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Helga König im Gespräch mit Helmut Dönnhoff

Sehr geehrter Herr Dönnhoff, vor geraumer Zeit habe ich auf meiner Plattform einen Wein aus Ihrem Hause vorgestellt.  In diesem Zusammenhang möchte ich Ihnen heute zu Ihrem Weingut und Ihren Weinen einige Fragen stellen.

Helga König: In Ihrer Familie wird seit 1750 Weinbau betrieben. Ihre Weine zählen nicht ohne Grund zu den besten in ganz Deutschland. Was machen Sie anders als andere Winzer, spiegelt sich Ihre Seele in Ihren betont filigranen Weinen?

Helmut Dönnhoff: Ich bin ein Mensch, der in allen Dingen sehr detailorientiert agiert und extrem kritisch mit mir selbst ist. Die Ehrfurcht vor dem Lagepotential und der Wunsch dieses möglichst fehlerfrei in meinen Weinen darstellen zu können, ist die Basis für die filigranen Noten meiner Weine.

Zufrieden bin ich erst dann wirklich, wenn ich alles aus einem Wein herausholen konnte. Der Wein soll so vielschichtig munden, wie die Natur ihn in seiner optimalen Form gedacht hat.

Mir ist alles Laute bei Weinen fremd. Ich liebe das Stille und Leise, durch das die Komplexität des Weines erst sichtbar werden kann.


Helga König: Ihre Devise lautet:“ Die Suche nach Balance ist das Grundprinzip auf dem ganzen Betrieb.“ Was bedeutet dies konkret?

Helmut Dönnhoff: Meinen Vorstellungen von Balance entsprechen dem eines formvollendeten Tanzes. Harmonie und damit Balance sind das Grundprinzip auf meinem ganzen Betrieb. In meinen Weinen tanzen die Facetten.miteinander. Dominanz und Härte einer Facette sind dabei nicht gefragt, sondern das zarte, angenehme Zusammenspiel aller Noten.

Helga König: Welche Rolle spielt das Terroir bei Ihren Weinen?

Helmut Dönnhoff: Eine wesentliche Rolle, denn ein perfekter Wein kann nur das Produkt großer Weinberge und der Menschen, die diesem Boden entstammen, sein.

Helga König: Welche Mineralien spielen bei der „Niederhäuser Hermannshöhle" eine Rolle“?

Helmut Dönnhoff: Zunächst möchte ich anmerken, dass man meines Erachtens einzelne Mineralien aus einem Wein nicht herausschmecken kann, gleichwohl schmeckt man die Mineralien in ihrer Gesamtheit. Im Falle der „Niederhäuser Hermannshöhle“ ist es der graue Tonschiefer, der die Eigenschaft besitzt, Wasser aufzunehmen. Das ist für die Prägung der Geschmacksnoten von Bedeutung. Der graue Tonschiefer ist viel weicher als der blaue von der Mosel, deshalb auch sind die Facetten meiner Weine andere als dort.

Wissen sollte man, dass die „Hermannshöhle“ ein alter Stollen ist, dass hier Bergbau betrieben wurde und die unteren vulkanischen Schichten- sprich jene unter dem Tonschiefer- für den feinen Geschmack des Weines ebenfalls von Bedeutung sind.

Helga König: Besaßen Ihre Vorfahren bereits diese Steillage? Wie alt sind die Reben dort?

Helmut Dönnhoff: Ja, ein kleines Teilstück, wie aus Unterlagen aus dem Jahre 1790 hervorgeht. Die Reben sind so alt wie ich es bin. Jahrgang 1949. Mein Großvater und mein Vater haben sie einst gepflanzt.

Helga König: Wodurch unterscheidet sich geschmacklich Ihre “2009 er Oberhäuser Brücke Riesling Spätlese“ von Ihrer „2009 er Niederhäuser Hermannshöhle Riesling Spätlese“?

Helmut Dönnhoff: Beide liegen in ziemlicher Nachbarschaft zueinander. Die „Brücke“ wird später reif, weil sie näher an der Nahe liegt. Dort ist es etwas kühler, von daher ist die Säure kräftiger, während die „Hermannshöhle“ eine größere Eleganz aufweist.

Die Trauben von der „Brücke“ übrigens haben ein großes Talent für Eisweine, hingegen eignen sich die Trauben der „Hermannshöhle“ besser für Beeren- und Trockenbeerenauslesen.

Helga König: Zu welcher Gelegenheit empfehlen Sie Ihren im Verhältnis zu Ihren Spitzenprodukten einfacheren Riesling Qualitätswein?

Helmut Dönnhoff: Meine einfacheren Riesling-Qualitätsweine sind meine Edel-Jeansweine.:-)) Weshalb? Es sind die harmonischen Weine für jeden Tag, nicht die Weine für den großen Auftritt, sondern also jene für den täglichen Genuss. Würden Sie im Abendkleid Rezensionen schreiben?:-))

Helga König: Welchen Stellenwert hat bei Ihnen der Weiß- und Grauburgunder?

Helmut Dönnhoff: Es sind bodenständige Weine, die nicht in Toplagen gepflanzt werden. Ich mag diese Weine als Essensbegleiter. Es sind keine Weine, die man solo trinkt. Zu vielen Gerichten passen sie einfach besser als Riesling, der Opulenz und Wärme wegen, die von ihnen ausgeht.

Helga König: Können Sie uns den Geschmack Ihrer „2009er Niederhäuser Hermannshöhle Riesling Trockenbeerenauslese" beschreiben?

Helmut Dönnhoff: Nein, das kann ich nicht. Man muss diese Weine probieren, um zu begreifen, dass sie in ihrem Zusammenspiel unendlich vieler Nuancen an ein großartiges Konzert von Mozart erinnern. Einzelne Nuancen zu benennen, hieße die Gesamtkomposition zu zerstückeln und den Tanz der Noten aus dem Auge zu verlieren.

Helga König: Welche Ihrer vielen wohlverdienten Auszeichnungen hat Sie besonders berührt?

Helmut Dönnhoff: Natürlich habe ich mich über all meine Preise gefreut. Aber Sie fragen  mich ja, welche Auszeichnung mich am meisten berührt hat. Es war wohl der Staatsehrenpreis, den ich als zweiundzwanzigjähriger junger Winzer für den 1971er Jahrjang erhielt. Damals war dies die höchste Prämierung, die es gab. Es handelte sich um den wichtigsten Wettbewerb aller Spitzenbetriebe und es war mein erster Jahrgang, mit dem ich an diesem Wettbewerb teilnahm. Schon damals war ich sehr detailorientiert und bin es bis heute geblieben, denn der frühe Erfolg zeigte mir, dass die Detailverliebtheit die Basis dafür ist, dauerhaft komplexe Weine kreieren zu können, die passionierten Weintrinkern tatsächlich auch schmecken. Detailverliebtheit ist der Grundzug meines Wesens und alles was ich tue, wird mit dieser Form der Verliebtheit konfrontiert.

Lieber Herr Dönnhoff, ich danke Ihnen von Herzen für das aufschlussreiche Interview.

Ihre Helga König

WEINGUT DÖNNHOFF

Bahnhofstraße 11
D-55585 Oberhausen an der Nahe
Tel. +49 6755 263
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