Lieber Ulrich Wickert, dieser Tage habe ich Ihr Buch "Das Schloss in der Normandie" rezensiert. Dazu möchte ich Ihnen heute einige Fragen stellen.
Anbei der Link zur Rezension: Das Schloss in der Normandie
Peter J. König: Was reizt Sie, lieber Ulrich Wickert, so besonders am Krimi-Schreiben, wo Sie sich jahrzehntelang als Journalist mit Kriminalität in vielen Facetten, sei es politisch oder gesellschaftlich beschäftigt haben?
Ulrich Wickert Copyright: Paul Ripke |
Ulrich Wickert: Schon bevor ich Journalist wurde, wollte ich immer mal einen Kriminalroman schreiben. Ich habe immer schon gern Krimis gelesen. Besonders die der amerikanischen Klassiker wie Raymond Chandler, Ross MacDonald, haben es mir angetan.
Peter J. König |
Peter J. König: Gibt es außer der Tatsache Ihrer tiefen Verbundenheit zu Frankreich und der französischen Lebensart einen besonderen Grund warum Ihr Jacques Ricou in Paris agiert und hat dies etwas mit der französischen Justiz und der Rolle eines dortigen Untersuchungsrichters zu tun?
Ulrich Wickert: Ja, der Grund ist ganz einfach. Als ich mich endlich daran gewagt habe, den ersten Krimi zu schreiben, fiel mir ein Dokument in die Hände, das mir erlaubte, meinen Plot (den ich hier natürlich nicht erzählen werde) zu begründen.
Das, was in dem Dokument geschildert wurde, war äußerst dramatisch und konnte nur in einer Geschichte vorkommen, die in Frankreich spielte.
Peter J. König: Wenn Sie das Verhalten französischer Spitzenpolitiker in Hinblick auf ihre Verfehlungen nachvollziehen, wie sieht dies im Verhältnis zu ähnlichen Mustern in Deutschland aus, wird seitens der französischen und deutschen Bevölkerung unterschiedlich reagiert?
Ulrich Wickert: Deutschland und Frankreich lassen sich auf diesem Gebiet überhaupt nicht vergleichen. In Frankreich ist es immer noch gang und gäbe, sich so zu bedienen, als hätte die Revolution die Privilegien nicht
abgeschafft. Und stellen Sie sich mal vor, unser Bundespräsident würde mit Helm nachts auf der Vespa von seinem Leibwächter zu einer Freundin gefahren!
Peter J. König: Woher beziehen Sie Ihre Informationen, wenn Sie einen neuen Kriminal-Roman schreiben, sind diese allgemein zugänglich oder gibt es da noch geheime Quellen aus Ihren früheren Tagen?
Peter J. König: Basieren Ihre Fall-Konstruktionen ausschließlich auf realen Hintergründen oder gönnen Sie Ihrer Phantasie gelegentlich auch ungezügelten Auslauf, quasi zu einem Verbrechen als theoretisches Konstrukt?
Ulrich Wickert Copyright: Paul Ripke |
Ulrich Wickert: Schon der Untertitel des ersten Krimis "Der Richter aus Paris" lautete: "Eine fast wahre Geschichte". Und so ist es immer geblieben.
Peter J. König: Wie geht man eigentlich als gelernter Jurist mit der Sprache der dichterischen Freiheit um, gibt es da unter Umständen Abgrenzungsprobleme oder hat Ihre jahrzehntelange journalistische Arbeit Sie die Juristensprache vergessen lassen?
Ulrich Wickert: Das ist viel einfacher. Ich habe die Juristensprache nie beherrscht. Ich habe ja auch nur das erste Staatsexamen gemacht.
Peter J. König |
Ulrich Wickert: Das ist ein schönes Klischee zu glauben, man müsse mindestens ein Gläschen Rosé oder Rotwein trinken (am liebsten eine ganze Flasche), damit die Muse einen küsst.
Bücher schreiben ist ein Handwerk. Und das übt man - wie alle Handwerke - am besten nüchtern in seiner Werkstatt aus. Und da ist es mir gleich, wo.
Peter J. König: Wenn Sie einen neuen Kriminal-Roman angehen, Jacques Ricou siebter Fall etwa, werden dann zunächst Recherchen Vorort unternommen, um sich ein möglichst anschauliches Bild zu machen oder wie bereiten Sie sich vor?
Ulrich Wickert Copyright: Paul Ripke |
Peter J. König: Ein Krimi ohne einen politischen Hintergrund, ist dies für Sie eine Option oder geht es nicht anders?
Ulrich Wickert: Da bin ich überhaupt nicht festgelegt.
Peter J. König: Zum Schluss, lieber Herr Wickert, wie gehen Sie eigentlich mit der Kritik Ihrer Bücher um, jetzt im Zeitalter der unbegrenzten Medien, wo jeder zweite Internet-User glaubt er sei der wahre Nachfolger von Marcel Reich-Ranicki, ärgern Sie sich über Beiträge, wenn sie nicht nur unqualifiziert, sondern geradezu unverschämt sind?
Ulrich Wickert: Glücklicherweise habe ich diese Beiträge, von denen Sie sprechen bisher nicht wahrnehmen müssen. Also habe ich auch damit kein Problem. Ausserdem sage ich zu dem, was im Internet so alles umschwirrt: Müll im Kopf ist auch Umweltverschmutzung.
Lieber Ulrich Wickert, ich danke Ihnen für das aufschlussreiche Gespräch.
Ihr Peter J. König
Das Buch ist im Fachhandel erhältlich
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