Sehr geehrter Herr von Lonski, gestern habe ich Ihren Kriminalroman "Bittere Medizin" rezensiert. Dazu möchte ich Ihnen heute einige Fragen stellen.
Helga König: Bevor ich zu Ihrem Krimi „Bittere Medizin“ komme, möchten ich unseren Lesern erst den Autor näher bringen. Können Sie ein wenig über sich und Ihren Werdegang erzählen?
Günter von Lonski: Wie man mir glaubhaft versicherte, wurde ich in Duisburg-Laar geboren. Ich kann mich nicht daran erinnern, außerdem ist es schon 69 Jahre her. Nach einer weniger grandiosen Schulzeit habe ich das Schriftsetzen erlernt und dann in Berlin an der Staatlichen Akademie – heute Universität der Künste – studiert. Anschließend habe ich in verschiedenen Werbeagenturen in Süd, Nord und West getextet und getextet und getextet.
Helga König: Was hat Sie veranlasst Krimis zu schreiben und berichten Sie doch bitte, mit welcher Literatur Sie ansonsten noch Ihren Computer füttern?
Günter von Lonski: Mögen Sie Krimis? Darum! Und schreiben muss ich. Eine Frau im Schreibwarengeschäft, die Brieföffner auf ihre Griffigkeit prüft, eine Schmeißfliege auf einem Pflasterstein, Raffgier, Habsucht, Rücksichtslosigkeit. Ein Hoch auf die makellosen Karriere-Biographien! Aber alles kann so oder so ausgehen. Und dann ist da noch meine andere Seite: Ich habe mit Kinderbüchern angefangen und jetzt den Kreis geschlossen: Es werden wieder Kinderbücher von mir erscheinen. Naja, Kinderkrimis.
Helga König: Worauf ist Ihre Romanfigur Wesemann aufgebaut und weshalb lassen Sie ihn erfolgsmäßig so schwächeln?
Günter von Lonski: Wesemann sitzt mit mir am Schreibtisch, geht mit mir durch die Straßen und starrt mit mir von der Münsterbrücke in die Weser. Was schwimmt da? Ein aufgeblähter Sack? Es könnte aber auch … und dann komme ich mit Wesemann ins Grübeln. Übers Schwächeln. Als Mann – Besserwisser, Frauenversteher, Weltverbesserer. Und wenn alles gerade so richtig schön klappt, kommt das Leben in den Formen einer Frau dazwischen.
Helga König: Wie sind Sie überhaupt darauf gekommen, die Romanhandlung ins Weserbergland zu verlegen, wo Hannover doch immer wieder Bedeutendes für Kriminologen hervorbringt?
Günter von Lonski: Weserbergland ja, Hannover NICHT nein! „Mord auf dem Schützenfest“ ist bereits erschienen, „Eis!“ erscheint in wenigen Tagen. Zwei Hannover-Krimis mit der trockenen Härte der Landeshauptstadt. Und im Gegensatz zur Verbindlichkeit der Provinz des Weserberglands. Marike Kalenberger ermittelt und verliert sich selbst. Sie ist verletzlich, entbehrlich und im entscheidenden Moment allein. Mit sich, ihrer Verantwortung und ihrem Gewissen.
Helga König: Sie haben den Literaturpreis von Hameln erhalten. Dient dieser dazu, dass Sie literarisch in der Region bleiben oder sollen Sie zu Höherem fortgelobt werden?
Günter von Lonski: Es war nur ein ganz, ganz kleiner Literaturpreis. Aber er hat mich in Kontakt gebracht zum Verlag CW Niemeyer. Und siehe da, da wuchs zusammen, was zusammen planen, projektieren und veröffentlichen kann. Wir werden noch viele Seiten zwischen den Buchdeckeln bringen und dabei so manchen Buchstaben zum Tanzen verführen.
Helga König: Ist es für Sie auch möglich, mit einem solchen Krimi aus der Region in anderen Gegenden Lesungen abzuhalten oder grasen Sie dann auf fremdem Terrain?
Günter von Lonski: Jeder Krimi ist irgendwo ein Regional-Krimi, er muss schließlich Boden unter den Füßen haben. Aber das Wichtigste sind nicht die Sehenswürdigkeiten und Straßennamen – die Handlung eines Krimis muss überzeugen. Die Geschichten müssen von Rodenäs bis Faistenoy und von Lützkampen bis Zodel fesseln. Für mich gibt es keine Beschränkung: Berlin, München, Hamburg … ich komme 2013 und freu mich über Tisch, Stuhl, Licht und ein Glas Wasser ohne Kohlensäure. Wo auch immer.
Helga König: Ihre Geschichten sind fiktiv. Können Sie sich auch vorstellen auf regionale Ereignisse zu reagieren?
Günter von Lonski: Meine fiktiven Geschichten haben alle einen Realitätsbezug. Zuhälter, Fondanbieter und Größenwahninnige können hinter jeder Ecke lauern. Hinter Ihnen geht einer, hinter Ihnen steht einer – also dreh'n Se sich mal um!
Helga König: Wie gestaltet sich Ihre Recherche vor Ort?
Günter von Lonski: Mit Freunden beim Bier in einer Kneipe, obwohl ich ins Museum wollte, tauche tief ein in eine Familiengeschichte, obwohl mir der Mann einfach erklären sollte, was ein Totpunktgeber ist, habe einen Termin bei einem Banker und lande beim Mann mit der Bierflasche am Leine-Ufer – oder war es das Weser-Ufer? Heute kann man für eine Recherche viel aus dem Internet ziehen, aber Laute, Geräusche, Gerüche, Stimmungen, da muss man schon selber hin.
Helga König: Könnten Sie sich vorstellen, dass Ihr Buch vielleicht ins Fernsehen kommt als Episode eines Tatortes der Kripo von Hannover?
Günter von Lonski: Ein tolles Rendezvous: Maria Furtwängler trifft Hubert Wesemann in der Markthalle Hannover zum Cappuccino. Peng, ein Schuss, hinter der Spiegelwand taucht Veronika Ferres auf und hält dem Altkanzler die Feuerzeugpistole an seine Zigarre. Im Hintergrund der sauertöpfische Christian mit einem Lolli.
Lieber Herr von Lonski, herzlichen Dank für das erhellende Interview.
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