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Helga König im Gespräch mit der Künstlerin #Maggie_Szuszkiewicz

Liebe  Maggie Szuszkiewicz, Sie sind freischaffende Künstlerin und arbeiten in Geesthacht in der Nähe von Hamburg. Damit unsere Leser mehr über Sie erfahren, möchte ich heute einige Fragen an Sie richten.

Helga König: Wie definieren Sie den Begriff Kunst?

 Maggie Szuszkiewicz
Maggie Szuszkiewicz: Kunst ist eine zeitlose Qualität mit universalen und unbestrittenen Werten, ein Impuls, der das Unbelebte lebendig macht, den Mut in das aufeinander Hören und Sehen entwickelt und den Weg des ständigen Suchens zeigt, wo die Grenzen überschreitbar sind und das Glauben an das Unmögliche erlaubt ist. 

Helga König:  Auf Ihrer Homepage fand ich den Satz "Mein Leben vollzieht sich in Bildern. Bilder sind nicht nur etwas für das Auge, sondern vor allem etwas für das Gefühl." Können Sie diesen Gedanken ein wenig näher ausführen?

Maggie Szuszkiewicz: Mein größter Wunsch ist es, dass der Betrachter sich mit meinen Arbeiten nicht nur visuell auseinander setzt, sondern den Wunsch verspürt, in die Inhalte eintauchen zu wollen; sich wagt, neue Erkenntnisse zuzulassen und mit seinem Herzen einen neuen Tanz des Lebens beginnt.

Helga König: Sie sind in Polen geboren, haben dort auch studiert und leben seit 1988 in Geesthacht in der Nähe von Hamburg. Bekanntermaßen zeigt sich die polnische Seele beispielsweise in der Musik von Chopin. Wie offenbart sie sich in der Malerei?

Maggie Szuszkiewicz: Jahrelang war die polnische Malerei von nationalem Patriotismus geprägt, die sich mit der Liebe zu ihrer Heimat zeigte. Die großen Sehnsüchte nach Freiheit und Entfaltung der Seele haben die Malerei sehr beeinflusst. Deren Urspünge sind eng mit dem Christentum verbunden. Von der Gotik bis zur Renaissance ist eine Reihe von Wandmalereien religiöser Themen entstanden. Die Barockzeit ist eine sehr intensive Weiterentwicklung der Malerei in Polen. Aus den Ateliers der Künstler kamen aristokratisch-königliche Porträts und große religiöse und historische Kompositionen. 

Eine große Blüte erreichte die Malerei während der Regierungszeit des letzten polnischen Königs Stanisław August Poniatowski. Das 19. Jahrhundert, trotz der Tatsache, dass Polen von 1795 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs (1918) in einem Zustand der politischen Versklavung lag, zeigt sich in der Malerei durch eine Manifestation des breit verstandenen Patriotismus. Im Zeitalter der Romantik ist die Offenbarung in den spontanen Episoden aus dem täglichen Leben zu spüren. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt sich intensiv die Landschaftsmalerei, die sich noch intensiver in der Liebe zur Heimat und einheimischen Bräuchen manifestiert. 

Der erste Weltkrieg und die Legionen-Bewegung unter der Führung von Józef Pilsudski brachte Polen die gewünschte Freiheit, was sehr großen Einfluss auf die Malerei hatte. Sie wurde von den patriotischen und historischen Themen befreit und nach und nach bekam sie einen internationalen Charakter. Der Zweite Weltkrieg und die Nazi-Besatzung haben viele polnische Künstler dazu getrieben, patriotische Themen und das Martyrium wieder aufzugreifen, wenn auch in einer modernen Form. Die Jahre des polnischen Sozialismus, besonders zwischen 1949-1956, bedeuten die Zeit des sozialistischen Realismus. Es entstanden monumentale Gemälde, die eine Reihe von öffentlichen Körperschaften, großen Gebäuden, Führern und Gewerkschaftsführern des Marxismus-Leninismus zeigten. 1980, beginnend mit der Solidaritätsrevolution, gefolgt vom Kriegsrecht, brachte eine Reihe von Themen und Symbolen des Martyriums und Patriotismus in die polnische Kunst zurück. 

Die polnische zeitgenössische Malerei des 20. Jahrhunderts ist in eine Vielzahl von künstlerischen Aktivitäten eingebettet, in einen Zustand zwischen Nachahmung fremder Modelle, meist amerikanischer Herkunft, und lokalen Bezügen aus den alten Traditionen der polnischen Kunst. Erstmals ist die polnische Malerei zum Ende des 20. und Beginn des 21. Jahrhunderts nicht mehr national-patriotisch geprägt.

Helga König: Sie haben später zudem in Hamburg studiert, neben Kunst auch Mathematik. Das finde ich sehr ungewöhnlich und hätte gerne gewusst, wie die speziellen mathematischen Kenntnisse sich als hilfreich für Ihren Beruf als Künstlerin erweisen?

 Maggie Szuszkiewicz
Maggie Szuszkiewicz: Meine Entscheidung Kunst und Mathematik zu studieren war damals dadurch begründet, dass meine deutschen Sprachkenntnisse nicht ausreichend waren und mir diese Fächer eher die Möglichkeit gaben, in Zahlen und Farben zu kommunizieren. Meine in Polen absolvierten und promovierten Fächer wurden in Deutschland nicht bzw. nur teilweise anerkannt, sodass ich einige Fächer ergänzen und neu belegen musste, um das Referendariat (das zweite Staatsexamen) machen zu dürfen. Nach zwei Jahren Studium hatte ich meine beiden Urkunden, die ich mit Auszeichnung bestanden habe, in der Tasche und konnte erstmals als Lehrerin für Mathematik, Sport, Kunst und Chemie in Hamburg arbeiten.

Um auf Ihre Frage zurückzukommen, wie sich die mathematischen Kenntnisse als hilfreich für meine künstlerische Tätigkeit erwiesen haben, würde ich sagen: Sie waren genauso hilfreich wie alle anderen sieben Fächer.

Helga König: Welche Künstler und welche Professoren haben Einfluss auf Ihren Stil genommen?

Maggie Szuszkiewicz: Zu meinen Vorbildern gehören mehrere Künstler. Einer davon ist Caspar David Friedrich. Seine Auseinandersetzung mit der Natur, mit den Sehnsüchten und den Gefühlen der Liebe, wie er das Erlebte künstlerisch umgesetzt und dargestellt hat, inspiriert und beeindruckt mich bis heute. Schon als zwölfjähriges Mädchen, als ich seine Bilder zum ersten Mal in einer Zeitschrift abgebildet sah, träumte ich davon, seine gemalten Wiesen und Felsen betreten zu können. So nah und so lebhaft haben sie mich in seinen Bann gezogen. Ich wollte die Mystik der Zeit begreifen, die Natur als Spiegel meiner Seele noch mehr erforschen. Ich baute verschiedene Kaleidoskope, mischte Glasscherben mit Blumen, Steinen und Sandkörnern, drehte stundenlang das Röhrchen in der Hoffnung, das Märchenhafte, das ich in seinen Bildern entdeckt hatte, in meinem Rohr zu finden. Jahre später, als ich schon in Hamburg lebte, besuchte ich die Kunsthalle und stand plötzlich vor einem seiner Bilder. Mir rollten Tränen vor Glück.

Am liebsten hätte ich fliegen wollen. Zu den anderen Künstlern, die mich ganz früh faszinierten, gehört unter anderem der Meister des Lichts, William Turner. Ich fragte mich, wie es einem Künstler, der so exzentrisch und getrieben von tiefsten Dämonen war, gelingen konnte, so feinfühlige Bilder zu malen. Für mich war es damals eine Offenbarung, nach Gefühlen und Emotionen malen zu dürfen. Zusammen mit Francis Bacon war er einer der Vorreiter meiner künstlerischen Ideen. Der Verfall und die Zerstörung des menschlichen Körpers war mir schon immer ein Rätsel. Ich zeichnete Gesichter oder Körper auf Sand, auf Gläser oder Spiegel; durch Drauftreten oder Steinwürfe zerstörte ich daraufhin meine Bilder, legte anschließend nasses Papier drauf und schaute auf das Ergebnis, das mich in Erstaunen brachte. Ich war wie gelähmt. Heute zieht meine Aufmerksamkeit fast wöchentlich ein anderer Künstler oder Künstlerin auf sich. Und in all den Jahren habe ich über fünfzig Länder bereist und jede Reise, jede besuchte Ausstellung oder Galerie hatte ihre eigene, fantastische Geschichte, denn es gab fast immer neue Kontakte in Bezug auf Kunst und Kultur. Besonders spannend waren die zahlreichen Begegnungen mit anderen Künstlern, die ich bei unterschiedlichen internationalen Kunstprojekten in Polen, Kasachstan und Kirgistan kennenlernen durfte. Zurzeit beschäftige ich mich sehr intensiv mit der spanischen Malerei und bereite mich auf eine Reise nach Madrid vor, die ich von meiner Tochter als Geburtstagsgeschenk bekommen habe.

Helga König: Mit welchen Materialien arbeiten Sie und welche Techniken bevorzugen Sie?

 Maggie Szuszkiewicz
Maggie Szuszkiewicz: Die Auswahl von Themen, Formen, Materialien und Techniken meiner Kunst ist ein langzeitiger und komplexer Prozess, der bei jeder Arbeit unterschiedlich verläuft und von mehreren Faktoren abhängig ist. Eine große Rolle spielen dabei der Zufall, im Sinne von ‘es fällt mir zu‘ und meine visuell-emotionale Erfahrung, die den ersten und festlegten Schritt für die Auseinandersetzung mit den neuen Themen öffnet. Plötzlich hält mich etwas für Sekundenbrüche an, inspiriert mich und bewegt meine Intuition. Es ist eine Suche nach der Balance in der Harmonie, ein Dialog zwischen den emotionalen und intellektuell-rationalen Bedürfnissen, zwischen abstrakter oder figurativer Kunst. Die Idee meiner Kunst ist die Transformation der Energie, der Bewegung, der ständig veränderten Materie und der Zeit. Ich schaffe mein eigenes abwechslungsreiches Universum, wo ich die Vision habe, künstlerische Wege neu zu beschreiten. Es ist eine Art der Meditation, wo das Bild durch seine Nachahnung, eine Brücke zur Realität schafft, wo meine Erfahrungen an Bedeutung gewinnen und ich bei jedem neuen Werk bei null anfange. Ich versetze mich in eine quasi kontemplative Haltung und mache mich zum "Sprachrohr" meines Unterbewussten, das, während ich mich im Schaffensprozess befinde, sich seinen Weg direkt in meine Hände bahnt. Dann kommt die Erfüllung, wenn ein Werk abgeschlossen ist, ich in Schweiß gebadet in meinem Atelier auf dem Boden liege, die weiße Zimmerdecke meine Augen entspannt und ich komplett ausgepowert, aber überaus glücklich, wieder bei mir lande.

Vordergründig sind meine Arbeiten, außer bei einigen Hinterglasmalereien, informell und abstrakt einzuordnen. Erst in den Betrachtungen danach erkenne ich selbst, dass sich Figürliches abzeichnet. Mein Element ist die Farbe, in diesem Element bewege ich mich völlig frei. Das geht so weit, dass ich mich während des Schaffensprozesses in einem Zustand befinde, der mich zwischen Leinwand und bereits aufgetragener Farbe katapultiert und sich die vierte Ebene aus mir heraus färbt.

Helga König: Was bedeuten für Sie Farben und welche Präferenzen haben Sie?

Maggie Szuszkiewicz: Ich bin in Polen in einer Stadt geboren, wo der Schnee die Farbe der Hoffnung hatte, und der Sommer zu kurz war, um die wunderschönen bunten Wiesen, die sich um unser Haus in allen möglichen Richtungen ausgebreitet hatten, zu bewundern und aus den wilden Blumen Kraft zu schöpfen. So vergingen mehrere Jahre meiner Kindheit, in denen ich zwischen zwei Farbwelten aufgewachsen bin. Die eine, die imaginär Märchenhafte, die sich wie eine süße Himbeere angefüllt hat, die meine Flügel wachsen ließ, die mich inspirierte und in eine andere Dimension katapultierte, und die andere, die an Glanz verlor und sich wie ein eiserner Vorhang vor meinen Augen verschloss. Und dann, plötzlich im Alter von sieben Jahren, entdeckte ich eine neue Welt, die sich noch intensiver durch Farben manifestiert hatte. Jeder Mensch, jede Blume und jeder Gegenstand erstrahlte neu. 

Die ganze Stadt erschien mir wie ein kilometerlanges, abstraktes Bild. Es begann eine neue Lebensphase. Grau gedruckte Zeitungen veränderte ich in Sekundenbruchteilen durch kleine Pinselstriche, meine Schuhe wurden mit Nagellack bemalt und meine Kleider bestückte ich mit farbigen Gegenständen. Die Jahre vergingen und drehten sich wie die kleinen bunten Glasscherben meines Kaleidoskops, die Zeit der Welt- und Farbenentdeckung gewann an Bedeutung. Ich lauschte interessanten Gesprächen, meine Nase klebte an jeder Kioskscheibe mit bunten Zeitungen mit der Hoffnung, dort Antworten auf meine Fragen zu finden. Mit achtzehn entschied ich mich, meine kleine Stadt zu verlassen und ging in die weite unbekannte Welt, um weitere Antworten zu finden. 

Es begann die Zeit des Studiums. Meine gewählten Studienrichtungen, wie Sportwissenschaften, Biochemie und Sonderpädagogik erfüllten nur teilweise meine Neugier. Durch intensive Beschäftigung mit Mathematik adaptierte ich die Essenz in die Farblehre. Und ich malte oder zeichnete, und zu jeder Zeichnung schrieb ich ein kleines Gedicht. Im Laufe der Zeit haben sich kistenweise an Notizbüchern angesammelt, gefüllt mit beschriebenen Zetteln, Bierdeckeln und Servietten, mit Skizzen und Texten, die ich bis heute aufbewahre. 

Es vergingen weitere zehn Jahre der intensiven Lebensbereicherung, wo ich als Mutter, Ehefrau, Lehrerin, Künstlerin und Therapeutin mir eine Frage immer wieder stellte: Wer bin ich?

Und die Farben auf meinen Bildern veränderten sich erneut. Dann kam die nächste Entscheidung. Dieses Mal verließ ich nicht nur die Stadt, ich verließ das Land und kam nach Deutschland, in das Land der Erzählungen meiner Mutter und meines Vaters, wo das Gras grün ist, der Himmel eine blaue Farbe hat und der Schnee nach Eis schmeckt. Es begann die Zeit, in der ich meine Visionen durch die Farbe manifestiert habe. Ich legte die großen Leinwände auf den Boden, nahm Farbe in meine Hände und malte wie ein schwebender Vogel. 

Weitere Studien wie Mathematik, Erziehungswissenschaften und Kunst folgten, um meine unersättliche Neugierde weiter zu befriedigen. Ich wollte die Welt für mich erschließen, durch noch intensivere Beschäftigung mit Philosophie, Psychologie, Astronomie und Hypnose weitere Antworten finden. Und in meinen Bildern entdeckte ich immer wieder neue Dimensionen, die Farben wurden intensiver und die Bilder abstrakter und informeller.

Helga König: Möchten Sie mit Ihren Werken Botschaften vermitteln und falls ja, um welche handelt es sich?

 Maggie Szuszkiewicz
Maggie Szuszkiewicz: Nein, ich möchte in meinem Kunstwerken keine direkten Botschaften vermitteln. 

Helga König:  Können Sie unseren Lesern etwas zu Ihren Ausstellungen mitteilen?

Maggie Szuszkiewicz: Es sind drei Ausstellungen, über die ich ein wenig ausführlicher erzählen möchte:

Eine fand im Jahr 2009 in Polen im Westkaschubischen Museum in Bütow, der Stadt, in der ich geboren und aufgewachsen bin, statt. Ein Jahr zuvor sprach mich ein polnischer Politiker an, ob ich mir vorstellen könnte, eine Ausstellung zum Thema "70 Jahre nach dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges" zu konzipieren. Ich habe ohne zu zögern sofort zugesagt! Innerhalb kurzer Zeit war mein Konzept fertig; ich stellte es dem Museumsdirektor vor und habe von ihm sogleich die Zusage bekommen. Danach hatte ich ein Jahr Zeit, um mein Konzept umzusetzen. Zu dieser Ausstellung ist ein Katalog erschienen und an dieser Stelle möchte ich einen kurzen Text daraus zitieren: "Die Ausstellung in Bytów, welche in sieben Themengebiete gegliedert ist, bezieht sich auf den Beginn des Zweiten Weltkriegs vor (zu diesem Zeitpunkt) 70 Jahren. Durch die Vermittlung diverser Formen und der Ausdruckskraft der Malerin – Werke auf Acryl und Papier in der Acryl- und Öl-Technik, Installationen aus Glas und Metall – regt sie an, fordert auf und provoziert gar zum Nachdenken über Krieg, Hass, Liebe, Schmerz, Angst, Intoleranz, über den "Zweiten Menschen" und über uns selbst; nicht nur unter dem rein physikalischen Aspekt, sondern – und vielleicht vor allem – psychischen und intellektuellen. 
Titel der Ausstellung "Nn" hat viele Bedeutungen: N – als Negation – kann die Verneinung des Hasses, des Bösen, Schmerzes, des Krieges etc. sein, zur Potenz "n", somit zur endlosen Vervielfältigung der eigenen Übertragung, ist es der nie endende Schrei des zunichtemachenden Hasses, Bösen, Schmerzes, Krieges ... Nie, no, niet, nein: Eine Darstellung für sämtliches Böse, welches ein Mensch dem anderen Menschen zumuten kann. Nn bedeutet gleichzeitig aber auch das Gedächtnis der Geschichte. Das Gedächtnis der Tragödie und des Wirkens des Jahres 1939. Nn als schockierende Lektion der immer währenden und nie erreichten Verbesserung des Menschen; eine Magie, die uns durch die dunklen Seiten der Natur des Menschen führt, als Konglomerat unserer an die Umwelt angepasster Masken, stellvertretend für das Leben der Seele und den Geist eines Menschen stehend – umschlungen von fadenscheinigen Zwängen der Politik, Religion, Medien und Kunst verliert der Mensch das Menschsein. Ein Fremder in einer fremden Welt."

Die zweite Ausstellung fand im Jahr 2012 im Museum in Geesthacht statt, in der Stadt wo ich jetzt lebe und arbeite. Für die Installation wurden mehr als 500 Glasbilder, die ich in den letzten sieben Jahren gemalt habe, verwendet. Auch hier zitiere ich gern aus dem begleitenden Prospekt: Die Installation "Mehr Licht" sollte den Betrachter vordergründlich zum subjektiven Suchen nach einer Interpretation der Werke und zum Sublimieren eigener Assoziationen bewegen. 

Woran knüpft sich Identität an "Mehr Licht" bei Betrachten meiner Installation? Worin sich ein Mensch erkennt und findet? Wie stellt er sich Licht dar? Ist das Licht an eine bestimmte Vorstellungskraft gebunden? Ist es teilbar oder unteilbar; und kann man ein anderes als ein physikalisches Licht finden? Wie fühlt es sich an? Womit assoziiere ich das Wort Licht? Beginnt der erste Gedanke, wenn man über das Licht nachdenkt, im Kopf oder im Herzen? Bei all den Fragen ist man sich sicher, dass wir alle einen Halt in unserem Leben, in unseren Köpfen und Herzen brauchen. Wir alle brauchen eine Lichtquelle, um wirklich bei uns selbst anzukommen und glücklich zu werden. 

Das Wort "Licht" klingt hochspannend und ist heutzutage eine bunte Mischung der Vorstellungskraft, wie die bunten Glasbilder meiner Installation. Man kann sich Licht als einen Strahl vorstellen, der Geborgenheit und Sicherheit gibt und doch ausreichend groß ist, um für alle offen zu stehen. Dass Licht nicht nur ein paar gute und ein paar schlechte Eigenschaften besitzt, zwischen denen man wählen kann, ist uns allen bewusst. Licht kann gleichzeitig aber mehrere Bedeutungen haben: Es ist ein Synonym für Geborgenheit, bewertet einen Ort, wo wir uns sicher und zuversichtlich fühlen. Es sind Menschen, die uns umgeben, es sind Gesichter, die uns jeden Tag begegnen, die auf mehreren meiner Glasplatten zu finden sind. Licht kann aber eine noch abstraktere Definition haben. Es kann ein moralisches Prinzip sein, das uns im Leben führt, oder eine Religion sein, die wir bekennen. "Mehr Licht" als eine Lektion der immer währenden und nie erreichten Verbesserung des Menschen; eine Magie, die uns durch die Seiten der menschlichen Natur führt, als Konglomerat unserer an die Umwelt angepasster Seiten, stellvertretend für das Leben der Seele und den Geist eines Menschen stehend. Umschlungen von fadenscheinigen Zwängen der Politik, Religion, Medien und Kunst verliert oder gewinnt der Mensch das Menschsein. 

Ein Mensch im "Mehr Licht"-Spektrum oder ein Fremder in einer fremden Welt? Ein "Lichtfeld", das von sehr vielen unterschiedlichen Menschen entsteht, das sich aber zu einer Einheit bildet und vereinigt, um stark und souverän zu sein – oder ist es ein zerbrechliches, aus Glas bestehendes, unerreichbares, weil hängendes, Bild, das nur eine unnahbare Illusion darstellt? "Mehr Licht" als hängende oder fallende "Strahlen und Felder" ist vielmehr der Austausch zwischen individuellen und gemeinschaftlichen Entwürfen (deutlich durch sehr intensive Farbpaletten gezeigt), die gleichberechtigt nebeneinander stehen (oft mehrere Glasplatten neben- oder untereinander). Oftmals entsteht ein dynamischer Prozess der Neubestimmung von Gesellschaft, ein multikulturelles Feld, das in ständiger Bewegung und Erweiterung steht. 

Die dritte Ausstellung fand 2012 im Nationalmuseum in Bischkek in Kirgistan statt und war mit einem internationalen Kunstprojekt verbunden. Eingeladen waren vier kirgisische und drei polnische Künstler, deren Werke dem Realismus zugeordnet sind, und ich als einzige Künstlerin, die sich abstrakt ausdrückt. Es war eine phantastische Erfahrung, auf einer Höhe von über viertausend Metern und unter speziellen Lichtverhältnissen malen zu können. Den krönenden Abschluss bildete die Vernissage in Nationalmuseum von Bischkek, wo meine abstrakten Bilder eine Euphorie-Welle verursacht haben.

Helga König: An welchem Projekt arbeiten Sie derzeit? 

Maggie Szuszkiewicz:  Zurzeit arbeite ich an mehreren Projekten. In diesem Jahr werde ich an drei internationalen Kunstprojekten teilnehmen und im nächsten Jahr stehen in der Region drei große Ausstellungen an.

Liebe Maggie Szuszkiewicz, ich danke Ihnen herzlich für das aufschlussreiche Interview. 

Ihre Helga König


Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zur Website von Maggie Szuszkiewicz http://www.maggies-galerie.de/index.php/kunst/malerei/bilder-auf-leinwand

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