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Peter J. und Helga König im Gespräch mit #Stefan_Bieber, #Biebers_Weinkultur Geisenheim, Rheingau

Lieber Stefan Bieber, heute haben wir  auf "Buch, Kultur und Lifestyle"  drei Ihrer Weine vorgestellt. Deshalb auch möchten wir einige Fragen an Sie richten:


Helga König: Was ist Biebers Weinkultur, wie ist die Weinmanufaktur entstanden und wo ist sie zu finden?

 Stefan Bieber
Stefan Bieber: Biebers Weinkultur steht für die Lust und das Herzblut Wein zu machen. In einer ehemaligen Garage werden die Weine von Biebers Weinkultur aktuell ausgebaut. Der Spaß, aber auch gleichzeitig die Herausforderung besteht darin, im Kleinen große, animierende Trinkweine zu erzeugen. 

Biebers Weinkultur zu gründen war erstmal kein geplantes Ziel. Als ich 2007 mit meiner Frau Kerstin auf der Suche nach einem Haus im Rheingau war, entdeckten wir unser heutiges Zuhause in Geisenheim. Ein von außen unscheinbares Reihenhaus aus dem Jahre 1896. Ein kleiner Gewölbekeller, eine große Scheune sowie eine Garage gehörten zum erworbenen Objekt. 

Der Vorbesitzer, der auch eigene Weinberge hatte, überließ uns eine in die Tage gekommene Weinpresse und ein paar alte Korbflaschen. So entstand die Idee,  auch nach Feierabend Wein zu machen, denn zur selben Zeit war ich hauptberuflich Kellermeister beim Weingut Robert Weil in Kiedrich. Ich organisierte mir also von einem befreundeten Winzer zwei Weinbergs-Reihen und nutze die alten Korbflaschen für meinen ersten Wein. Heraus kamen noch nicht einmal 150 Flaschen Wein. Ein Hauswein für die Familie, Freunde und Bekannte. Er fand Anklang und so gaben wir mit dem Jahrgang 2008 dem Weinmachen nach Feierabend einen offiziellen Rahmen. 

Der Betrieb wurde angemeldet und erhielt eine Betriebsnummer und der erste Qualitätswein wurde auf die Flasche gefüllt. Der Wein Nummer1, ein 2008er Rheingau Riesling trocken. Das waren damals 600 Flaschen. 

Zu finden sind wir nicht ganz so leicht. Zwar sind wir nur ca. 50m Luftlinie von der berühmten Forschungsanstalt Geisenheim entfernt, jedoch liegt unser Weingut in einer kleinen Seitenstraße, wo man nicht einfach so vorbei kommt. Zu uns kommt man gezielt und mit den heute vorhandenen, modernen Hilfsmitteln hat bisher jeder die Lehnstraße 2 in Geisenheim gefunden.

Peter J. König: Was zeichnet Biebers Weinkultur aus und welche Philosophie vertritt Stefan Bieber, der Inhaber und Kellermeister bei der Erzeugung seiner Weine?

Stefan Bieber:  Ich bin schon früh mit dem Thema Wein in Kontakt gekommen. Zwei meiner Freunde waren Winzersöhne in Johannisberg und meine Mutter war jahrelang für die Buchhaltung eines Weingutes in Geisenheim zuständig. Somit konnte ich schon früh den Duft von frisch gepresstem Most und die für mich schon immer faszinierende Atmosphäre von alten Weinkellern in mich aufsaugen. 

Ich liebe das Ursprüngliche, auch am Wein. Früher hat man Weine oft mit Dreck und Speck vergoren. Das bedeutet, man hat den Most ungeklärt, mit feinem Trub, bestehend aus Fruchtfleisch und Schalenteilen, in Holzfässer gefüllt. Die Weine die entstanden, hatten eine intensive Gerbstoffstruktur und brauchten etwas Entwicklungszeit bis sie gut trinkbar waren. Dann waren sie aber häufig länger haltbar. 

Dies ist nur ein Aspekt, den ich versuche ins Heute zu übertragen. So nehme ich auch etwas Trub mit in die Vergärung. Die Weinhefe freut sich, sie hat mehr Futter und es entsteht eine größere Oberfläche im Wein, was zu einer guten Gärung beiträgt. So bekommen die Weine ein Rückgrat, das ergänzt durch ein schöne Frucht und feine Eleganz zu einem Bieber-Wein wird. Ich freue mich, wenn der Weinberg auch in der Flasche in Geruch und Geschmack zu finden ist. Allzu parfümierte, zu grüne, flache oder zu fette Weine sind nicht mein Ding. 

Back to Riesling ist mein Thema. Wie ich meinen Wein machen soll, lasse ich mir nicht vorschreiben. Ich lese meine Trauben nicht nur im Sinne der Traubenernte, sondern ich versuche sie zu interpretieren. Je nach Jahrgang wird entschieden, wie die Trauben ausgebaut werden. Wichtig ist es dabei aber eine eigene Handschrift zu haben.

Helga König: Wieviel ha Rebfläche bewirtschaftet die Manufaktur und in welchen Spitzenlagen im Rheingau wird das Traubengut angebaut?

Stefan Bieber:  "Klein aber Fein" ist unser Motto. Auf noch nicht einmal 2 Hektar Rebfläche wachsen unsere Weine. Die Weinberge befinden sich in drei Spitzenlagen des Rheingaus. Hierzu zählen das Oestricher Lenchen, der Hallgartener Hendelberg und die Kiedricher Sandgrub. Alle drei gehören zu den klassifizierten Ersten Gewächslagen im Rheingau. 

Das Oestricher Lenchen ist auf jeden Fall eine Toplage in Oestrich, deren Südhang meist tiefgründige, kiesige Lösse bietet, die sich mit Lösslehmen und schweren tertiären Mergelböden abwechseln und für eine gute Wasserversorgung der Rieslingreben sorgen. Diese Lage stellt den Grundstock für meine Basisweine dar. 

Der Hallgartener Hendelberg liegt nahe dem bewaldeten Taunuskamm und weist tiefgründige, steinige Schieferböden vor. Entsprechend gehaltvolle Weine mit großer Mineralität und markanter Säure entstehen hier. Anfangs etwas verschlossen, zeigen sie Ihr volles Potential nach etwas Lagerzeit.

Die Kiedricher Sandgrub erstreckt sich nach Süden bis Südwesten ausgerichtet gemeindeüberschreitend auch in die Gemarkung Eltville. Trotzdem ist hier nur die Bezeichnung "Kiedricher Sandgrub" zulässig. Eine leichte Hangneigung von ca. 20 Prozent sorgt für viel Sonne und der Boden besteht meist aus tiefgründigen Lössen und Lösslehmen, die auch von Kiesen und den namensgebenden Sanden durchzogen sind. Als Besonderheit treten auch immer wieder tertiäre Kalke auf, die feine Rieslinge mit eleganter Säure erzeugen. Hier entsteht der Wein BieSt.

Peter J. König:  Welche Rebsorten werden vinifiziert und welche spezifischen Eigenschaften entwickeln diese in den Weinbergen des Rheingaus?

Stefan Bieber: Riesling, Riesling und Riesling. Der Riesling besitzt im Rheingau eine Sonderstellung. Über 80 Prozent der Rebfläche sind mit Riesling bestockt. Dementsprechend liegt bei uns auch der Focus auf dem Riesling. Das Spannende am Riesling ist der Facettenreichtum, den er an den Tag legen kann. Kaum eine Weißweintraube transportiert den Boden auf dem sie gewachsen ist so authentisch auf die Flasche, wie die Rieslingtraube. Das macht diese Rebsorte so faszinierend.

Der Riesling hat viele Gesichter im Rheingau. So gibt es die leichten, animierenden Trinkweine, die gehaltvollen und eleganten Lagenweine sowie die edelsüße Fraktion. Das nördliche Terroir des Rheingaus spielt dabei eine große Rolle. Eine lange Hängezeit der Trauben führt zu einer feinen Frucht in den Trauben, die Säure gibt den Weinen Länge und eine kühle Eleganz und die Böden verleihen beispielsweise durch Schiefer und Taunusquarzit dem Rebensaft einen inneren festen Kern.

Helga König: Noch einmal zurück zu den gedanklichen Ansätzen, in Bordeaux wurde ja der Begriff der Garagenweine geprägt, ist dies auch der Ansatz von Biebers Weinkultur?

Stefan Bieber: Einige Parallelen bestehen, denke ich. Zwar bin ich kein Jaques Thienpont und habe keinen Le Pin im Sortiment. Ich werde, denke ich,  auch niemals in diese Preisregionen vorstoßen. Was sich mit den Garagenweingütern im Bordeaux deckt, ist unsere kleine Rebfläche, der Ausbau der Weine in einer ehemaligen Garage und mit wenigen Mitteln das Bestmögliche zu schaffen. Ich empfinde das "klein sein" als Vorteil im Hinblick auf Flexibilität. Außerdem ist man sehr nahe an jedem seiner Produkte und kann somit viel schmeckbares Herzblut einbringen.

Peter J. König: Was gibt es zu den Weinen speziell zu sagen, in Hinblick auf den Ausbau und ihre authentische Prägung?

Stefan Bieber: Wir Menschen mögen es sehr gerne berechenbar. Es wirkt auf uns beruhigend, wenn etwas verlässlich ist. Den Satz "Das haben wir schon immer so gemacht." konnte ich schon früher nicht leiden. Damit verschließt man sich Neuem, man schaut nicht über den Tellerrand, lässt sich nicht inspirieren. 

Ich finde es wichtig, sich Reize von außen zu holen und Dinge vielleicht auf die eigene Art umzusetzen. Es gibt bei mir keinen klassischen Regelweg, wie ich meine Weine vinifiziere. Damit bin ich vielleicht weniger greifbar für den ein- oder anderen Weinkonsumenten, weil wir dazu neigen gerne Dinge zu kategorisieren, nach dem Motto der macht seinen Riesling so und so. Ich passe meine Weinbereitung den Jahrgängen an. 

Hier kämpft manchmal der Diplom-Ingenieur in meinem Kopf gegen das Gefühl in meinem Bauch. So mache ich in einem Jahr die Weine ausschließlich mit Maischestandzeit und im nächsten Jahr werden sie direkt gepresst. Was ich damit ausdrücken möchte, ist das nicht ich entscheide was ich mit den Trauben und dem Wein mache, nein, die Trauben geben es vor. 

Natürlich versucht man im Vorfeld die Weichen zu stellen über Rebschnitt, Laub- und Boden- bearbeitung, Ausdünnen und selektive Lese beispielsweise, aber dann muss man die Trauben richtig interpretieren – das richtige Bauchgefühl haben.

Helga König:  Unsere Leser sind immer sehr daran interessiert, wie und wo man die hier vorgestellten Weine erwerben kann, welche Möglichkeiten also gibt es?

Stefan Bieber: Die Weine gibt es natürlich bei uns in Geisenheim ab Weingut. Wir freuen uns auch über eine telefonische Bestellung oder eine Anfrage per E-Mail. Wir versenden die Weine deutschlandweit. Die Kontakt-Daten gibt es auf der Homepage von Biebers Weinkultur. Zudem findet man auch auf unserer Internetseite unter dem Link Bezugsquellen ein paar Adressen. Wegen unserer geringen Größe sind wir natürlich noch nicht sehr breit vertreten. Wir arbeiten daran.

Peter J. König: "Klein aber Fein" ist die Devise von Stefan Bieber, wie muss man sich da die Abläufe in der kleinen Weinschmiede vorstellen, bezüglich der anfallenden Arbeitsabläufe, die ja nicht nur von einer Person bewältigt werden können?

Stefan Bieber: Eine One-Man-Show ist der Weinausbau. Ein Bieber, eine Garage und der Riesling. Was den Weinberg betrifft, so sieht es etwas anders aus. Hier habe ich Partner, die die anfallenden Maschinenarbeiten durchführen. Einen Traktor besitzt Biebers Weinkultur nämlich nicht. 

Mein Vater unterstützt mich bei anfallenden Handarbeiten, wie Laubarbeiten und Negativselektion im Wingert, wo unerwünschte Trauben aus der Rebwand geschnitten werden. Zudem unterstützen mich Familie und Freunde bei unserem Hoffest und kleinen Weinfesten an den wir unsere Weine ausschenken. Meine Frau bewältigt einen großen Teil der anfallenden Büroarbeiten.

Helga König:  Am allerbesten lassen sich Weine dort verkosten, wo sie kreiert worden sind, gibt es dazu die Möglichkeit bei einer Degustation oder bei einem Hoffest mit dem Meister selbst, wo man auch gleichzeitig die "guten Tropfen" erstehen kann?

Stefan Bieber: Nach vorhergehender Absprache kann man die Weine zu unseren Öffnungszeiten von Montag bis Samstag gerne bei uns vor Ort probieren. Das übernehme ich, sofern ich Zeit habe, auch gerne selbst, weil es mir Spaß macht. Auch hat man die Gelegenheit zur unserem Hoffest an Pfingsten zu kommen. Hier kombinieren wir unsere Weine mit einfachen, gebietstypischen Speisen.

Peter J. König:  Vielleicht zum Schluss noch einen Blick in die Zukunft, wird Biebers Weinkultur dem Motto "Klein aber Fein" treu bleiben oder gibt es Pläne die feinen Weine einer größeren Liebhaberschar anzubieten durch Erweiterung der Rebfläche?

Stefan Bieber: Biebers Weinkultur ist seit dem Gründungsjahr 2008 kontinuierlich gewachsen. Hier stammten die Trauben aus etwa 0,1 Hektar Rebfläche und es wurden ca. 600 Flaschen Wein produziert. Mittlerweile liegen wir bei einer Flaschenanzahl von 14.000 bis 15.000 Flaschen. Das heißt aber nicht, dass wir unser Motto aufgeben. Ich sehe meinen Betrieb in der Zukunft in dem Bereich zwischen 5 und 10 Hektar Rebfläche. 

Man gehört mit dieser Größe immer noch zu den Kleinen und kann seinen Anspruch qualitativ hochwertige Weine auf den Markt zu bringen noch immer konsequent umsetzen, da man noch alles selbst im Blick behält. Ich sehe die Besonderheit von Biebers Weinkultur nicht in seiner geringen Größe, sondern in der Art wie die Weine gemacht werden. Ich sehe meine Weine als Individuen. So bekommt jeder Wein seinen eigenen Namen. Das werde ich auch für die Zukunft so halten.

Lieber Stefan Bieber, besten Dank für das aufschlussreiche Interview.

Peter J. König und Helga König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zu Biebers Weinkultur und können den Wein dort bestellen.www.biebers-weinkultur.de

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