Lieber Herr Batarseh, dieser Tage haben wir drei Weine aus dem VDP Weingut August Kesseler auf "Buch, Kultur und Lifestyle" vorgestellt. Sie arbeiten im Team von August Kesseler als Önologe nicht nur in dessen Keller und Weinberg, sondern treiben auch den Vertrieb des Weinguts international voran. Deshalb auch möchten wir an Sie heute einige Fragen richten.
Hier der Link zu den Weinrezensionen: http://helga-koenig-wein.blogspot.de/2015/05/rezension-weingut-august-kesseler-zwei.html
Helga König: Das VDP. Weingut August Kesseler gehört zu den absoluten Spitzenweingütern in Deutschland und ist weltweit der Inbegriff für die besten Weine aus diesem Land, was ist der Schlüssel für einen solchen überwältigen Erfolg?
Simon Batarseh |
Simon Batarseh: Das Streben, stets das Beste erreichen und ständig Verbesserungen erzielen zu wollen, in allen Belangen und sich dabei niemals auf seinen Lorbeeren ausruhen! Dazu zählt auch, sich in seiner Arbeit der eigenen Philosophie treu zu bleiben und keinen Trends hinterher zu laufen. Natürlich schafft man dies nicht ohne ein tolles Team. Es ist eine Mischung aus grandiosen Weinbergslagen, alten Reben, Vertrauen auf das eigene Können und das gepaart mit einem gesunden Maß an Verrücktheit, aber auch zu wissen, was man will: Zielstrebigkeit und Konsequenz…
Peter J. König: Spätburgunder und Riesling sind die Rebsorten, um die sich bei August Kesseler in Assmannshausen im westlichen Rheingau fast alles dreht, hat dies etwas mit den besonderen Guts-eigenen Lagen zu tun und welche sind dies?
Simon Batarseh: Absolut! Es sind darüber hinaus für mich die wohl spannendsten Rebsorten überhaupt! Aber es ist auch immer das, was man daraus macht: Stichworte dabei sind bei uns: Balance, Eleganz und pure Trinkfreude…
Wir sind natürlich auch verwöhnt von der Tatsache, dass wir mit die besten Standorte in Deutschland und mit Assmannshausen im Besonderen einen der einzigartigsten Standorte für den Pinot Anbau weltweit besitzen.
Auch unbedingt dazu zählen muss man den Rüdesheimer Berg mit unseren Top Lagen Schlossberg und Roseneck!
Dazu gesellen sich unsere Lorcher Lagen, allen voran der Lorcher Schlossberg, geprägt durch Schiefer und Quarzit! Und damit auch sehr poröse Böden, die wunderbar feinnervige sowie mineralische und leicht zu trinkende Weine hervorbringen.
Helga König: August Kesseler und Assmannshäuser Höllenberg sind weltweit ein zusammenhängender Begriff, was macht die dort gewachsenen Spätburgunder so einzigartig?
Simon Batarseh: Es ist eine ganz besondere und grandios funktionierende Symbiose, die sich aus dem Zusammenspiel vieler natürlich gegebener Umstände begründet: Dazu zählen mit Sicherheit der Schieferboden und das tolle Mikroklima. Alles zusammen führt zu ungemein tiefen und komplexen Pinots, deren Aromavielfalt zumeist dominiert wird durch Cassis und Veilchen. Pinots, in denen aber auch immer etwas kühles, sehr mineralisches mitschwingt. Etwas, was diese Pinots ungemein elegant macht - sexy sogar - und dafür steht Pinot Noir nun einmal!
Peter J. König: Die Rieslinge in den Rüdesheimer Lagen sind ebenfalls sehr begehrt und einzigartig, worauf ist dies zurück zu führen?
Simon Batarseh: Der Rüdesheimer Berg beheimatet die wohl mit am sonnenverwöhntesten Lagen des Rheingaus. In diesen absoluten Steilst-Lagen herrscht ein wahnsinnig heißes Mikroklima. Das heißt, wir haben die besten Voraussetzungen für große Weine, die trotz all ihrer Kraft und Ausstrahlung, Feinheit und Raffinesse nicht vermissen lassen.
Helga König: Weniger bekannt sind die Lagen in Lorch am Rhein unweit von Assmannshausen, zumindest den nicht Eingeweihten, wodurch zeichnen sich diese aus und welche Rebsorten gedeihen dort optimal?
Simon Batarseh: Das stimmt. Wir sind jedoch zusammen mit unseren Winzerkollegen dabei, dies zu ändern…! Die Lorcher Lagen zeichnen sich sowohl durch fantastische Rieslinge als auch durch hervorragende Pinot-Qualitäten aus. Geprägt durch Schiefer und Quarzit und damit durch sehr poröse Böden entstehen hier ungemein feinnervige sowie mineralische Weine. Sie sind wunderbar leicht zu trinken und gleichzeitig entwickeln sie einen enormen Druck am Gaumen! Bitte unbedingt probieren…
Peter J. König: Assmannshausen und Rüdesheim liegen ja nur wenige Kilometer voneinander entfernt, trotzdem scheinen die Bedingungen für die Weine doch recht unterschiedlich zu sein, stimmt dies und wenn ja, warum ist dies so?
Simon Batarseh |
Simon Batarseh: Rüdesheim ist nach Süden hin ausgerichtet, Assmannshausen nach Südwesten, zumindest die zum Rhein hin geneigten Lagen – hier ist es etwas kühler! Überdies unterscheidet sich der Boden: Schiefer in Assmannshausen und Taunusquarzit auf Schiefer mit sandigem Lehm in Rüdesheim. Zwei unterschiedliche Terroirs und damit zwei unterschiedliche Weintypen. Beim Spätburgunder äußert sich das folgendermaßen: Das Terroir von Rüdesheim steht für mehr Schultern bei hoher Eleganz, Assmannshausen für Kühle und noch mehr Eleganz… Gerade diese Verlinkung zwischen Typus und Herkunft beim Thema Wein finde ich faszinierend: Minimale Unterschiede bei Exposition und Inklination oder Bodenformation führen zu sehr unterschiedlichen Bedingungen und damit zu sehr individuellen Weinen.
Helga König: Was bedeutet es jedes Jahr wieder einen besonderen Wein zu kreiieren, wo doch die klimatischen Bedingungen selten gleich sind, wie gelingt so etwas und ist es möglich in der Wachstumsphase der Reben schon hilfreich einzugreifen?
Simon Batarseh: Das Ziel ist die gesunde Frucht, die man natürlich durch das Weinbergsmanagement beeinflussen kann – dafür muss man ein gutes Gefühl haben, die Natur beobachten und auch risikobereit sein, nicht immer geht das gut... Auf jeden Fall müssen die Früchte die Grundlage für den Wein sein, gegebenenfalls eben auch durch eine starke Selektion und zwar ohne Wenn und Aber… Dann kommt die Vinifikation und der Wille, das Terroir zu erhalten, und überdies noch einen blitzblanken Auftritt zu gewährleisten. Es ist eben ein ständiger Prozess und jedes Jahr eine neue Herausforderung, aber genau das macht eben auch den Reiz aus: Du musst dich ständig den gegebenen Bedingungen anpassen, hast aber auch jedes Jahr aufs Neue die Chance, sich selbst und vor allem die Weine weiter zu entwickeln!
Peter J. König: Das VDP. Weingut August Kesseler agiert auf dem internationalen Weinmarkt sehr erfolgreich, welche Anstrengungen müssen unternommen werden, um dort sehr präsent zu sein?
Simon Batarseh: Eines der Dinge, die ich schon früh von August mit auf den Weg bekommen habe, ist, dass du ständig unterwegs sein musst und die Märkte besuchen musst, um etwas zu erreichen. Denn meistens ergeben sich tolle Geschäfte, die so vorab gar nicht vorauszusehen wären. Wenn man nur Zuhause rumsitzt und darauf wartet, dass jemand von sich aus vorbei kommt oder das Telefon klingelt, dann wird das nichts: You have to move your ass…
Helga König: Zurück aus der großen weiten Wein-Welt, welche Möglichkeiten hat der Weinliebhaber die Ausnahmeweine vom Weingut August Kesseler direkt im Gut zu probieren, und auf welchen professionellen Weinmessen und Veranstaltungen wird dem Fachhandel die Chance eingeräumt die neuen Jahrgänge zu verkosten und zu beurteilen?
Simon Batarseh: Wir freuen uns auch auf Ihren Besuch im Weingut, allerdings bitte unbedingt vorher mit uns vereinbaren: Wir haben zumeist so viel um die Ohren, dass wir leider nicht die Möglichkeit haben, ständig einen Mitarbeiter für Verkostungen zur Verfügung zu stellen. Deshalb bitte stets mit Voranmeldung! Außerdem sind wir als Mitglied des VDP. Deutsche Prädikatsweingüter auf vielerlei Veranstaltungen vertreten, wie z.B. Events im Rahmen der glorreichen Rheingau Tage… Eine aktuelle Auflistung unserer Termine finden Sie auch auf unserer Homepage…
Peter J. König: Zum Schluss bitte zwei Blicke in die Zukunft, zunächst, wie wird sich der Klimawandel auf die Weine von August Kessler auswirken und ein völlig anderes Thema: Wird es einmal ein Weingut August Kesseler geben, das sich durch Erwerb anderer Weingüter in außereuropäischen Weinregionen zu einem "Global Player" entwickelt?
Simon Batarseh: Wir werden versuchen, einem Typ Wein entgegen zu wirken, der für die globale Erderwärmung steht. Wir werden weiter Wert auf Trinkfluss, Säure und Mineralität legen, nicht aber auf Alkohol… Beim Rotwein müssen wir wohl auf einer Rasierklinge reiten und versuchen die Früchte reif, aber nicht überreif in den Keller zu bekommen. Die Weine müssen dabei für Eleganz stehen mit griffigen, aber reifen Tanninen…
Zur zweiten Frage: Wir fühlen uns in Assmannshausen sehr wohl und haben keinerlei Expansionsgedanken, wollen uns nach wie vor auf unsere Arbeit hier vor Ort konzentrieren und uns und unseren Kunden weltweit weiterhin Freude mit unseren Pinots und Rieslingen verschaffen!
Lieber Herr Batarseh wir danken Ihnen für das aufschlussreiche Interview
Helga und Peter J. König
Fotos aus dem Bestand des Weinguts August Kesseler
Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Weingut August Kesseler und können den Wein bestellen: www.august-kesseler.de
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