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Helga König im Gespräch mit Ferdinand Graf von Luckner über sein Buch "Die Gartenreisen des Hermann Fürst von Pückler-Muskau".

Lieber Graf von Luckner, dieser Tage habe ich Ihr Buch "Die Gartenreisen des Hermann Fürst von Pückler-Muskau" rezensiert. Dazu möchte ich Ihnen einige Fragen stellen.


Helga König: Wann haben Sie sich erstmals mit der Person Hermann Fürst von Pückler-Muskau befasst und was war der Auslöser? 

 Ferdinand  Graf von Luckner
         © Marc Oliver Schulz

Ferdinand Graf von Luckner: Durch den Hinweis in einer Zeitschrift für Denkmäler stieß ich auf die Briefe eines Verstorbenen. Das geschah vor annähernd 20 Jahren. Dort wurde beschrieben, was nach der Wende in Muskau vorzufinden war und in welchem Zustand die Anlagen nach heftigen Kämpfen in den letzten Kriegswochen und 40 Jahren DDR. So las ich in den Briefen und fand die Verbindung von Reisen und Gartenkunst. Die Texte Pücklers hatten mich sofort gefangen. Über weite Strecken beschreibt Pückler im Präsenz so dicht, daß man die Bilder vor Augen hat. Einer Kamerafahrt gleich sitzt man neben ihm in einer Kutsche und "sieht" mit ihm aus dem Fenster. Kurze Zeit später war ich das erste Mal auf seinen Spuren in UK unterwegs. 

Helga König: Welchen Eindruck gewannen Sie  als Sie zum ersten Mal die Gartenanlage in Muskau/ Oberlausitz besuchten und veränderte sich hierdurch Ihre Einstellung zu der Person des Fürsten?

Ferdinand Graf von Luckner:  So lange man nur seine Bücher ließt, hat man es mit einer Person zu tun, die auf großem Fuß dicke Töne spuckt. Vor Ort ist dann aber zu erkennen, wie ernsthaft Pückler trotz seiner markigen Schreibe das Ziel eines englischen Landschaftspark in Deutschland vorangetrieben hat. Man kann erkennen, wie gut er seine Vorbilder studiert hat und diese mit großer Sorgfalt zitiert. Und das alles in einer Region, die es Gärtnern nicht leicht macht. Hält man sich zuletzt noch vor Augen, wieviel Verfahren er neu entwickelt hat, um sein Ziel schon zur eigenen Lebenszeit zu sehen, dann ahnt der Besucher Muskaus, welche Bedeutung diese Anlage heute hat. Am Ende entsteht großer Respekt vor seiner Aufopferung, immerhin ist er deswegen in den Ruin gegangen. Eben wieder etwas von dieser großspurigen Art, die ihm schon seinerseits vorgehalten wurde. Übrigens zuvorderst von seinem Schwiegervater. 

Helga König: Worin besteht für einen Fotografen der Reiz von Pückler-Muskaus Gärten? 

Ferdinand Graf von Luckner:  Das kann ich so nicht beantworten, denn ich kenne nur Muskau und nicht Branitz. Der Reiz besteht aber in der Nähe zu den historischen Motiven, mit denen Pückler Muskau oder auch nur seine Absicht illustriert hat (Anmerkungen eines Landschaftsgärtners.) Man kann seine Handschrift erkennen, ob nah am Schloß oder auf der polnischen Seite in den weiten Wäldern.

Helga König: Ich gehe davon aus, dass Sie alle "Briefe eines Verstorbenen", sprich die Briefe der Publikation von Pückler-Muskau gelesen haben. Ist während der Lektüre der Entschluss gereift, mit dem Verstorbenen in einen fiktiven Dialog zu treten? 

  Ferdinand  Graf von Luckner
         © Marc Oliver Schulz
Ferdinand Graf von Luckner:  Nein, dieser Ansatz ergab sich auf den Reisen. War ein Blick, den schon er beschrieben hatte, wiedergefunden, lag es nahe, Pückler den Stand von heute in seiner Art zu beschrieben. Immerhin sind unser beider Art des Berichtes die der Bilder, in Wort und / oder Foto. 

Helga König: War es für Ihre Gartenbetrachtungen ein Problem, dass die Jahreszeiten der Reisezielbetrachtungen nicht identisch waren? 

Ferdinand Graf von Luckner:  Nein, das ist nicht wirklich relevant bei den Stellen, die ich hervorhebe. Natürlich kann man bei einer so langen Reise wie die Pücklers auch Schietwetter erleben und beschreiben, mit den Gärten hat das aber wenig zu tun

Helga König: Haben Sie beispielsweise in Blenheim ähnlich Blickachsen wie in Muskau erkennen können und was hat es mit solchen Blickachsen auf sich? 

Ferdinand Graf von Luckner:  Die Arbeitsweise der Planer seiner Zeit war ja die, in einer vermeintlich unberührten Natur (die es ja wirklich nicht war) einen Wechsel von dichten und dunklen Bereichen und weiten Blicken erlebbar zu machen. Das funktioniert bis heute so reizvoll wie seinerseits beabsichtigt. Gerade in Muskau läßt sich das gut erkennen, in Blenheim erst recht. 

Helga König: Mir hat der Briefauszug aus Fürst Pücklers Betrachtung von Fountains Abbey besonders gefallen. Was ist mit diesen Taxusbäumen und was hat Sie an Fountains Abbey so interessiert, dass sie am liebsten an der Seite des Fürsten an diesen Ort gelangt wären? 

Ferdinand Graf von Luckner:  Der von Pückler beschriebene Baum ist meines Wissens heute nicht mehr zu sehen, dafür viele andere, die alle wegen ihrer Größe und des Alters zu bewundern sind. Eine derart spektakuläre Anlage ist heutzutage so gut erschlossen, dass Rollstuhlfahrer ohne Mühe ins Gelände kommen. Damals war das ganz und gar anders, das geht aus seinen Briefen ja gut hervor. Die Überraschung des gewaltigen Anblicks einer so großen, unter Efeu begrabenen Ruine stelle ich mir atemberaubend vor. Ist sie heute noch, allerdings moderiert von mehrsprachigen Schildern und begleitet vielen Besuchern.

Helga König: Die Mehrzahl der gezeigten Gärten liegt in England. Powerscourt und Cahir Castle aber befinden sich in Irland. Unterscheiden sich diese Gärten von den englischen Gartenanlagen? 

  Ferdinand  Graf von Luckner
         © Marc Oliver Schulz
Ferdinand Graf von Luckner:  Eine solche Aussage könnte ich nicht treffen, kenne ich doch nur diese beiden irischen Adressen, von denen die eine heute ein Golfplatz ist. Gemeinsam habe alle die satte Vegetation, begünstigt durch Wasser und milde Winter. Und die Liebe und Sorgfalt, mit der sie heute wie damals betrieben werden. 

Helga König: Welchen Eindruck konnte Fürst Pückler-Muskau von seinen Reisen mit nachhause nehmen und umsetzen? 

Ferdinand Graf von Luckner:  Solange ich Branitz nicht gesehen habe, kann ich das nicht beurteilen. Er selber hat aber Branitz als die Konzentration aller Erfahrung gesehen, vom Ruin und Verlust über die gute Kenntnisse seiner Vorbilder bis hin zu den Erfahrungen in dieser Region. Branitz ist kleiner, dichter und er nennt es sein Vermächtnis. In manchen seiner Briefe beschreibt er ja ganz detailliert, was er zu tun gedenkt, wenn er wieder in Muskau ist. Er war ganz sicher inspiriert, für nicht jeden Inspiration hat das Geld gereicht, das war in Branitz ja nicht anders. 

Helga König: Wenn eine Zeitreisemaschine Sie tatsächlich mit Fürst Pückler-Muskau zusammengebracht hätte und sie mit ihm gemeinsam plus Fotoausrüstung gereist wären, wie hätten Ihre Exkursionen möglicherweise ausgesehen und glauben Sie, dass die Kommunikation mit diesem Menschen Kurzweil versprochen hätte? 

Ferdinand Graf von Luckner    Letzteres halt ich für sicher, das kann man ja heute noch nachempfinden bei der Lektüre. Und noch mehr, wenn man seine Biografie betrachtet. Langeweile an seiner Seite kann ich mir nicht vorstellen, eher eine gewisse Atemlosigkeit. Der Rest Ihrer Frage liegt in der Phantasie eines jeden Lesers beantwortet. Sicher ist nur, dass sehr viele Fotos entstanden wären und ja schon sind

Lieber Graf von Luckner, ich danke Ihnen  für  das aufschlussreiche Interview. 

Ihre Helga König


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