Lieber Herr Becker, heute haben wir sechs Ihrer Weine auf "Buch, Kultur und Lifestyle" vorgestellt. Deshalb möchten wie nun einige Fragen an Sie richten.
Hier der Link zu den Rezensionen: Sechs Weine des Weinguts Becker
Amadeus Becker |
Lediglich fünf Gemeinden betreiben keinen Weinbau auf Ihren eigenen Gemarkungen. Auch in keinem anderen Anbaugebiet ist das Sortenspektrum so breit gefächert. Zu über zwei Drittel werden weiße Sorten angebaut, die restlichen Flächen sind mit roten Rebsorten bestockt. Mit dem Wandel der letzten Jahre hat auch die Königssorte Riesling den Müller-Thurgau überholt und führt den 1. Platz der meist angebauten weißen Rebsorten in Rheinhessen an. Bei den roten Sorten ist nach wie vor der Dornfelder die wichtigste Rebsorte, gefolgt vom Spätburgunder, der immer mehr an Bedeutung gewinnt. Rheinhessen zählt zu den traditionsreichsten Anbaugebieten Deutschlands, in dem schon 20 v. Chr. Weinlagen urkundlich genannt wurden. Mitunter die älteste Deutschlands – die Niersteiner Glöck.
Schon vor dem ersten Weltkrieg wurden in Rheinhessen Spitzengewächse erzeugt, die weltweite Bekanntheit erlangten und bei internationalen Auktionen Spitzenpreise erzielten. Aufgrund der hohen Nachfrage u.a. der Liebfrauenmilch Mitte des 20. Jahrhunderts wurde jedoch die Qualität stark vernachlässigt und auf Quantität gesetzt, um den Markt weiterhin bedienen zu können. Dadurch verlor Rheinhessen sein bis dato hohes Ansehen. Erst Ende des 20. Jahrhunderts fand ein Umdenken seitens der neuen Winzergeneration statt, die wieder mehr auf Qualität setzte. Wenige Betriebe waren hierfür verantwortlich, die auch andere Betriebe wieder anspornten, gezielt auf hohe Qualitäten zu setzen. Dieser Trend setzt sich bis heute fort. Rheinhessen gehört bei Weinkritikern und Weinführern wieder zu den qualitätsstärksten Anbaugebieten mit dem vielschichtigsten Angebot. Dies ist auch auf die vielen verschiedensten Kleinklimas und Bodenarten in Rheinhessen zurückzuführen, sowie des breiten Spektrums an Sortenvielfalt.
Auch profitieren die jungen, enthusiastischen und innovativen Winzergenerationen von einem großen Angebot an erstklassigen Ausbildungsmöglichkeiten, renommiertesten Lehrbetrieben sowie dem technologischen Fortschritt. Zudem wird die Luft im obigen Qualitätssegment immer dünner, wodurch die Jungwinzer angetrieben werden, immer höhere Qualitäten zu erzielen. Dieser "Konkurrenzkampf –druck" ist ein Segen für die steigende Weinqualität in unserem Anbaugebiet – auch wenn man unter Winzern nicht von Konkurrenz eher von Mitbewerbern bzw. Kollegen reden kann, verdeutlicht dieses, absichtlich in Anführungsstriche gesetzte Wort, die Situation. Denn in der Regel wird unter Winzern viel zusammengearbeitet und es herrscht immer großer Austausch.
Peter J. König |
Peter J. König: Wieviel ha Rebfläche hat das Weingut Becker, wieviel Flaschen Wein werden etwa erzeugt, seit wann existiert es und wer ist für was bei der Wein-Erzeugung verantwortlich?
Amadeus Becker: Wir bewirtschaften 6 ha Rebfläche und gehören somit zu den eher kleineren rheinhessischen Weinbaubetrieben. Im Durchschnitt liegt ein Haupterwerbsbetrieb in unserem Anbaugebiet bei über 10 ha Rebfläche. Unsere Erträge sind aufgrund älterer Anlagen und qualitätssteigernden Maßnahmen ebenfalls gering und betragen im Schnitt um die 7500 ltr./ha. Jährlich werden ca. 30 000 Flaschen Weißwein gefüllt. Im Rhythmus von 1,5-2 Jahren kommen ca. 10 000 Flaschen Rotwein hinzu. Den Grundstein für unseren heutigen Betrieb legte im 19. Jahrhundert Phillip Menger, der Urgroßvater von Gernot Becker.
Neben seinem Beruf als Kaufmann konnte er damals seine Verbindungen nutzen und verkaufte seine Weine an Weinstuben und Händler. Die darauffolgenden Generationen bewirtschafteten die Rebanlagen weiterhin im Nebenerwerb zu ihrer kaufmännischen oder schulischen Berufung. Erst mit Gernot Becker begann eine neue Ära in der Familie, der aus Leidenschaft den Winzerberuf als Haupterwerb anstrebte. Hierzu kaufte er die Grundstücke und den Kundenstamm des Nachbarweingutes (ehem. Phillip Wissmann) und vergrößerte die Betriebsfläche peu à peu. Heute ist Gernot Becker auf diesem errichteten Fundament als Inhaber vor allem für die geschäftlichen und administratorischen Tätigkeitsbereiche zuständig. Ebenso für den Verkauf, die Belieferung und die Kundenpflege. Über alle weinbaulichen Maßnahmen wird – wie in nahezu allen Familienbetrieben – konstruktiv diskutiert und sich geeinigt. Für insbesondere den Pflanzenschutz, Maschinenarbeiten und Qualitätssteigernde Maßnahmen im Weinberg trage ich die Verantwortung. Nach Absprache mit meinem Vater bin ich ebenso für Vorlesen, Hauptlesen, die Verarbeitung und den Ausbau im Keller federführend.
Helga König |
Helga König: Welche Rebsorten werden kultiviert und was gibt es zu den besonderen Lagen des Gutes zu sagen?
Amadeus Becker: Trotz unserer kleinen Betriebsgröße werden viele Rebsorten kultiviert und unser Sortiment ist facettenreich/vielfältig/breit gefächert. Ungefähr 2/3 unserer Rebfläche ist mit weißen Sorten bestockt und 1/3 mit Rotweinsorten. Unsere wichtigsten weißen Rebsorten sind neben dem Riesling vor allem die Scheurebe. Neben diesen wird Grau- und Weißburgunder, Chardonnay, Sauvignon blanc, Muskateller, Bacchus und Müller-Thurgau angebaut. Im roten Sektor ist ganz klar der Spätburgunder ganz oben einzugliedern, gefolgt vom Dornfelder, Cabernet Dorsa und Portugieser. Unsere Lagen erstrecken sich von der Mettenheimer Gemarkung (Goldberg, Schlossberg und Michelsberg) bis hin zur Bechtheimer Gemarkung (Geyersberg). Auf dem Mettenheimer Goldberg herrschen ideale Bedingungen für unsere Rotweine, der einen wärme speichernden Sandboden aufweist.
Der Mettenheimer Schlossberg bezieht seinen Namen aufgrund eines ehemaligen Schlosses, welches der Graf von Wartenberg einst auf dieser Lage erbauen ließ (1726). Hier sind überwiegend Löss- und Lehmböden mit Kalksteinuntergrund anzutreffen. Ein 1 ha großes Plateau im Schlossberg – dem sogenannten Steinsweg – liegt in unserem Alleinbesitz. Auf diesem schweren, steinigen Kalksteinboden (Muschelkalk und Kalkstein mit fossiler Einlage) wächst auf alten Rebstöcken unser Lagenriesling und unser Sauvignon blanc, die mit einer ausgeprägten Mineralik und langer Lagerfähigkeit prädestiniert sind.
Unsere Burgundersorten gedeihen zum größten Teil auf dem Mettenheimer Michelsberg, dem seine Namensgebung aus dem St. Michaels-Patrozinium aus dem Jahre 1496 stammt. Hier stand einst eine Kapelle, die dem heiligen St. Michael geweiht war. Heute steht an derselben Stelle ein "Sommer-Häuschen". Für unsere Burgundersorten eignet sich der nährstoffreiche, kalkhaltige, tiefgründige und fruchtbare Löss / Pararendzina Boden, mit leichtem Lehm und tonigem Schluff, hervorragend. Der mittlerweile durchaus bekannte Bechtheimer Geyersberg besteht ebenfalls überwiegend aus Löss und Kalkstein. Die Benennung dieser Lage basiert auf dem Auftreten von Raubvögeln, die im Mittelalter als Geier bezeichnet wurden. In dieser Lage bewirtschaften wir ebenfalls Riesling sowie Grauburgunder und Bukettsorten.
Peter J. König: Heutzutage spricht man von der Philosophie des Winzers, wenn man wissen will, nach welchen persönlichen Vorgaben der Weinerzeuger seine Weine kreiert, also, wie sieht die Arbeit im Weinberg aus, gibt es besondere Nachhaltigkeitskriterien, welche Art von Lese findet statt und wie schonend ist die Kellerwirtschaft: Was können unsere Leser dazu erfahren?
Gernot und Amadeus Becker |
Amadeus Becker: Das ist korrekt. Heute spricht man von Philosophie. Doch auch schon vorhergehende Generationen hatten diese. Jede Kultur und jeder individuelle Erzeuger hatte seine eigenen Gegebenheiten, Vorstellungen, Möglichkeiten und Ziele. Auch gibt es keinen Leitfaden um anspruchsvolle Weine zu erzeugen. In der gesamten Vegetationsperiode bis zum füllfertigen Wein gibt es unfassbar viele Eingriffsmöglichkeiten, womit die Qualität, der Charakter, die Stilistik usw. beeinflusst werden können. Genau hier liegt die Philosophie. Welche Art von Wein möchte ich erzeugen? Welches Klientel möchte ich damit ansprechen? Welche Charaktereigenschaften und welche Stilistik soll herauskristallisiert werden? Wie versehe ich meinen Weinen einen zusätzlichen Kick – mein Profil / Fingerabdruck /einen Wiedererkennungswert /meine Handschrift? All denen und vielen weiteren Fragen muss man sich stellen – auch aus weinbaulicher Sicht. Jedenfalls ist es nicht nur die Philosophie, die eine wichtige Rolle in der Weinwelt spielt. Heute geht es vor allem auch um den Terroirgedanken.
Das große Ziel ist es, die Philosophie mit dem Terroir in Einklang zu bringen. Dazu sollte zunächst einmal geklärt werden, was das Wort Terroir eigentlich verkörpert. Oftmals wird dieser Begriff ausschließlich auf die Herkunft – also Lage und Boden begrenzt. Diese Ansicht kann ich leider nicht teilen. Für mich repräsentiert der Begriff Terroir das Zusammenspiel von mehreren Faktoren, die Einfluss darauf haben. Natürlich spielt der Boden mit seinem geologischen Material, seiner Wasserversorgung, dem Kalkgehalt sowie dem pH-Wert eine bedeutende Rolle, die im späteren Wein deutlich schmeckbar sein kann. Ebenso das Klima und die Lage bzw. das Kleinklima einer Lage. Jedoch ist ebenso die Anpflanzung einer geeigneten Rebsorte für diesen Standort, deren Alter und die Vitalität der Reben von hoher Relevanz. Zuletzt ist der Winzer selbst – und seine eben angesprochene Philosophie – tonangebend. Um das Terroir am deutlichsten zu präzisieren, sind zum einen Teil weinbauliche Maßnahmen erforderlich, welche die Menge-Güte-Relation auf das optimale Niveau bringen, wie z.B. letztendlich die Ertragsreduzierung.
Zum anderen ist die gesamte Kellerwirtschaft fundamental. Angesichts unserer relativ kleinen Betriebsfläche können wir uns sehr sorgfältig um jeden einzelnen Weinberg kümmern und diesen speziell pflegen – Nöte und Überschüsse kompensieren. Qualitätssteigernde sowie ertragsreduzierende Maßnahmen je nach Jahr, Wuchs, Menge und Witterungsverhältnissen anpassen.
Die Grundlage für qualitativ hochwertige Weine beginnt bereits im Weinberg. Nur mit gesunden, vollreifen, aromatischen und Extraktreichen Trauben ist dies zu gewährleisten. Unsere Ernte besteht schwerpunktmäßig aus zwei Handlese-Phasen. Beim ersten Durchgang werden qualitativ minderwertigere Trauben geerntet und falls erforderlich die Menge reduziert. Die wenigen hinterbliebenen, vorbildlichen Trauben genießen weiterhin die Sonne bis zur optimalen Reife. In dieser Zeit werden auch sämtliche Inhaltsstoffe und Aromastoffe auf die wenigen Trauben konzentriert bzw. zurückgelagert. Bei schwierigen Jahren und schlechten Witterungsverhältnissen ist in dieser Zeit eine weitere Vorlese nötig. Gesund und vollreif werden beim zweiten bzw. dritten Durchgang die Trauben in Boxen geerntet. Bei der Traubenannahme wird bei uns grundsätzlich auf Schwefel verzichtet. Die Trauben in den Boxen werden vorsichtig und sanft mit den Füßen angequetscht / eingemaischt, mit Trockeneis vor Oxidation geschützt und verschlossen. Je nach Rebsorte und Qualitätsanspruch wird eine Maischestandzeit zwischen 12 und 72 Stunden vollzogen. In dieser Zeit werden u.a. wichtige Inhaltsstoffe und Aromen aus der Beerenschale extrahiert.
Vor allem steigt auch der Kaliumgehalt in den ersten 12-24 Stunden überproportional an. Nach der Standzeit wird die Maische mittels Muskelkraft auf die Presse geschippt. Die Pressdauer liegt auch je nach Qualität zwischen 5-8 Stunden. Die lange Pressdauer hängt mit der schonenden Pressung zusammen. Die Presse wird kaum gedreht und der ausgepresste Saft nutzt als Siebwirkung den eigenen zu pressenden Maischekuchen. Damit ist der Trubanteil im Saft schon sehr gering. Zusätzlich wird bei jeder neuen Druckstufe der Druck nur minimal erhöht und dieser Lange angehalten (Druckhaltezeit). Mithilfe der sogenannten Sedimentation wird der restliche Grobtrub vom Most getrennt. Durch dieses Verfahren verbleibt im Gärgebinde ein Feintrubanteil in dem wichtige Aromastoffe gebunden sind (Terpene, Isoterpene). Zudem erhöht dieser Anteil die Oberfläche für eine bessere Vergärung und bietet den Hefen bessere Populationsbedingungen und ein wohlfühlendes Milieu. Die Gär- und Lagergebinde sind größtenteils Edelstahltanks.
Die Burgundersorten werden zum Teil in neuem oder gebrauchten Barriques aus dem Burgund ausgebaut. Bei bekömmlichen, spritzigen und leichten Weinen – manchen Gutsweinen – wird mit Reinzuchthefen in niedriger Dosage gearbeitet. Alle anderen und die Orts- und Lagenweine werden spontan vergoren. Die Vergärung wird täglich kontrolliert und aufgezeichnet. Angestrebt wird eine langsame, gezügelte und kühle Vergärung. Die einfachen mit Reinzuchthefe vergorenen Weine weisen eine Gärdauer von ca. 30 Tagen auf. Die spontan vergorenen Weine gären zwischen 6 und 8 Wochen. Die Jungweine bleiben so lange wie möglich auf der Vollhefe, bei vorzeitiger Abtrennung bis zur Füllung auf der Feinhefe. Bei den spontan vergorenen Jungweinen gibt es i.d.R. jedoch keine Probleme mit der Vollhefe und diese werden immer bis zur Füllung auf dieser belassen.
Sowohl die Abtrennung als auch die Schwefelung findet bei jedem Jungwein ganz individuell nach sensorischem Eindruck /sensorischer Kontrolle statt. Meistens werden die Jungweine eher oxidativ ausgebaut und erst sehr spät geschwefelt. Die Schwefelung wird oftmals auf einen langen Zeitraum auf mehrere kleine Dosagen aufgeteilt. Durch diesen Ausbaustil können sich traubeneigene Sekundäraromen erst bilden und entwickeln. Durch diese Ausbauart und weitere Faktoren möchte ich die Charaktereigenschaften der einzelnen Rebsorten so ausgeprägt wie nur möglich vinifizieren.
Die roten Sorten werden ausschließlich mit der Maische vergoren. Nach der Gärung werden diese je nach Qualität 5 Tage bis 2 Wochen ziehen gelassen, um mehr Phenole und Farbstoffe zu extrahieren. Nach der Pressung reifen diese je nach Qualitätssegment in Holz- oder Barriquefässer. Auch hier wird die Schwefelung nach sensorischer Kontrolle durchgeführt – mind. 1 Jahr nach der Ernte – bei höherem Potenzial reifen die Spätburgunder bis zu zwei Jahren ohne Schwefel. Die Gesamtlagerdauer beträgt 2-4 Jahre. Grundsätzlich kann man sagen, dass wir sehr schonend mit den Trauben bis hin zum füllfertigen Wein umgehen. Auch werden Sie bis kurz vor der Füllung gar nicht oder sehr wenig – und wenn, schonend und langsam – bewegt. Auf Schönungen, Enzyme etc. wird ebenfalls verzichtet – fast ausschließlich handelt es sich um natürliche Prozesse. Nach dem Motto: "weniger ist mehr". Auch im Weinberg wird mittels Begrünungen für die Durchlüftung/Lockerung des Bodens und die Artenvielfalt gesorgt. Natürliche Dünger, wie z.B. Pferdemist werden ausgebracht.
Helga König: Immer interessant ist es zu hören, wie die Winzer ihre eigenen Weine charakterisieren, wie sieht es damit aus?
Amadeus Becker: Unser Sortiment ist in vier Qualitäten eingeteilt. Beginnend mit dem Basissegment, welches aus einfach zu trinkenden, unkomplizierten Weinen für den Alltagskonsum in 1 Literflaschen erhältlich ist. Das zweite Segment und zeitgleich die größte Auswahl – jede von uns angebaute Rebsorte ist vertreten - ist im Gutswein Segment anzutreffen. Auch diese Weine sind unkompliziert zu trinken, besitzen jedoch schon eine gewisse Substanz und Länge und sind sehr fruchtbetont. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist bei diesen Weinen astrein.
Die Ortsweine entstehen nur aus unseren besten Lagen und älteren Rebstöcken. Diese Weine sind immer spontan vergoren und haben auch einen Anteil an Holz. Sie sind mit ihrer breite, tiefe und Tanninstruktur schon viel anspruchsvoller und eignen sich sehr gut als Essensbegleiter. Die Erträge sind bei dieser Qualitätsstufe schon sehr niedrig. Ebenfalls aus unseren besten Lagen und ältesten Rebstöcken entsteht die Spitze unserer Kollektion – die Lagenweine. Nur ganz wenige und erlesene Trauben werden hierfür verarbeitet.
Die Erträge liegen zwischen 2500-4000 Ltr./ha. Auch diese Weine sind immer spontan vergoren. Sie sind sehr dicht, komplex und haben ein hohes Reifepotenzial. Allgemein zu unseren Weinen ist zu sagen, dass Sie alle sehr sauber und rein sind. Darauf wird großen Wert gelegt, genauso wie die maximale Aromaausbeute. Zum großen Teil – sogar bei den Rieslingen – sind die Säurewerte eher niedrig und unsere Weine somit sehr bekömmlich, dennoch durch die schonende Verarbeitung mit viel Kohlensäure aus der Gärung behaftet, wirken sie spritzig und frisch. Die Rebsortencharakteristik hat einen großen Stellenwert und ist bei den Weinen deutlich zu schmecken. Unser Sortiment besteht größtenteils aus trockenen Weinen. Lediglich ein Weißwein und ein Rotwein werden jährlich halbtrocken und lieblich/süß ausgebaut. Aufgrund unseres vielfältigen und breiten Angebots sollte für jeden Geschmack etwas dabei sein.
Peter J. König: Worauf ist es eigentlich zurück zu führen, dass die Weinregion Rheinhessen in den letzten Jahren einen derartigen Qualitätssprung gemacht hat und auch beim Bekanntheitsgrad ständig mächtig zulegt?
Gernot und Amadeus Becker |
Zudem ist Rheinhessen reich an diversen Kleinklimas und verschiedenen Bodenarten. Aufgrund der so großen Sortenvielfalt können sich die rheinhessischen Betriebe auf spezielle Rebsorten oder Weinstile differenzieren und damit vom Markt abheben. Aber auch wirtschaftliche Gründe sind zu nennen. Durch den technischen Fortschritt in der Kellerwirtschaft und des damit hohen Angebots an günstigen und fehlerlosen, zumutbaren Weinen im Großhandel bzw. LEH – national sowie international, sind die Betriebe darauf angewiesen neue Grenzen zu überschreiten, um auf Dauer Konkurrenzfähig zu bleiben. Dies ist nur mit hohen Qualitäten, die sich von der Masse abheben und wofür Verbraucher bereit sind mehr in eine Flasche Wein zu investieren in Zukunft realisierbar.
Helga König |
Helga König: Auch Ihnen die Frage: Wie erleben Sie den Klimawandel und wie reagieren Sie darauf?
Amadeus Becker: Mit dem Klimawandel werden wir alle konfrontiert – er ist da. Das Jahr 2015 fällt dennoch mit seiner Trockenheit und den Hitzeperioden aus dem Gewicht. Doch solche Ausnahmejahre – unabhängig in welche Richtung – wird es immer häufiger geben. Auch heftigere Stürme (Wind) und stärkere Niederschläge sowie mit mehr Hagel ist zu rechnen. Wir werden weitere Temperaturanstiege von 1-2,5 Grad Celsius, die vor allem in den Sommer- sowie Wintermonaten höher liegen, bis 2050 erreichen.
Durch den Abstand des letzten Frostes im Frühjahr bis hin zum ersten Frost im Herbst verlängert sich die Vegetationsperiode. Die Anzahl der Frosttage verringert sich, woraufhin mit mehr Schädlingen zu rechnen ist. Die UV-Strahlung nimmt zu, wodurch frühe Sorten zu früh reif bzw. faul werden. Auch ist eine zu hohe UV-Strahlung für die Beeren von Nachteil – vor allem beim Riesling. Die Beerenschale schützt sich, indem Sie erhöhte Mengen an Carotin bildet. Durch diese erhöhte Konzentration kann es (schneller) zu Weinen mit Petrolton (1,1,6 trimethyl-1,2 dithydronaphtalin – kurz DTN) kommen.
Im südlichen Europa ist der Klimawandel noch deutlicher erkennbar. Durch die sonnigen und heißen Sommertage werden die Trauben zu früh reif jedoch sind Farb- und Gerbstoffe noch nicht ausreichend in der Beerenschale eingelagert bzw. ausgereift. Es wird prognostiziert, dass bis 2050 klimatische Verhältnisse herrschen, wie heute in Nordafrika. Damit wäre der Weinbau im Süden Europas nicht mehr möglich. Die Winzer in den südlichsten Teilen Europas fangen heute schon an, spätere Rebsorten zu pflanzen, um der frühen Reife entgegenzuwirken. Auch bei uns in Deutschland bzw. in Rheinhessen wird es von Nöten sein, spätere Rebsorten zu pflanzen bzw. Rebsorten von frühen Standorten auf späte Lagen umzuverteilen. Früher war die Anreicherung und Entsäuerung in vielen Jahren unerlässlich.
Heute gilt es eher etwas früher zu lesen, um nicht zu hohe Alkoholausbeuten und zu niedrige Säurewerte zu erreichen. Dies gilt vor allem beim Grauburgunder. Im Großen und Ganzen ist jedes Jahr ein neues Jahr im Weinbau mit unterschiedlichen Voraussetzungen und Gegebenheiten auf die man reagieren bzw. eingehen muss. Auf vieles, die die Natur mit sich bringt, haben wir als Winzer auch gar keinen Einfluss. Die Prognosen und Einschätzungen sind obendrein keine Sicherheit und die weltweiten Klimaschutzmaßnahmen – und deren Umsetzung in welchem Maße - sind nicht vorherzusehen. Wir sind abhängig von den Entwicklungen in den nächsten Jahren und müssen daraufhin mit Umstellungen bzw. Veränderungen dem Klimawandel entgegenwirken und zukunftsorientierte Entscheidungen treffen.
Peter J. König |
Peter J. König: Nach aller Theorie, unsere Leser sind natürlich immer neugierig wie die Weine tatsächlich schmecken. Wie kann man die Weine vom Weingut Becker beziehen, über Online, Telefon oder in entsprechenden Weinhandlungen?
Amadeus Becker: Am besten ist es, direkt mit uns über jegliche Kommunikationswege in Kontakt zu treten. Dann können wir Sie individuell - je nach Standort - beraten und auf die Wünsche eingehen.
Helga König: Die beste Möglichkeit um Wein zu probieren, ist es im Weingut selbst zu tun, in der unmittelbaren Umgebung wo er gewachsen ist: Welche Möglichkeiten gibt es diesbezüglich, und wenn ja, wann?
Amadeus Becker: Da kann ich nur zustimmen. Auch können wir die beste Beratung und die detailreichsten Informationen über die Weine liefern. Zudem ist es üblich, dass viele Verbraucher heutzutage genau wissen wollen, woher und von wem der Wein stammt, den man zuhause trinkt. Die Möglichkeit Weine bei uns zu verkosten ist immer gegeben. Eine Terminvereinbarung wäre hierbei wünschenswert.
Peter J. Becker: Zum Schluss: Werden die Weine bei professionellen Veranstaltungen vorgestellt, also Weinmessen, Prämierungen, aber auch Weinfesten und was gibt es zu Auszeichnungen zu sagen?
Gernot und Amadeus Becker |
Amadeus Becker: Uns findet man durchaus auch auf der ein oder anderen Messe – zurzeit überwiegend im Ausland. Veranstaltungen organisieren wir mehrmals im Jahr in verschiedenen Regionen in Kooperation mit unseren Gastronomiekunden. Die gehobene Gastronomie kreiert zu diesen Veranstaltungen ein Menü, welches bei jedem Gang mit zwei unserer Weine begleitet und kommentiert wird.
Eine große Veranstaltung – zum 200-jährigen Jubiläum Rheinhessens - steht in Zusammenarbeit mit Winzerkollegen aus Mettenheim bevor - die Rheinhessentafel. Hierzu wird am 07.08. in diesem Jahr die Hauptstraße in unserem Ort gesperrt und die längste Tafel Rheinhessens wird eingedeckt. Nähere Informationen finden sie hier: http://www.rheinhessentafel.de/
Weitere kleinere Feste finden von Zeit zu Zeit ebenso statt. Hierzu veröffentlichen wir auf unserer Homepage sowie über Facebook entsprechende Informationen. Schauen Sie hierzu einfach ab und an vorbei. Unsere jährliche Kollektion wird hauptsächlich zu den bekanntesten Weinführern eingeschickt und bewertet. Unter anderem Gault Millau, Eichelmann, Feinschmecker und dem Online-Portal Wein-Plus. Bei individuellen, interessanten Verkostungen von Portalen, Zeitschriften(-magazinen), Zeitungen etc. nehmen wir auch des Öfteren teil. Auch all diese Bewertungen/Auszeichnungen sind auf unserer Homepage und bei Facebook einsehbar.
Lieber Herr Becker, wir danke Ihnen herzlich für das aufschlussreiche Interview.
Ihre Helga König, Ihr Peter J. König
Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Weingut Becker und können dort den Wein bestellen: www.beckerwein.de
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