Liebe #Angelika_Fischer, dieser Tage habe ich Ihr Buch "Roh- Sex, Lügen& Rohkost" auf "Buch, Kultur und Lifestyle" rezensiert. Heute nun möchte ich Ihnen dazu einige Fragen stellen.
Hier der Link zur Rezension: "Roh- Sex, Lügen & Rohkost"
Helga König: An welche potentiellen Leser dachten Sie, als Sie Ihren Roman "Roh" verfasst haben?
Angelika Fischer Foto: privat |
Angelika Fischer: Grundsätzlich an jene, die sich mit Ernährung, Liebe und Lebensphilosophie befassen und sich zur Abwechslung einmal leichter informieren und dabei unterhalten wollen.
Aber auch für jene, die an Asthma oder Neurodermitis oder anderen chronische Krankheiten leiden.
Als ich meine Ernährung, Lebensweise und das Leben von Beziehungen vor bald 14 Jahren änderte, verschwanden Asthma, atopische Dermatitis (Neurodermitis) und andere Symptome wie von Zauberhand.
Doch gleich am Anfang ermutigte mich die Begeisterung vieler Betroffener, genauer zu recherchieren, um einen Roman darüber zu schreiben.
Kein Buch nach dem Motto: "Du musst das oder jenes tun, sonst ..." Es soll Erfahrungen direkt aus dem Leben zeigen, den Leser für sich zu eigenen Schlüssen führen.
Vielleicht auch einfach: "Da könnte doch etwas mehr daran sein." Ein Blick durch das Schlüsselloch der Rohkost-Szene mit ihren Nebeneffekten auf die
Liebe, der für viele interessante Aspekte bringen kann.
Helga König |
Helga König: Wie würden Sie Ihre Protagonistin Veronika charakterisieren?
Angelika Fischer: Veronika ist sehr neugierig, überhaupt nachdem sie gemerkt hatte, wie stark Ernährung ihr Befinden verbessert. Solche massiven Eindrücke können wie eine Gehirnwäsche wirken. Sie ist plötzlich sehr offen für neue Aspekte - wirkt fast naiv.
Sogleich fällt ihr die verwobene Thematik zur Liebe auf, als sie sich in die neuen Kreise hineinbewegt.
Das findet sie zuerst verwirrend, entdeckt als Single den Zusammenhang zwischen Ernährung, Liebe und Motivation.
Sie geht zunächst vorbehaltlos an die neue Welt heran und scheut sich nicht, bestehende Strukturen zu verlassen.
Dabei lernt sie viele Menschen kennen und fühlt sich mitunter wie Alice im Wunderland.
Helga König: Im Buch kommen nicht wenige handelnde Personen vor. Was hat Sie dazu veranlasst, die Leser mit all diesen Personen zu konfrontieren?
Angelika Fischer: Die Personen stellen eigene Charaktere dar. Sei es auf der einen Seite eine Vegetarierin, die Veronika zwar zur Rohkost bringt, aber es selbst nicht allzu ernst damit nimmt.
Während einer strikt auch mit Rohkost vegan leben möchte und damit auch sein Alkoholproblem in den Griff bekommen möchte, isst ein anderer skurrile Lebensmittel, die entweder an ein Horrorkabinett oder an die Bohnen (Drops) verschiedener guter oder auch gewöhnungsbedürftiger Geschmacksrichtungen von Harry Potter erinnern.
Die einen grenzen vermeidlich Andersdenkende ohne Vorwarnung aus, während andere Neulinge mit offenen Händen empfangen - mitunter mit eigenen Hintergedanken. Vegan oder omnivor, ein Thema das heutzutage öfter in den Medien präsent ist. So wie Liebesbeziehungen.
Während einer hetero liebt, sind andere homosexuell ausgerichtet und auch das spielt in der Geschichte, die auf wahren Begebenheiten fußt, eine gewichtige Rolle. Nicht zu vergessen, das mitunter polar wirkende Umfeld, zu dem schließlich auch ein Pfarrer und ein Inspektor gehören.
Das Buch zeigt Erfahrungen vieler Menschen, die ich in über zwölf Jahren kennen lernen durfte. Manche hatten auch nicht so gute Erfahrungen oder sind gar gestorben. Verwandte erzählten mir davon: Ihre Erkenntnisse sollen nicht im Nirvana verschwinden, damit andere nicht dieselben Fehler machen, nur weil sie nie etwas davon gehört haben. Es wäre schade um die positive Wirkung, die sich zweifelsohne entwickeln kann.
Helga König: Kann bzw. soll sich Veronika durch die Personen, die ihr im Rahmen der Romanhandlung begegnen, weiterentwickeln?
Angelika Fischer: Veronika tritt in dem Roman eine Reise an: Beginnend damit, dass sie selbst beim Sex wie ein Vogerl pfeift, weil die Lunge einfach nicht mitmachen will aufgrund ihres Asthmas, verliert sie ihr Übergewicht. Sie lernt zwangsläufig neue Menschen kennen. Während die Wahl der Männer zuerst eher zufällig oder nach Gelegenheit passiert, wird ihr erst durch die Begegnung mit verschiedenen Personen klar, was sie glücklich macht. Anfangs hat sie Schwierigkeiten sich mit ihrer Ernährung zu halten. Ein Punkt, mit dem viele Menschen zu tun haben, die ihre Ernährung umstellen. Sie suchen oft Gleichgesinnte, alleine schon um nicht in Versuchung zu geraten. Bei Veronika ist der Leidensdruck besonders groß, zumal ihre chronische Krankheit bei Fehlgriffen auch schnell optisch zu sehen ist.
Die Personen, die Veronika im Rahmen der Romanhandlung begegnen, helfen ihr, sich weiterzuentwickeln.
Helga König: Auf welche Art von Chat-Erfahrungen möchten Sie in Ihrem Buch aufmerksam machen?
Angelika Fischer: In der Situation, Gleichgesinnte zu suchen, können Chats sehr hilfreich sein. Auch sehr unterhaltsam. Doch sie können sehr trügerisch sein.
Insbesondere auch bei der Thematik zur freien Liebe. Man stellt sich durch die kurzen Sätze oft etwas ganz anderes vor, als ein reales Treffen später mitunter zeigen kann.
Bei jeder Ernährungsumstellung ist es sinnvoll, sich mit praktizierende Menschen zu treffen. Chat oder Internet - beides kann eine Scheinwelt vorspielen. Und manchmal kommt es vor, dass sich Menschen auch selbst belügen, mitunter falsche Bestätigung durch virtuelle Plattformen suchen und bekommen. Das ist nicht so leicht, wenn man mit realen Menschen zu tun hat.
Helga König: Glauben Sie, dass Ernährung und Sex die zentralen Momente im Leben sind, um die sich letztlich alles dreht und falls ja, welche Konsequenzen sollte man daraus ziehen?
Angelika Fischer: Ja. Beides nährt uns. Doch während Ernährung sexuelle Erfahrungen stark beeinträchtigen kann, kann die Aussicht auf prickelnde Momente dazu motivieren, nicht in Trostessen zu verfallen.
Dies ist allerdings sehr überspitzt ausgedrückt, denn Liebe kann sich nicht nur in Sexualität ausdrücken.
Wer etwas an seiner Ernährung ändern möchte, kämpft mitunter mit seinem Schweinehund. Wen kann man in unserer Konsumgesellschaft leichter befriedigen als ihn? Das Gefühl, das Liebe fehlt, der Schweinehund, der trotzdem belohnen will. Enttäuschung wird rasch mit Ernährung, die schnelle Glücksbotenstoffe aktiviert, betäubt.
Mit Rohkost funktioniert das nicht richtig, weil unbearbeitete Lebensmittel bald aufhören zu schmecken. Es kratzt vielleicht sogar im Hals, im Abgang.
Man findet keinen unbegrenzten Trost mehr darin. Selbst wenn fette und süße Lebensmittel roh gemischt werden, klappt es nicht so wie bei erhitzten Produkten, bei denen unerwünschte Nebengeschmäcker automatisch entfernt werden.
Hier liegt eines der Geheimnisse, warum Rohkost nicht so schnell dick macht und gleichzeitig eher zurück zur Motivation führt, die Liebe zu fördern.
Sie sättigt tiefer, nachhaltiger.
Helga König: Möchten Sie mit Ihrem Buch primär Ernährungsbotschaften transportieren und falls ja, welche?
Angelika Fischer: Nicht nur. Aber die Leserin oder der Leser könnte auf den Gedanken kommen, den Sinn hinter manchen Ernährungsumstellungen für sich auf andere Weise zu entdecken. Es geht ja nicht nur um Äußerlichkeiten, sondern auch Körpergerüche, mentale Veränderungen, das Fördern, in sich selbst hineinzuhören um nur ein paar zu nennen.
Die Schwester von Veronika hilft ihr als Ernährungswissenschaftlerin mitunter genauso an manchen Punkten, während ein weltreisender Rohköstler bei einem Vortrag erklärt, was er für wichtig hält. Auch eine Ärztin kommt zu Wort, als der Inspektor recherchiert.
Ernährung sollte nicht zum Selbstzweck werden, sondern glücklich machen.
Das alte Zitat "Mens sana in corpore sano" ist eigentlich ein verkürztes Zitat aus den Satiren des römischen Dichters, Juvenal und lautet: „Orandum est, ut sit mens sana in corpore sano. Was soviel bedeutet wie: "Beten sollte man darum, dass in einem gesunden Körper ein gesunder Geist sei."
Helga König: Was fällt Ihnen spontan zu dem Gemälde "Der Garten der Lüste" von Hieronymus Bosch ein und wieso haben Sie das Gemälde zu einem Requisit Ihres Romans gemacht?
Angelika Fischer: Das Gemälde war auch in der realen Begebenheit zentrales Inventar und führte bzw führt bis heute zu zahlreichen Deutungen.
Wilhelm Fraenger deutete die große Szene in der Mitte so, dass es die Menschen darstelle, wenn sie nicht aus dem Paradies vertrieben worden wären. Viele Früchte sind einbezogen.
Stefan Fischer wiederum sah es als die Situation vor der Vertreibung aus dem Paradies. Grundsätzlich einig ist man sich in der Deutung, dass links das Paradies und rechts die Hölle gezeigt wird. Doch während die einen vielfältige Liebe hochjubeln, sehen andere in deren Ausschweifungen die Ursache für die Hölle.
Ein Gemälde, das in der Vergangenheit wie heute zum Nachdenken anregt und in der Rohkostszene, insbesondere bei einer Gemeinschaft tiefgreifende weitere Deutungen bekam.
Helga König: Weshalb führt die Romanhandlung die Leser irgendwann in ein Schloss nach Paris und wofür steht dieses Schloss?
Angelika Fischer: Veronika erfährt, dass eine Gruppierung in Paris auf einem Schloss lebt und sieht darin erstmals die Möglichkeit, ohne Versuchungen zu leben, ja auch zu arbeiten und die Liebe zu finden.
An sich zeigt das Schloss zum einen, wie sehr sich manche auf der Suche nach dem Schutz vor Versuchungen separieren wollen, manchmal auch über den Realitäten schweben, ja sogar hochmütig werden können. Es spiegelt sehr gut und ist gleichzeitig auch Teil der wahren Begebenheit, wie sie symbolisch gar nicht besser auszudrücken möglich gewesen wäre.
Gebäude mit solch dicken Mauern wie ein Schloss oder eine Burg stehen auch für spirituelle Prüfung, Überwindung von Hindernissen um zu tieferen Erkenntnissen zu gelangen. Zuerst wird darin Sicherheit und Zuflucht gesucht.
Helga König: Ist Ihr Roman als ein Entwicklungsroman zu betrachten?
Angelika Fischer: Ja, das kann man so sehen. Der Leser kann mit der Hauptdarstellerin Veronika die neue Welt der Rohkost mit entdecken und kann mit ihren Gedanken und ihren Handlungen miterleben, wie sie sich geistig-seelisch weiterentwickelt. Der Roman hat zwei weitere Handlungsstränge, die schließlich zusammenführen, wodurch die Leserin bzw. der Leser schon früher mitbekommt, was sich parallel noch zusammenbraut, bevor es später zum Happy End kommt.
Liebe Angelika Fischer, herzlichen Dank für das aufschlussreiche Interview.
Ihre Helga König
Bitte klicken Sie auf den Link dann gelangen Sie auf die Website von Angelika Fischer http://angelikafischer.com/roman/
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