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Helga König im Gespräch mit Angelika Gulder

Sehr geehrte Frau Gulder, vor geraumer Zeit habe ich Ihr Buch  "Aufgewacht!"  rezensiert. Heute möchte ich Ihnen hierzu einige Fragen stellen.


 Angelika Guder
Helga König: Bevor ich mich mit Ihrem Buch befasst habe, unterzog ich mich dem Test im Klappentext : Ergebnis 98 Punkte. Hätte ich das Buch demnach zur Seite legen und stattdessen mir fröhlich auf die Schulter klopfen sollen?:-))



 Angelika Gulder: Nun, ich freue mich, dass Sie es trotzdem gelesen haben! Aber fröhlich klopfen sollten Sie auf jeden Fall. Mit diesem Ergebnis sind Sie vermutlich einer der ganz wenigen Menschen, der von sich sagen kann:"Mein Leben ist in allen Bereichen super!". Auf die meisten Menschen trifft das nicht zu und das ist einer der Gründe, warum ich das Buch geschrieben habe.


Helga König:  Können Sie uns Lesern in wenigen Worten Ihre Definition von dem Begriff „Lebenstraum“ mitteilen?


Angelika Gulder: Lebensträume sind langfristig wiederkehrende, intensive, hoch positiv besetzte Wünsche, Bedürfnisse und Gedanken, in Bezug auf Personen, Dinge, Lebensumstände und Inhalte. Oder anders gesagt: Lebensträume sind Wünsche und Ideen, die uns einfach nicht mehr loslassen, so sehr wir oft auch versuchen, sie zu vergessen. 

Helga König: Was verstehen Sie unter einem Zwiebelmodell der Persönlichkeit?


Angelika Gulder: Ich vergleiche unsere Seele bzw. unseren Wesenskern, mit dem Kern einer Zwiebel. Darin ist der Samen, in dem unser gesamtes Potenzial angelegt ist. Doch durch Erziehung, unschöne Erfahrungen und Prägungen, kommen auf den zarten Kern immer weitere Schichten, Schutzmechanismen und Glaubenssätze, bis wir als Erwachsene unseren wahren Kern kaum noch spüren können. Unsere Aufgabe ab der Lebensmitte ist es dann, die Zwiebel Schicht um Schicht wieder abzutragen (zum Beispiel durch Gespräche, Selbstreflektion, aber auch Therapien, etc.) und uns selbst wieder nahe zu kommen. Und wie beim Zwiebel schneiden, tut das manchmal eben auch weh. Aber es lohnt sich, weil wir uns nur so wirklich kennenlernen.


Helga König:  Was ist der „Lebenstraum-Navigator“ und was soll er bezwecken?


Angelika Gulder: Der "Lebenstraum-Navigator" ist eine Coaching-Methode, die systematisch die Träume der Kindheit, die Träume von heute und solche aus dem Unterbewusstsein abfragt, zu einem Gesamtbild zusammenfügt und im Anschluss auf Übereinstimmung mit den innersten Lebensmotiven prüft. Dadurch zeigt sich dann ganz klar, welche Potenziale wir in diesem Leben noch ungenutzt gelassen haben und noch realisieren können und auch sollten, um ein erfülltes Leben zu führen.



Helga König: Werden Menschen, die sich nicht um Ihre Fähigkeiten kümmern und diese nicht ausleben, zwingend depressiv?


Angelika Gulder: Nein, diese Menschen werden nicht zwingend depressiv, aber sie führen ein Leben ohne Begeisterung, ohne Leidenschaft und ohne Inspiration. Wobei es nicht nur um die Fähigkeiten geht, sondern viel mehr um die Bedürfnisse der Seele, also auch um die Rahmenbedingungen, den richtigen Partner, den richtigen Wohnort usw.


Helga König: Was ist, wenn Lebensträume, um deren Realisierung man sich bemüht, scheitern? Muss man dann in ein depressives Loch fallen?

Angelika Gulder: Im Gegenteil. Für mein Buch habe ich einige Menschen interviewt, die es nicht geschafft haben, ihren großen Traum zu leben. Manche sind dann auf einen "kleineren" Traum ausgewichen und manche haben ihren Traum auch aufgegeben. Aber alle waren stolz und froh, es wenigstens versucht zu haben. Auch aus gescheiterten Träumen kann man sehr viel Kraft ziehen.


Helga König: Was sind nach Ihrer Auffassung Lebenslernaufgaben?


Angelika Gulder: Das sind die Dinge, die unser Leben einschränken, sogenannte primäre Szenarien, also unschöne Lebenserfahrungen aus unseren ersten Jahren, die wir zwingend immer wieder wiederholen, bis wir Frieden mit der Vergangenheit machen. Ein Beispiel: Ein Junge konnte es seinem Vater nie wirklich recht machen und hat auch als Erwachsener sein Leben lang weiter versucht, die Anerkennung des Vaters zu erlangen. Erst im Coaching wurde ihm klar, dass er sich die Anerkennung, die er sucht, nur selbst geben kann. Nun hat er sich mit seinem Vater ausgesöhnt und ist frei.


 Helga König: Menschen, die ein erfülltes Leben führen, sind zumeist sehr tätige Menschen. Sollten sich von daher Menschen bis ins hohe Alter immer wieder neuen Aufgaben stellen, die ihren Interessen entsprechen?

Angelika Gulder: Es wäre unnatürlich, aufzuhören zu lernen und zu wachsen, bloß weil wir älter werden. Ich kenne eine Menge "älterer" Menschen, die alles andere tun, als ruhiger zu werden. Lernen hält jung, das ist inzwischen bekannt. Und wir können bis zum letzten Tag unseres Lebens Neues beginnen. Das Wichtigste dabei ist, dass wir dabei der Freude folgen und nur tun, was uns gut tut.

Helga König: Welche Bedeutung hat für Sie Intuition und Inspiration?

Angelika Gulder: Zu lernen, auf die eigene Seele zu hören, ist eine der erfüllendsten und schönsten Lebenserfahrungen überhaupt.


 Helga König: Wie wichtig ist nach Ihrer Ansicht Disziplin bei der Erfüllung von Lebensträumen?

Angelika Gulder: Disziplin klingt etwas unsexy, aber ohne geht es tatsächlich nicht. Gerade gibt es eine Werbung, in der heißt es: "Sit oder Stand". Sitze oder stehe! Wir müssen uns entscheiden, ob wir ein erfülltes Leben führen wollen oder nicht. Ob wir sitzen oder stehen wollen. Und falls wir uns gegen die Erfüllung entscheiden, müssen wir aufhören, zu jammern. Oder wie es der Tiefenpsychologe und Traumforscher C.G.Jung gesagt hat: "Du musst Dich entscheiden. Willst Du gut sein oder ganz".

Liebe Frau Gulder, herzlichen Dank für das aufschlussreiche Interview.

Ihre Helga König

Kostenfreies Foto aus dem Bestand von Angelika Guder- der Fotograf ist mir nicht bekannt.

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