhofen zu finden sind? 

Karl Friedrich Groebe:  Am Weingut selbst befindet sich ein Weinberg von etwa 0,7 ha Größe (Lagenamen: Steingrube). Die anderen sind, sehr arrondiert, in den Lagen AULERDE, KIRCHSPIEL, MORSTEIN (alle drei klassifiziert als VDP Grosse Lage) und Rotenstein gelegen. 

Peter J. König:  Eine Frage zu Ihrem schicken Gutshaus. Was hat Sie veranlasst im Wonnegau toskanische Elemente einzubringen?

Karl Friedrich Groebe: Sie mögen das, verständlicherweise, als toskanisch angehaucht interpretieren. Die Architektur folgt allerdings sehr genau einem Entwurf des preußischen Architekten, Stadtplaners und Malers Karl Friedrich Schinkel für ein mediterranes Landhaus in Potsdam. Ein weiteres ähnliches, aber kleineres Gebäude, findet sich in den Weinbergen an der Saale als großzügiges Weinbergshaus. Zu sehen im dem lesenswerten Buch "Wein spricht Deutsch" von Stuart Pigott.

Helga König: Unsere Leser möchten doch zu gerne wissen, wie Ihr traumhaftes Parkgelände zustande gekommen ist und wie man sich dies in einigen Jahren vorstellen darf? 

Karl Friedrich Groebe: Unser Garten entsteht seit etwa 1987. Der Weinberg der sich an dieser Stelle befand hatte sich von einem extremen Hagelunwetter am 28. Juli 1985 nicht mehr erholt und musste nach über 60 Jahren Standzeit damals leider gerodet werden. Als wir dann den gerodeten leeren Weinberg vor uns hatten entschieden wir, dass hier ein Garten mit vielen Bäumen entstehen soll. Bis heute sind die Dinge im Fluss und es gibt keine wirklich feste Planung. So entsteht eine individuelle Gartenlandschaft die wir mit großer Freude pflegen und mit unseren Gästen teilen.

Peter J. König: Wir haben bei unserem Besuch ja auch das Festival der Künste erleben dürfen. Können Sie sich vorstellen, solche Veranstaltungen zu intensivieren, wo sich Ihr Park dazu wunderbar eignen würde? 

Karl Friedrich Groebe: Wir denken gegenwärtig darüber nach und wir werden sicher in dieser Richtung weitere Aktivitäten entfalten auch unabhängig davon, wie sich das "Festival der Künste", das ja in Kooperation mit der Ortsgemeinde Westhofen organisiert wird, weiterentwickelt. Unsere in diesem Jahr erstmals veranstalteten klassischen Konzerte in kleinem Kreis, maximal 26 Gäste, also sehr intime Veranstaltungen, hatten so viel Erfolg, dass wir das im nächsten Jahr in jedem Fall fortführen werden.

Helga König: Beschreiben Sie bitte einmal, wie Sie früher Ihre Weine gelagert haben und wo dies jetzt stattfindet?

Karl Friedrich Groebe:  Da hat sich ja nur marginal etwas geändert, da unser großer Holzfasskeller ja schon immer in Westhofen war. Auch nach dem Neubau und Umzug nutzen wir diesen 500 Jahre alten Keller zur Weinbereitung. Im neuen Betriebsgebäude sind die Lagerbedingungen für die Flaschenweine allerdings besser als sie es am alten Standort waren. 

Peter J. König: In Ihrem neuen Gutshaus sind uns die eindrucksvollen Räumlichkeiten für Verkostungen aufgefallen. Wie dürfen wir uns eine solche Veranstaltung vorstellen?

Karl Friedrich Groebe: Festlich familiär, leger familiär, persönlich, da sind wir ganz offen. In jedem Fall nicht steif und albern vornehm. 

Helga König: Ist es denkbar, dass sich der Ortswechsel in irgendeiner Weise auf Ihren Wein auswirkt, z.B. durch noch intensivere Begehung ihrer praktisch vor dem Anwesen liegenden Weinberge?

Karl Friedrich Groebe: Natürlich bin ich jetzt näher dran und habe auch täglich 2 Stunden mehr Zeit. Das wirkt sich positiv auf uns alle aus. So will ich nicht ausschließen, dass sich das auch positiv auf den Wein auswirken kann. An der Art der Weinbereitung selbst und der Arbeit im Weinberg haben wir nichts geändert. 

Peter J. König: Als wir Sie in Westhofen besucht haben, hatten wir das Gefühl in südlichere Gefilde zu kommen, speziell wenn man aus dem Rhein-Main-Gebiet losgefahren ist. Wie ist es Ihnen ergangen, allein durch den Wechsel von der anderen Rheinseite in diese fast Piemont-ähnliche Landschaft im südlichen Wonnegau?

Karl Friedrich Groebe: Das war uns ja vertraut, die Uhren gehen hier im Wonnegau etwas langsamer und wir haben es dankbar angenommen. Die Landschaft der "offenen Fernen" wie ich sie gerne nenne ist natürlich auch etwas Einzigartiges. Kommt man aus der geschäftigen, ziemlich zersiedelten Rhein-Main-Region hier her nach Rheinhessen, dann können sich schon entspannte Gefühle wie im Urlaub entwickeln und die Seele ruht beim Schauen ins weite Land der Reben. Der Blick vom Kirchspiel hinüber zu den Erhebungen des Pfälzer Wald oder dem monolithischen Donnersberg ist besonders gegen Abend, wenn die Sonne sich neigt, ein ganz besonderer Genuss.  

Lieber Herr Groebe, herzlichen Dank für das spannende Interview.
Helga König , Peter J. König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zur Homepage des Weingutes und können den Wein bestellen: www.weingut-k-f-groebe.de



Helga König im Gespräch mit Roger Willemsen

Lieber Roger Willemsen, gestern habe ich Ihr Buch "Es war einmal oder nicht: Afghanische Kinder und ihre Welt" rezensiert. Dazu möchte ich Ihnen heute einige Fragen stellen. 

Helga König: Sie sind Schirmherr des Afghanischen Frauenvereins. Was hat Sie veranlasst, sich gerade mit den Nöten dieser Frauen zu befassen und welche Ziele hat dieser Verein?

 Roger Willemsen
Copyright: Anita Affentranger 
Roger Willemsen: Es käme mir seltsam entfremdet vor, das Einfühlungsvermögen nur den Personen in Büchern oder Filmen zu reservieren, nicht denen der Wirklichkeit. Also, die Menschen Afghanistans zu sehen und helfen zu wollen, das war dasselbe und kam ganz selbstverständlich. Wir bohren am Hindukusch vor allem Brunnen, bauen Schulen, kümmern uns um Gesundheitsvorsorge, haben ein Hebammenprojekt und betreiben eine Schneiderei, in der sich die Frauen selbst zu helfen lernen.

Helga König: Welchen Zweck verfolgen Sie damit, die vielen Kinderzeichnungen in Ihrem Buch, Ihren Lesern zugänglich zu machen? 

Roger Willemsen: Ich möchte, dass die Menschen hier das Land mal nicht unter der Bundeswehr-Perspektive sehen, sondern aus der Erfahrung der Zivilisten, um deren Wohl es ja angeblich immer geht. Außerdem erfülle ich einen Kinderwunsch: Sie möchten alle so gerne am Aufbau des Landes beteiligt werden. Das tun sie durch ihre Bilder, denn der Erlös des Buches geht ja komplett an den Afghanischen Frauenverein. 

Helga König: Wird oder hat es bereits eine Ausstellung der Bilder in Berlin gegeben und zwar im Rahmen einer Benefiz-Veranstaltung für afghanische Kinder?

Roger Willemsen: Ich mache diese Benefiz-Veranstaltungen ja dauernd, zuletzt mit Dieter Hildebrandt, Georg Schramm, Erwin Pelzig, Konstantin Wecker im Zirkus Krone in München. Nun mache ich Veranstaltungen mit Barbara Auer und einmal mit Juliane Köhler, da werden die Bilder gezeigt, aber auch hundert Fotos von den Kindergesichtern. Dazu erzähle ich, und die Aufsätze und Briefe der Kinder und Schneiderinnen werden dazwischen gelesen. Eine Ausstellung ist noch nicht geplant, wäre aber denkbar.

Helga König: Wie reagieren Menschen hier in Deutschland, wenn sie die Bilder sehen? 

Roger Willemsen: Sehr gerührt, und das ist bewegend. Gestern hat mir ein Interviewer gestanden, er sei in Tränen ausgebrochen bei der Betrachtung dieser Arbeiten.

Helga König: Welchen generellen Eindruck haben Sie, wenn Sie mit afghanischen Schülerinnen sprechen, wird diese heranwachsende Generation es schaffen, entscheidende kulturelle Veränderungen vorzunehmen?

 Roger Willemsen
Copyright: Anita Affentranger
Roger Willemsen:  Nicht alle werden zum Besten sein, aber ja, es ruht viel Hoffnung auf den Schultern der Jugendlichen, besonders der Frauen, die mit Riesenschritten in eine liberalere Zukunft stürmen. Dass sie dabei auch von unserem Schrott erfasst werden – Castingshows, Muckibuden für das Körperstyling, samt Konsum von Muskelaufbaupräparaten, Shopping Queens, Fernsehköche, all das gibt es in Afghanistan inzwischen auch.

Helga König: Worin sehen Sie die Hauptprobleme für Veränderungen in der afghanischen Kultur?

Roger Willemsen:  Einerseits im Verlust der traditionellen Kultur, die flächendeckend zerstört wurde – es fehlen Musikinstrumente und Noten, Kunstwerke, Bild- und Filmarchive, eine lokale Literatur entsteht erst langsam wieder – anderseits im Einfluss aus den USA, aus Pakistan. Afghanistan ist ziemlich wehrlos gegenüber jenen, die das Land kulturell kolonialisieren. 

Helga König: Mitleid führt selten zu wirklichen Veränderungen, Mitgefühl hingegen schon. Mein Eindruck ist, dass durch die Kinderzeichnungen und die Texte, sich beim Leser und Betrachter Mitgefühl entwickeln kann, das sich in humanistische Handlungen umsetzen lässt. Welche Handlungen sind in Ihrem Sinne wünschenswert?

Roger Willemsen:  Danke, Sie haben recht. Als Erstes wünsche ich
mir ein nicht nachlassendes Interesse an dem Land, dem der Westen, auch durch die Unterstützung der Taliban, als sie nützlich schienen, so viel Schaden zugefügt hat. Dann aber wünsche ich mir, dass sich die Hilfsbereitschaft auch praktisch niederschlägt, sei es in Spenden, sei es im Versuch des Austausches zwischen Schülern, Studenten, Frauengruppen – da ist so Vieles denkbar.

Helga König: Der Erlös aus dem Verkauf des Buchs wird vom Verlag und Autor an den Afghanischen Frauenverein e.V weitergegeben. Hat man bereits Vorstellungen davon, in welcher Weise man den Kindern dort helfen möchte?

 Roger Willmsen
Copyright: Anita Affentranger
Roger Willemsen:  Wir müssen eine langfristige Arbeit sicherstellen, Lehrerinnen gewinnen, Wächter bezahlen, Lehrmittel kaufen, zusätzliche Klassenräume bauen. Der Bedarf ist so riesig, aber glauben Sie mir, der Bildungshunger der Kinder ist es auch. 

Helga König: Sie nennen zum Ende des Buches zudem ein Spendenkonto: Afghanischer Frauenverein e.V., Commerzbank Koblenz BLZ 57080070, Konto 0680850500. Welche Summen  sind notwendig, um beispielsweise Schulen in einer Region zu bauen, Sie schreiben ja, dass 75% der Schulen im Krieg zerstört worden sind? 

Roger Willemsen:  Ein Brunnen kostet 800 Euro und kann bis zu 150 Menschen täglich mit reinem Wasser versorgen, eine Schule kostet etwa 250.000 Euro. Wir hören ja immer von der staatlichen Hilfe für die zivile Aufbauhilfe. Wir merken davon nicht viel. Der erste Satz, den Minister Niebel zu mir sagte, als ich ihn traf, war: „Ist ja ganz schön und gut, was Sie da in Afghanistan machen, Hauptsache, Sie wollen kein Geld.“ Anders als der Minister arbeitet der Afghanische Frauenverein aber schon seit 20 Jahren im Land. Von seiner Expertise könnte man viel lernen, wenn man wollte.

Helga König: Haben Sie schon einmal daran gedacht, an die Tür des vermögenden Inhabers der Firma United Internet AG in Montabaur anzuklopfen, schließlich befindet sich die Koblenzer Bank gerade vor seiner Haustür?

Roger Willemsen: Gute Idee, er soll sich schon mal auf Klopfgeräusche einstellen.

Helga König: Was ist mit Amazon, könnte Amazon im Falle des Buches nicht auch auf seinen Profit verzichten und sich ein gutes Beispiel am Autor und Verlag nehmen?

Roger Willemsen:  So schön es wäre, damit fängt Amazon bestimmt gar nicht erst an. Das Beispiel könnte ja Schule machen.

Lieber Roger Willemsen, ich danke Ihnen herzlich für das  aufschlussreiche Interview.
Ihre Helga König

Helga König im Gespräch mit der Schauspielerin und Autorin Christine Kaufmann

Sehr geehrte Frau Christine Kaufmann, dieser Tage habe ich Ihr wunderbares Buch "Scheinweltfieber" rezensiert. In diesem Zusammenhang möchte ich Ihnen heute einige Fragen stellen.

Helga König: Wie definieren Sie Schönheit? 

 Christine Kaufmann
 Copyright: Petra Stadler
Christine Kaufmann: Für mich gilt nur der Mensch als schön, der Landschaften ähnelt. Der Anblick muss: erfreuen, beruhigen, einem das Gefühl der Zeitlosigkeit vermitteln. Meist trifft dies nicht auf Menschen zu, doch gelegentlich schon, z. B.  bei Audrey Hepburn.

Helga König: Welchen Stellenwert hat für Sie Schönheit im Hier und Jetzt, welchen Stellenwert hatte sie für Sie vor 50 Jahren? 

Christine Kaufmann: Für mich war als junge Frau, und jetzt als ältere noch mehr, Schönheit nur wertvoll wenn Sie beruhigt. Wenige Menschen denken überhaupt bei Schönheit an Ruhe, doch ich finde Sie ganz nah beieinander. Zum Beispiel sind Babys wunderschön, wenn Sie schlafen. Kaum etwas ist schöner als ein schlafendes Kind. Ergo liegen die beiden Eigenschaften nah beieinander.

Helga König: Ich teile Ihre Meinung, im Hinblick auf die Opfertauglichkeit schöner Frauen. Wann ist Ihnen dieser Moment bewusst geworden und welche Konsequenzen haben Sie daraus gezogen?

Christine Kaufmann: Nun, ich fand mich nie schön, aber immer als stark. Eine Frau die sich stark fühlt und womöglich auch ist, löst bei Anderen Gelüste aus. Das war im meinem Buch SCHEINWELTFIEBER, der rote Faden, was löst Opferungsgelüste aus.?

Helga König: Haben Sie trotz aller Filmarbeit in Ihrer Jugend gerne gelesen und wenn ja, welche Vorlieben hatten Sie? 

Christine Kaufmann: Ich habe als junge Frau nur Dostojewsky gelesen, es war eine Obsession von mir. 

Helga König: Wo liegen heute Ihre Schwerpunkte bei Büchern? 

Christine Kaufmann: Zur Zeit lese ich gerade wieder mal Bulgakow,  "Der MEISTER UND MARGARITA", das fantastischste Buch aller Zeiten. Ich hab es schon 13 mal gelesen.

Helga König:  Welche Menschen haben Sie in Ihrem Leben intellektuell weitergebracht?

Christine Kaufmann: Jean Renoir, Peter Zadek, meine Mutter, meine Großmutter und viel Gespräche mit Frauen im allgemeinen.

Helga König: Welchen Stellenwert hatte in Ihrem intellektuellen Leben Tony Curtis und welchen Günter Amendt? 

Christine Kaufmann
Copyright: Petra Stadler 
Christine Kaufmann: Tony Curtis war ein witziger Mann, Günter Amendt jemand der meine Gedanken immer aufräumen könnte.

Helga König: Was bedeutet es für Sie, Freundschaft mit einem Mann zu pflegen?

Christine Kaufmann:  Freundschaft bedeutet ein Mensch zu sein, denn Freundschaft ist für Menschen wichtig, das steht weit über der sexuellen Identität. 

Helga König: Welchen Stellenwert räumen Sie der Liebe in Ihrem Leben ein?  

Christine Kaufmann: Ein Satz: Ohne Liebe ist Alles nichts! 

Helga König: Welche Lebensträume möchten Sie sich noch gerne erfüllen? 

Christine Kaufmann: Ein Haus mit Garten 

Liebe Frau Christine Kaufmann, ich danke Ihnen herzlich für das aufschlussreiche Interview.

Ihre Helga König

Bitte klicken Sie auf den Button, dann gelangen Sie zu Amazon und können das Buch bestellen.

Helga König im Gespräch mit Thomas Hoepker, dem international renommierten Fotografen und Autor des gerade erschienenen Bildbandes "NEW YORK".

Lieber Herr Hoepker,  im Juni dieses Jahres  hatte ich die große  Ehre,  Sie  in der "Leica Galerie Frankfurt" persönlich kennen zu lernen und dort Ihre New York- Bilder im Original zu bewundern, die  Sie in Ihrem neuen, im teNeues-Verlag erschienen Bildband "New York" nun auch   Ihrer breiten Leserschaft zeigen. Damit die Leser von "Buch, Kultur und Lifestyle" mehr über Sie erfahren, möchte ich einige Fragen an Sie richten.

Helga König: Wie definieren Sie den Begriff Kunst und wann greift dieser Begriff bei Fotografien?



Thomas Hoepker: Durch viele Jahrhundert haben kluge Leute versucht zu definieren, was KUNST ist. Aber die Kunst ist immer schneller und widersetzt sich pauschalen Deutungsversuchen. Das ist eben die wahre Kunst der Kunst. Das gilt auch für die Fotografie. Die Kamera ist nur ein Werkzeug, wenn der richtige Mensch im rechten Moment auf den Auslöser gedrückt hat, dann kann (aber muss nicht) Kunst entstehen. 

Helga König: Sie leben bereits seit 1976 in New York. Hat sich durch die Erfahrungen dort Ihr Blick auf Objekte entscheidend verändert?

Thomas Hoepker: Ich glaube nicht, aber New York ist eine Droge, die Stadt vereint extreme Kontraste und das macht es Fotografen relativ leicht, interessante Bilder zu finden. Ausserdem - New York ändert sich dauernd und ist immer an- und aufregend. 

Helga König: Sie waren bis 2007 Präsident der International angesehensten Agentur Magnum Fotos. Dürfen die Leser über Ihre damalige Tätigkeit mehr erfahren?

Thomas Hoepker: MAGNUM ist ein Sammelbecken für besonders begabte und senslible Fotografen. Progressive und ungewöhliche Individuen sind nicht immer vernünftig, vor allem, wenn es um praktische oder finanzielle Entscheidungen geht. Präsident dieser Agentur zu sein, heisst wirtschaftliche Vernunft mit künstlerischen Träumen in Einklang zu bringen. Kurz gesagt ist es "mission impossible".

Helga König: Was hat Sie veranlasst,  in der Leica Galerie Frankfurt Ihre New York Bilder auszustellen?

Thomas Hoepker: Schon vor vier Jahren hatte ich eine grosse Retrospektiv-Ausstellung in der Leica Galerie in Frankfurt. Sie war ein grosser Erfolg und ich hatte interessante Begegnungen mit Foto-Sammlern und Kunst-Liebhabern. So war es logisch, mein neues Buch "NEW YORK", das gerade im Verlag teNeues erschienen war zum Anlass zu nehmen, wieder einmal in Frankfurt auszustellen. Ich bedanke mich sehr bei der begeisterten crew der Leica Galerie, die mir eine perfekte Ausstellung beschert hat! 

Helga König: Könnten Sie sich vorstellen, auch einen Bildband über Impressionen der Stadt Frankfurt zu veröffentlichen und wenn ja, wo würden Sie die Schwerpunkte setzen?

Thomas Hoepker: Frankfurt ist eine spannende und dynamische
Stadt, die ich erst jetzt etwas besser kennen gelernt habe. Aber um einen Bildband zu machen bedarf es langer Zeit. Eigentlich muss man in einer Stadt (oder einem Land) sehr lange leben, ehe man es wagen könnte, ihr ein ganzes Buch zu widmen.

Helga König: Nach welchen Kriterien haben Sie die Fotos für Ihr jüngstes Buch ausgesucht?

Thomas Hoepker:  Bildauswahl für ein Buch heisst, hunderte oder tausende von Bildern anzusehen, auszuwählen, zu mischen und zusammen zu stellen. Es hilft auch, einen Partner zu haben, der mit frischen Augen im Archiv stöbert. Einen solchen Partner habe ich in dem Londoner Grafiker Stuart Smith gefunden. Ihm verdanke ich viele gute Bild-Kombinationen. 

Helga König: Wann fotografieren Sie schwarz-weiß und wann bunt?

Thomas Hoepker: Die längste Zeit meines Berufslebens habe ich als Vertrags-Fotograf für Zeitschriften, wie KRISTALL, STERN oder GEO zugebracht. Da gab es Chefredakteure oder Bildredakteure, die mir Aufträge gaben und gleich sagten, ob es eine Schwarzweiss- oder Farbstrecke werden sollte.

Helga König: Mich hat besonders das Foto begeistert, das Schlittschuhläufer in Central Park zeigt. Was macht Ihrer Meinung den besonderen Kunstcharakter dieses Bildes aus?

Thomas Hoepker: Ich freue mich, dass Ihnen gerade diese Bild gefällt. Ich habe es bei der Motivsuche in meinem Archiv überraschend wieder gefunden. Ich habe bei der Aufnahme einen kleinen Trick angewendet, denn ich habe bewusst drei Belichtungen auf das gleiche Stück Film gemacht - deshalb gibt es diese Überlappungen von drei Momenten in kurzer Abfolge. 

Helga König: Ist ein Foto, wie jenes, das die Manhattan Skyline mit Möwe zeigt, ein Schnappschuss oder das Ergebnis von tagelangem „Ansitzen“?

Thomas Hoepker: Manchmal muss man als Fotograf einfach Glück haben. Ich wollte im Abendlicht die Skyline von Manhattan aufnehmen. Als ich die Kamera vor dem Auge hatte, sah ich die Möwe in der Luft, drückte auf den Auslöser und wusste, dass ich einen guten Moment erwischt hatte. So einfach kann Fotografieren sein (manchmal ).

Helga König: Welches Fotoprojekt planen Sie in nächster Zukunft?

Thomas Hoepker: Ich würde gerne noch einmal kreuz und quer durch die USA fahren, ganz ohne Eile und ohne Druck einer Redaktion, und damit meine frühe USA Reise von 1962 wiederholen. 

Lieber Herr Hoepker, ich danke Ihnen herzlich für dieses aufschlussreiche Interview.

Ihre Helga König

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Helga König im Gespräch mit Michael Weber, Künstler

Lieber Michael Weber, Sie sind ein Künstler mit bemerkenswertem intellektuellen Anspruch.  Weil ich Ihre Werke sehr beeindruckend finde, möchte ich Sie und Ihr künstlerisches Schaffen gerne den Lesern von "Buch, Kultur und Lifestyle" vorstellen und aus diesem Grunde einige Fragen an Sie richten.

Helga König: Wie definieren Sie den Begriff Kunst?

 Michael Weber
Michael Weber: Ungern....höchst ungern definiere ich Kunst. Führt die Auseinandersetzung über den Kunstbegriff doch nicht selten zu heftigsten Streitigkeiten. Wenn es dann schon sein muss, so möchte ich aus den „10 Thesen zur Kunst“ meines Künstlerfreundes Cornelius P. Rinne / Bielefeld (mit dessen freundlicher Erlaubnis) zitieren. „Kunst ist nicht käuflich, da Kunst nur ein Prozess ist an dessen Ende Spuren hinterlassen werden. Nur die Spuren des Prozesses sind käuflich erwerbbar. Kunst ist der gesamte Schaffensprozess, angefangen von der Initialzündung -der Idee, über den deutenden Teil,hin zur Ausführung der Dokumentation / Spur des Prozesses. Dies gilt für alle Kunstsparten von der bildenden Kunst, über Musik, bis hin zu rein rezitierenden Künsten, wie der Schauspielerei. Die Spuren stellen hinterher das Werk in der Öffentlichkeit dar. „

Helga König: In den 70er Jahren haben Sie eine Sonderbegabtenprüfung an der Essener Folkwang Schule erfolgreich bestanden und dort dann Visuelle Kommunikation studiert. Was haben Sie damals für Ihr späteres künstlerisches Schaffen speziell erlernt?

Michael Weber:  Bis heute bin ich noch ein wenig stolz, dass die Prüfungskommission mich bereits nach Mappenvorlage zugelassen hat und mir eine zusätzliche "Pfrüfung vor Ort" erspart geblieben ist. Gelernt habe ich dort das grundsätzliche Handwerkszeug, wie Zeichnen, Schrift etc. und dies bei hochqualifizierten Lehrern, deren Ansprüche an uns Lernenden bisweilen zur Verzweiflung getrieben haben. Vielleicht wichtiger aber war die Erfahrung, dass es notwendig ist,  an den künstlerischen Prozess planmäßig heranzugehen, auch wenn das jetzt arg konservativ klingt, sich an eine bestimmte Ordnung zu halten. Viele meiner Künstlerfreunde haben im Designbereich gelernt und jedem merkt man das an :).Wenn ich ehrlich bin, arbeite ich mit diesem Künstlertypus weit lieber zusammen als mit den oftmals chaotischen Kollegen von den Akademien.

Helga König: Seit den 80er Jahren arbeiten Sie als freischaffender Künstler.Wo liegen die Schwerpunkte in Ihrem Schaffen und haben Sie diese Schwerpunkte im Laufe der Jahre oft verändert?

Michael Weber:  Das meine große Liebe dem Informell gehörte, ist mir erst im Laufe der Jahre klar geworden. Verwundert hat es mich allerdings nicht. Bereits als 10 jähriger hatte ich die wohl entscheidende Begegnung mit dem bekannten (leider verstorbenen) Künstler Kuno Gonschior. Dieser, ein K.O. Götz Schüler und ausgewiesener Meister des Informell, wurde für zwei Jahre mein Lehrer am Gymnasium und hat mein Kunstverständnis wesentlich geprägt. 

Natürlich habe ich mich, über die Lehrjahre, durch die verschiedensten Kunststile hindurch gearbeitet, selbst die so (angeblich) konträr zum Informell stehende Popart hab ich nicht ausgelassen, aber spätestens zum Beginn der 90er Jahre war die Entscheidung für das Informell gefallen. Das hält mich bis heute nicht davon ab, künstlerische Ausflüge ins Konkrete zu unternehmen. Ich halte das für wichtig. Schließlich bin ich nicht den langen Weg zum "freien Künstler" gegangen , um mir dann selbst Ketten anzulegen.

Helga König: Von welchen Künstlern wurden Sie besonders inspiriert?

 Michael Weber
Michael Weber:  Die Liste könnte lang werden …... aber ich versuche sie mal auf die wichtigsten einzugrenzen. Ganz weit oben stehen ganz sicher zwei große niederländische Maler. Zum einen ist dies Frans Hals und zum anderen Piet Mondrian. Beim ersten ist es die großartige, fast schon moderne Pinselführung und schonungslose Darstellungsweise seiner Personen, bei Mondrian ist es der Weg und Wille zur konsequenten Reduktion. Übertroffen wurde er wohl nur durch Malewitsch und sein "Schwarzes Quadrat", ein für meine Entwicklung nicht wegzudenkendes Werk . 
Über allen aber thront der „große Meister“ und Übermaler Picasso. Mit keinem anderen habe ich mich derart intensiv auseinander gesetzt, an keinem anderen mich so abgearbeitet. Originell ist das nicht …aber noch heute stecke ich meine Nase in Bildbände mit Werken des Spaniers, wenn es Problem zu lösen oder Neues zu lernen gibt.

Helga König: Sie stellen Ihre Werke in Deutschland und in den Niederlanden aus, sprechen auch niederländisch. Haben Sie viele niederländische Künstlerfreunde und eventuell einen besonderen Zugang zur Kunstszene dort?

Michael Weber: Leider haben sich meine Kontakte in den Niederlanden in den letzten Jahren, auch aus persönlichen Gründen, stark verringert. Eine Rolle spielt daneben sicherlich die Veränderung in der holländischen Gesellschaft. Eine Veränderung die alles andere als positiv ist. So war z.B. meine letzte Ausstellung im Museum Zandvoort, 2010, nicht nur hoch umstritten, sondern sie wurde von Teilen schlichtweg ignoriert und boykottiert. Die „Bahnhofstrasse“ (eine Auseinadersetzung mit dem Holocaust) sorgte bei vielen Menschen für Unmut und Widerstand. Die Zeit der deutschen Besetzung ist nun wahrlich kein Ruhmesblatt niederländischer Geschichte und scheinbar nur unzulänglich aufgearbeitet. Den einen schien es "noch zu früh" um das Thema (und dann auch noch durch einen Deutschen) aufzugreifen, den anderen war es schon zu lang her, um noch davon berührt zu sein. Dennoch stehe ich in Kontakt zur Museumsleiterin Frau Sabine Hulst, einer engagierten und kämpferischen jungen Frau, um in 2014/15 ein weiteres gemeinsames Projekt, eine Fortsetzung, bzw, Erweiterung der „Bahnhofstrasse“ in das Museum zu bringen.

Helga König: Welche Techniken und Farben bevorzugen Sie?

Michael Weber: Es ist weniger eine Bevorzugung, denn eine kontinuierliche Weiterentwicklung eigener Technik. Ich liebe die Arbeit mit dem Spachtel auf der Leinwand mehr als die mit dem Pinsel. Ich gebe der Ölfarbe den Vorzug vor dem Acryl usw. … 

Zwischen meinen großen Arbeiten, quasi zur Entspannung, widme ich mich mit Begeisterung dem Ölpastellsgrafitto, der Collage und der informellen Arbeit auf Papier. Das alles macht mir sehr viel Freude und wird Jahr um Jahr vertieft und verbessert. Oft höre ich den Satz "Das kann ich doch auch !" und ich antworte stets : "Sicher, aber du musst es 24 Stunden täglich tun." Einzig die Routine birgt die Gefahr der Überperfektion und der Langeweile. Und Langeweile in der Kunst ist die Höchststrafe für Rezipient und Künstler! Bei den Farben bevorzuge ich eindeutig die Grundfarben in Verbindung mit Schwarz und Weiß, sofern es um die Ölmalerei geht. Doch auch dort arbeite ich neuerdings sehr reinfarbig mit Zinnoberrot, Echtgelb etc. ….und auch für mich überraschend, mit Emeralgrün ...eine wunderbare Farbe :)! Wenn ich mit Acrylfarben arbeite, so beschränke ich mich bewusst auf Rot,Schwarz und Weiß. Auch dies her eine Entwicklung der Jahre, denn eine bewusste Entscheidung.

Helga König: Was können Sie den Lesern zu Ihrem Album "Strange Landscapes" Näheres berichten?

Michael Weber: Die Landscapes sind, wie so vieles in meiner Arbeiten, ein Zufallsprodukt. Sie entstehen aus Acrylfarben auf Zeichenpapier (ich bevorzuge Ökopapier der Firma Fabriano) und aufgesprühtem Wasser. Verteilt wird die Farbe, i.d.R. Schwarz, mit einem handelsüblichen, breiten Japanspachtel. Sehr simpel,sehr nachvollziehbar, aber eben auch sehr expressi und herausfordernd. Kunst wie ich sie verstehe und von Herzen liebe. Die Blätter sind zudem recht klein, Din A4. Sehr gut verkäuflich, weil vergleichweise preiswert, unaufwendig in der Rahmung und einfach zu platzieren. Das klingt banal und so gar nicht "künstlerisch", ist mir jedoch, in meinem Selbstverständnis wichtig. Ich möchte meine Kunst überall hin bringen, auch zu Menschen, die nicht zur typischen Klientel gehören. Kunst sollte verständlich sein und wo es sich ergibt, Freude machen. Ich halte nichts von Elfenbeitürmen, vor denen mit Ehrfurcht aufgeblickt wird. Nichts desto trotz ist die Qualität der Werke hoch und ich widme mich ihnen mit gleicher Intention wie jeder anderen Arbeit auch. So "überlebt" zum Beispiel maximal ein Drittel der tatsächlich entstandenen Blätter, der Rest wandert, vor dem eigen kritischen Auge, in den Papierkorb.

Helga Koenig: Was möchten Sie mit dem Album "PostcARTS“ zum Ausdruck bringen?

Michael Weber: Die PostcARTs sind schon beinahe so etwas wie ein kleiner Protest :). Wie oft bekomme ich Lob und ernte Begeisterung für meine Arbeiten, die dann aber schlagartig verstummen, wenn ich die Preise dafür aufrufe. Mit den PostcARTs versuche ich aufzuzeigen, dass Originale in der Kunst nicht teuer sein müssen und dennoch allerhöchsten Qualitätsansprüchen gerecht werden können. Nicht einmal der Versand ist kostspielig. Auf Wunsch kommt eine Briefmarke hinten drauf, Adresse und ab dafür. Allerdings wird zumeist der Versand im Briefumschlag bevorzugt.

Helga König: Welche Bedeutung hat die rote Farbe auf Ihren Bildern des Albums „Informell“.?

Michael Weber: Wie so vieles bei mir, ist auch diese Frage höchst einfach zu beantworten. Rot ist seit der Kindheit meine Lieblingsfarbe. So sind beispielsweise meine Auto stets rot . Natürlich setzt Rot immer deutliche Akzente und vermittelt bestimmte psychologische Effekte, doch geht es mir darum nicht vorrangig. Manche Arbeiten brauchen Rot aus kompositorischen Gründen, manche haben das nicht nötig, folglich bleibt das Rot weg. Ich mache mir da nicht annähernd so viele Gedanken, wie vielleicht vermutet wird. Rot gehört schlichtweg zu meinem handwerklichen und künstlerischen Repertoire. Vor nicht allzu langer Zeit habe ich doch tatsächlich erwogen einmal die Farbe Blau in den Mittelpunkt einer Werkreihe zu stellen. Habe es aber wieder verworfen. Zu! artificial“ einerseits, zu uninteressant andererseits......Verstehe einer diese Künstler......

Helga König: Können Sie unseren Lesern etwas über die Bilder und Ihre Ausstellung „Bahnhofsstraße“ berichten?

Michael Weber: Zur „Bahnhofstrasse“ gäbe und gibt es sehr, sehr viel zu sagen. Ich fürchte aber, dass dies hier den Rahmen sprengen und mich überfordern würde. Vielleicht aber soviel. Ursprünglich sollte die Arbeit an diesem Zyklus vorrangig dazu dienen mich an meine neue Heimatstadt Witten heranzuführen,eine Anbindung zu schaffen. Just in diesem Moment jedoch bin ich dabei meinem Umzug,weg aus Witten und zurück in meine Heimatstadt Bochum, vorzubereiten.Unser Wittener Haus ist verkauft und in wenigen Tagen unterzeichnen wir den Vertrag für das neue Haus. Sicher werde ich auch in Bochum eine Bahnhofstrasse finden......

Michael Weber 06.08.2013 Witten

Lieber Michael Weber, ich danke Ihnen herzlich für dieses aufschlussreiche Interview.
Helga König

Fotos: Copyright Michael Weber