Sehr geehrter Herr Hückstädt,
Sie sind der Leiter des Literaturhauses Frankfurt e.V. Dort fand am 28. Mai 2013 die erste Veranstaltung der Reihe "Zur Sache! Das Frankfurter Sachbuchquartett" statt. Zu dieser Veranstaltungsreihe möchte ich Ihnen einige Fragen stellen.
Helga König: Welches Ziel verfolgt diese Veranstaltungsreihe?
Hauke Hückstädt@ Jürgen Bauer |
Hauke Hückstädt: Das Literaturhaus Frankfurt setzt damit ein Forum des kritischen, anregenden Gesprächs über Bücher in die Welt, die uns alltäglich betreffen. Also Bücher über Architektur, Gesundheit, Leben und Kunst, Sport, Geschichte. Sachbücher eben.
Helga König: Können Sie den Lesern kurz etwas zu den Mitgliedern des Kuratoriums sagen?
Hauke Hückstädt: Ich habe einen Kreis gebildet von Köpfen, die dem Haus vertraut sind und die größtenteils TV- oder Rundfunkerfahrung haben. Felicitas von Lovenberg als Literatur-Ressort-Leiterin der F.A.Z., Peter Kemper als hr2-kultur-Redakteur und langjähriger Moderator für diverse Formate am Haus, Martin Lüdke als freier wie erfahrener Kritiker sowie Christoph Schroeder als freier Kritiker und die Politikjournalistin Melanie Amann vom Spiegel.
Helga König: Nach welchen Kriterien wählen Sie Ihre Gäste aus?
Hauke Hückstädt: Unsere Gäste werden im besten Sinne stilbildende Figuren unserer Gegenwart sein. Extreme Experten wie kritische Quergänger.
Helga König: Haben auch Bücher wenig bekannter Verlage eine Chance vorgestellt zu werden und wie können diese auf sich aufmerksam machen?
Hauke Hückstädt: Es gibt keinen Verlagsproporz. Das wäre auch nicht im Sinne unseres Förderers, der FAZIT-Stiftung.
Helga König: Nach welchen Kriterien wird die Vorauswahl der Bücher getroffen?
Hauke Hückstädt: Die Bücher, für die wir uns entscheiden, werden immer ein Versprechen sein. Das ist mal die Voraussetzung. Ob sie ihre Versprechen halten können, sehen wir dann im Gespräch, im Streit und Austausch.
Helga König: Haben Sie daran gedacht, Publikumsbefragungen (z.B. im Internet) durchzuführen, um deren Lesevorlieben in die Auswahl mit einfließen zu lassen?
Hauke Hückstädt: Nein, daran haben wir nicht gedacht, dann könnte man gleich nur auf die Verkaufsränge der Internetanbieter setzen.
Helga König: Worauf soll bei der Vorstellung der Bücher besonderen Wert gelegt werden?
Hauke Hückstädt: Empfindsamkeit für die Bücher, ihre Themen, ihre Ambitionen, Gespür für ihr Wagnis, ihr Versprechen und ihre Einlösungskraft.
Helga König: Können Sie uns über die Fazit-Stiftung und deren Engagement aufklären?
Hauke Hückstädt: Die FAZIT-Stiftung fördert das Literaturhaus immer wieder mal. Sie hat sich der Förderung von Wissenschaft und Forschung, Bildung und Erziehung verschrieben, mit großem Erfolg, leise und weise und ohne lärmend aufzutreten.
Helga König: Das relativ kleine Publikum im Literaturhaus wird durch den Kauf der vorgestellten Bücher diese gewiss nicht zum Bestseller machen. Erhofft man sich durch Berichte im Feuilleton der FAZ oder auch durch eine Präsentationen im Fernsehen in der Folge, aufgrund der Auswahl der Podiumsteilnehmer diesen Effekt, konkreter ist "Zur Sache! Das Frankfurter Sachbuchquartett" eine Art "Anschubveranstaltung"?
Hauke Hückstädt: Nun, 80 – 200 Besucher, damit werden wir in Zukunft immer rechnen dürfen, ist vielleicht nicht viel – bezogen auf den gesamten Umsatzbereich. Aber die Wirkung einer Veranstaltung misst sich nicht ausschließlich an ihren aktiven Zuschauern. Man muss Themen setzen. Und das populäre Sachbuch ist ein Thema, das an Literaturhäusern und vergleichbaren Orten eher mit spitzen Fingern beiseite gelegt wird. Ich verstehe aber nicht, wenn Sie sagen „Anschubveranstaltung“. Natürlich wollen wir Impulse und Anreize setzen, die Dinge anstoßen, auch mit langem Atem.
Helga König: Sie lassen den interessierten Leser wissen, dass auch Bildbände besprochen werden. Könnten Sie sich vorstellen, auch einen der Verleger solcher hochwertigen Bücher als Gast zu Wort kommen zu lassen?
Hauke Hückstädt: Die Verleger, jedenfalls die Verleger zu besprechender Bücher scheiden naturgemäß aus. Es wäre unhöflich, von einem ihrer Bücher in ihrem Beisein am Ende womöglich eher abraten zu müssen. Jenes Buch aber nur aufgrund ihres Beiseins über den Klee zu loben, wäre unredlich.
Lieber Herr Hückstädt, ich danke Ihnen für das erhellende Interview .
Helga König
Bildnachnachweis: Literaturhaus Frankfurt / Sebastian Schramm
Hier der Link zum Literaturhaus: www.literaturhaus-frankfurt.de
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