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Helga König und Peter J. König im Gespräch mit Dr. Karsten Weyand, Güterdirektor " Bischöfliche Weingüter- Trier

Lieber  Herr Dr. Weyand, dieser Tage haben wir auf  "Buch, Kultur und Lifestyle" sechs Ihrer Weine vorgestellt. Nun möchten wir in diesem Zusammenhang einige Fragen an Sie richten.

Hier die Links zu den  Weinen:

Helga: König: Können Sie zum besseren Verständnis unserer Leser zunächst einmal einen kleinen historischen Abriss über die Bischöflichen Weingüter Trier geben? 

 Dr. Karsten Weyand,
 Güterverwalter
Dr. Karsten Weyand:  Die Bischöflichen Weingüter Trier sind in kirchlichen Dimensionen betrachtet ein eher junges Unternehmen. So wurden sie erst im Jahre 1966 gegründet. Hervorgegangen sind sie aus dem Zusammenschluss der drei ehemals eigenständigen Weingüter des bischöflichen Priesterseminars Trier, der hohen Domkirche Trier sowie des bischöflichen Konvikts Trier. Die drei Vorgänger-Weingüter sind natürlich viel älter. Ihre direkte Historie reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück. Deren kirchliche Vorläufer wiederum bzw. die Einrichtungen und Pfarreien des Bistums an sich bewirtschafteten natürlich schon zuvor Weinberge, von denen viele heute von den Bischöflichen Weingütern Trier bewirtschaftet werden. In unseren alten Kellern mitten in der Trierer Innenstadt befindet sich ein jesuitischer Grundstein von 1593. Sie können davon ausgehen, dass schon damals in diesen Kellern Wein durch die Jesuiten ausgebaut und gelagert wurde. 

Peter J. König:  Wie sind in diesem Zusammenhang Ihre weltberühmten Lagen in das Eigentum der Güter gelangt? 

Dr. Karsten Weyand: Die Herkunft des Weinbergsbesitzes der Bischöflichen Weingüter Trier ist von unterschiedlicher Natur. Viele unserer heutigen Lagen wurden sicherlich von Mönchen im Mittelalter erstmals in Kultur genommen und mit Weinreben bestockt um Wein für den täglichen Konsum sowie natürlich auch für spirituelle Zwecke zu erzeugen. Dies ist wohl auch in der Lage Trittenheimer Apotheke der Fall, deren Name Apotheke sich nicht von dem ableitet, was wir darunter im pharmazeutischen Sinne verstehen, sondern sich von Abtsberg in der Bedeutung von "Weinberg des Abtes“ herleitet. Ein anderer Teil unserer Weinberge haben die Kirche oder deren Einrichtungen beispielsweise nach der Säkularisierung durch die Franzosen von eben diesen käuflich erworben oder von Privatiers, welche die Flächen von den Franzosen erworben haben, zeitversetzt zurückkaufen bzw. ersteigern können. Andere Flächen stammen aus Schenkungen und Stiftungen, die beispielsweise dazu dienten die jeweiligen Einrichtungen über den Verkauf des dort erzeugten Weines mit zu finanzieren. Ein anderer Teil der bewirtschafteten Flächen geht aus dem Besitz der an Mosel, Saar und Ruwer vielfach früher verbreiteten Pfarrweingüter in den Winzerorten hervor. 

Helga König: Wie sieht es überhaupt mit dem Stellenwert des Moselweines aus, in der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der Zukunft im Kontext mit der europäischen Weinkultur? 

Dr. Karsten Weyand: Rieslinge von der Mosel und der beiden Nebenflüsse Saar und Ruwer und hier insbesondere die Weine aus den traditionellen und qualitativ hochwertigen Steillagen, genießen national sowie international ein sehr hohes Ansehen. Vom rebsortentypischen Qualitätswein über unsere leicht-beschwingenden Kabinette und charaktervollen Spätlesen bis zum hochfeinen edelsüßen Gewächs werden gleichermaßen von Sommeliers und Gastronomen, von Weinjournalisten und dem Fachhandel als auch unmittelbar vom Konsumenten überall auf der Welt außerordentlich geschätzt. In den vergangenen Jahren gelang es den Winzern zudem die Reputation der Rieslinge unseres Gebietes mit sehr viel qualitativer Anstrengung in Weinberg und Keller deutlich näher an die jüngere Hochzeit des moselländischen Weinbaus um die Jahrhundertwende vom 19. in das 20. Jahrhundert heranzuführen. In dieser Zeit gehörten die edlen Riesling-Gewächse von hier zu den wertvollsten Weinen weltweit. Wir spüren heute ein sehr starkes Interesse an den klassischen Weinen nicht nur im Inland, sowie traditionell in Großbritannien, Skandinavien und Übersee, sondern ebenso aus weiteren europäischen Erzeugerländern wie Frankreich und Italien sowie Asien. Interessant für mich ist immer auch, dass gerade Winzer aus anderen europäischen Weinbaugebieten sowie aus den neuen Weinbauländern in Übersee von der Stilistik und der Qualität unserer Rieslinge schlicht begeistert sind. Dies spricht für sich.

Peter J. König: Ihre Güter liegen sowohl an der Mosel, an der Saar und an der Ruwer. Gibt es hier essentielle Unterschiede, was das Terroir anbelangt? 

Piesporter Goldtröpfchen
Dr. Karsten Weyand: Die Philosophie hinter der Bewirtschaftung ist an allen drei Flussläufen analog: wir möchten authentische und für die Sorte, die Region sowie für unser Unternehmen typische und charaktervolle Rieslinge erzeugen. Unterschiede hinsichtlich des jeweiligen Terroir sind klimatischer als auch geologischer Natur. So sind die Schiefergesteine der drei Flüsse unterschiedlich im Grad ihrer Verwitterung sowie in ihrer Mächtigkeit, in ihrer Härte und in der konkreten chemisch-mineralischen Zusammensetzung, was sich wiederum auf die Trauben und damit auf den resultierenden Wein auswirkt. Prinzipiell unterscheiden sich die Lagen an den drei Flüssen ebenfalls in ihrer Durchwurzelbarkeit durch die Rebe und der Farbe des Gesteins. Die Farbe wiederum korreliert zusammen mit weiteren Parametern wie Neigung, Ausrichtung, etc. wiederum mit der von der Sonne tagsüber gespeicherten und in der Nacht an die Umgebung und an die Reben abgegebenen Wärmeenergie. Dies beeinflusst die physiologische Entwicklung der Reben und natürlich der Trauben. An der Mittelmosel verfügen unsere Weinbergsparzellen über einen etwas höheren Humusgehalt und somit in Verbindung mit einer vielfach höheren Tiefgründigkeit der Böden auch über eine höhere Wasserhaltekapazität. Terroir ist ein sehr komplexes Thema, das neben der Geologie, dem Makro-, Meso- und Mikroklima auch durch die explizite Einflussnahme des Menschen geprägt ist. All diese Unterschiede bemühen wir uns durch unser weinbauliches Handeln herauszuarbeiten und in unsere Weinen zu überführen. 

 Dhroner Hofberger
Helga König: In Ihren Steillagen ist die Arbeit in den Weinbergen ausschließlich nur manuell zu bewerkstelligen oder gibt es auch Arbeitsschritte, die maschinell getätigt werden können? 

Dr. Karsten Weyand: Es ist korrekt, dass wir Handwerker sind. Aus diesem Grund sowie vor dem Hintergrund unserer Flächenstruktur mit vielen moseltypischen Steil- und Steilstlagen aus Schiefergestein müssen wir sehr viel aufwendige Handarbeit leisten. Allerdings setzen auch wir für viele Arbeitsgänge moderne bereifte oder kettengetriebene Traktoren sowie Mechanisierungssysteme mit Seilzug ein. Zu den oft maschinell durchgeführten Arbeiten gehören Laubpflegearbeiten, Bodenarbeiten sowie Pflanzenschutzmaßnahmen in unseren konventionell bewirtschafteten Weinbergen aber auch in unseren ökologisch bewirtschafteten Versuchsparzellen. Der Mechanisierungsgrad ist bei uns allerdings geringer als in den meisten anderen Weingütern. Dies liegt auch daran, dass bei uns die Traubenernte zu einem überdurchschnittlich hohen Anteil durch Handlese bewältigt wird – ein sehr hoher personeller Aufwand!

Peter J. König:  Haben Sie bereits Auswirkungen durch den Klimawandel in Ihren Weinbergen feststellen können und hat das Auswirkung auf den Anbau der Traubensorten? 

 Erdener Mosel
Dr. Karsten Weyand: Um Ihnen konkret zu erläutern inwieweit der Klimawandel den Weinbau und die Weine der Bischöflichen Weingüter Trier beeinflusst, bin ich mit meinen drei Lenzen bei den Bischöflichen Weingütern Trier in diesem Jahrtausend zu kurz dabei - mir fehlt also ein Vergleich über einen längeren Zeitraum! Fragen Sie nun langjährige Mitarbeiter wie unseren Kellermeister Johannes Becker oder unsere Gutsverwalter Klaus Backes und Joachim Scherf nach klimabedingten Änderungen in den Weinbergen und den Weinen, so werden sie Ihnen solche unmittelbar bestätigen. Ich bin sicher, dass im Durchschnitt nicht nur unsere Weine von diesen klimabedingten Änderungen bisher qualitativ profitieren konnten. Durch die tendenziell höheren Temperaturen in der Vegetationsperiode werden unsere Rieslingtrauben rein pflanzenphysiologisch betrachtet tendenziell reifer. Sie haben bei der Ernte u.a. eine andere, mitunter intensivere und strukturiertere Aromatik, weniger Säuren und eine andere Zusammensetzung der Säuren, mehr Zucker sowie eine andere Phenolmatrix – Wein ist physiko-chemisch gesehen ein sehr komplexes Medium, das auf geänderte Umweltbedingungen in vielfacher Weise in der Traube und im Wein reagiert. Riesling spricht auf geänderte Umweltbedingungen stärker als die meisten anderen Rebsorten an. Anbautechnisch reagieren wir mit angepassten Bewirtschaftungsmaßnahmen z.B. bei der Bodenwirtschaft oder der Laubarbeit. In Jahren mit trocken-heißen Phasen in der Vegetation, die es heute tatsächlich vermehrt gibt, versuchen wir über solche Maßnahmen die Trauben vollkommen ausreifen zu lassen und gleichzeitig die Zuckergehalte nicht zu hoch ansteigen zu lassen, damit wir weiterhin unsere geschmacklich sehr intensiven und trotzdem typisch leichten Rieslingweine erzeugen können. Für diese leichte und elegante Stilistik sind die Bischöflichen Weingüter Trier sehr bekannt. Wir versuchen also in qualitativer Hinsicht potentielle Vorteile aus der Klimaänderung zu fördern bzw. zu erhalten und vermeintlich negative Folgen gering zu halten. Allerdings treten kurzfristige und saisonale Wetterextreme leider auch häufiger und mitunter gravierender in ihrer Ausprägung auf – dies führt teils zu deutlich höherem Aufwand in der Bewirtschaftung. Andere Traubensorten bauen wir nicht verstärkt an – wir sind mit unseren ca. 90% Riesling sehr glücklich! Der Klimawandel ist ein sehr komplexes Thema, das auch weinbaulich noch niemand vollends in seinen Auswirkungen abschätzen kann und mich bereits während meiner Promotion beschäftigte - beinahe wäre ich Klimafolgenforscher geworden! 

 Ayler Kupp
Helga König:  Wie muss man sich die Entscheidungen bei der Herstellung der Weine im Einzelnen vorstellen, da die Bischöflichen Weingüter Trier ja aus mehreren Einzelweingütern bestehen? 

Dr. Karsten Weyand: Wir unterscheiden bei der Pflege der Reben und bei der Vinifzierung der Weine nicht nach den einzelnen Vorläuferweingütern – für alle unsere Weine gilt die Maxime nach größtmöglicher Typizität hinsichtlich Ihrer Herkunft sowie der qualitativen und geschmacklichen Einstufung innerhalb unseres Sortiments innerhalb unserer Rieslingpyramide, die unsere Sortimentsstruktur hierarchisch-geographisch abbildet. Obwohl wir den Plural im Firmennamen tragen, fühlen und handeln wir als Team im Sinne von einem Weingut.

Peter J. König: Wer eigentlich ist Eigentümer der Bischöflichen Weingüter Trier?

 Kanzemer Altenberg
Dr. Karsten Weyand:  Gesellschafter der Bischöflichen Weingüter Trier sind das Bischöfliche Priesterseminar Trier, die hohe Domkirche Trier und das Bischöfliche Konvikt Trier. Alle drei sind Einrichtungen des Bistums Trier. Das Weingut führen wir in Form einer Gesellschaft des bürgerlichen Rechts.

Helga König:  Wohin werden Ihre Weine in erster Linie verkauft und gibt es besondere Initiativen bezüglich Ihrer Vermarktungsstrategien? 

Karsten Dr. Weyand: Wir vermarkten national sehr intensiv unmittelbar an Endverbraucher. Dort sind wir mit der Marke Bischöfliche Weingüter Trier und mit unserem Lagenportfolio von Rieslingweinen ungemein stark aufgestellt und genießen eine sehr hohe Reputation. Das Lagenportfolio in Kombination mit den qualitativen Änderungen der vergangenen Jahre nutzen wir um auch im bundesdeutschen Handel sowie der Gastronomie stärker Fuß zu fassen – für uns ein Segment mit Potential. International setzt unsere Marketing- und Vertriebsleiterin Anna Reimann starke Akzente vor allem in den USA, UK, Skandinavien und BeNeLux. In zwei bis drei Jahren kann ich mir den asiatischen Raum als zusätzlichen Schwerpunkt unserer Vertriebsaktivitäten vorstellen. Dies hängt allerdings nicht nur von unserer internen Entwicklung ab, sondern von der globalen wirtschaftlichen sowie auch von der Entwicklung der deutschen Weinwirtschaft insgesamt ab. 


Helga König: Welche Sehenswürdigkeiten sind mit Ihren Weingütern verbunden und gibt es spezielle Veranstaltungen, bei denen der Weinliebhaber einige schöne Stunden mit Ihren Weinen verbringen kann? 

 Scharzhofberger Saar
Dr. Karsten Weyand:  Wir verfügen über historische Keller, wie z.B. diejenigen Keller unterhalb des Bischöflichen Priesterseminars mitten in der Trierer Innenstadt. Diese alten, einige hundert Jahre alten Keller, nutzen wir bis heute zur Vinifzierung und Lagerung unserer Weine. Es sind also nicht nur Showkeller, sondern aktiv zur Produktion eingesetzte Unternehmensteile. In einem dieser Keller erzeugen wir z.B. unsere hochwertigen, traditionell im Eichenfuderfass á 1.000 Liter, von denen wir über 240 Stück verfügen, vinifizierten Spätlesen aus. Unser Proben- und Verkostungsraum, in dem wir über das Jahr sehr viele Veranstaltungen durchführen, befindet sich ebenfalls in diesem alten Kellerbereich und unmittelbar unterhalb der Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars, die Teil der theologischen Fakultät der Universität Trier ist. In diesen Kellern sowie in der Promotionsaula des Bischöflichen Priesterseminars, in der Karl Marx sein Abiturzeugnis als Schüler des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums Trier erhielt, veranstalten wir unsere jährlichen Präsentationstage an Pfingsten sowie am ersten Adventwochenende. Daneben verfügen wir über Wirtschaftsgebäude an Mosel, Saar und Ruwer. An der Ruwer in Trier Eitelsbach ist beispielsweise unser Kelterhaus im Duisburger Hof integriert, der ebenfalls auch als Bistumsarchiv dient. An der Saar sind wir Eigner des sehr berühmten „alten Scharzhofes“ in den unser Kelterhaus zur Verarbeitung der Trauben von der Saar eingerichtet ist. Dort präsentieren wir uns mit weiteren Gastweingütern im Rahmen des jährlich stattfindenden Saar-Riesling-Sommers.

Lieber Herr Dr. Weyand, wir danken Ihnen herzlich für das aufschlussreiche Interview.
Helga König und Peter J. König

Copyright: Bischoefliche Weingueter

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zu den Bischöflichen Weingütern. Dort können Sie die Weine  bestellen.: www.bischoeflicheweingüter.de

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