Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Böschemeyer, vor geraumer Zeit habe ich Ihr Buch "Machen Sie sich bitte frei. Entdecken Sie ihre eigene Furchtlosigkeit" rezensiert. Heute möchte ich Ihnen hierzu einige Fragen stellen.
Helga König: Sie „werben“ in Ihrem Buch dafür, dass wir freier werden sollen, weil Freiheit eine Grundbedingung für ein glückliches Leben ist. Wer frei sein möchte, soll sich zur Wahrhaftigkeit entschließen, da diese eine Grundbedingung für Freiheit sei, so weit ich Sie richtig begriffen habe. Weshalb haben die Menschen nicht selten Angst, sich mit der Wahrheit auseinanderzusetzen und wieso neigen wir alle dazu, uns oder anderen etwas vorzumachen?
Prof. Dr. Uwe Böschemeyer: Viele Menschen haben Angst davor, zu dem zu stehen, was sie in Wirklichkeit sind. Sie meinen, "ihr Gesicht zu verlieren" (also ihre eigene Maske). Nichts aber führt mehr zur Selbstentfremdung als Täuschungen. Denn wer sich und anderen etwas vor-macht, kommt nicht zu sich und ist daher nicht bei sich selbst.
Helga König: Weshalb rauben alte Schmerzen unsere Energie und behindern uns daran, im Jetzt unbefangen all unsere Möglichkeiten auszuschöpfen?
Prof. Dr. Uwe Böschemeyer: Weil das Unbewusste ein anderes Zeitverständnis hat als das Bewusstsein. Die schmerzhaften Ereignisse der alten Zeit gehören in der Tat der Vergangenheit an, nicht aber die damit verbundenen Gefühle. Daher wirken sie in die Gegenwart hinein, bis wir uns mit ihnen auseinandergesetzt haben.
Helga König: Weshalb ist ein Muss für unsere Freiheit Eigenverantwortlichkeit und wie sollte diese sich darstellen?
Prof. Dr. Uwe Böschemeyer: Eigenverantwortlichkeit ist unmittelbarer Ausdruck von Freiheit. Daher gibt es keine Freiheit ohne Eigenverantwortlichkeit. Um sie leben zu können, gilt als Leitlinie: Wer ist jetzt "dran" - die anderen oder ich?
Helga König: Wie können sich Menschen bewusst machen, dass sie sich mit "Schuldverschiebespielen" schaden, vor allem wie wird dem Einzelnen ohne Hilfe von Dritten bewusst, dass er an anderen bekämpft, was er an sich selbst nicht mag?
Prof. Dr. Uwe Böschemeyer: Kein "Schuldverschiebespiel" ist wirklich entlastend. Wer es merken will, bemerkt es. Wodurch? Indem er in die Stille geht und sich vor allem eine Frage stellt: Was gestehe ich mir ungern ein, nicht einmal mir selbst?
Helga König: Mir haben Ihre Selbsterfahrungskurse im Buch sehr gut gefallen. Was bringen diese den Lesern, nach Ihrer Erfahrung?
Prof. Dr. Uwe Böschemeyer: Die in den "Selbsterfahrungskursen" genannten Anregungen schaffen - sofern man sich für sie Zeit nimmt! - ein höheres Mass an Bewusstsein und die Motivation, diese oder jene Herausforderung tatsächlich annehmen zu wollen.
Helga König: Wodurch können wir werden, was wir sein können und woher wissen wir, welches Potential wirklich in uns steckt?
Prof. Dr. Uwe Böschemeyer: Durch Selbst-Besinnung, durch das, was uns Träume oder Wertimaginationen sagen erfahren wir, was in uns steckt. Werden wir dann z.B. der inneren Bilder ansichtig, die unsere Potentiale symbolisieren, sind wir hinreichend motiviert, sie auch leben zu wollen.
Helga König: Was bedeutet es frei zu sein, trotz Ungerechtigkeit und wer beurteilt, was wirklich ungerecht oder gerecht ist?
Prof. Dr. Uwe Böschemeyer: Frei zu sein trotz uns widerfahrener Ungerechtigkeiten bedeutet, nicht zu resignieren, zu verbittern oder zu verhärten. Die Beurteilung dessen, was ungerecht ist oder gerecht, ist dem Gewissen, also der inneren Stimme, vorbehalten. Ob aber das Gewissen urteilsfähig ist, hängt vom Stand der inneren Entwicklung ab.
Helga König: Wodurch kommt es, dass manche Menschen einen Mangel an Vertrauen an das Leben zu verzeichnen haben?
Prof. Dr. Uwe Böschemeyer: . Wer in Kindheit und Jugend nicht ausreichend zu vertrauen gelernt hat, wird es nicht leicht haben, es später zu erleben. Doch weil Vertrauen ein spezifisch menschliches Gefühls ist, also zu unserer geistigen Ausstattung gehört, ist es möglich, es (wieder)zu finden. Bedenken Sie: Es gibt nicht nur alte, sondern auch neue Erfahrungen!
Helga König: Wie wichtig sind autosuggestive Sätze nach ihrer Meinung, wenn man frei werden möchte und welcher Satz ist in diesem Zusammenhang der wichtigste?
Prof. Dr. Uwe Böschemeyer:. Autosuggestive Sätze werden in ihrer Bedeutung oft verkannt. Dabei sind sie eine Hilfe, die Brücke zwischen Einsicht und Gefühl, also zwischen Bewusstsein und Unbewusstem zu öffnen. Der wichtigste Satz? Ich sage Ja zu mir selbst.
Helga König: Muss man den Zustand der Freiheit für sich jeden Tag neu erobern?
Prof. Dr. Uwe Böschemeyer: Nein, das würde uns unfrei machen. Doch wer begriffen hat, dass Freiheit neben der Liebe der wichtigste Wert im Leben ist, wird sich immer wieder auf sie besinnen und daraus konkrete Schlüsse ziehen.
Lieber Herr Prof. Dr. Böschemeyer, für das aufschlussreiche Interview möchte ich mich herzlich bedanken.
Ihre Helga König
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