Sehr geehrter Herr Groebe, dieser Tage haben wir Ihren 2010er Silvaner trocken, Ihren 2010er Westhofener Riesling trocken und Ihren 2010 Westhofener Riesling Spätlese Alte Reben vorgestellt und möchten Ihnen heute einige Fragen zu Ihrem Weingut und Ihren Weinen stellen.
Helga König: Ihr Weingut wurde zu Beginn des 17. Jahrhunderts bereits gegründet. Können Sie uns über die Geschichte Ihres Weingutes Näheres berichten?
Friedrich Groebe- Foto: Alfred Ernst |
Friedrich Groebe: Der KIRCHSPIEL ist eine der besten Weinbergslagen in Deutschland. Dort treffen viele Gegebenheiten aufeinander, die es uns ermöglichen große Weine zu erzeugen. Die Lage zieht sich im mittleren Hangbereich im Norden um das alte Westhofen herum und ist nach Südost, als auch genau nach Süden exponiert. Der karge, schwere Kalksteinboden, terra fusca, ist prädestiniert für den Anbau von Riesling. Auch Spätburgunder bringt hier überzeugende Qualitäten. Durch die historisch gewachsene Struktur der Lage mit Ihren vielen Stützmauern und Feldrainen, entstehen zahlreiche kleine Mikroklimata die, so fern man sie lässt, fantastische Weine hervorbringen.
Friedrich Groebe: Früher war der Silvaner bei uns die wichtigste Rebsorte, gefolgt vom Riesling. Der klassische Mischsatz von Riesling und Traminer hatte auch einen nicht unerheblichen Anteil an der Weinbergsfläche. Bis 1981 hatten wir noch solch einen Weinberg im Westhofener MORSTEIN stehen. Mein Großvater pflanzte dann die ersten Grauburgunder Reben in der Westhofener AULERDE, damals noch Ruländer geheißen. Ende der 70er Jahre kamen dann auch auf kleiner Fläche noch Scheurebe und etwas Kerner dazu. Ein Experiment meines Vaters. Heute ist der Riesling mit über 65% unsere wichtigste Rebsorte. Wir werden den Rieslinganteil in den nächsten zwei Jahren noch auf über 70% ausdehnen und dafür unter anderem den Kerner und auch etwas Silvaner roden.
Friedrich Groebe: Mit der Etablierung dieses Weines haben wir ja nicht etwas grundsätzlich Neues erfunden. Diese großen Riesling Weine hat es schon immer gegeben, auch bei uns im Weingut. Da die Erzeugung solcher Weine nicht nur aufwendig und teuer ist, sonder auch einer absoluten Spitzenlage und eines entsprechend guten Jahrgangs bedarf, waren sie meist die Liebhaberei qualitätsbewusster und engagierter Winzer. Das wirkliche besondere ist, das wir es geschafft haben, einen entsprechenden Preis für diese Weine am Markt zu etablieren, der es uns erlaubt sie dauerhaft zu produzieren. Fritz Hasselbach vom Weingut Gunderloch in Nackenheim hat Anfang der 90er Jahre mit Bernhard Breuer aus Rüdesheim und einigen anderen namhaften Kollegen diesem Thema in Rheinhessen das Leben eingehaucht und es weit nach vorne gebracht. Etwa ab 1994 habe ich dann, wissend, das es auch in Westhofen zum Beispiel im KIRCHSPIEL möglich ist solche Weine zu erzeugen, zusammen mit Hasselbach und Breuer, die Idee der Lagenklassifizierung und die Vision der Großen Gewächse für den Wonnegau, also den südlichen Teil von Rheinhessen, entwickelt und weitere qualitätsbewusste Kollegen mit ins Boot geholt. Mit dem Jahrgang 1998 konnten wir dann den ersten, als Großes Gewächs anerkannten Riesling aus dem KIRCHSPIEL präsentieren. Die Idee wurde dann 1999 vom Bundes VDP übernommen und heute sind die Großen Gewächse anerkannt und die Winzer des VDP haben eine richtungweisende Klassifikation der Weinbergslagen erreicht. Das Große Gewächs ist der große trockene Wein aus einem Weinberg der als Erste Lage klassifiziert ist. Einen Wein aus Erster Lage erkennt man an dem für den VDP geschützten Symbol der Eins mit nachgestellter Traube das auf dem Etikett hinter dem Lagennamen aufgedruckt oder in die Flasche eingeprägt ist. Aus einer Ersten Lage kommen neben trockenen Großen Gewächsen auch fruchtsüße Weine, diese werden mit den klassischen Prädikaten bezeichnet wie zum Beispiel Spätlese oder Auslese.
Friedrich Groebe: Stimmt, aber sehr bald werden wir in Westhofen auf unserem Weingut leben. Vor dem Dreißigjährigen Krieg gab es auch im Ried einen nicht unbedeutenden Weinbau. Alte Flurnamen künden noch heute davon. Doch das feuchtwarme Klima und die wenig geeigneten Böden erlauben es nicht Spitzenweine dort zu produzieren.
Friedrich Groebe: 25 bis 30% unserer Weine werden mittlerweile exportiert, Tendenz steigend. Unsere Großen Gewächse werden sogar über die Hälfte im Ausland genossen.
Helga König: Silvaner eignet sich bekanntermaßen zu Spargelgerichten. Können Sie noch andere Speisen nennen, die jetzt zur winterlichen Zeit gut mit Ihrem Silvaner harmonieren?
Friedrich Groebe: Sie haben ja schon in Ihrer Rezension zu unserem Silvaner einige Speisen aufgezeigt. Ich schätze den Silvaner während der Wintermonate besonders zu einer herzhaften rheinhessischen Brotzeit mit typischen Hausmacher Wurst und Schinken Spezialitäten und natürlich dem obligatorischen Handkäse oder einem originalem Schweizer Raclette.
Peter J. König: Bitte erzählen Sie uns doch etwas über Ihren Winzersekt „ GROEBE Riesling brut“?
Friedrich Groebe: Unser Riesling-Sekt entsteht in klassischer Flaschengärung, also dem Champagnerverfahren, in einer der besten Deutschen Sektkellereien, bei Volker Raumland in Flörsheim-Dalsheim, unweit von Westhofen. Es ist eine Spezialität die nur in kleiner Menge produziert wird. Leider derzeit ausverkauft.
Helga König: Was erhoffen Sie sich von Ihren diesjährigen Weinen der Lage „Kirchenspiel“? Können Sie eventuell bereits Aussagen zu diesem 2011er Jahrgang machen?
Friedrich Groebe: Nun wir erhoffen uns, wie in jedem Jahr, besondere Weine mit Charakter, Individualität, Authentizität und von hoher Qualität. Ich denke 2011 wird uns hier nicht enttäuschen.
Peter J. König: Seit wann sind Sie VDP- Mitglied und weshalb sind Sie überhaupt dem Verband beigetreten?
Friedrich Groebe: Ich bin mit dem Jahrgang 1999 Mitglied im VDP geworden, also seit dem Jahr 2000. Die Ziele und Ansprüche der Winzer im VDP decken sich mit den meinen und in der Gemeinschaft war es leichter die Vision der Lagenklassifizierung und der Großen Gewächse in die Tat umzusetzen. Hier wollte und will ich mich weiter einbringen.
Helga König: Da Ihre Familie bereits seit vielen Generationen sich der Weinerzeugung verschrieben hat, ist es interessant zu lesen, ob eine weitere Generation Ihre Tradition fortführten wird.
Friedrich Groebe: Diese Frage kann ich Ihnen leider heute noch nicht beantworten.
Lieber Herr Groebe wir danken herzlichst Ihnen für dieses aufschlussreiche Interview.
Peter J. und Helga König
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