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Helga König im Gespräch mit Thomas Hoepker, dem international renommierten Fotografen und Autor des gerade erschienenen Bildbandes "NEW YORK".

Lieber Herr Hoepker,  im Juni dieses Jahres  hatte ich die große  Ehre,  Sie  in der "Leica Galerie Frankfurt" persönlich kennen zu lernen und dort Ihre New York- Bilder im Original zu bewundern, die  Sie in Ihrem neuen, im teNeues-Verlag erschienen Bildband "New York" nun auch   Ihrer breiten Leserschaft zeigen. Damit die Leser von "Buch, Kultur und Lifestyle" mehr über Sie erfahren, möchte ich einige Fragen an Sie richten.

Helga König: Wie definieren Sie den Begriff Kunst und wann greift dieser Begriff bei Fotografien?



Thomas Hoepker: Durch viele Jahrhundert haben kluge Leute versucht zu definieren, was KUNST ist. Aber die Kunst ist immer schneller und widersetzt sich pauschalen Deutungsversuchen. Das ist eben die wahre Kunst der Kunst. Das gilt auch für die Fotografie. Die Kamera ist nur ein Werkzeug, wenn der richtige Mensch im rechten Moment auf den Auslöser gedrückt hat, dann kann (aber muss nicht) Kunst entstehen. 

Helga König: Sie leben bereits seit 1976 in New York. Hat sich durch die Erfahrungen dort Ihr Blick auf Objekte entscheidend verändert?

Thomas Hoepker: Ich glaube nicht, aber New York ist eine Droge, die Stadt vereint extreme Kontraste und das macht es Fotografen relativ leicht, interessante Bilder zu finden. Ausserdem - New York ändert sich dauernd und ist immer an- und aufregend. 

Helga König: Sie waren bis 2007 Präsident der International angesehensten Agentur Magnum Fotos. Dürfen die Leser über Ihre damalige Tätigkeit mehr erfahren?

Thomas Hoepker: MAGNUM ist ein Sammelbecken für besonders begabte und senslible Fotografen. Progressive und ungewöhliche Individuen sind nicht immer vernünftig, vor allem, wenn es um praktische oder finanzielle Entscheidungen geht. Präsident dieser Agentur zu sein, heisst wirtschaftliche Vernunft mit künstlerischen Träumen in Einklang zu bringen. Kurz gesagt ist es "mission impossible".

Helga König: Was hat Sie veranlasst,  in der Leica Galerie Frankfurt Ihre New York Bilder auszustellen?

Thomas Hoepker: Schon vor vier Jahren hatte ich eine grosse Retrospektiv-Ausstellung in der Leica Galerie in Frankfurt. Sie war ein grosser Erfolg und ich hatte interessante Begegnungen mit Foto-Sammlern und Kunst-Liebhabern. So war es logisch, mein neues Buch "NEW YORK", das gerade im Verlag teNeues erschienen war zum Anlass zu nehmen, wieder einmal in Frankfurt auszustellen. Ich bedanke mich sehr bei der begeisterten crew der Leica Galerie, die mir eine perfekte Ausstellung beschert hat! 

Helga König: Könnten Sie sich vorstellen, auch einen Bildband über Impressionen der Stadt Frankfurt zu veröffentlichen und wenn ja, wo würden Sie die Schwerpunkte setzen?

Thomas Hoepker: Frankfurt ist eine spannende und dynamische
Stadt, die ich erst jetzt etwas besser kennen gelernt habe. Aber um einen Bildband zu machen bedarf es langer Zeit. Eigentlich muss man in einer Stadt (oder einem Land) sehr lange leben, ehe man es wagen könnte, ihr ein ganzes Buch zu widmen.

Helga König: Nach welchen Kriterien haben Sie die Fotos für Ihr jüngstes Buch ausgesucht?

Thomas Hoepker:  Bildauswahl für ein Buch heisst, hunderte oder tausende von Bildern anzusehen, auszuwählen, zu mischen und zusammen zu stellen. Es hilft auch, einen Partner zu haben, der mit frischen Augen im Archiv stöbert. Einen solchen Partner habe ich in dem Londoner Grafiker Stuart Smith gefunden. Ihm verdanke ich viele gute Bild-Kombinationen. 

Helga König: Wann fotografieren Sie schwarz-weiß und wann bunt?

Thomas Hoepker: Die längste Zeit meines Berufslebens habe ich als Vertrags-Fotograf für Zeitschriften, wie KRISTALL, STERN oder GEO zugebracht. Da gab es Chefredakteure oder Bildredakteure, die mir Aufträge gaben und gleich sagten, ob es eine Schwarzweiss- oder Farbstrecke werden sollte.

Helga König: Mich hat besonders das Foto begeistert, das Schlittschuhläufer in Central Park zeigt. Was macht Ihrer Meinung den besonderen Kunstcharakter dieses Bildes aus?

Thomas Hoepker: Ich freue mich, dass Ihnen gerade diese Bild gefällt. Ich habe es bei der Motivsuche in meinem Archiv überraschend wieder gefunden. Ich habe bei der Aufnahme einen kleinen Trick angewendet, denn ich habe bewusst drei Belichtungen auf das gleiche Stück Film gemacht - deshalb gibt es diese Überlappungen von drei Momenten in kurzer Abfolge. 

Helga König: Ist ein Foto, wie jenes, das die Manhattan Skyline mit Möwe zeigt, ein Schnappschuss oder das Ergebnis von tagelangem „Ansitzen“?

Thomas Hoepker: Manchmal muss man als Fotograf einfach Glück haben. Ich wollte im Abendlicht die Skyline von Manhattan aufnehmen. Als ich die Kamera vor dem Auge hatte, sah ich die Möwe in der Luft, drückte auf den Auslöser und wusste, dass ich einen guten Moment erwischt hatte. So einfach kann Fotografieren sein (manchmal ).

Helga König: Welches Fotoprojekt planen Sie in nächster Zukunft?

Thomas Hoepker: Ich würde gerne noch einmal kreuz und quer durch die USA fahren, ganz ohne Eile und ohne Druck einer Redaktion, und damit meine frühe USA Reise von 1962 wiederholen. 

Lieber Herr Hoepker, ich danke Ihnen herzlich für dieses aufschlussreiche Interview.

Ihre Helga König

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