Liebe Frau Doll, lieber Herr Doll, vor geraumer Zeit haben wir auf dieser Plattform drei (klicken Sie hier auf die Zahlen 1, 2, 3, dann gelangen Sie zu den Wein-Rezensionen) Weine von Ihnen vorgestellt und möchten Ihnen heute einige Fragen zu Ihrem Weingut und dessen Produkten stellen.
Helga König: Da Sie ja beide aus Weingütern stammen, war es für Sie da naheliegend, sich in diesem wunderbaren Metier zu verwirklichen? Um Sie näher kennenzulernen, erzählen Sie doch bitte den Lesern, welchen beruflichen Werdegang Sie eingeschlagen haben.
Roland Doll: Wir sind praktisch beide in Weinberg und Keller groß geworden. So war die Berufswahl nicht schwer. Los ging es mit einer praktischen Ausbildung zum Winzergehilfen in verschiedenen Weingütern. Anschließend Weinbau-Fachschule in Oppenheim, dann Technikerausbildung in Bad-Kreuznach an der Nahe, und für Erika noch die Winzermeisterausbildung in Oppenheim. Zwischen den Schulsemestern war natürlich kräftige Mitarbeit in den elterlichen Betrieben angesagt.
Peter J. König: Seit wie vielen Generationen sind Ihre Familien als Weinmacher aktiv?
Erika Doll: In der vierten bzw. 5. Generation, vorher wurde in den Familien schon Weinbau betrieben, der hatte aber neben Ackerbau und Viehhaltung nicht die Bedeutung wie heute.
Helga König: Da nicht jeder diese wunderschöne Landschaft in Rheinhessen kennt, berichten Sie doch bitte etwas über Ihre Heimat, speziell in der Beziehung zum Wein.
Roland Doll: Rheinhessen – das Land der 1000 Hügel erschließt sich dem Auge oft erst beim zweiten Blick. Die uralte Kulturlandschaft, geprägt von Obst- u. Ackerbau in den Niederungen und Weinbau seit Römerzeiten an den Hügeln zeigt ihren Charme, wenn man abseits der Straßen kleine Ausflüge ins Gelände unternimmt.
Besonders an den Kanten der kleinen Hochflächen bei uns im Selztal und rund ums Mainzer Becken kann man herrliche Ausblicke in die Weitläufige Hügellandschaft
genießen.
Peter J. König: Dass die Mainzer bei Ihnen sich mit Ihrem Wein eindecken, ist naheliegend. Vertreiben Sie Ihren Wein auch überregional, vielleicht sogar auch über die Grenzen unseres Landes hinweg?
Erika Doll: Die Freunde unserer Weine kommen aus ganz Deutschland und darüber hinaus aus Belgien, Holland und England. Es macht uns immer wieder Freude, über den Wein nette Menschen kennenzulernen.
Helga König: Über die Wichtigkeit des Terroirs bei der Weinerzeugung besteht kein Zweifel. Deshalb sagen Sie doch bitte etwas zu diesem Baustein der Weinerzeugung in Stadecken und Umgebung.
Roland Doll: Unter dem aus dem Französischen stammenden Begriff Terroir versteht man den Einfluss von Boden, Kleinklima, Rebsorte und dem Know-How des Winzers, also alle Faktoren, die die Ausprägung charakteristischer Weine ermöglichen. Geschützt durch Taunus und Hunsrück im Norden und Westen wachsen bei uns auf überwiegend tiefgründigen Kalkstein-Verwitterungsböden mit Löß und Tonauflagen fruchtbetonte und sortentypische Weine. So zeigt zum Beispiel der Riesling aus dem Lößboden im "Stadecker Lenchen" alljährlich wunderbar zarte Fruchtnoten nach Pfirsich und Grapefruit, die beim Riesling aus dem "Kellersberg" mit seinem höheren Ton- und Kalkgehalt noch durch etwas mehr Kraft und Fülle verstärkt sind.
Zur Frage, welche Rebsorte in welcher Lage gepflanzt werden sollte, bekam ich übrigens schon von meinem Großvater Nikolaus Doll, der auf eine 70-jährige Winzererfahrung zurückblicken konnte, wichtige Ratschläge. Bei diesem Thema lernt man jedoch niemals aus.
Peter J. König: In Ihrer Weinliste haben wir einen bemerkenswerten Grauen Burgunder trocken, Jahrgang 2010 entdeckt. Wollen Sie bitte etwas zu diesem Wein sagen?
Erika Doll: Dieser Dauerbrenner, in dem wir die Trauben unserer Weinreben aus Gau-Bischofsheim und Stadecken-Elsheim zusammen gebracht haben, gibt sich elegant-frisch-feinfruchtig und trotzdem mit Schmelz und Länge am Gaumen -einfach unwiderstehlich!
Helga König: Ebenfalls sind wir auf die 2009er Cuveé „R“ trocken aufmerksam geworden. Sagen Sie uns auch dazu bitte mehr.
Roland Doll: Im Jahr 2003 kam uns die Idee mit einem Weißwein und einem Rotwein die Linie des strikten sortenreinen Ausbaus zu verlassen und mal ein bisschen „rumzuspielen“. Die ersten Ernten unserer neuen Merlot, Cabernet- Mitos und Cabernet- Dorsa Reben und der tolle Jahrgang luden geradewegs dazu ein.
Somit sind auch schon die Beteiligten genannt-, ein stures Rezept gibt es allerdings nicht, und in sehr guten Jahrgängen wie 2009 und 2011 ist auch ein bisschen Spätburgunder mit von der Partie.
Nach einer 12-monatigen Lagerzeit in mehrjährigen Barriques sind Aromen vollreifer roter Beeren und füllige, aber samtige Tannine der Lohn strikter Ertragsregulierung und intensiver Pflege der Reben.
Nach einer 12-monatigen Lagerzeit in mehrjährigen Barriques sind Aromen vollreifer roter Beeren und füllige, aber samtige Tannine der Lohn strikter Ertragsregulierung und intensiver Pflege der Reben.
Peter J. König: In Ihrer Liste wird ein 2002er „Weißer Burgunder Eiswein“ angeboten. Bei wie vielen Jahrgängen kommt es vor, dass Sie einen Eiswein machen und welche Voraussetzungen sind dazu grundsätzlich notwendig?
Erika Doll: Wir versuchen alle drei bis vier Jahre einen Eiswein zu ernten, was aber nicht immer gelingt. Oft macht die zu warme November-Witterung einen Strich durch die Rechnung.
2002 hat alles perfekt gepasst. Bei zweistelligen Minustemperaturen über mehrere Tage hatten wir genügend Zeit, die noch sehr gesunden Trauben in gefrorenen Zustand abzupressen. Das enthaltene Wasser bleibt bei diesem Vorgang großteils in der Traube, der austretende Saft ist hoch konzentriert und bringt einen edelsüßen Wein von großer Dichte und Fülle hervor.
Helga König: Beim Öffnen des trockenen Adagio ist uns aufgefallen, dass Sie einen Glasverschluss verwendet haben. Weshalb haben Sie diesem Flaschenverschluss vor der herkömmlichen Verkorkung den Vorzug gegeben und wie sehen Sie die Zukunft dieser neuen Flaschenverschlüsse?
Roland Doll: Seit einigen Jahren verwenden wir nur noch Drehverschlüsse im Standardbereich und Glasstopfen für die Premium-Weine. Was den Einfluß auf die Lagerung der Weine angeht, sehen wir beide Verschlüsse als sehr gut an. Die Unterscheidung erfolgt lediglich aus Kostengründen. Der edel wirkende, hochwertige Glasstopfen kommt sehr gut an, und wird unsere Weine sicher noch lange begleiten. Und das schönste an der ganzen Sache: Flasche für Flasche schmeckt lecker und " Korkschmecker " gehören der Vergangenheit an.
Peter J. König: Besonders eindrucksvoll gestalten sich Hoffeste, um das Weingut, die Winzerfamilien und die Weinliebhaber des Gutes kennenzulernen. Gibt es Entsprechendes auch bei Ihnen? Und wenn ja, zu welcher Zeit im Jahr findet das Fest statt?
Erika Doll: Für 2012 sind drei Termine geplant:
-Frühlingserwachen : Die ersten Boten eines Super-Jahrgangs stehen zur Probe 17. Mai 2012
-Mit Wein in den Mai : Weinbar, Rotwein-Lounge, und Weintafel laden ein 5.+ 6. Mai 2012
-Hoffest : Mit guter Laune Wein und Weingut erleben. 18.+19. August 2012
Näheres demnächst unter http://www.doll-goeth.de/
Helga König: Möchten Sie noch etwas zu Ihren Winzersekten sagen?
Roland Doll: Ein bekannter Journalist bezeichnete die dynamische Winzergemeinde Stadecken-Elsheim einmal als das Epernay Rheinhessens. Diese damals sicher etwas hochtrabende Bezeichnung hat uns immer motiviert, auch beim Thema Sekt alles zu geben. Ausschließlich nach der traditionellen Methode vergoren, Flasche für Flasche gerüttelt und entheft, können wir jedes Jahr prickelnde „Persönlichkeiten" präsentieren, die den berühmten internationalen Mitbewerbern selbstbewusst gegenüberstehen.
Herzlichen Dank, liebe Frau und lieber Herr Doll für das aufschlussreiche Interview.
Peter J. und Helga König
Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zur Website von http://www.doll-goeth.de/ .
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