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Helga König im Gespräch mit dem Ex-Agenten und Kriminalisten Leo Martin.

Sehr geehrter Herr Martin, Ihr Buch "Ich durchschau dich!" habe ich bereits im Dezember letzten Jahres rezensiert. Damals erfolgten unmittelbar nachdem ich die Rezension bei Amazon on stellte Massenabklicks. Ich löschte die Rezension und stellte sie etwas verändert erneut ein. Das gleiche Spiel wiederholte sich. Hinzu kamen seitens eines Fakes bitterböse Beschimpfungen und schlimmste Verleumdungen gegenüber Ihrer Person. Ich löschte die Pöbeleien abermals. Eine Zeitlang hatte ich die Rezension nur auf „Buch, Kultur und Lifestyle“ veröffentlicht, weil ich den Stalker auf Amazon coolen wollte. Wie ich allerdings dann konkret feststellen musste, verfolgt mich dieser Mensch weiterhin und verleumdet mich nun in übelster Weise im Netz.

Aufgrund der jüngsten Machenschaften habe ich mich an Sie gewandt und erfahren, dass Sie im Mai im Fernsehen in einer dreiteiligen Doku über Stalker, unterstützt von einem Spezialisten-Team, in dem unter anderem Kriminalhauptkommissar und Stalking-Experte Stephan Rusch dabei ist, der  die Fälle rechtlich und psychologisch betreut, mitwirken.

Sie haben Kriminalwissenschaften studiert und waren zehn Jahre für einen großen deutschen Nachrichtendienst tätig und haben dort Fälle der organisierten Kriminalität aufgedeckt.

Nun meine erste Frage:

Helga König:  Werden Sie von damaligen Tätern, möglicherweise heute bedroht. Ist „Lamplighter“, unser gemeinsamer Stalker, möglicherweise eine Altlast von Ihnen?

Leo Martin
Foto: Kay Blaschke
Leo Martin: Ich fühle mich weder bedroht noch gestalkt. Mein Job beim Geheimdienst war es, im Milieu der Organisierten Kriminalität Vertrauensleute zu gewinnen. In dieser Zeit hatte ich Kontakt zu einer überschaubaren Anzahl von Kontaktpersonen. Für deren kriminelles Umfeld war ich zu keinem Zeitpunkt sichtbar. Jedem meiner damaligen V-Männer könnte ich heute guten Gewissens Auge in Auge gegenüberstehen. In den vergangenen vier Jahren gab es keinen einzigen negativen   Vorfall, der mit einer früheren Kontaktperson zu tun gehabt haben könnte. Außerdem würde im Milieu der Organisierten Kriminalität mit ganz anderen Bandagen gekämpft. 
Helga König: Wie Sie mir am Telefon berichteten, haben einige Rezensenten, die Ihr Buch rezensierten, aufgrund des Mobbings, die Rezensionen offenbar für immer gelöscht. Nötigungen dieser Art ereignen sich auf der Plattform von Amazon immer häufiger. Autoren sind dem Mob ausgeliefert, die Rezensenten übrigens auch. Wie sind Sie mit den hochgevoteten Verrissen und Minirezensionen umgegangen, aus denen klar ersichtlich ist, dass die Schreiber das Buch nicht gelesen haben und es nur darum ging, Ihnen zu schaden?


Leo Martin:  Tatsächlich verschwinden bei Amazon und anderen Portalen immer wieder positive Bewertungen, während die negativen bleiben. Die negativen Bewertungen haben so gut wie immer eines gemeinsam. Sie bestehen aus wenigen Zeilen, aus denen beim Lesen deutlich wird, dass sich der "Rezensent" nicht tatsächlich mit den Inhalten des Buches auseinander gesetzt hat. Während hinter positiven Bewertungen in der Regel ein Name steht, steht hinter polemischen Verrissen immer nur ein Pseudonym. Die Accounts wurden in der Regel neu angelegt, bewerten entweder keinerlei andere Bücher oder sind Berufsquerolanten zuzuordnen. Beides ist auf den ersten Blick sichtbar. Für jeden Leser. Unsere Leser sind ja nicht blöd. Im Endeffekt denke ich, dass sich die Verfasser solcher oberflächlichen und polemischen Bewertungen eher selbst schaden als mir oder anderen Autoren. Ich freue mich über jeden Fan und lebe sehr gut mit Konflikt und Kontroverse.

Helga König: In Ihrem Buch verhelfen Sie den Lesern zu Menschenkenntnis. Nach Ihrer Ansicht kommuniziert ein Mensch besser, wenn er über gute Menschenkenntnis verfügt. Können Sie diesen Gedanken näher darlegen?

Leo Martin:  Meine Bücher sind ganz bewusst "breit angelegt" und haben ein klare Mission: Sie sollen einen Leser erreichen, der niemals ins Regal langen würde, um sich ein Buch zum Thema Persönlichkeitsentwicklung oder Kommunikation zu ziehen. Ich erzähle Agentengeschichten, an denen ich Wissen aufhänge. Zu den Themen, wie komme ich in Kontakt, wie baue ich Vertrauen auf, wie punkte ich auf der Beziehungsebene. Überall wo Menschen mit Menschen zu tun haben, herrschen die selben Gesetze. 

Oft ist unser Erfolg auch von Anderen abhängig. Nur wenn mein Gegenüber sich von mir verstanden fühlt, wird er bereit sein auch in mich zu investieren und seinen Handlungsspielraum für mich auszuschöpfen. Darum geht es in meinen Büchern. 

Helga König: Sie teilen den Lesern in Ihrem Buch immer wieder Wissenswertes aus dem Agentenhandbuch mit. Wieso sollte man wissen wie ein Macher, ein Kontakter und wie ein Analyst tickt?

Leo Martin:  Wenn ich mit meinem Klientel zu tun hatte, hatte ich nicht die Möglichkeit erst einmal einen Persönlichkeitstest zu machen oder 150 Fragen zu stellen und die Antworten dann mit statistischen Werten abzugleichen. Bei uns ging es darum, sofort zu wissen, ist mein Angebot für ihn interessant oder nicht? Was muss ich tun um ihn am Ball zu halten? Oder um ihn zur Weißglut zu bringen? Deshalb sind wir trainiert worden, Menschen, ihr Verhalten, ihre Motive, in Sekundenschnelle zu analysieren und unser Verhalten genau daraufhin abzustimmen. Wir sind alle verschieden, aber das Schöne ist, gewisse Tendenzen gibt es doch. Genau diese bringen uns auf die richtige Spur. Als Agent beobachte ich sehr genau. Und im Gespräch teste ich ständig, bin ich auf dem richtigen Weg, oder muss ich nachjustieren? Das Gute ist, wir alle können das trainieren. Wenn wir nur wissen, worauf wir achten sollten, welche Unterscheidungen Sinn machen: Da ist beispielsweise den „Machertyp“. Ihm sind schnelle Ergebnisse wichtig, er trifft Entscheidungen schnell, immer im Interesse der Sache. Er tritt sehr selbstbewusst auf, spricht in kurzen prägnanten Sätzen und wird sofort ungeduldig, wenn ich nicht schnell auf den Punkt komme. Ihn von mir oder einem Produkt oder Projekt zu überzeugen, in dem ich ihn mit Detailwissen, Zahlen, Daten und Fakten überhäufe führt auf den Holzweg. Auch der Versuch ihn über die Beziehungsebene zu fangen kann schnell zur Sackgasse werden. Einem „Macher“ muss ich zeigen, wie er durch mich und meine Hilfe höher und weiter kommt. Und zwar schnell. Bei einem „Kontakter“, dem die Beziehungsebene wichtiger ist als schneller Erfolg, wäre genau das der Weg ins Aus. Er ist gesprächig, gesellig, ihm sind Gemeinschaft und Kollegialität sehr wichtig. Er ist sehr emotional, ist teamorientiert und berücksichtigt gerne die Interessen anderer. Ihm sollte ich mehr Zeit geben, mir mehr Zeit für ihn nehmen und hier und da mal etwas persönliches von mir Preis geben. Denn er braucht Geborgenheit und Zuspruch ums sich wohl zu fühlen. Für den „Analytiker“ unter uns wäre genau das der blanke Horror. Überflüssige Gefühlsduselei. Seine innere Türe wäre jetzt fest verschlossen wie Fort Knox. Er ist sehr sicherheitsorientiert, im sind Details wichtig, Zahlen, Daten und Fakten. Er ist sehr sachlich, überlegt, präzise und geordnet. Sein Leben hat Struktur und Planung. Der „Analytiker“ wirkt vergleichsweise zurückhaltend, still, ernsthaft und nachdenklich. „Kontakter“ würden ihn als Einzelkämpfer bezeichnen. Ihn Motiviert die Qualität einer Sache: Systematik, Ordnung, Perfektion, Genauigkeit und Vollständigkeit. Reißen Sie ihn aus diesem System werden Sie bei ihm scheitern. Unter dem Strich geht es nicht um Kuschelkurs, sondern darum, seine Ziele zu erreichen. 

Helga König:  Sie schreiben: „Die Wertschätzung und Begegnung auf Augenhöhe ist der goldene Schlüssel, der eine Tür in der Mauer ihres Gegenübers öffnen wird?“ (vgl.: 81). Am Beispiel von Mobbern und Stalkern kann man leicht erkennen, dass diese Weisheit nicht jedem bekannt ist. Gelingt es Ihnen mit ihren Methoden hochaggressive Personen zur Friedfertigkeit zu bewegen? 

Leo Martin:  Jedem ist diese einfache und wirksame Schlüssel bekannt. Mobbern und Stalkern auch. Sie fordern genau dieses Recht sehr konsequent für sich ein. Auf der anderen Seite stolpern sie, was ihr Mobben oder Stalken angeht, von der einen psychologischen Falle in die nächste. Die größte ist ihr eigenes Ego. Oft sind die Verletzungen so tief, dass weder Täter noch Betroffener es aus eigener Kraft aus der Sackgasse schaffen. Hier kann Unterstützung von außen eine wirksame Hilfe sein. Am besten von jemandem, der selbst emotional nicht betroffen ist. Wenn Kommunikation nicht weiter bringt,  muss der Täter in letzter Konsequenz erleben, dass sein Handeln auch negative Konsequenzen für ihn hat. Aber so weit sollte es am besten nicht kommen. Sowohl "Ich krieg dich!" als auch "Ich durchschau dich!" laden ein zu reflektieren und lassen erkennen, dass hinter jedem Verhalten ein Bedürfnis steht. Auch beim Täter. Und eine Hilflosigkeit. Die Absicht jedes Verhaltens ist positiv. Menschen treffen jeweils die beste ihnen zur Verfügung stehende Wahl. Ein negatives Verhalten wird erst aufgegeben, wenn etwas Besseres gefunden ist. Mein liebstes Motto in Sachen Wertschätzung ist: "Man muss Menschen rühren, nicht schütteln". 

Helga König: Sie zeigen in Ihrem Test wie man beim Gegenüber kleine und große Lügen entlarvt. Ist es einfacher körperliche Anzeichen oder aber sprachliche Merkmale des Lügens zu erkennen? 

Leo Martin:  Sowohl sprachliche als auch körperliche Anzeichen können uns Hinweise auf Lügen geben. Abhängig vom Persönlichkeitstypen kann das ein oder andere stärker ausgeprägt sein. Als Kriminalist bin ich jedoch ein absoluter Fan der Logikprüfung. Wir überprüfen jede einzelne Information auf Zusammenhänge und Widersprüche. Wer genug Fakten kennt und diese richtig interpretiert, der kann sowohl die Vergangenheit rekonstruieren, als auch Täterverhalten für die Zukunft voraussagen.

Helga König: Was bezwecken Sie im Buch mit Ihren Agenten-Eignungstests und was mit ihren Agenten-Storys?

Leo Martin:  Meine Agentengeschichten machen die Bücher leicht und spannend. Dadurch unterscheiden sie sich auch maßgeblich von anderen Werken zum Thema Kommunikation und Menschenkenntnis. Die Agenten-Eignungstests bringen den Leser ins Tun. Er wird ermutigt, das Gelesene in der Praxis zu testen. Menschenkenntnis und zielführende Kommunikation sind Übungssache. Es hilft Ihnen nichts ein Buch übers Schwimmen zu lesen. Irgendwann müssen Sie ins Wasser um erste Erfahrungen zu sammeln. Deshalb habe ich ans Ende jedes Kapitels den Agenten-Eignungstest gebaut. 

Helga König: Seit Dezember 2012 drehen Sie die Doku „Verfolgt –Stalkern auf der Spur“, in denen es um echte Stalking-Fälle geht. Hilft das Buch „ Ich durchschau dich!“ Stalking-Opfer frühzeitig einen potentiellen Stalker zu erkennen? 

Leo Martin:  Das ich gestalkt werde,  merke ich daran, dass das Verhalten eines Anderen mich fortlaufend in Situationen bringt, die bei mir Angstzustände auslösen und ich deshalb beginne,  meine Lebensgewohnheiten zu ändern. Das Thema Stalking ist so alt wie die Menschheit. Jedoch war es nie zuvor so einfach wie heute, in das Leben eines Anderen einzudringen. Mit kleinem Aufwand ist es einfach große Wirkung zu erzielen. Dank Internet und Mobilfunk kommt der Täter dichter als jemals an sein Opfer heran. In die Wohnung, an den Arbeitsplatz, in die Brusttasche in der das Handy steckt. Zu jeder Tages und Nachtzeit. Kein Lebensbereich kann ausgeschlossen werden. Deshalb ist Stalking heute brisanter den je. Als Ex-Agent sind Kriminalfälle mein Metier. Verdeckte Aufklärung war zehn Jahre lang mein Hauptgeschäft. Hinter "Verfolgt" stehe ich, weil das Format weit mehr ist als ein Unterhaltungsprogramm. Wir unterstützen Betroffene dabei, eine unerträgliche Stalking-Situation zu beenden. Wer uns um Hilfe bittet, hat meist schon alles versucht. Ohne Erfolg! Mit einem Team von Experten schöpfen wir alle rechtlichen und taktischen Möglichkeiten aus. Ich konfrontiere den Täter mit seinem Tun und und sorge dafür, dass er seinem Opfer nicht mehr unbemerkt von seinem Umfeld und unbehelligt nachstellen kann. Für mich geht Opferschutz vor Täterschutz! Vielleicht heißt mein nächstes Buch dann "Ich stopp dich!". 

Helga König: Wodurch zeichnet sich ein typischer Stalker aus und wie geht eine in Menschenkenntnis geschulte Person mit einem Stalker um? 

Leo Martin: Die größte Gruppe der Stalker ist nicht psychisch krank. In den meisten Fällen wird von einer mehr oder minder ausgeprägten Verhaltensstörung ausgegangen, nicht von einer krankheitswertigen psychiatrischen Störung. Der Stalker ist somit in der Regel in der vollen Verantwortlichkeit für sein Handeln. Damit ist er auch voll schuldfähig. Im Umgang mit Stalkern heißt das erste gebot IGNORIEREN. Ein einziges Mal sagen: "Stopp, bis hier her und keinen Schritt weiter!". Danach müssen alle Aktionen des Stalkers konsequent ins Leere laufen. Das das bedeutet, ich antworte nicht auf seine eMails, Anrufe oder SMS, ist den meisten klar. Dass das aber auch heißt, ich reagiere nicht genervt, nicht gereizt, gehe nicht in den Konflikt, versuche nicht ihn über Argumente zum Aufhören zu bewegen, ist erst auf den zweiten Blick sichtbar. In diese psychologische Falle tappen Betroffene regelmäßig. Dadurch bekommt der Stalker genau das was er möchte: ihre Aufmerksamkeit. 

Helga König:  Was droht den Stalkern, die von Ihnen gestellt werden? 

Leo Martin:  Wer die deutsche Behördenstruktur nicht kennt, wer nicht weiß wer für was zuständig ist, wie hier Zivilrecht, Strafrecht und Polizeirecht ineinander greifen, der kann hier sehr schnell verzweifeln. Er verrennt sich im Behördenjungle, fühlt sich eher als Aktenzeichen verwaltet als unterstützt und gut beraten. Wir unterstützen Betroffene auf diesem Weg, schöpfen dabei alle rechtlichen und taktischen Maßnahmen aus. Wir schaffen Beweise gegen den Stalker und konfrontieren ihn mit seinem Verhalten. Das zeigt Wirkung.




Lieber  Leo Martin, ich danke Ihnen herzlich für das aufschlussreiche Interview.

Helga König

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