Anbei der Link zur Rezension: https://helga-koenig-lyrik.blogspot.com/2018/10/rezension-zusammenspiel-angelique-duvier.html
Helga König: Sie haben Ihren 3. Lyrikband nach einem darin enthaltenen Gedicht benannt. Weshalb haben Sie gerade das
Gedicht "Zusammenspiel" ausgewählt und möchten Sie uns erzählen, was Sie dazu bewegte, es zu schreiben?
Angélique Duvier |
Helga König |
Angélique Duvier: Ich war nicht frisch verliebt, als ich dieses Gedicht schrieb, es entstand, nachdem ich schon mehr als fünfzehn Jahre mit meinem Mann Vladyslav zusammen war. Jeder Mensch unterliegt einer ständigen Entwicklung und viele Paare, die schon lange Zeit zusammenleben, glauben ihren Partner genau zu kennen. Ich bin der Meinung, dass es immer wieder interessant ist zu hören, was der Partner erlebt hat, wie er über bestimmte Dinge denkt und fühlt. So achten wir aufeinander und wünschen uns, dass der andere und somit wir beide glücklich sind und aus Verliebtsein eine tiefe Liebe entsteht.
Ich glaube daher nicht, dass die bloße Vorstellung ausreicht, zumindest sollte man es einmal erlebt und gefühlt haben, um es sich wirklich vorstellen zu können.
Helga König: Sie haben auch einige Haikus geschrieben. Worin besteht hier der Reiz für Sie?
Angélique Duvier: Während meines Schauspielstudiums arbeitete ich eine Zeitlang in Osaka und Kyoto,
dort lernte ich die traditionellen japanischen Haikus kennen, die heute weit verbreitet sind, sie sind die kürzeste Gedichtform der Welt.
Ein Haiku besteht aus 5-7-5 Silben (Moren) und ist traditionell der Natur verpflichtet. Verwandte des Haiku sind das fünfteilige Tanka mit traditionell
5-7-5-7-7 Moren
Haikus sind offene Texte, sie sagen nicht alles, verschweigen vieles, lassen Gefühle außen vor, sie erschließen sich erst im Zusammenhang der einzeln aufgeführten konkreten Dinge. Es bringt Spaß, sich zwischendurch damit zu beschäftigen.
Helga König: Sind Ihre Stimmungen jahreszeitenabhängig und falls ja, wie äußert sich dies beim Schreiben?
Angélique Duvier |
Helga König: Eines Ihrer Gedichte endet mit den Zeilen:
"Wir leben in einer rohen Zeit,
mein Herz hat so viel gesehen;
die Welt trägt große Einsamkeit
und die Seelen, die in nichts verwehen.“
Das klingt geheimnisvoll und macht neugierig. Möchten Sie uns dazu etwas sagen?
"Wir leben in einer rohen Zeit,
mein Herz hat so viel gesehen;
die Welt trägt große Einsamkeit
und die Seelen, die in nichts verwehen.“
Das klingt geheimnisvoll und macht neugierig. Möchten Sie uns dazu etwas sagen?
Angélique Duvier: Ich war einst ein unbeschwertes, argloses Kind, glaubte an das Gute und musste früh erkennen, dass viele Mitmenschen roh und rücksichtslos sind, und je schwerer die Zeit wurde, umso weniger interessierten sie die Gefühle anderer Menschen, Gier, Macht und Neid sind ihre Antriebskraft. In ihrem Inneren sind sie einsam, weil Geld und Besitz ihre wahre "Liebe" ist, dabei vergessen sie, dass nichts für die Ewigkeit ist.
Helga König: Sie haben in Ihrem Lyrikband auch einige Ihrer Prosatexte eingebunden. Gibt es für Sie wichtige Gedanken, die sich in Lyrikform nicht ausdrücken lassen?
Helga König: Was verbinden Sie mit dem poetischen Begriff "Sternenstaub"?
Angélique Duvier: Atome sind die wichtigsten Bausteine des Lebens, sie stammen nicht aus der Milchstraße, sondern aus Sternenhaufen. Das betrifft auch, woraus unsere menschlichen Körper bestehen. Es wird also enorm viel Energie freigesetzt, die einen Stern zum Leuchten bringt.
Sternenstaub entsteht durch explodierte Sterne, deren Asche (Sternenstaub) besteht vor allem aus Kristallen, Chemischen Elementen, Sauerstoff, Kohlenstoff und vielen weiteren.
Wenn du da bist
Von deinen Wangen
rollen Freudentränen,
lautlos herab.
Dein Kuss übt sich,
verschmelzend feucht,
auf meinem Mund.
Wir halten den Atem an
und bauen Schlösser,
aus Sternenstaub.
Deine Worte
sind Melodien gleich.
Samten und weich
wärmen sie meine Welt.
Wenn du da bist
Von deinen Wangen
rollen Freudentränen,
lautlos herab.
Dein Kuss übt sich,
verschmelzend feucht,
auf meinem Mund.
Wir halten den Atem an
und bauen Schlösser,
aus Sternenstaub.
Deine Worte
sind Melodien gleich.
Samten und weich
wärmen sie meine Welt.
Helga König: Welche Bedeutung hat der Tagtraum für Sie, wenn ein Gedicht in Ihnen entsteht?
Angélique Duvier |
Helga König: Ist Liebe ein Grundgefühl, um Lyrik verfassen zu können, ich meine auch Lyrik, in der es nicht um Liebe geht?
Angélique Duvier: Ohne Liebe geht es meiner Meinung nach in künstlerischen Berufen nicht. Liebe ist die Freude an kleinen Dingen, das Beobachten und Genießen der Natur, der Duft der Blumen, der Gesang eines Vogels, die Unbeschwertheit der Kinder und natürlich die Liebe und das Vertrauen zu dem Partner.
Helga König: Welche Bedeutung hat für Sie als Lyrikerin die Melancholie?
Angélique Duvier: Melancholie ist ein Gemütszustand, der meistens mit Niedergeschlagenheit, Traurigkeit oder Depressivität in Verbindung gebracht wird. Das kann ich von mir nicht unbedingt behaupten. Allerdings befällt mich Traurigkeit, wenn ich sehe, dass es einem Menschen schlecht geht, bei einem Vertrauensbruch, wie grausam Menschen mit Tieren umgehen.
Manchmal möchte ich schlicht allein sein und habe keine Lust auf Smalltalk mit Freundinnen, möchte lieber meinen Gedanken nachhängen und einfach tagträumen. In solchen wehmütigen Augenblicken liegt eine ungeahnte Kraftquelle, die ich wiederum zum Schreiben brauche. Ich glaube, Melancholie ist ebenso ein Teil von uns wie Trauer, Freude, Energie und Langeweile. Sogar Tiere können derartige Phasen erleben. Tja, und wohl kaum eine Frau bleibt immer von den „Tagen vor den Tagen“ verschont.
Liebe Angélique Duvier, besten Dank für das aufschlussreiche Interview.
Ihre Helga König
Liebe Angélique Duvier, besten Dank für das aufschlussreiche Interview.
Ihre Helga König
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