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Peter J. und Helga König im Gespräch mit Justin Kircher, Genossenschaftskellerei Heilbronn-Erlenbach-Weinsberg eG

Lieber Justin Kircher, dieser Tage haben wir auf "Buch, Kultur und Lifestyle" sechs Ihrer Weine
vorgestellt. Deshalb möchten wir heute einige Fragen an Sie richten.


Helga König: Heilbronn als eine bedeutende schwäbische Stadt ist ja bekannt, dass es gleichzeitig eine wichtige und interessante Weinstadt ist, dürfte noch nicht jedem bekannt sein. Deshalb die Frage: Was gibt es über die Genossenschaftskellerei Heilbronn – Erlenbach – Weinsberg e. G. zu sagen, bezüglich ihres geschichtlichen Beginns, ihrer Entwicklung und ihrem aktuellen Bestand? 

 Justin Kircher
Vorstandsvorsitzender
Justin Kircher: In der Tat spielt in Heilbronn der Wein eine bedeutende Rolle. Im Stadt und Landkreis werden auf über 500 ha Reben angebaut. Somit zählt Heilbronn zu den wichtigsten Weinbaugemeinden in Württemberg. Der Zusammenschluss der drei renommierten Weinbaugemeinden im Jahr 1972 umfasst Heilbronn mit rund 350 ha (gegründet 1888) und Erlenbach mit rund 150 ha (gegründet 1924) sowie Weinsberg mit rund 110 ha (gegründet 1868). Der Neubau an der Binswanger Straße war für die damalige Zeit richtungsweisend. 

Durch strukturelle Veränderungen in den Weingärtnergenossenschaften hat sich unsere Kellerei ab dem Jahr 2007 mit den Fusionen der Genossenschaften Neckarsulm (2007), Flein- Talheim (2011), Lehrensteinsfeld (2012), Unterheinriet (2013) und Grantschen (2014) ausgesprochen dynamisch entwickelt. Die damalige Rebfläche betrug 600 ha. Heute erfasst unsere Genossenschaft rund 1400 ha bei insgesamt 1340 Mitglieder. 

Hervorzuheben ist, dass 850 ha von 80 Vollerwerbsbetrieben bewirtschaftet werden. Im Jahr 2015 wurde mit dem Neubau des Weinschatzkellers ein neuer Meilenstein in der Geschichte unseres Betriebes gesetzt. Daneben kommt auch der Tourismus in unserem Hause nicht zu kurz. Dies zeigte sich nicht zuletzt mit dem Gewinn des Weintourismuspreises im Jahr 2016. Des weiteren haben wir unsere Genossenschaft mit dem "Weingarten" um eine neue kulinarische Einrichtung erweitert. Der "Weingarten" ist besonders in den Sommermonaten sehr gefragt und steigert damit nicht nur die Attraktivität unseres Betriebes sondern auch die der Stadt Heilbronn. 

 Peter J. König
Peter J. König: Welche Rebsorten werden überwiegend kultiviert und welches Terroir ist in den unterschiedlichen Lagen vorhanden ist? 

Justin Kircher: Unser Betrieb ist mit rund 64% mit roten Rebsorten und mit rund 36% mit weißen Rebsorten bestockt. Der Riesling nimmt mit rund 385 ha die größte Rebfläche ein. In diesem Zusammenhang sind die Riesling-Gemeinden Flein, Talheim und Lehrensteinsfeld hervorzuheben. Daneben vervollständigen Grauburgunder, Weißburgunder, Muskateller, Gewürztraminer, Kerner, Chardonnay sowie Sauvignon Blanc unser Portfolio bei den weißen Rebsorten. Bei der Rotweinsorte dominiert mit rund 270 ha der Trollinger, gefolgt vom Lemberger mit rund 190 ha. 

Neben den traditionellen Sorten Schwarzriesling, Spätburgunder, Samtrot, Clevner und Muskattrollinger ,baut unsere Genossenschaft auch Rebsorten wie Merlot, Syrah, Cabernet Sauvignon, Cabernet Mitos, Cabernet Cubin und Cabernet Dorsa an. In den Lagen Wartberg, Stiftsberg, Ranzenberg, Kayberg, Wildenberg, Altenberg und Steinacker stehen die Reben auf Gipskeuper, Löss- und Lösslehm .Als oberste Bodenformation der Lagen Wartberg, Kayberg und Altenberg liegt Schilfsandstein an. Aus diesen Schilfsandstein-Lagen bauen wir unsere mineralischen finessenreichen Rieslinge aus. 

 Helga König
Helga König: Lagen ist das Stichwort, welche Spitzenlagen sollten unbedingt seitens der Heilbronner Genossenschaftskellerei genannt werden, und welche Besonderheiten zeichnen diese aus? 

Justin Kircher: Das Heilbronner Becken bietet beste Voraussetzungen, um einen hervorragenden Weinbau zu betreiben. Heilbronns Hausberg, der Wartberg, ist sicherlich die bekannteste und prägnanteste Lage. Hier gedeihen filigrane Weißweine und tiefgründige Rotweine. Erlenbachs Paradelage Kayberg bringt verspielte feine Rieslinge, aber auch fruchtige kräftige Trollinger und Lemberger hervor. Weinsbergs Ranzenberg und der Grantschener Wildenberg sind vielfach mit der Paradesorte Lemberger bestockt. Ausdrucksstarke kräftige Lemberger zeichnen diese Lagen aus, die deshalb auch den Grundstock unserer besten Rotweine bilden. In Flein am Altenberg sowie am Eselsberg wachsen sehr vielschichtige, filigrane, mineralische Rieslinge. 

 Foto: Helga König
Peter J. König: Heutzutage spricht man von der Philosophie des Weinmachens bei einer Kellerei oder einem Weingut, welche Vorgaben sind hier in der Kellerei maßgeblich in Bezug auf die Weinbergspflege, die Lese und die Kellerwirtschaft?

Justin Kircher:  Qualität kommt aus dem Weinberg. Deshalb legen wir Wert auf eine schonende und sachgemäße Bewirtschaftung in unseren Weinbergen. Bei einer Vielzahl von Weinen begleiten wir unsere Weingärtner durch die Vegetation bis hin zur Ertragsreduzierung für einzelne Weinlinien. Wir legen Wert auf eine produktbezogene Erzeugung. Bei der Leseorganisation ermöglichen wir unseren Erzeugern durch einen äußerst flexiblen Leseplan, die Trauben zum richtigen Zeitpunkt mit der bestmöglichen Reife zu ernten. Schonende Verarbeitung des Lesegutes und ein sachgemäßer Ausbau ist das oberste Ziel unseres Kellerteams, um optimale Qualität in die Flasche zu bringen.Die Lagerung unserer Weine erfolgt, je nach Sorten und Stilistik, im Stahltank und im großen Holzfass sowie im Barrique. 

Helga König: Klimawandel ist heute gerade im Weinbau ein ganz großes Thema, wie wirkt sich dieser auf die Weinberge im Bereich der Genossenschaft Heilbronn – Erlenbach – Weinsberg aus und wie wird darauf reagiert?

 Justin Kircher
Vorstandsvorsitzender
Justin Kircher: Unsere heimischen Rotweinsorten profitieren sicherlich vom Klimawandel. Sie erhalten im Durchschnitt eine höhere Reife bei gesundem Lesegut. Internationale Rebsorten wie Cabernet Sauvignon, Syrah oder Sauvignon Blanc haben zwischenzeitlich bei uns ein beachtliches Qualitätsniveau. Die Umstellung auf neue Rebsorten in unseren Betrieben ist ein langer Prozess. Der Markt verlangt nach wie vor unsere typischen und etablierten Sorten. Mit Rebsorten wie Trollinger, Samtrot und Clevner haben wir ein Alleinstellungsmerkmal in Deutschland. Durch unsere eigene Rebschule sind wir immer am Puls der Zeit, auch was die Entwicklung neuer Klone angeht. 

Ein großes Thema ist die Wasserverfügbarkeit. Deshalb wird zwischenzeitlich in vielen unserer Weinberge eine Tropfbewässerung installiert, um eine optimale Wasserversorgung während der Vegetation zu gewährleisten 

 Peter J. König
Peter J. König: Unsere Leser möchten die Weine, die hier vorgestellt werden auch gerne beziehen und probieren, welche Möglichkeiten gibt es diesbezüglich, etwa einen Online-Shop oder per E.-Mail, Fax oder Telefon? 

Justin Kircher: Sie erhalten alle Weine unserer fünf Marken in unserer neuen Vinothek "Weinschatzkeller" am Standort Heilbronn, sowie ein jeweils ausgewähltes Sortiment in unseren Verkaufsstellen in Flein, Grantschen und Neckarsulm. Hier stehen Ihnen unsere kompetenten Mitarbeiter bei der Weinauswahl zur Verfügung. Selbstverständlich können Sie auch an allen Verkaufsstellen unsere Weine verkosten. In unserem Onlineshop erhalten sie unser gesamtes Weinsortiment. Neben den einzelnen Produkten bieten wir Ihnen hier auch verschiedene Probierpakete und Geschenkesets an. Auch ein Versand unserer Weine ins Ausland ist selbstverständlich möglich.

 Helga König
Helga König: Nichts ist authentischer als die Weine dort zu probieren, wo sie gewachsen sind, gibt es die Möglichkeit einer Weinprobe, eines Hof- oder Kellerfestes oder sonstige Veranstaltungen bei denen man in fröhlicher Runde die besonderen Weine der Genossenschaft verkosten kann? 

Justin Kircher:  Unser Portfolio an Events und Weinveranstaltungen bietet interessierten Weingästen ein breites Spektrum an. Eines unserer größten Events ist unser jährliches Sommerfest. Hier kommen vinophile Gäste bei einem kulinarischen und großen Weinangebot auf Ihre Kosten. Auch das über drei Wochen stattfindende Open-Air-Kino im Hof der Genossenschaftskellerei stellt eines der beliebtesten Events in der Region Heilbronn dar. Darüber hinaus bieten wir verschiedene themenbezogene Weinproben wie Kulinarische Weinprobe, Krimi-Dinner, Wei(h)nachtsmarkt etc. an. Sie finden unsere Weine auch auf zahlreichen Weinmessen wie der ProWein oder der Slow Food Messe.

Peter J. König: Interessant ist auch immer wie die Weinmacher ihre eigenen Weine charakterisieren, was gibt es diesbezüglich zu sagen? 

  Foto: Helga König
Justin Kircher: Wir versuchen in unseren Weinen, die vom Boden, der Lage und der Natur mitgegebenen ureigenen Charaktereigenschaften zu erhalten. Ziel ist es, über alle Rebsorten hinweg, eigenständige Weine mit einem guten Trinkfluss zu erzeugen. 

Helga König: Ebenso spannend ist, etwas über die Auszeichnungen der Weine zu erfahren, etwa bei Bundes- und Landesweinprämierungen oder auch die Beurteilung bei renommierten Weinführern, wie sieht es damit aus? 

  Foto: Helga König
Justin Kircher:  Mit unseren Premiumlinen St .Veit und St.Kilian sowie mit exklusiven Produkten aus Grantschen, wie der G2 oder Grandor sind wir sehr erfolgreich. Bei der diesjährigen Prämierung haben wir insgesamt 8-mal Großes Gold, 50-mal Gold und 39-mal Silber ein hervorragendes Ergebnis erzielen können. Weitere Erfolge konnten wir auch bei Wettbewerben von AWC, Meininger, Vinum und Feinschmecker sowie dem Vaihinger Löwen erzielen. 

Peter J. König: Die Genossenschaftskellerei Heilbronn – Erlenbach – Weinsberg e.G. betreibt sehr erfolgreich Rebveredlung, was darf man sich darunter vorstellen? 

 Justin Kircher
Vorstandsvorsitzender
Justin Kircher:  Als einzige Genossenschaft verfügt unsere Kellerei über eine eigene Rebveredelung. Wir sehen uns als Betrieb der vom Pflanzgut bis hin zum fertigen Produkt alles anbieten kann. Wir stimmen unser Pflanzgut auf die neusten Erfordernisse des Weinbaus und der Kellerwirtschaft ab. Darüber hinaus sind wir als Züchter eines eigenen Rieslingklones im Bundessortenamt eingetragen. Unsere Rebschule ist Vermehrungsbetrieb für Einzelstockvermehrungen der Sorten Lemberger, Trollinger, Spätburgunder, Samtrot, Clevner, Schwarzriesling, Muskattrollinger, Muskateller, Grauburgunder, Müller Thurgau und Kerner. Ziel ist es, alle unsere Mitglieder und Kunden mit hochwertigem Pflanzmaterial zu versorgen.

Lieber Justin Kircher, besten Dank für das aufschlussreiche Interview.

Ihre Helga König, Ihr Peter J. König


Anbei der Link zur Homepage der Genossenschaftskellerei Heilbronn-Erlenbach-Weinsberg e.G.. Dort können Sie den Wein bestellen. http://www.wg-heilbronn.de/home.html

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