Liebe #Renée_Salzman, am Donnerstag, den 19. Oktober 2017 wird die Initiative "#Twin_Wineries", deren Gründerin Sie sind, in Mainz in der "Rheinhessenvinothek Proviantamt" seitens der #Weinfeder eV ausgezeichnet. Aus diesem Anlass möchte ich heute einige Fragen an Sie stellen.
Helga König: Sie sind die Gründerin der Initiative "Twin Wineries". Können Sie unseren Lesern zunächst berichten, was sich hinter dem Begriff "Twin Wineries" verbirgt?
Foto: Helga König |
Renée Salzman: Die "Twin Wineries Initiative" ist eine Partnerschaft zwischen deutschen und israelischen Winzern und Weingütern. Sie dient dazu, beide Länder und Kulturen besser kennen- und verstehen zu lernen (vor allem im Weinbau), die Aus- und Weiterbildung zu fördern und Wein-Know-How auszutauschen, Freundschaften zu entwickeln, und die Weine beider Länder bekannter zu machen. Dies wird in Form von gegenseitigen Besuchsreisen vertieft. Alle "vermählten" Weingüter erhalten eine hebräische-deutsche Messingtafel, die beim Weingut, meistens in der Vinothek, platziert wird und auf die Partnerschaft hinweist.
Seit Gründung der Initiative in 2008 hat sich durch individuelle und gemeinsame Besuche ein reger Austausch zwischen den Partner-Weingütern entwickelt. Mit abwechselnden Weingipfeln in Deutschland und Israel sowie regionalen Veranstaltungen der Weingüter soll in beiden Ländern zudem eine größere Öffentlichkeit erreicht werden. Wein ist ein guter Botschafter, durch den Menschen in ungezwungener Atmosphäre miteinander ins Gespräch kommen. Die "Twin Wineries Initiative" soll dazu beitragen, dass durch die Begegnung von Weinerzeugern und Weingenießern neue Freundschaften zwischen den Angehörigen beider Länder entstehen.
Nach dem Vorbild von Städtepartnerschaften haben sich mehrere renommierte Winzer aus Deutschland und Israel im Rahmen der "Initiative Twin Wineries" zu Partner-Weingütern zusammengeschlossen. Sie verbindet nicht nur das gemeinsame berufliche Interesse, sondern auch der Wunsch, zur Verständigung beider Länder beizutragen.
Helga König |
Helga König: Natürlich möchten unsere Leser auch ein wenig über Sie und Ihr Engagement bei "Twin Wineries" erfahren. Was gibt es dazu zu sagen?
Renée Salzman: Ich bin in Polen geboren und bin in Israel und Deutschland aufgewachsen. Ich besuchte internationale Schulen und lernte neben Deutsch und Polnisch, den Sprachen, die zuhause in der Familie gesprochen wurden, Hebräisch, Englisch, Französisch und Holländisch. Meinen israelischen Ehemann, Hohey Salzman habe ich in Brüssel kennen gelernt, wo wir über zwei Jahrzehnte lebten. Seit 2005 leben wir wieder in Israel. An die europäische Genusskultur mit ihren hervorragenden Weinen gewöhnt, wurden wir auf den aufstrebenden Weinanbau in Israel aufmerksam und wir engagieren uns seither im Weinhandel. Wir gründeten die Zag Wines Ltd., die auch die Twin Wineries-Initiative ins Leben rief. Vor dem Hintergrund meiner eigenen familiären Erfahrungen ist es mir ein besonderes Anliegen, Brücken zwischen Deutschen und Israelis zu bauen und menschliche Kontakte zwischen beiden Ländern zu fördern.
Helga König: Worum geht es inhaltlich bei der Ehrung am 19. Oktober 2017?
Renée Salzman |
Helga König |
Helga König: Wie viele Weingebiete gibt es in Israel und wie unterscheiden sich diese beispielsweise in ihrer der Bodenbeschaffenheit?
Renée Salzman: In Israel gibt es praktisch fünf Weingebiete: Galiläa und Golanhöhen im Norden, Carmel Berge im Mitten des Landes, Judäisches Flachland und Judäisches Bergland im mittleren Süden und die Negevwüste im Süden. Auf den Golanhöhen finden sich Vulkanböden, während in den mittleren und hohen Lages von Galiläa Terra Rossa, Lehm-Löss und vulkanische Böden vorherrschen. In den niedrigen Lagen des Judäischen Flachlands und der Judäischen Berge dominieren Kalkstein, Lehm-Löss, Terra Rossa und Kiesböden. Was bemerkenswert ist, sind die Höhenlage der Weinberge: Die Weinberge erstrecken sich vom nördlichen Galiläa durch die Carmel Berge und die Judäischen Berge bis zur Wüste Negev im Süden. Sie reichen im Norden hinauf bis zu 900 Metern u.N., vereinzelt sogar bis auf 1.200 Metern ü.N. Selbst im Süden Israels, in der Wüste Negev, die nicht nur aus einer sandigen Ebene, sondern auch aus kargen Felsformationen besteht, liegen sie zwischen 500 und 900 Metern ü.N.
Helga König: Wie ich erfahren habe, gibt es rund 250 israelische Weingüter. Ist es vorstellbar, dass sich zu den 17 israelischen Weingütern weitere hinzugesellen, die mit deutschen Weingütern Partnerschaften eingehen, wie steht es da mit dem Interesse der Winzer?
Renée Salzman Foto: Helga König |
Renée Salzman: Es gibt sogar mehr Weingüter, aber viele davon sind sehr klein und exportieren ihre Weine nicht. Bei der Preisverleihung wird ja das 18. Twin-Paar angekündigt. Es besteht ein sehr starkes Interesse beider Seiten weitere Twin-Partnerschaften einzugehen. Ich arbeite gerade an fünf weiteren Twin-Paaren und bin in sehr engem Kontakt mit Eva Raps (Weingut Kaufmann-Hans Lang), selbst ein Twin und die Sprecherin der deutschen Twins um die passenden Twins zu einander zu bringen. Die Herausforderung bei der Sache ist, passende Weingüter zusammen zu bringen. Es müssen gemeinsame Interessen der einzelnen Personen bestehen, strategisch ähnliche Philosophie bei dem Management des Weinguts und Herstellung der Weine sowie auch größenmäßig müssen die Weingüter irgendwie zu einander passen.
Helga König |
Helga König: Worin liegt die Besonderheit israelischer Weine?
Renée Salzman: In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat die israelische Weinindustrie eine rasante Entwicklung durchgemacht. Ein Grund dafür ist das hervorragende Wissen der neuen Generation israelsicherer Kellermeister, die ihre Lehre in den besten Chateaus und den angesehensten Instituten zwischen Bordeaux, den USA, Australien und Italien absolviert haben. Ein weiterer Grund sind die Investitionen der Weingüter in modernste Kellertechnik, und ein dritter ist die konsequente Änderung des Rebsortenspiegels, die auf Forschungsergebnisse hinsichtlich der besonderen Vielfalt an Klimazonen und Terroirs in Israel zurückgeht.
Geografisch gehört Israel zum östlichen Mittelmeer, dementsprechend herrscht ein vorwiegend mediterranes Klima vor: lange heiße Sommer, kurz feuchte Winter, Schnee im Gebirge sowie Wüstenbedingungen im Negev; aber auch für den Wein so wichtige Wechsel von warmen Tagen und kühlen Nächten.
Helga König: Neben der Steigerung der Qualität durch den internationalen Austausch, soll "Twin Wineries" der Völkerverständigung dienen. Können Sie uns dazu aus Ihrem reichen Erfahrungsschatz berichten?
Renée Salzman |
Liebe Renée Salzman, ich danke Ihnen herzlich für das interessante Gespräch.
Ihre Helga König
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