Dieses Blog durchsuchen

Helga und Peter J. König im Gespräch mit Albert Kallfelz

Sehr gehrter Herr Kallfelz,  dieser Tage haben wir auf dieser Plattform in Rubrik "Wein" drei Ihrer Rieslinge rezensiert, bitte klicken Sie auf die Links: Riesling Hochgewächs  Trocken 2011Merler Stephansberg Spätlese Feinherb 2011, Merler Stephansberg Spätlese Trocken, 2011.  Heute nun möchten wir Ihnen  einige Fragen zu Ihrem Weingut und Ihren Weinen stellen.

Helga König: Können Sie uns bitte etwas zu der Geschichte ihrer Familie in Verbindung mit der 500 jährigen Tradition des Weinbaus berichten?


 Albert Kallfelz
Albert Kallfelz: Schon die alten Römer wussten die guten Lagen an der Mosel entlang zu nutzen und bauten Weintrauben an, aus denen sie dann hervorragenden Wein herstellten. Der Weinbau ist in der Familie bis zum Jahre 1450 beurkundet. Am 1. September 1907 hat mein Großvater Albert Kallfelz dann die offizielle Weingutsgründung vorgenommen. Das sonnige und milde Klima sowie der lockere Sand- und Schiefersteinboden bieten ideale Voraussetzungen für den Weinanbau und so verwundert es nicht, dass das Moseltal seit vielen hundert Jahren zu einem der bedeutendsten Weinanbauregionen Deutschlands zählt. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich der Anbau von Trauben und die Weinherstellung weiter und wurde so zu einem der Hauptwirtschaftsfaktoren der Region. Schon früh war für mich klar, dass ich diese Tradition weiterführen wollte. Der Weinbau, vor allem der Riesling war sozusagen meine Berufung. Im Jahr 1959, also im Alter von 15 Jahren, habe ich meinen ersten Wein "gelegt". 1971 absolvierte ich meine Prüfung zum Winzermeister und übernahm im darauffolgenden Jahr das elterliche Weingut, das damals 1,94 ha Rebfläche umfasste.

Peter J. König: Wie Sie wissen, hat eine enge Freundschaft zwischen Ihrem und meinem Vater bestanden, da sie gemeinsam den Krieg überlebt haben und mein Vater ein begeisterter Kallfelz-Weingenießer war. Haben Sie das Weinmachen im Sinne Ihres Vaters weitergeführt oder sich eine neue Philosophie zu eigen gemacht?

Albert Kallfelz: Gewiss habe ich den Weinbau im Sinne meines Vaters und Großvaters weitergeführt. Dennoch habe ich meine eigene Philosophie entwickelt. Die Zeiten ändern sich, vor allem das Qualitätsdenken erreichte in den letzten Jahrzehnten ganz andere Dimensionen. Im Laufe der Jahre wurden weitere Rebflächen in Spitzenlagen übernommen und kontinuierlich in den Qualitätsweinbau investiert. Die natürlichen Anlagen der Trauben müssen erkannt und gefördert werden. Jedes Weinjahr ist anders. Schonende Gärführung, gewissenhafte Kellerhygiene und das Wissen um die individuellen Charaktere der einzelnen Weinlagen sind Voraussetzung um optimale Qualität zu vinifizieren. Stets habe ich das Weingut qualitätsorientiert, innovativ und strebsam geführt.

Helga König:  Die Mosellagen sind als die steilsten und schwierigsten weltweit bekannt. Bitte bringen Sie unseren Lesern diesen speziellen Arbeitsbereich, das Kultivieren an den Moselsteillagen einmal näher.

Albert Kallfelz: Wir haben hier an der Mosel Steillagen mit einer Hangneigung von bis zu 70%. Das bedeutet viel Handarbeit . Die Bewirtschaftung der steilen, steinigen Weinberge verlangt dem Körper viel ab und ist sehr zeit- und arbeitsintensiv. Die damit verbunden Bewirtschaftungskosten sind um das zwei bis dreifache Höher als in flachen Lagen. Die schwierige, kostenintensive Bewirtschaftung hat an der Mosel zur Aufgabe und Verbrachung von Weinbergsflächen geführt. Aber nur in diesem einzigartigen Terroir wachsen Rieslinge mit einem hohen Maß an Mineralstoffen und ihrer unverkennbaren Güte. Mein Anliegen ist es die weltberühmten Steillagen der Mosel zu bewahren.

Peter J. König: Um noch einmal auf Ihren Vater zurückzukommen, wie hat sich das Weingut in den vielen Jahren, seitdem Sie die Leitung übernommen haben, im Verhältnis zu der Zeit Ihrer Eltern wirtschaftlich verändert?

Albert Kallfelz: Wie bereits erwähnt habe ich das Weingut 1972 mit einer Rebfläche von knapp 2 ha von meinen Eltern übernommen. Damals wurde die Bewirtschaftung größtenteils mit der Familie bestritten. Wirtschaftlich konnte man vom Weinbau gut leben. Nach der Übernahme habe ich den Betrieb auf die heutige Rebfläche von rund 45 ha erweitert und dabei stets qualitätsorientiert gehandelt. Natürlich konnte ich dies nicht alleine bewältigen. Inzwischen sind 20 Mitarbeiter von meiner Philosophie überzeugt und investieren ihre ganze Arbeitskraft und Leidenschaft in das Weingut.

Helga König: Können Sie uns etwas über Ihre besten Lagen berichten?

Albert Kallfelz: Die KALLFELZ Riesling Steillagen gehören zu den besten Weinlagen der Welt. Dazu zählt unser "Herzstück", die "Merler Königslay-Terrassen", nahezu im Alleinbesitz, sowie die Merler Lagen "Stephansberg", "Adler" und "Fettgarten" . Diese sind nach Süd-Südwest ausgerichtete Lagen mit einer Hangneigung von ca. 30-70 %. Unser Schieferboden stammt aus dem Devon, also einer Zeit von vor ca. 400 Millionen Jahren. Dieser Schiefer mit seinen gesundheitswirksamen Mineralien ist prägend für den einzigartigen Charakter unserer Weine: leicht, feinfruchtig, bekömmlich und erfrischend! Die ideale Symbiose von Boden, Klima und Rebsorte ist der Geburtsort hochwertiger Weine.

Peter J. König: Welchen Stellenwert hat Ihrer Meinung nach der Moselwein mittlerweile in Deutschland und weltweit?

Albert Kallfelz: Wichtigste Rebsorte ist der Riesling, der als beste Weißweinsorte der Welt gilt und der auf den Schieferböden der Moselsteillagen hervorragende Wachstums-bedingungen findet. Die Winzer an der Mosel sind weltweit für ihre feinfruchtigen, eleganten und mineralischen Rieslingweine bekannt. Hier wachsen die besten Rieslinge weltweit.

Helga König: Ist es nach Ihrer Ansicht notwendig, die Weine auf unterschiedlichen Messen vorzustellen um besondere Prämierungen zu erhalten?

Albert Kallfelz: Für mich nicht. Gütezeichen und Qualitätssiegel, Medaillen und Sterne, Challenges und Awards - inzwischen ist die Zahl der Kennzeichen und Symbole so groß, unübersichtlich aber auch undurchsichtig geworden, dass der Verbraucher nicht mehr durchblickt. Leider wird hier nicht immer mit gleichem Maß gemessen. Die Weinqualität der Weinbaubetriebe wird oftmals nicht objektiv bewertet, die Tests sind nicht „gläsern“ und dienen vor allem den Marketingoffensiven berühmter Weingüter und Vertreiber. Für mich gehören die Prämierungen der Landwirtschaftskammern und der DLG zu den ganz wenigen, neutralen, unabhängigen, transparenten, nicht kommerziellen und damit auch fairen Weintests. Sie stehen für Identität und Charakter. Hier werden Weine nach objektiven Kriterien, mit einer sachlichen nachvollziehbaren Bewertung ausgestattet. Bewertung und Platzierung erfolgen anonym durch ausgewiesene Expertengremien. Bekannt sind den Prüfern nur Rebsorte und Herkunft. Nur so können sie beurteilen ob ein Riesling wie ein Riesling schmeckt und ob der Wein von der Mosel den unverwechselbaren Charakter besitzt; denn Premiumweine haben Charakter !

Peter J. König: Sie haben für den "KALLFELZ Riesling Großes Gewächs Merler Königlay-Terrassen Nr. 90 a" die „Goldene Kammerpreismünze“ der LKW Koblenz erhalten. Was zeichnet diesen Wein besonders aus?

Albert Kallfelz: Ein herausragender Wein, der die Qualitätsspitze des Steillagenweinbaus unseres Weingutes repräsentiert. Das Große Gewächs stammt aus selektiertem Lesegut vom Herzstück der Merler Königslay-Terrassen. Ein großer Wein, der mit seiner komplexen, mineralischen Fruchtstruktur und seinen beerigen und edlen Aromen überzeugt.

Helga König: Wird Ihr Wein nur deutschlandweit verkauft oder haben Sie eventuell auch Abnehmer in Europa oder sogar nach Übersee?

Albert Kallfelz: Wir vermarkten unseren Wein deutschlandweit aber auch in einige unserer europäischen Nachbarländer.

 Peter J. König: Die Mosel gilt ja nicht gerade als ausgesprochenes Rotweingebiet, obschon sie nur wenige Kilometer von der Ahr entfernt ist. Sie haben, wie ich sehe, auch einen Rotwein im Angebot. Spielen Sie etwa mit dem Gedanken Ihre Rotweinauswahl zu erweitern und wie steht es überhaupt mit anderen Rebsorten?

Albert Kallfelz: Wir haben zwei Rotweine im Angebot, die allerdings in der Pfalz angebaut werden. Rotweinanbau an der Mosel ist für mich kein Thema. Die Mosel ist ein klassisches Anbaugebiet für Weißwein. Hier bieten sich die idealen Voraussetzungen und das sollte auch so bleiben. Alternativ zum Riesling bieten wir Rivaner und Weißburgunder an.

 Lieber Herr Kallfelz, herzlichen Dank für das aufschlussreiche Interview

Helga und Peter J. König


Bitte klicken Sie auf den nachstehenden Link, dann gelangen Sie zur Website von dem "Weingut  Albert Kallfelz": http://www.kallfelz.de/


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen