Dieses Blog durchsuchen

Helga König im Gespräch mit Doris Dogan

Sehr geehrte Frau Dogan, am Wochenende habe ich Ihr Buch »Heaven`s Face« auf »Ein Buch lesen!« rezensiert und möchte Ihnen hierzu einige Fragen stellen.

Vielleicht sollte ich vorwegschicken, dass ich im Alter von 3 Jahren meinen einzigen Bruder verlor, der damals, 11 Monate alt, an einem angeborenen Herzklappenfehler verstarb. In dieser Phase meines Lebens habe ich sehr viel Angst und Trauer in meinem Umfeld erlebt, die ich unreflektiert in mich aufnahm und die sich später entsprechend auswirkte. Ich bin als Einzelkind aufgewachsen und kinderlos geblieben, wofür ich allerdings keinem die Schuld zuweise, wohl aber weiß, dass die Ursachen in diesen Erlebnissen zu suchen sind.


Helga König: Wie verhalten Sie sich Ihrem einzigen Kind gegenüber, behüteten Sie es aus Angst, dass es auch noch sterben könnte über Gebühr, beschneiden sie es in seiner Freiheit?

Doris Dogan
Doris Dogan: Gott sei Dank heilt Zeit Wunden – das ist der eine Aspekt. Und glücklicherweise bin ich ein Mensch, der lieber im Heute, Hier und Morgen lebt als im Gestern. Ich behüte mein Kind mit Liebe so wie es hoffentlich alle Eltern tun. Gleichermaßen möchte ich, dass meine Tochter das Leben als eine große Chance betrachtet. Das kann man nicht mit Angst. Ich lebe mein Leben angstfrei. Das ist eine Grundhaltung, die auch meine Erziehung prägt. Vorsicht ja, Angst nein. Ein besserer Berater für einen sicheren Weg durchs Leben ist Vertrauen und Instinkt.

Als meine Tochter geboren wurde, kam sie als Frühgeburt auf die Welt und musste noch 3 Wochen in der Frühchenstation bleiben. Dort hat mir eine Kinderkrankenschwester, die meine Tochter jeden Tag betreute, sehr verwundert gestanden, dass sie in den vielen Jahren Ihres Berufes stets die Mütter, die eine Problemschwangerschaft mit eventuell auch schon erlebten Totgeburten von den Müttern mit problemlosen Schwangerschaften und ohne Historie sofort und treffsicher unterscheiden konnte. Allerdings, meinte sie, habe sie sich bei mir das erste Mal getäuscht. Sie war überrascht wie gelassen, locker und angstfrei ich mit meinem Kind umging. Ich kann bis heute nur Freude empfinden, wenn ich mein Kind sehe. Angst ist glücklicherweise für mich kein Gefühl, das mich leitet. Ich bin selber als Kind angstfrei und mutig aufgewachsen. Ich habe mir immer selber viel zugetraut und Dinge gewagt, auch wenn andere Zweifel hatten. Ich freue mich, wenn ich sehe, dass mein Kind sich auch Dinge zutraut und diese wagt.
Ich habe meine Tochter in die Welt geboren, dort liegt die Zukunft meiner Tochter, dort gehört sie hin und ich darf sie auf ihrem Weg begleiten. Ich bin ihr Coach, ihreWegbegleiterin – nicht ihre Gefängniswärterin.


Helga König
Helga König: Reden Sie oft mit Ihrer Tochter über deren tote Geschwister und falls ja, ist es Ihnen klar, was dies bei dem Kind auslösen kann?

Doris Dogan: Natürlich besuche ich gelegentlich, nicht oft (2-3 Mal im Jahr) das Grab meiner Zwillingstöchter. Meine heute lebende Tochter war schon im Kinderwagen dabei. So war es für sie ein ganz natürlicher Prozess, diesen Ort kennenzulernen und irgendwann hat sie gefragt, wer hier ist. Und natürlich habe ich ihr die Wahrheit gesagt. Am Grab wird übrigens viel gelacht und wir benehmen uns ganz normal. Es herrscht keine traurige, melancholische Stimmung. Wir machen einen Besuch und wenn wir am Grab ankommen, dann sagen wir „Hallo Mädels“ und wenn wir gehen, dann verabschieden wir uns mit „Ciao Mädels“. Es ist ungezwungen und wir bleiben auch nicht allzu lange. Wir schauen bei ihnen vorbei, bleiben ein paar Minuten und gehen dann weiter, denn der Friedhof ist alt, wunderschön und mit hohen Tannen dicht wie ein Wald bewachsen - ideal für Spaziergänge.

Meine Tochter darf auch sagen, dass sie keine Lust hat, hinzugehen. Das ist ok. Es war mir wichtig, meiner Tochter die Wahrheit altersgerecht nahezubringen, wenn sie fragt, aber ihr die Wahrheit nicht aufzudrängen und sie zu belasten. Eine kleine Gegenfrage: Was machen denn alte wohl gehütete Familiengeheimnisse mit einem Menschen, der irgendwann als Erwachsener einen Teil seiner Vergangenheit entdeckt, die ihm viele Jahre vorenthalten wurde, der tabuisiert wurde? Ich denke, wenn man auf sein gesundes Bauchgefühl hört und sich und andere sein lässt, wie sie sind ohne manipulativ zu werden, dann kann das viel tabuisierte Thema Tod ganz unverkrampft vermittelt werden. Kinder haben da weniger Vorbehalte als Erwachsene.


Helga König: Sind Ihre Erwartungshaltungen an Ihre Tochter sehr hoch, sprich soll das Mädchen unbewusst alle anderen Kinder ersetzen?

Doris Dogan: Ach Du lieber Gott, nein! Meine Tochter ist meine Tochter und das ist für mich mehr als genug. Sie ist nicht der Klon von anderen Kindern. Allein der Gedanke ist anstrengend zu denken, wie muss es erst sein, diesen Gedanken zu leben.

An dieser Stelle bin ich immer dankbar, dass ich meine Zwillingstöchter auf natürliche Weise entbunden habe, sie gesehen, kennengelernt habe und mich dann auch von ihnen mit einem inneren Frieden verabschieden konnte. Die Geschichte mit ihnen hatte einen Anfang, einen Verlauf und ein Ende. Das ist wichtig. Es war eine kurze Geschichte und selbstverständlich wäre es schön gewesen, wenn sie länger gedauert hätte. Jedoch hatte sie einen Sinn und einen Zweck. Diese verstorbenen Kinder haben mich sehr positiv verändert. Diese Geschichte ist in sich abgeschlossen. Eltern, die in derartigen Erfahrungen kein Ende finden können, laufen sicher Gefahr auf ein Folgekind zu projizieren. Ich konnte das bei mir noch nicht feststellen. Glücklicherweise kommen mir hier meine beruflichen Wissensbausteine und Ausbildungen sehr konstruktiv zur Hilfe. Ich habe mein Verhalten immer kritisch reflektiert und hoffe, dass das so bleibt.

Meine heute lebende Tochter ist ein anderer Mensch und damit eine neue Geschichte, die ihren Anfang vor 8 Jahren genommen hat und jeden Tag ein Stückchen weiter gedeiht.
Der Gedanke, die Kinder emotional miteinander zu verknüpfen, gelingt mir nicht. Jedes einzelne Leben ist für mich zu unique. Außerdem bin ich ein Fan von Gerechtigkeit und ich fände es einfach im höchsten Maße unfair, meine kleine Tochter, die in dieser eh schon anspruchsvollen Welt behaupten muss, noch zusätzlich an solchen Maßstäben zu messen. Da kann ein Mensch bzw. ein Kind nur versagen und daran zerbrechen. Wie stünde ich dann da in ein paar Jahren, wenn sie das Spiel durchschaut und mich dafür verachtet und sich von mir abwendet.

Ich habe viel emotionale und mentale Arbeit geleistet bevor ich meine Tochter bekommen habe. Das ist meine Verantwortung. Ich bin es meiner Tochter schuldig, sie als Individuum zu sehen und nicht als Lastentier für meine Erfahrungen oder Traumata.


Helga König: Kann sich Ihre Tochter wie ein ganz normales Kind entwickeln oder gelten für das Mädchen andere Regeln als für andere Kinder ihres Alters?

Doris Dogan
Doris Dogan: Aus meinen Antworten vorher können Sie sich denken, dass ich auch hier leider keine erwarteten Klischees von der traumatisierten Mutter erfüllen kann. Wie nannten Sie das in Ihrer Rezension wieder? Ach ja, leider kann ich mit dem Stereotyp des „gehirnlosen Muttertiers“ nicht dienen. Ansprüche stelle ich an mich. Meine Tochter ist Kind und darf Kind sein. Sie wird so genommen und geliebt wie sie ist. Natürlich wird sie auch erzogen und das bedeutet, dass es Grenzen etc. gibt. Ich denke allerdings, dass ich durch meine Vergangenheit keinen anderen Weg einschlage als jede andere vernünftige Mutter, die ihrem Kind in Liebe verbunden ist.

Glücklicherweise habe ich ein sehr liebenswertes Kind, das sich wunderbar entwickelt. Meine Tochter ist in die Kinderkrippe, den Kindergarten gegangen und nun geht sie in die 3. Grundschulklasse. Ein Feedback, das ich immer über sie bekommen habe, ist die Tatsache, dass meine Tochter vor allem durch ihre Ausgeglichenheit und ihre balancierte Entwicklung auffällt. Viele Eltern wollen hören, dass ihr Kind besonders sportlich, intelligent, talentiert, schön ist. Ich habe es von jeher als Kompliment empfunden, zu hören, dass mein Kind ausgeglichen ist. Ist es in unserer Zeit nicht die wichtigste Basis mit einer gesunden Psyche ins Leben zu starten und sich diese ein Leben lang zu erhalten. Das ist eine Aufgabe an sich, die heute leider keine Selbstverständlichkeit ist. Das Leben birgt genug Lasten, da muss ich nicht schon jetzt mehr als nötig drauf legen.


Helga König: Wie reagieren Sie, wenn Ihre Tochter eine simple Kinderkrankheit hat? Übertrieben alarmiert?

Doris Dogan: Nein, auch hier keine Besonderheiten. Kind krank heißt ab zum Kinderarzt. Nicht mehr und nicht weniger. Glücklicherweise hatte meine Tochter außer den üblichen Kinderkrankheiten nichts besonderes. Naja, den Arm hat sie sich beim Schlittschuhlaufen gebrochen und war mächtig stolz auf ihren Gips. Mit mehr kann ich nicht dienen. Fieber, Grippe, etc. dauert 3 Tage. Da gibt es dann alles, was die gute Hausapotheke bietet. Antibiotika hat sie glücklicherweise noch nie bekommen. Sie hat alle Kinderkrankheiten völlig normal und unauffällig verarbeitet. Länger als 2-3 Tage war sie noch nie zuhause krank.
Kinder beginnen oft erst bei einem Sturz zu weinen, weil die Eltern schreien. Meine Tochter ist ziemlich schussfest, was man auch an den vielen Jungs in ihrem Freundeskreis sieht. Sie hat viele Freunde – Mädchen und Jungs. Die Jungs mögen an ihr, dass sie nicht zickig ist und, dass sie ein Typ ist, mit dem man Pferde stehlen kann. Am liebsten klettert meine Tochter auf Bäume. Das hat sie definitiv von mir. Sie konnten mir gar nicht hoch genug sein.


Helga König
Helga König: Ist Ihnen klar, dass Ihre Tochter durch den Tod ihrer Geschwister emotional schwer belastet sein und später zu latenter Melancholie neigen könnte?

Doris Dogan: Das ist mir klar, daher versuche ich sie möglichst unbekümmert mit diesem Thema umgehen zu lassen. Bestimmte Fakten sind geschaffen. Darüber hinaus muss ich nicht etwas tabuisieren, um es dann noch größer und mächtiger werden zu lassen. Über den Tod ihres Hamsters hat sich meine Tochter betroffener gezeigt, denn den hat sie miterlebt. Sie hat gesehen wie er gelitten hat. Mein Eindruck ist, dass ihre Kinderwelt intakt ist und ihre emotionalen Reaktionen angemessen dem Anlass und Thema sind. Fragen Sie mich oder sie selber vielleicht noch mal in 30 Jahren ☺


Helga König: Wieso wollten Sie trotz der vielen Fehlgeburten unbedingt ein eigenes Kind, war es ein genetisches nicht zu stillendes Verlangen oder Egoismus? Was ging in Ihnen vor?

Doris Dogan: Die Formulierung „genetisches, nicht zu stillendes Verlangen“ finde ich interessant. Ich kann sie beruhigen. Die Frage, die Sie mir stellen, habe ich vor vielen Jahren auch den Ärzten gestellt.
Ich habe mich und die Ärzte gefragt, ob es denn nicht besser wäre, es dabei bewenden zu lassen. Ich hätte auch ohne Kind glücklich werden können. Mein Mann hat sich sehr ein Kind gewünscht, aber auch er war nicht besessen davon.

Die Ärzte haben mir letztlich aus einem ganz bestimmten Grund dazu Mut gemacht, es noch einmal zu probieren. Hätte ich die 3 Schwangerschaften immer aus dem gleichen Grund verloren oder zum gleichen Zeitpunkt, dann hätte dieser Gedanke gegolten.

Die erste Schwangerschaft war eine Fehlgeburt innerhalb der ersten 3 Monate. Das ist nicht ungewöhnlich. 20% aller ersten Schwangerschaften gehen verloren. Diese erfolglosen Schwangerschaften dienen quasi dazu, den Körper für die dann folgende tatsächliche Schwangerschaft richtig zu justieren. Es spricht nur niemand drüber.

Die zweite Schwangerschaft waren meine Zwillinge, über die ich im Buch schreibe. Diese habe ich aufgrund eines ärztlichen Diagnosefehlers verloren. Es hätte zu dieser Fehlgeburt nie kommen müssen. Die Kinder waren völlig gesund, was auch die obligatorische Autopsie hinterher ergeben hat. Das hilft aber nicht, wenn der Arzt eine falsche Diagnose stellt. Sollten Sie hierzu mehr wissen wollen, beantworte ich das gerne noch detaillierter.

Nach dem Tod meiner Zwillinge wurde ich unerwartet rasch wieder schwanger. Das war aber noch zu früh und so konnte sich der Embryo in der noch beeinträchtigten Gebärmutter nicht einnisten. Kaum war der Test positiv, habe ich schon eine sehr starke Blutung bekommen und konnte das Kind nicht halten. Das war Schwangerschaft Nummer 3.

Die vierte Schwangerschaft war meine heute lebende Tochter. Das Problem lag bei dieser Schwangerschaft nicht am Kind und auch nicht an meiner grundsätzlichen Erkrankung oder Genetik.
Ich habe nur leider eine Bindegewebsschwäche – so wie die meisten Frauen – nur ist meine nicht an den Oberschenkeln sichtbar, sondern am Muttermund. Dieses Bindegewebe tendierte dazu, zu schnell weich zu werden, sich zu öffnen und so musste ich also liegen. Simpel um die Kräfte der Physik zu überlisten, dass das Kind nicht dauernd von oben drauf drückt.

Ich bin absolut mühelos schwanger geworden, musste also nicht wie viele verzweifelte Frauen
Hormonbomben und Invitro-Fertilisationen mit Kindern aus dem Reagenzglas über mich ergehen lassen.
Ganz im Gegenteil! Mein Mann und ich erfreuten uns bester Gesundheit und nichts sprach gegen eine normale Schwangerschaft. Meine chronische Krankheit konnte, musste aber nicht zu einer schwierigen Schwangerschaft führen.

Einer der Ärzte meinte einmal, dass könne ja nicht sein, dass jemand so viel Pech hätte. Ich bin medizinisch und vor allem gynäkologisch sehr bewandert aufgrund meiner gesundheitlichen Historie und habe ein gutes Gefühl rückblickend. Nein, es war kein übertriebener Wunsch und es war auch kein übertriebener Egoismus. Zwei Menschen, die sich liebten, wollten ein Kind. Ja, es lagen ein paar Steine mehr im Wege, aber letztendlich waren sie nicht unüberwindbar und es galt sie nur mit mehr Hartnäckigkeit und Disziplin als bei anderen Fällen aus dem Weg zu räumen.


Helga König: Wie hätten Sie reagiert, wenn ihre Tochter behindert auf die Welt gekommen wäre, was nach mehreren Fehlgeburten nicht unwahrscheinlich gewesen wäre, hätten Sie sich verantwortlich gefühlt oder einer höheren Macht die Verantwortung zugeschoben?

Doris Dogan
Doris Dogan: Es bestand keinerlei Verbindung zwischen den Ursachen der einzelnen Schwangerschaften, daher bestand bei einer neuen Schwangerschaft kein erhöhtes Risiko auf eine Behinderung als bei jeder anderen Frau. Außer sie meinen das Risiko noch einmal an einen unfähigen Arzt und an eine Fehldiagnose zu geraten. Dann hätte ich mich dafür verantwortlich gefühlt, den Arzt nicht besser ausgesucht zu haben oder ich hätte mich gefragt, was die höhere Macht mir da in den Weg legt?

Bei dieser Art von Geschichte kann ich es dem Frager nicht ersparen, genau hinzuschauen und die Fakten genau auseinanderzuhalten. Natürlich ist es leichter, sich Klischees zu bedienen. Und sicher werden das auch einige Menschen tun. Ich habe selber genügend im meinem engsten Umfeld gehabt, die für die entscheidenden Fakten kein Verständnis hatten, sondern sich lieber in die Klischees gerettet haben. Das ist jedoch nicht Ausdruck meines Egoismus, sondern Ausdruck der Unzulänglichkeit, mit der viele Menschen dem Tod oder grundsätzlich menschlichen Problemen begegnen. Diese Menschen musste ich dann letztendlich in den Klischees belassen, da sie für einen echten Dialog, aus dem man anders herausgeht als man hinein gegangen ist, nicht zugänglich waren.

Grundsätzlich müssen Eltern nehmen, was sie bekommen – gesundes Kind, krankes Kind. Eine Schwangerschaft ist eine bedingungslose Entscheidung. Wer Bedingungen stellen oder sich etwas aussuchen will, sollte sich lieber ein Haustier zulegen.


Helga König: Wer steht heute im Mittelpunkt Ihres Denkens Sie, Ihre toten Kinder, Ihr kleines Mädchen oder Ihr Mann?

Doris Dogan: Die Frage kann ich so nicht beantworten. Meine Tochter, mein Mann und ich sind „die“ aktive Familie und stehen als solches im Mittelpunkt unseres Denkens. Wir erinnern uns an die, die da waren und nicht mehr sind. Es ist wichtig, das Gestern zu kennen und nicht zu vergessen, denn was wir Heute sind und Morgen sein werden, sind wir auch durch das Gestern geworden. Wir dürfen aber nicht zulassen, dass uns das Gestern in der Form konditioniert, dass wir stehen bleiben. Im Mittelpunkt meines Denkens steht das Leben für uns.


Helga König: Welche Rolle spielt Ihr Mann bei dem ganzen Drama, das Sie über viele Jahre erleiden mussten?

Doris Dogan: Mein Mann hatte seine eigene Rolle, seine eigenen Aufgaben zu lösen. Wir haben uns gegenseitig begleitet, gestützt und manchmal aufgerüttelt oder ermahnt – je nachdem was die Situation oder Emotion erforderte. Wir sind ein normales Ehepaar, wir lieben uns auch nach 15 Jahren. Die Wirren der letzten Jahre haben an meinem Mann mehr oder andere Spuren hinterlassen als an mir. Auf unserem Weg haben wir gelernt, uns in unserer Verschiedenheit und im unterschiedlichen Umgang mit Situationen zu akzeptieren. Wir sind durch unsere Erfahrungen toleranter geworden.

Liebe Frau Dogan, ich danke Ihnen für dieses ausführliche Interview und wünsche Ihnen und Ihrer Familie alles Gute.
Ihre Helga König


*

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen