Sehr geehrter Herr Gunster, vor einigen Tagen habe ich Ihr Buch "Ja-Aber was, wenn alles klappt" rezensiert. Heute möchte ich Ihnen hierzu einige Fragen stellen.
Helga König: Haben Sie die Erfahrung gemacht, dass es möglich ist, dass Menschen mit Ja-aber-Verhaltensmustern noch im fortgeschrittenen Alter zu einem Ja-und-Verhalten wechseln können und wenn ja, was setzt dies voraus?
Berthold Gunster |
Helga König: Sie schreiben, dass die Deutschen zum Ja-aber-Verhalten neigen. Wieso ist dies so, hängt es mit deren Geschichte zusammen oder mit den in Deutschland lange bestanden habenden autoritären Erziehungsmethoden, die zu Angst und Verunsicherung führen?
Berthold Gunster: Da bin ich vorsichtig. Lassen wir es mal so sagen: in Deutschland, so ist meine Erfahrung, neigt man dazu die Fehler schneller zu sehen und zu bestrafen als das Gute zu bekräftigen. 'Keine Fehler machen' ist für viele ein Leitmotiv. ´Warum´ das so ist, ist an sich eine Ja-aber Frage. Die Warum-Frage ist oft eine Entschuldigung, um nicht in Bewegung zu kommen. 'Wenn ich erst weiß wie das funktioniert, dann kann ich das danach verändern. Wie ich beschrieben habe: als-dann ist die Umkehrung von Ja-aber....
Berthold Gunster: Haha ... Durchschnittlich, denke ich schon, ja. Aber es gibt natürlich genauso außergewöhnlich angstfreie Deutsche, wie auch unglaublich besorgte, ängstliche Holländer. Sie kennen meine Mutter nicht?!
Helga König: Ja-aber bedeutet Stagnation. Sollten deutsche Manager "Ja-und"- Kurse verordnet bekommen:-))?
Berthold Gunster: Das ist eine paradoxe Frage. 'Ja-und' und 'verordnen' sind prinzipiell Gegensätze. Es ist wie eine Frau die ihrem Mann befiehlt: "Ich will, dass du mir ab heute spontan Blumen mitbringst." Dieser Befehl kreiert unmittelbar einen Teufelskreis. Wenn er ab heute keine Blumen mitbringt ist es nicht gut, aber wenn er doch Blumen mitbringt ist es auch nicht gut, jetzt ist es nämlich nicht mehr spontan. Also, das Beste wäre, wenn Führungskräfte freiwillig nachfragen nach solchen Kursen. Oder, noch besser, selbst dafür bezahlen. Aus eigener Tasche ...
Helga König: Was bedeutet es, wenn man uneingeschränkt ein fröhliches Ja zu Leben bekundet?
Berthold Gunster: Dass man umgehend in Harmonie ist mit seiner Umgebung. Konflikte, Stress und Spannung werden zur Ruhe, Einklang und Akzeptanz.
Helga König: Was verändert sich im Leben, wenn man seine Fähigkeiten nicht in Frage stellt?
Berthold Gunster: Man fokussiert sich auf seine Stärken statt auf seine Schwächen. Man fängt an das zu tun, worin man sich begabt, fähig und geschickt fühlt.
Helga König: Kann man erlernen seiner Intuition mehr Gehör zu schenken und was geschieht, wenn wir dies tun?
Berthold Gunster: Ja. Man kann das Lernen. Das Leben wird viel einfacher und man entscheidet unglaublich viel schneller, wenn man öfter auf sein "Bauchgefühl" hört.
Helga König: Ein "Ja-und" setzt Mut voraus. Kann man Mut trainieren und wenn ja wie?
Berthold Gunster: Wenn man sich realisiert das man nur einmal lebt, ist Mut nur allzu logisch. Wenn man keine Angst hat beim Laufen, Spielen und Rennen ab und zu zu fallen - blaue Knie gehören zum Leben - dann wird Mut wachsen.
Helga König: Menschen, die sich selbst vertrauen, dürften einfacher "Ja- und" sagen als verunsicherte Personen. Ist die "Ja-und-Haltung ein Zeichen für eine freie Persönlichkeit?
Berthold Gunster: Kurz gesagt: ja.
Helga König: Sind Ja-aber- Haltungen und Nörgelsucht aus dem gleichen Holz gemacht?
Berthold Gunster |
Lieber Herr Gunster, ich danke Ihnen herzlichest vor das erhellende Interview.
Ihre Helga König
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