Dieses Blog durchsuchen

Helga König und Peter J. König im Gespräch mit Albert Kallfelz

Lieber Herr Kallfelz, dieser Tage haben wir drei Ihrer Weine und Ihr Buch "Mensch, Wein, Natur- Ansichten eines Moselwinzers"  rezensiert. Heute möchten wir nun einige Fragen an Sie richten und dabei nicht vergessen zu erwähnen, dass es sich  um ein Jubiläums-Interview handelt, denn es ist das 200. Gespräch, das auf "Buch, Kultur und Lifestyle" seit  Januar 2011 geführt wird. Dieses mit einem sehr namhaften Moselwinzer führen zu können, ist uns eine große Ehre.

Hier die Rezensionen zu den  vorgestellten Weine: Weingut Kallfelz- Riesling Hochgewächs Trocken 2012

Helga König: Mich auf Ihr aufschlussreiches Buch beziehend, möchte ich Sie zunächst fragen, wie eine zufriedenstellende Marktpolitik an der Mosel in der Zukunft ausschauen könnte, konkret, wie also sieht das „Kallfelz-Modell" aus? 

Albert Kallfelz, Weingut Kallfelz
Albert Kallfelz: Wichtig ist vor allem, dass die Original-Schiefersteillagen weiter bewirtschaftet werden. Die sind nämlich das Kapital des Moselweinbaus. Der klassische Mosel-Riesling aus Schieferlagen ist eine weltweit einmalige und konkurrenzlose Spezialität. Hier wurden Fehler gemacht, man setzte in den 60er Jahren unter der Lobby von Großkellereien auf die Neuerschließung von Flachlagen, die vorher Acker- oder Weideland waren. Diese sind zwar viel einfacher zu bewirtschaften, bringen aber nur Einheitsqualität hervor. Schlimm ist, dass viele Konsumenten nicht wissen woher der Wein kommt, den sie im Glas haben. Die Weintrinker werden geblendet, sei es durch Werbung oder ein geschicktes Marketing. Leider werden inzwischen viele Steillagen wegen des enorm hohen Arbeitsaufwandes nicht mehr bewirtschaftet. Zudem sind die Betriebsstrukturen an der Mosel zu klein um vernünftig zu wirtschaften. Meist sind ein bis zwei Personen für den Weinan- und ausbau, Verwaltung und Vermarktung zuständig. Um die Wirtschaftlichkeit der Betriebe zu verbessern müssen sich diese zu größeren Einheiten zusammenschließen. In diesen Betrieben könnte man viele Spezialisten haben, jeder hätte in seinem Bereich ausreichend Zeit 100%ige Arbeit zu leisten. 

Peter König: Können Sie den Lesern Ihre Vorstellungen eines gut funktionierenden Teams in einem Weingut darlegen, wie schaut Ihre Arbeitsphilosophie in dieser Beziehung aus? 

Albert Kallfelz:  Wir arbeiten in einer Gegend, in der andere Urlaub machen. Hinzu kommt das Naturprodukt Wein. Also die Voraussetzungen sind schon einmal sehr gut. Wir müssen für alle Bereiche Fachleute haben, die aufeinander abgestimmt im Team arbeiten. Die Arbeiten werden von der Natur bestimmt, und so ist es auch wichtig, dass alle Mitarbeiter flexibel sind. Leidenschaft und Idealismus ist im KALLFELZ-Team täglich gelebte Wirklichkeit. Mit viel Fingerspitzengefühl, Idealismus und Können trägt jeder Mitarbeiter zum Erfolg des Weingutes bei. 

Helga König: Wieso kürte ein bekannter Weinjournalist den „Neidhammel“ zum 13. Sternzeichen des Moselweinbaus und was könnte man nach Ihrer Meinung tun, dass dieses Sternzeichen in der Versenkung verschwindet?

Albert Kallfelz:  Leider ist es so, dass uns einige Kollegen den Erfolg neiden. Statt es uns gleichzutun, rennen sie lieber der Bürokratie hinterher und konzentrieren sich anderen in den Rücken zu fallen. Wir sollten alle an einem Strang ziehen, Ziel ist des doch dem Moselwein zu seinem einstigen Ruhm zu verhelfen. Ein gegenseitiger Austausch ist hier ganz wichtig. Viele Winzer sind inzwischen auf dem richtigen Weg. 

Peter J. König: Weshalb hat der Riesling an der Mosel solche einzigartigen Wachstumsvoraussetzungen und können Sie unseren Lesern mitteilen, auf welchen Parzellen Ihres Eigentums die Bedingungen am idealsten sind und wieso? 

Albert Kallfelz:  Das Qualitätsniveau der Mosel-Rieslingweine ist aufgrund der eindeutigen Standortvorteile für die meisten Anbaugebiete unerreichbar. Der Riesling ist eine langsam reifende Rebsorte. Er stellt höchste Ansprüche an die Lage (Energie) und findet auf den sonnenspeichernden Schieferböden in Steillagen ideale Wachstumsbedingungen. Schon die Römer wussten vor mehr als 2000 Jahren die Vorteile dieser Region für ihren Weinbau zu nutzen. Unsere Weinlagen Merler Adler, Stephansberg und Königslay-Terrassen sind nach Süd-Südwest ausgerichtete Lagen mit einer Hangneigung von ca. 30 - 70 %. Unser Schieferboden stammt aus dem Devon, also einer Zeit von vor ca. 400 Millionen Jahren. Dieser Schiefer mit seinen gesundheitswirksamen Mineralien ist prägend für den einzigartigen Charakter unserer Weine: leicht, feinfruchtig, bekömmlich und erfrischend! Die ideale Symbiose von Boden, Klima und Rebsorte ist der Geburtsort hochwertiger Weine.

Helga König: Können Sie den Lesern erläutern, weshalb Sie das Riesling-Hochgewächs auch als einen Wein der Zukunft betrachten?

Albert Kallfelz:  Den KALLFELZ Hochgewächsen gilt unser „Herzblut“ ganz besonders, sie sind eine absolute Spezialität unseres Weingutes in einem optimalen Preis-/ Genussverhältnis. Riesling Hochgewächs bedeutet „hochwertiges Gewächs“, ein Qualitätswein auf hohem Niveau. Zu Kaisers Zeiten stand der Name „Hochgewächs“ für feinste Auslesen, für die Spitze aus Bordeaux. Es gehört zu den Qualitätsweinen. Die Oechslezahl muss allerdings höher als bei einfachen Qualitätsweinen sein. Die Prüfung zur Erlangung der A.-P.-Nummer ist strenger als bei einer Auslese. Bei der amtlichen Qualitätsweinprüfung müssen deutsche Weine bis hin zur Auslese mindestens 1,5 von 5 möglichen Punkten erreichen, Riesling-Hochgewächse mindestens 3,0 Punkte. Die KALLFELZ Riesling Hochgewächse bilden die Spitze aller Qualitätsweine - kräftig und edel, mit viel Charakter und Volumen. Für uns ist das Riesling-Hochgewächs nach wie vor ein Wein der Zukunft und wir bauen auch oft Spät- oder Auslesen zu Riesling-Hochgewächsen aus, da wir dadurch ihr Geschmacksbild optimal gestalten können und wir dann auch nicht gezwungen sind, die oftmals abgewirtschafteten Bezeichnungen "Spät- und Auslese" erklären zu müssen. Somit ist das KALLFELZ Hochgewächs ein sehr zuverlässiger Wein, was auch besonders die Gastronomie zu schätzen weiß. 

 Peter J. König: In Ihrem Buch haben sich ja auch zu den Verschlüssen geäußert. Wie weit ist bei Ihnen das Thema Alternativ-Verschlüsse gediehen? 

Albert Kallfelz:  Das Thema Alternativ-Verschlüsse ist bei uns nach wie vor aktuell. Wir setzen derzeit überwiegend den Syncor-Korken ein, ein hochwertiger Synthetik-Korken. Diesen haben wir bereits über viele Jahre im Einsatz. Die Weine bauen sich problemlos aus, ein Naturkork-Ersatz mit nur positiven Eigenschaften. Jährlich führen wir Tests mit anderen Verschlüsse durch, um unseren Kunden stets den optimalen Verschluss zu bieten. Der Stelvin-Verschluss hat sich bei uns wegen Dichtungsproblemen bei liegender Lagerung nicht durchgesetzt. Auch der Glaskorken ist derzeit für uns keine Alternative. Aber wir bleiben am Ball und sind stets bemüht den bestmöglichen Verschluss für uns und unsere Kunden zu verwenden. 

Helga König: Wenn Weinfreunde in Ihrer Lernphase Moselweine verkosten, empfehlen Sie diesen dann eher zunächst mal einen feinherben Tropfen und falls ja, weshalb? 

Albert Kallfelz:  Nein, ich würde eher einen unkomplizierten Wein empfehlen. Zum Beispiel ein Riesling-Hochgewächs. Die Geschmacksrichtung spielt hier keine Rolle, der Weintrinker soll ganz seinem Geschmacksempfinden folgen, ganz egal welche Geschmacksrichtung. 

Peter J. König: Gefallen hat mir, dass Sie sich in Ihrem Buch dezidiert zu den idealen Lagerbedingungen äußern. Weisen Sie Ihre Kunden bewusst auf diesen Moment hin oder setzen Sie dieses Wissen voraus? 

Albert Kallfelz:  Ich denke, man kann dieses Wissen nicht generell voraussetzen. Das Thema Wein ist doch sehr umfangreich und nicht jeder Weintrinker beschäftigt sich damit gleichermaßen. Oftmals entwickeln sich Weine negativ, weil sie großen Temperaturschwankungen ausgesetzt waren. Dann geht die negative Entwicklung des Weines auf uns zurück. Ich bin für Aufklärung, aus diesem Grund habe ich auch das Buch geschrieben. 

 Helga König: Ihre Anmerkungen im Hinblick auf Wein und Gesundheit machen deutlich, dass Wein im Grunde Medizin darstellt. Decken sich Ihre Beobachtungen mit den Forschungsergebnissen, die Sie für die Leser aufgelistet haben. Welche Erfahrungen haben Sie in Ihrem Umfeld gemacht?

Albert Kallfelz:  Diese Forschungsergebnisse beruhen auf zum Teil jahrelangen Studien mit einer Vielzahl von Probanden. Daher kann ich nur aus meinem direkten Umfeld sprechen und hier kann ich mit Bestimmtheit sagen, dass der Wein der Gesundheit und dem Wohlbefinden dienlich ist. Besonders der Riesling aus den Schiefersteillagen der Mosel, mit seinem hohen Maß an Mineralstoffen. Mineralstoffe sind die wichtigen Partner der Vitamine, wenn es um eine gesunde Ernährung geht. Muskelbewegungen, Knochenbau, Herzrhythmus, Blutbild, Fitness, Energie, überall treffen wir auf diese wichtigen Helfer. Calcium, Magnesium und vor allem Kalium prägen das sensorische Bild unserer Riesling Weine aus den Schiefer-Steillagen. Viele andere wichtige Mineralstoffe wie Chrom, Eisen, Silizium, Mangan u.v.m. sind ebenfalls im Wein vorhanden. Zum Beispiel habe ich meine Diabetes mit dem passenden Weinkonsum völlig im Griff. Jeder Weinfreund kennt die Vorzüge des Weingenusses beim Essen. Ein Gläschen Wein oder Sekt vor dem Essen fördert den Appetit. Wein trägt beim Essen zur Bekömmlichkeit der Speisen bei. Die Säure des Rieslings hilft bei der Verdauung. 

 Peter J. König: Wie sehen Sie die Entwicklung von Riesling an der Mosel im kommenden Jahrzehnt, wenn die klimatischen Veränderungen fortschreiten und wärmere Perioden zu erwarten sind? 

Albert Kallfelz:  Ich sehe die Entwicklung des Rieslings an der Mosel im kommenden Jahrzehnt sehr positiv. Die Rieslingrebe ist sehr widerstandsfähig und wärmere Perioden kommen der langsam reifenden Traube entgegen.

Lieber Herr Kallfelz, herzlichen Dank für das erneut sehr aufschlussreiche Interview.

Helga König, Peter J. König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zur Website vom "Weingut Kallfelz" und können dort Weine bestellen. www.kallfelz.de

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen