Liebe Angélique Duvier, dieser Tage habe ich Ihr neues Buch mit dem Titel "Zerrissene Träume" im Onlinemagazin " Buch, Kultur und Lifestyle" rezensiert und möchte Ihnen hauptsächlich Fragen zu dem darin enthaltenen Prosatext stellen, aber die Lyriktexte nicht ganz außer Acht lassen.
Anbei die Links zu den Rezensionen:
Prosa (Roman):https://helga-koenig-romane.blogspot.com/2024/12/rezension-zerrissene-traume-buch-2.html
Helga König: Weshalb haben Sie Ihrem Roman in diesem Buch eine ganze Anzahl von oft sehr nachdenklichen Gedichten vorangestellt?
Angélique Duvier Foto: privat |
Angélique Duvier: Sie entstanden alle, während ich an dem Roman arbeitete, da meine Gedanken sich mit dieser Arbeit beschäftigten, reflektierte ich stark selbst erlebte Erinnerungen, dadurch entstanden tief empfundene und emotionale Gedichte. Es war zunächst nicht geplant, diese ebenfalls in dem Buch zu veröffentlichen, doch dann dachte ich, warum sollte ich nicht diesen Spagat wagen und die Gedichte dem Roman als eine Art Einleitung voransetzen.
Helga König: Stehen diese Gedichte in irgendeinem Zusammenhang zu dem Roman?
Angélique Duvier: Irgendwie schon, da ich sie während dieser zwei Jahre schrieb, in der mein Roman entstand. Ich war sehr dünnhäutig während des gesamten Prozesses.
Helga König |
Helga König: Ihr Roman handelt vom Machtmissbrauch und Sexismus eines deutschen Regisseurs am Beispiel der Schauspielerin Anna. Was hat Sie, liebe Angélique Duvier, dazu bewegt, sich dieses Themas anzunehmen?
Angélique Duvier: Eigene Erfahrungen und Erlebnisse meines Schauspielerinnen- Daseins.
Helga König: Christoph Ruler, der männliche Protagonist des Romans, scheint ein maligner Narzisst zu sein. War es Ihre Absicht, dies an dieser Romanfigur herauszuarbeiten und wenn ja, weshalb?
Angélique Duvier: Nein, Absicht war es sicher nicht, aber meinem Roman geht eine wahre Begebenheit voraus, und bei der Figur von Christoph Ruler verhielt sich die Romanvorlage genauso, also er ist exakt diesem Charakter nachempfunden.
Helga König: Ihre Protagonistin, Anna, ist diesem Mann gegenüber erstaunlich widerstandsfähig. Wollten Sie zeigen, welchen Preis diese Widerstandsfähigkeit hat und falls ja, weshalb?
Angélique Duvier: Auch hier dient die Romanfigur Anna einer wahren Vorlage. Es gab nur zwei Optionen, entweder Widerstand oder Nachgeben, in beiden Fällen wäre es zu einem Zusammenbruch gekommen, im Falle des Nachgebens käme dann noch Ekel vor dem eigenen Spiegelbild hinzu. Es stellt sich außerdem die Frage, ob das Martyrium dann ein Ende gehabt hätte, zudem wäre es wahrscheinlich nicht bei einer Nacht geblieben. Nein, beide Wege sind ein hoher Preis.
Helga König: Haben junge Frauen, die am Anfang einer Schauspielkarriere stehen, überhaupt eine Chance, sich Machtmissbrauch oder gar Sexismus in ihrem Job zu widersetzen, wenn sie nicht sogleich durch den Rost fallen möchten?
Angélique Duvier: Ich denke, dass sich durch die MeToo-Bewegung etwas verändert hat, sie können sich an Vertrauenspersonen wenden, dennoch wird es diese Strukturen sicher, hin und wieder, weiterhin geben.
Helga König: Bilden, nach Ihrer Erfahrung, Männer in der Filmbranche Netzwerke, wenn es darum geht, widerständigen Frauen das Leben schwer zu machen?
Angélique Duvier: Ja, man wird als schwierig oder unzuverlässig eingestuft und es kommt vor, dass man auf der schwarzen Liste landet.
Helga König: Vermuten Sie, dass es eine Legende ist, wenn behauptet wird, dass Schauspielerinnen kein Problem damit haben, die "Besetzungscouch" in Anspruch zu nehmen, wenn man sie ihnen anbietet?
Helga König: Glauben Sie, dass die MeToo-Bewegung dem Machtmissbrauch und Sexismus in der Branche ein Ende gesetzt hat und wenn ja, wie begründen Sie das?
Angélique Duvier: Ein vollständiges Ende sicher nicht, es wird wahrscheinlich noch zu Vorfällen kommen, wenn auch nicht mehr in den Ausmaßen wie ich und andere Schauspielerinnen es erlebt haben. Seit MeToo haben diese Männer Angst, ihre Positionen zu gefährden oder an den Pranger gestellt und verurteilt zu werden.
Helga König: Wie reagieren Schauspielerkolleginnen auf Ihren Roman?
Angélique Duvier: Bisher leider überhaupt nicht. Ich weiß nicht, ob Kolleginnen es überhaupt gelesen haben, ansonsten löst es große Betroffenheit und Verständnis aus, bei männlichen Lesern gleichermaßen wie bei weiblichen Leserinnen.
Liebe Angélique Duvier, ich danke Ihnen für das aufschlussreiche Gespräch.
Ihre Helga König
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