Lieber Herr Dr.Opelt, gestern habe ich Ihren Alpen-Klima-Krimi "Wasser und Eis" rezensiert. Heute möchte ich Ihnen dazu einige Fragen stellen.
Helga König: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Ihre Sorge um die Natur in einen Kriminalroman einzubetten?
Dr. Rüdiger Opelt |
Helga König: Ihre Zukunftsvorstellungen sehen ja nicht besonders rosig aus. Trauen Sie den Menschen nicht zu, aus der Entwicklung zu lernen?
Dr. Rüdiger Opelt: Ich fahre seit 50 Jahren in den Bergen Ski. Der Rummel auf den Pisten wird immer schlimmer, sodass es längst keine Erholung mehr ist. Die Betonierer dringen in die verstecktesten Regionen vor und zerstören damit das, was hier einst Natur war. Damit das nicht so weitergeht und die Menschen rechtzeitig einen anderen Weg einschlagen, überzeichne ich die Zukunftsentwicklung wie in einer Karikatur.
Helga König: Erzählen Sie doch bitte unseren Lesern wie weit Ihr Engagement für Natur und Umwelt geht?
Dr. Rüdiger Opelt: Ich fahre nur mit Rad und Zug, esse aus biologischem Anbau und miete im Urlaub alte Häuser, die es schon lange gibt, um nicht dem Zubetonieren der Küsten durch Hotels Vorschub zu leisten.
Helga König: Wie sind Sie eigentlich auf die Idee gekommen, solche Naturvernichtungsmittel in Ihrem Krimi zu entwickeln?
Dr. Rüdiger Opelt: Ein Freund erzählte mir vom Ploppen im Wasser und schon war die Vision da, die vielen Sommersportarten in die Berge zu verlegen. Ausgangspunkt der Szenerie war die Überlegung, was den Tourismusmanagern wohl einfallen wird, wenn der Schnee verschwindet, was die Klimatologen ja prophezeien. Diese Zukunft hat längst begonnen: In Österreich baut man Brücken und Aussichtswarten auf Berggipfeln, Seilbahnen von Spitze zu Spitze, die im Roman beschriebene Achterbahn ins Tal ist schon geplant.
Helga König: Was hat Sie bewogen, in Anlehnung an einen Heimatroman, eine solch abgründige Liebesszene Ihren Protagonisten auf den Leib zu schreiben und weshalb geben Sie Ihren Figuren überhaupt einen derartig klischeehaften Anstrich?
Dr. Rüdiger Opelt: Die Figuren sind als Persiflage auf die kitschigen Romane konzipiert, in denen die Heimat eine heile Welt ist. Indem ich die bekannten Klischees verwende und sie dann ins Gegenteil verkehre, zeige ich auf, dass längst gar nichts mehr heil ist. Das mache ich auch in der Liebeszene, die leidenschaftlich und romantisch beginnt, um in einem mörderischen Konflikt zu enden.
Helga König: Wieweit spielt Ihre berufliche Tätigkeit eine Rolle beim Schreiben Ihrer Kriminalromane?
Dr. Rüdiger Opelt: Meine jahrzehntelange Erfahrung als Psychotherapeut ist der Hintergrund, aus dem ich die menschlichen Konflikte herausdestilliere. Die elendslangen Personenbeschreibungen vieler Romane langweilen mich, denn da ist die Wirklichkeit meiner Klienten viel interessanter. Ich beschreibe möglichst kurz und prägnant die Lebensthemen meiner Figuren und gehe sofort zum Drama über, das sich daraus entwickelt. Ich arbeite mit kurzen Bildern und Schnitten, ähnlich wie ein Thriller im Film.
Dr. Rüdiger Opelt: Der Tourismus wird bald weltweit die größte Wirtschaftsbranche sein und Österreich ist eines der ältesten Tourismusländer. Die Menschen haben auch ein Recht auf Erholung, Unterhaltung und fantasievolle Erlebnisse. Aber es gibt viele Tourismusformen, die weniger Natur verbrauchen und weniger ökologischen Fußabdruck benötigen, z.B. das Haustauschen, wo sich zwei Familien aus verschiedenen Ländern gegenseitig ihre Häuser zur Verfügung stellen, oder das Coachsurfen für Jugendliche, wo man sein Sofa für Gäste zur Verfügung stellt. In solchen Urlauben lernt man ein Land wirklich kennen und verbraucht keine zusätzlichen Ressourcen.
Helga König: Haben Sie eine Vorstellung, was Österreich ohne Tourismus wirtschaftlich unternehmen könnte?
Dr. Rüdiger Opelt: Österreich hat eine hervorragende Industrie und eine gut ausgebildete Bevölkerung, wird also weiterhin wirtschaftlich gut dastehen. Österreich ohne Tourismus ist aber nicht denkbar, dazu ist die Landschaft zu schön. Mein Roman soll nur zum Nachdenken anregen, wie ein umweltverträglicher Tourismus aussehen könnte.
Helga König: Glauben Sie, dass der gängige Krimileser Ihre Ironie verstehen wird oder läuft man nicht Gefahr, in Ihre Klischeefalle zu tappen?
Dr. Rüdiger Opelt: Krimileser sind nicht dumm und lieben Hintergründiges. Durch die spannende Handlung und die überraschende Auflösung werden sie dazu verführt, über gängige Heimatklischees, kritische Persiflage und die Zukunft der Alpen nachzudenken. Im Ort der Handlung, den es ja wirklich gibt, hat diese Auseinandersetzung längst begonnen.
Lieber Dr. Opelt, ich danke Ihnen herzlich für das erhellende Interview.
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