Lieber Dr. Dirk Richter, heute haben wir 6 Ihrer Rieslinge auf "Buch, Kultur und Lifestyle" vorgestellt. Deshalb möchten wir nun einige Fragen an Sie richten.
Anbei der Link zu den Weinbesprechungen: 6 Rieslinge des Weinguts Max Ferd. Richter
Helga König: Damit unsere Leser sich orientieren können, wo und wie sie das Traditionsweingut Max Ferd. Richter finden können hier zunächst: Zu welcher Wein-Region gehört das Gut, in welcher Gemeinde ist es beheimatet und was gibt es über die Region generell und den Weinort speziell zu sagen?
Constantin und Dr. Dirk Richter |
Peter J. König |
Dr. Dirk Richter: Das Weingut Max Ferdinand Richter geht auf ein 1680 gegründetes Handelsunternehmen zurück und befindet sich seitdem im Besitz der Familie. Dr. Dirk Richter leitet in 9. Generation das Unternehmen, sein Sohn Constantin (10. Generation) ist verantwortlich für die Weinerzeugung. Das Unternehmen ist seit der Gründung sehr stark auf den Export ausgerichtet und verkauft 90% seiner Produktion auf Auslandsmärkten, darunter über 30% in den USA. Die Geschäftsidee der Vorfahren 1680 war, den Wein auf Schiffen die Mosel und den Rhein hinab in die Niederlande zu verbringen und dort gegen Kolonialwaren einzutauschen, die die Holländer aus ihren Kolonien nach Europa brachten. Die eingetauschten Handelswaren wurden wiederum per Schiff den Rhein herauf bis Koblenz, anschließend auf der Mosel nach Mülheim und von dort aus mit Planwagen bis ins damalige süddeutsche und österreichische Land transportiert und verkauft. Die Straße, die von Mülheim auf den Hunsrück führt, heißt heute noch im Volksmund „Kaffeestraße“ nach den dort verloren gegangenen Kaffeebohnen. Im Jahre 1880, der Moselwein strebte einer wirtschaftlichen Blüte ohnegleichen entgegen, legte Max Ferd. Richter (6.Generation) den Wein als alleinigen Gegenstand des Unternehmens fest und beendete damit die Entwicklung vom Universal- zum Weinhandelshaus.
Berühmtester Gast im Hause war Kaiser Napoleon im November 1813 – das Rheinland war damals französisch -, dem unser Vorfahre ein Lösegeld in Höhe von 3000 Taler aus privater Schatulle überreichte, um die Brandschatzung von Mülheim und der Grafschaft Veldenz durch die marodierende Soldateska abzuwehren.
Helga König |
Dr. Dirk Richter: Das Weingut bewirtschaftet 20 ha Steillagen-Rebflächen in Mülheim (Sonnenlay, Helenenkloster), Veldenz (Elisenberg), Brauneberg (Juffer und Juffer-Sonnenuhr), Graach (Himmelreich und Dompropst), Wehlen (Sonnenuhr) und Erden (Treppchen). Die Weinberge sind zu 95% mit Rieslingreben bepflanzt, der Rest sind Weiß- und Spätburgunder sowie eine neu gepflanzte Versuchsanlage mit mittelalterlichen Rebsorten (Weißer Heunisch, Orleans-Rebe u.a.), die im gemischten Satz gepflanzt wurden und auch so geerntet und ausgebaut werden.
Über einzelbetriebliche Verträge mit Winzern aus Mülheim wird der Ertrag von zusätzlich ca. 20 ha Weinbergen der Lage "Mülheimer Sonnenlay" verarbeitet. Dieser Wein wird als
Zeppelin - Wein weltweit vermarktet. "Mülheimer Sonnenlay“ wurde in den 1920er und 1930er Jahren in dem Bordrestaurant des Luftschiffes "Graf Zeppelin", später "Hindenburg" angeboten und verkauft. Die Mülheimer Winzer machten aus dieser Tatsache eine Weinvermarktungsidee, indem sie ein Etikett im Stile des Art-déco von einem Bauhauskünstler (Hans Schlösser) entwerfen ließen und den Zeppelin dort unter dem Schlagwort "meistgetrunken auf den Fahrten des Graf Zeppelin" integrierten. Dieses Konzept trägt auch noch heute und findet auf zahlreichen Exportmärkten großen Anklang.
Peter J. König: Wie ist das Terroir in den Spitzenlagen zu beschreiben und welche Philosophie bestimmt die Arbeit in den Weinbergen, bei der Lese und der Kellerwirtschaft?
Dr. Dirk Richter: Unsere Weine wachsen auf Schieferverwitterungsböden, die unterschiedliche mineralische Schwerpunkte besitzen: grauer, brauner, blauer und rötlicher Schieferboden. Die Rieslingrebe ist in der Lage, diese Unterschiede im Glase widerzuspiegeln und schmeckbar zu machen. Voraussetzung ist, dass mit hoher handwerklicher Präzision gearbeitet
wird. Unsere Rieslingmoste vergären mit natureigener Hefe in traditionellen 1000 l Holzfässern (Fuder), um diese Individualität zu fördern und den Weinen ein langes Flaschenleben zu garantieren.
Helga König: Macht sich der Klimawandel in den Weinbergen bereits bemerkbar, wenn ja, wie wird darauf reagiert?
Braunsberger Juffer und Juffer Sonnenuhr |
Peter J König: Unsere Leser möchten auch immer gerne wissen, wie sie die Weine des vorgestellten Weingutes beziehen können, welche Möglichkeiten gibt es diesbezüglich?
Braunsberger Juffer (Moselort Braunsberg im Hintergrund) |
Helga König: Interessant ist natürlich, wie der Erzeuger seine Weine selbst charakterisiert, was gibt es dazu zu sagen?
Dr. Dirk Richter: Richter-Weine sind Botschafter des reichen kulturellen Erbes der einzigartigen Mosellandschaft. Sie sind belebend, erfrischend und von komplexer Verspieltheit.
Peter J. König: Nichts ist authentischer als die Weine dort zu probieren, wo sie gewachsen sind und erzeugt wurden, gibt es die Möglichkeit einer Weinprobe im Gut, eines Gutsfestes etwa oder sonstige Veranstaltungen Vorort, bei denen man in angenehmer Atmosphäre die Weine verkosten kann?
Mühlheim und Mühlheimer Sonnenlay |
Helga König: Werden die Weine eventuell von renommierten Weinführern vorgestellt und gibt es erwähnenswerte Prämierungen?
Weingut Max Ferd. Richter |
Lieber Dr. Dirk Richter, wir danken Ihnen vielmals für das aufschlussreiche Gespräch.
Ihre Helga König, Ihr Peter J. König
Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Weingut Max Ferd. Richter und können den Wein dort bestellen. www.maxferdrichter.com
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