Lieber Herr Dr. Dahlke, dieser Tage habe ich Ihr Buch "Seeleninfarkt" rezensiert. Dazu möchte ich Ihnen heute einige Fragen stellen.
Helga König: Können Sie den Lesern kurz erklären, was man unter einem Seeleninfakt zu verstehen hat?
Dr. Ruediger Dahlke: Das ist der Zusammenbruch auf seelischer Ebene, wenn Menschen in Apathie und Lethargie versinken, wie eben im voll entwickelten Burn- und Bore-out und in der Depression.
Helga König: Woher kommt das Defizit im Selbstbild wie mangelnde Eigenakzeptanz bei gleichzeitig übersteigertem Bedürfnis nach Anerkennung, überzogenem Idealismus mit Überschätzung und Perfektionismus, die zum Seeleninfarkt führen können?
Dr. Ruediger Dahlke: Da gibt es verschiedene Hinweise in der jeweiligen Biographie wie frühe Kränkungen, die dann entsprechende Kompensationsanstrengungen bezüglich des beschädigten Selbstwertgefühls auf den Plan rufen.
Dr. Ruediger Dahlke: Wenn die Seele zusammenbricht und gleichsam alles Interesse am eingeschlagenen Weg verliert, laufen Burn- und Bore-out tatsächlich auf denselben Seeleninfarkt hinaus. Die Seele kann wegen Unter- und Überforderung gleichermaßen in den Streik treten
Helga König: Wie können wir lernen, bei unserem Tun immer ins Hier und heute einzutauchen und uns stets auf die Sache, die wir tun, vollständig einzulassen?
Dr. Ruediger Dahlke: Das lehren eigentlich alle Meditationssysteme, ich kenne es persönlich vor allem vom Za-Zen und der entsprechenden Meditation mit Atembeobachtung. Aber auch Tai Chi und Yoga leben davon, dass es uns gelingt, ganz im Augenblick anzukommen. Aber schon jede geführte Meditation, wie ich zahlreiche auf CD aufgenommen habe, führt in den Moment.
Helga König: Sie schreiben, dass wir uns in der Welt fast nur noch um den archetypisch männlichen und energieverausgabenden Pol kümmern. Können Sie den Lesern kurz skizzieren, was Sie damit meinen?
Dr. Ruediger Dahlke: Es zählen bei uns vor allem Aktivität, selbst wenn es sich um sinnlosen Aktionismus handelt, es geht darum, Eindruck zu machen und in der ständig aufgebauten Konkurrenz der Beste zu sein. Alle Lebensprinzipien, die den männlichen Elemente Feuer und Luft zuzuordnen sind, kommen besser bei uns an als die den weiblichen Elementen Wasser und Erde zugerechneten.
Helga König: Wieso ist es so wichtig, zu ermitteln, was unserer Arbeit wert ist?
Dr. Rüdiger Dahlke: Dem Ego ist das extrem wichtig, damit es sich mit anderen messen und vergleichen kann. Das kommt typisch heraus, wenn man sich über den Verdienst mit anderen misst und allen Ernstes glaubt, ein Banker sei etwas Besseres als eine Krankenschwester, weil ersterer unseriös viel und letztere unseriös wenig verdient.
Helga König: Welche Wahrheiten und Ziele hat unsere Seele und wodurch missachten wir sie?
Dr. Rüdiger Dahlke: Der Seele geht es darum, Vollkommenheit zu erreichen, Befreiung zu finden. Wir missachten diese Seelenbedürfnissen, wenn wir uns ständig um die beschriebenen archetypisch männlichen Ehrgeizprojekte kümmern und für seelische Belange keine Zeit mehr finden. Die Seele will wachsen und sich entwickeln, wer aber ständig immer dasselbe macht, nämlich Geld verdienen um praktisch jeden Preis, weil wir statt Geld zu besitzen, besessen davon sind, der missachtet die Grundbedürfnisse seiner Seele.
Helga König: Wodurch kommt es zu einem Mangel an sinnstiftenden Instanzen und wie könnten solche Instanzen überhaupt ausschauen?
Dr. Rüdiger Dahlke: Der letzte Sinn des Lebens liegt – laut allen Religionen und Traditionen – in der Vervollkommnung der Seele und in der Erweiterung des Bewusstseins, in dem was der Osten Erleuchtung und Befreiung nennt und das Christentum das Himmelreich Gottes, von dem es weiß, dass es in uns liegt.
Helga König: Einige Autoren stellen die kühne These auf, dass man durch veränderte Ernährung den Burn-out in den Griff bekäme: Wie sehen Sie das?
Dr. Rüdiger Dahlke: Wenn wir aufhören Tierprodukte zu essen, können wir jedenfalls eine erhebliche Erleichterung in dieser Hinsicht erfahren. Ein Beispiel: von den 60 Millionen Schweinen, die die Deutschen im Jahr essen, stammen 99 % aus dem Tier-Zucht-Haus und der Massenproduktion. Die an sich reinlichen und sensiblen Tiere mit ungeheuer feinem Sensorium – wer sonst könnte Trüffeln unter der Erde riechen – werden gezwungen, auf engstem Raum in ihrem eigenen Kot 5 Monate zu vegetieren, bevor sie auf unsäglich brutale Weise geschlachtet werden. Bei diesem Elend wird ein Teil der Schweine wahnsinnig und der große Rest verfällt in Apathie und Lethargie. Nach meiner Einschätzung nehmen wir diese Schwingungen im Fleisch mit auf. Genau wie wir die Angst mitessen, die die Tiere über ihre Angst- und Stresshormone ins Fleisch entlassen, wenn sie mit ansehen müssen, wie Dutzende von ihren Artgenossen vor ihren Augen geschlachtet werden.
Helga König:Weshalb bluten Menschen, die im Widerstand mit sich und der Welt leben, am Ende aus?
Dr. Rüdiger Dahlke: Nichts kostet soviel Kraft und Energie wie Widerstand. Wer im ständigen Widerstand mit sich und seiner Umwelt ist, dem geht rasch die Puste aus und er kann nicht mehr (weiter).
Helga König: Halten Sie es für möglich, das Ideal eines nicht vom Seeleninfarkt bedrohten Lebens vollständig und dauerhaft für sich zu realisieren und wenn ja, wie?
Dr. Ruediger Dahlke: Das ist dann möglich, wenn jemand vom Sinn seines Tuns erfüllt ist und immer wieder in dem Augenblick des Hier und Jetzt eintaucht und vor allem einen Lebenssinn gefunden hat, der über den Tod hinaus reicht.
Unterstützend wirkt, wenn er sich vollwertig pflanzlich ernährt, für genug gutes Wasser und Bewegung sorgt wie ich es in „Peace-Food“ beschreibe.
Lieber Dr. Dahlke, für das erhellende Interview danke ich Ihnen herzlich .
Ihre Helga König
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