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Helga König im Gespräch mit Sylvia B.

Liebe Sylvia, wir sind mittlerweile seit über 1 1/2 Jahren sehr gut befreundet und ich habe all Deine Bücher gelesen und auf meiner Plattform vorgestellt. Besonders gerne lese ich Deine lyrischen Texte, weil diese von extrem hoher Qualität sind. Auf Amazon.de habe ich Deine Bücher nicht rezensiert, weil man dort sofort übel nachredend von »Gefälligkeitsrezensionen« sprechen würde, die ich generell nie schreibe, auch bei den vielen anderen Autoren nicht, die ich in den letzten 9 Jahren kennenlernen durfte und mit denen ich in Mailkontakt stehe.

Dein jüngstes Gedichtsbändchen „nimm es nicht persönlich“ stand dieser Tage in der Amazonverkaufsliste der Gedichtsbücher auf Platz 8. Grund genug, endlich die Frau näher vorzustellen, die solch wunderbare Gedichte zu Papier bringt.

Helga König: Seit wann schreibst Du schon Gedichte und in welcher Stimmung musst Du sein, um Dein lyrisches Ich zum Verfassen lyrischer Texte zu bewegen? Sprudelt es aus Dir mitunter heraus oder ist es ein eher intellektueller Akt?

Sylvia B.
Sylvia B.: Ende der 90 habe ich meine ersten Texte verfasst. Ja, ich kann sagen, es sprudelt zumeist aus mir heraus. Aber, wie Du ja weißt, habe ich Texte erarbeitet, die in dem Krimi »Der Tote im Zwillbrocker Venn« verarbeitet wurden. Dabei bin ich in eine Rolle geschlüpft, was mir übrigens sehr viel Spaß gemacht hat, und habe quasi Textarbeiten beigesteuert. Übrigens sehe ich mich selbst nicht als Lyrikerin, aber das tut ja hier und jetzt nichts zur Sache.

Helga König: Dass Du schwer menièregeschädigt bist, weiß Deine Leserschaft aus einem Deiner Bücher. Hilft Dir das Schreiben über Deine immer wiederkehrenden körperlichen und seelischen Beschwerden hinweg?

Sylvia B.: Morbus Menière ist ein Heckenschütze. Er kommt scheinbar aus dem Nichts und verschwindet im Nichts. Das macht diese Erkrankung so heimtückisch. Bei mir hatte er sehr lange getobt und war entsprechend gnadenlos. Das ist traumatisierend. Es wurde bei mir, als ultima ratio, eine Gentamicin-Behandlung durchgeführt. Du weißt sicher auch, dass es im Leben Situationen gibt, die einen Menschen aus dem Gleichgewicht bringen. Dann muss dafür gesorgt werden, dass das Gleichgewicht wiederhergestellt wird. Dieser Eingriff hat mein Gleichgewicht endgültig zerstört. Also musste ich sehen, dass ich kompensiere, sowohl körperlich, als auch seelisch. Das Schreiben hilft meiner Seele, tägliches Training braucht mein Körper.

Helga König

Helga König: Wieso hast Du für Deinen jüngsten Gedichtband den Titel »nimm es nicht persönlich« verwendet?

Sylvia B.: Diese Floskel wird vornehmlich dann eingesetzt, wenn der Gesprächspartner plant, den verbalen Baseballschläger zum Einsatz zu bringen, um einen Schlag in die psychischen Weichteile des Gegenüber zu platzieren. Das kann nur auf der persönlichen Ebene richtige Wirkung haben. Es also nicht persönlich zu nehmen bedeutet in einem solchen Gespräch: »Nimm es persönlich, ich will dich treffen, da wo es dir wehtut!«. Die Floskel hat mich schon lange genervt, wir hatte ja diesbezüglich auch schon Gespräche geführt und sind zu ähnlichen Ergebnissen gekommen. So würde ich sagen, war es mir ein Bedürfnis, diesen Titel zu wählen.

Helga König: Was hat Dich veranlasst das Buch mit aktuellen erotischen Fotos von Dir zu illustrieren?

Sylvia B.: Nun, der Grund war eher profaner Natur: Die Bilder schwirrten auf meiner Festplatte herum und außer, dass ich sie ausgedruckt an der Wand meines Schlafzimmers hängen habe, hatte ich keine Verwendung dafür. Vor einiger Zeit wollte eine Bekannte von mir ihrem Liebsten mit Bildern von sich eine Freude bereiten, scheute sich aber, ein Fotostudio aufzusuchen. Also haben wir an einem Nachmittag die Aktion bei mir in Angriff genommen. Ich habe sie fotografiert, sie dann mich. Es war eine lustige Aktion. Die Bilder haben mir gut gefallen, ich denke, eine Frau fotografiert eine Frau anders, als es ein Mann tun würde. Das wird auch der Grund sein, dass das Büchlein eher Frauen anspricht, als Männer.

Helga König: »plötzlich werde ich wach…« ist eines meiner Lieblingsgedichte des neuen Buches, nicht zuletzt, weil es vermutlich vielen Menschen aus der Seele spricht und sie dieses Gefühl genau kennen. Hast Du beim Schreiben des Gedichtes an jemand Bestimmten gedacht oder bewusst die Sehnsüchte Deiner Leser »bedient«?

Sylvia B.: Da habe ich wohl meine eigenen Sehnsüchte »bedient«. Aus meiner Sicht ist eine Liebesbeziehung dann ganz intensiv, wenn nicht nur körperlich und seelisch, sondern wenn auch, auf irgendeine Art und Weise, eine spirituelle Berührung erfolgt.

Helga König: Wie wirkte die Rezension von Walter-Jörg Langbein zum Buch auf Dich?

Sylvia B.: Walter-Jörg Langbein habe ich als liebenswerten Kollegen schätzen gelernt. Ein Sonntag ohne seinen Serienbeitrag auf »Ein Buch lesen!« wäre für mich nur schwer vorstellbar. Mit seiner Rezension hat er mich überrascht und mir auch eine große Freude bereitet. »Mousse au Chocolat und Ingwer« in Verbindung mit dem Büchlein, es als ein Fest für die Sinne zu betrachten, das hat mir sehr geschmeichelt. 

Helga König
Helga König: Welchen Stellenwert hat für Dich Erotik im Leben?

Sylvia B.: Erotik ist das Salz in der Suppe. Jeder Mensch hat Erotik als Potenzial und sollte das auch nutzen. Ein Blick, eine Geste oder ein Lächeln kann durchaus mehr bewirken, als ein kurzer Rock und Halterlose bei einer Frau, oder als Mann wie ein Pfau zu stolzieren.


Helga König: Müssen Deine Liebhaber Deine Texte verstehen, ist es eine Grundbedingung zum Ja, wenn ein Mann sich als potenzieller Liebhaber andient?

Sylvia B.: Grundsätzlich vermute ich, dass meine Texte verstanden werden, zumindest bilde ich mir ein, dass sie allgemein verständlich geschrieben sind. Was potenzielle Liebhaber angeht, ist es so, dass ich im Innersten meines Herzens sehr altmodisch eingestellt bin und scheinbar auch in diese Richtung das deutliche Signal abgebe: »Wer mich anpackt, muss mich heiraten!« Jeder einigermaßen vernünftige Kerl wittert diese Falle sofort und ergreift die Flucht. :-)
Was ich allerdings sagen muss ist, dass ich in meinem Leben zu viel Zeit mit humorlosen Menschen verplempert habe. Der Mensch, der mich zum Lachen bringt, hat schon gewonnen.


Helga König: Du schreibst in einem Deiner Gedichte:
»erst genießt mann die hure
leben will mann mit der heiligen
und dann langweilt ihn die heilige
und er vermisst die hure…«
Entspricht dies Deiner Lebenserfahrung und wenn ja, welche Konsequenz hast Du daraus gezogen?

Sylvia B.
Sylvia B.: Mir sind viele Männer begegnet, die eine solche Einstellung, die auch Vorstellungen haben wie: »Mit einer Frau, die den ganzen Tag vor dem Spiegel steht, kann ich nichts anfangen!« Interessant, wenn ich dann heraushöre, diese Traumfrau sollte auch praktisch veranlagt sein und so weiter. Unterschwellig kann ich dann vernehmen, dass sie aussehen sollte, als würde sie den ganzen Tag vor dem Spiegel stehen. :-)
Für die Konsequenz habe ich meine Lyrich, die ihrem Lieschen schreibt:
»lieschen
ich verstehe die männer nicht«

Helga König: Was glaubst Du, wie ein Leben ohne Menière für Dich ausgesehen hätte?

Sylvia B.: Vermutlich würde ich dann durchs Leben rollen und nicht klappern. :-)

Liebe Sylvia, danke für das erhellende Interview.
Alles Liebe Helga

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