Lieber Helmut Ditsch, Sie sind ein international anerkannter Maler und Designer, dessen Werk "Das Meer II" im Jahre 2010 zu einem Preis von US$ 865.000 verkauft wurde. Das ist bislang die höchste Summe, die für ein Gemälde eines argentinischen Malers gezahlt worden ist. Glückwunsch! Heute möchte ich Sie und Ihr Schaffen den Lesern von „Buch, Kultur und Lifestyle“ vorstellen und Ihnen deshalb einige Fragen stellen.
Helga König: Wie definieren Sie den Begriff Kunst?
Helmut Ditsch Bild aus seinem Bestand |
Helmut Ditsch: Kunst ist was es immer war, die Stimme der Völker in ihrer höchsten Form. Jeder erkennt Kunst, wenn es Kunst ist, weil es auch für jeden geschaffen wurde, es trifft, es erhebt, es braucht keine Erklärung, es ist zeitlos und notwendig für die menschliche Evolution.
Nun hat sich neben der Kunst auch eine spekulative Kunst gebildet, eine Intensivstation-Kunst, eine, die nicht Ausdruck der Menschheit ist, sondern der Spekulation. Diese spekulative Kunst kann ohne Intensivstation, sprich Kuratoren, Kritikern, volksleere Museen und sehr viel Marmor nicht überleben. Kunst ist dagegen ewiges Leben.
Nun hat sich neben der Kunst auch eine spekulative Kunst gebildet, eine Intensivstation-Kunst, eine, die nicht Ausdruck der Menschheit ist, sondern der Spekulation. Diese spekulative Kunst kann ohne Intensivstation, sprich Kuratoren, Kritikern, volksleere Museen und sehr viel Marmor nicht überleben. Kunst ist dagegen ewiges Leben.
Helga König: Können Sie unseren Lesern etwas über Ihre Kindheit berichten und wann Sie zu malen begonnen haben?
Helmut Ditsch: Ich bin in Buenos Aires geboren, meine Großeltern sind aus Österreich, Deutschland und der Schweiz in den Jahren 1921-23 als Teenager nach Argentinien ausgewandert. So bin ich zweisprachig aufgewachsen. Es gab keine Künstler in meiner Familie und der sehr frühe Tod meine Mutter verhinderte eine Kunsterziehung, die mir offensichtlich gelegen hat, denn seit frühester Kindheit fiel ich mit meinen Zeichnungen auf. Schon in den erste Klasse der Volksschule wurden meine Eltern in die Direktion der Schule geladen, um ihnen zu sagen, dass keine Erwachsenen in mein Schulheft zeichnen dürfen. Aber es waren meine Zeichnungen! Meine Mutter ist ein paar Monate später gestorben. Diese Episode erfuhr ich erst 40 Jahre später …
Helga König: Wie ich gelesen habe, haben Sie in den 1980ern negative Erfahrungen mit dem Galeriebetrieb dazu veranlasst, zunächst das Malen wieder aufzugeben. Um welche Erfahrungen hat es sich damals konkret gehandelt?
Helmut Ditsch: 1980 habe ich mein Abitur gemacht, musste danach zum Militärdienst bei der Argentinischen Kriegsmarine und wurde erst 1982 entlassen, nach dem verlorenen Krieg um unsere Malvinas Insel gegen die Kolonialmacht England.
Danach war die Malerei wieder einmal - wie so oft schon in meinem Leben - eine Flucht in eine heile Welt.
Damals hatte ich beschlossen, Maler von Beruf zu werden und sagte es auch meinem Vater, der mir eine verblüffende Antwort gab "Du wirst damit nie Geld verdienen, aber Du wirst glücklich sein, mach es!" Diese weisen Wörter gaben mir enormen Mut, um einen mystischen Weg zu gehen: Malen, um mich zu finden und glücklich zu sein!
So verkaufte ich meine Bilder, nur um zu überleben, zwischen 50 und 80 Euro waren die Preise, die ich damals von Nachbarn und Freunde bekommen habe. Es war gut für mich, ich war zufrieden, ich konnte malen, bergsteigen und war mit meinen Sammlern befreundet.
Dann kamen die ersten Galeristen, eine vollkommen andere Welt, pseudointellektuelle Arroganz, die hart im Gegensatz zu dem stand, was ich um mich hatte und wollte…aber meine Ratio hat über mein Gefühl entschieden und ich habe den unbequemen Schritt gewagt und auf Anhieb Pech gehabt, denn weder Geld noch meine Bilder sind zurückgekommen. Ich war zornig auf mich, ich wusste es doch, aber musste diese Erfahrung machen, um zurück zu meinen mystischen Weg zu kommen. Ich habe dieses Pech in Glück verwandelt und bin einen alternativen Weg gegangen, weit weg von den Galerien, ganz nah zu den Menschen und mir.
Helga König: Sie wurden dann Extrembergsteiger in den Anden. Welche Bedeutung haben die Erfahrungen in den Bergen für Ihre spätere Malerei gehabt?
Helmut Ditsch: Das Bergsteigen war neben meiner Erfahrung als Kindergärtner meine wichtigste Schule. Dort habe ich alles für meine Karriere und mein Leben gelernt, nicht an der Kunstakademie. Es waren die schmale Grade und Abgründe, die hohen Gipfel und der weite Horizont, die mich formten. Die Kinder zeigten mir den Rest.
Helga König: Was hat Sie veranlasst, 1988 nicht in Argentinien, sondern in Wien an der „Akademie der Bildenden Künste“ Malerei zu studieren?
Helmut Ditsch: Ich wollte nicht unbedingt Kunst studieren, da ich das schon als Kind kannte, viel mehr hat mich die Philosophie interessiert, aber mich hat auch die Technik der Holländer, wie Vermeer interessiert und Wien war die letzte Bastion, wo man diese Altmeistertechnik lernen konnte. So bin ich an die Akademie der Bildenden Künste gekommen. Nur, es war 1988 und Malerei war verpönt in den akademischen Kreise. Das Dogma hieß Konzeptkunst, so musste ich mir die Altmeister- Techniken in subversiver Art aneignen. Ich wusste, dass ich gegen den Strom schwamm, aber wusste auch, dass dieser Strom aus Unterwerfung und Angst bestand und obwohl ich es nicht leicht hatte mit der Diffamierung von Professoren und Kollegen, die meine universelle Poetik als ein Attentat auf ihre nihilistischen Xenophobie ansahen, konnte ich diese feindliche Zeit überwinden.
Helga König: Sie haben in Meran später dann Reinhold Messner kennen gelernt und arbeiten seither immer wieder mit ihm zusammen. Wie gestaltet sich diese Zusammenarbeit?
Helmut Ditsch: Ich sehe Reinhold Messner als ein Mystiker. Wir sind jeder für sich auf ähnliche Wege gegangen und mussten uns irgendwann mal treffen. Ich habe mehrere wichtige Gemälde für seine Museen MMM Firmen in Bozen ,MMM Sulden geschaffen
Helga König: Mit welchen Materialien arbeiten Sie vorrangig und welche Motive stehen in Ihrem Schaffen im Vordergrund?
Helmut Ditsch: Hauptsächlich Öl auf Leinwand und meine Motive sind die extreme Natur als Metapher
Helga König: Wo ist Ihr hochdotiertes Gemälde „ Das Meer II“ entstanden?
Helmut Ditsch: In Irland
Helga König: Sie sind auch Designer für Mode, Autos und Flugzeuge. Können Sie darüber Näheres berichten?
Helmut Ditsch: Ich habe als erstes Autos gezeichnet, viel früher als meine Naturbilder waren die Autos meine große Leidenschaft, aber auch die Musik und ich konnte eine Verbindung zwischen all diese Disziplinen erkennen und auch nutzen. So komponiere ich neben meiner Malerei auch Musik, spiele Klavier und entwerfe Supersportwagen.
Helga König: Würden Sie den Lesern zudem auch etwas über die "Helmut Ditsch Fan Fabrica de Arte Nacional“, mitteilen?
Helmut Ditsch: Die FAN ist eine neues Konzept für ein transparentes Atelier, wo sich die kreativen Köpfe Argentiniens Künstler, Musiker, Wissenschaftler, Philosophen ,Designer, usw begegnen, um aus dieser Synergie (sinergia) zu schöpfen.
Helga König: Woran arbeiten Sie augenblicklich?
Helmut Ditsch: Zur Zeit male ich ein 150x750cm großes Perito Moreno Gletscher, für den Saal Eva Peron in der Casa Rosada Argentiniens Regierungssitz.
Lieber Helmut Ditsch, für das aufschlussreiche Interview danke ich Ihnen herzlich.
Helga König
Hier der Link zur Website von Helmut Ditsch: http://www.helmut-ditsch.com/
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