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Helga König im Gespräch mit Jeanet G. Bruining, Initiatorin von WeinWanderungen

Liebe Jeanet G. Bruining, Sie sind die Initiatorin von WeinWanderungen. Eine spannende Aktivität, zur der ich Ihnen einige Fragen stellen möchte.

Helga König Was hat Sie vor einem Vierteljahrhundert auf die Idee gebracht, "WeinWanderungen" www.weinwanderungen.org ins Leben zu rufen und welche Vision haben Sie damit verbunden?

 Jeanet G. Bruining
Foto; www.kein-korkschmecker
Jeanet G. Bruining: Das war eine glückliche Fügung, als eine einfühlsame Person mich mit der Frage konfrontierte, was ich am liebsten machen würde – und zwar jetzt! Zu meinem Erstaunen wollte ich den Rucksack auf und ab ins Grüne, wandern und ein Glas Wein dazu. Die wohltuende Einwirkung einer grünen Natur aus Wald, Wiesen und Weinbergen auf das Gehirn ist weitgehend bekannt. Das kam mir zugute. Denn durch einen Unfall hatte ich Probleme mit der Blickrichtung der Augen bekommen. Es war ein bewegender Anstoß, zugleich der Anfang der WeinWanderreisen. Ich konnte so die Kopflastigkeit meiner Arbeit im Ministerium überwinden und mich für körperliche, sensorische Erlebnisse öffnen. Ich habe die Schönheit von Landschaften, Architektur und Gastronomie vor meinen Augen gehabt. 

Jeder Weinwandertag sollte eine komplett andere Wanderung und Weinprobe beinhalten, um so vor allem die Reize eines Gebietes voll auszukosten. Ohne Auto. Zu Fuß. Da entscheidet die Auswahl des Standortes ganz wesentlich die Möglichkeiten. Sehr gute Weingüter oder zumindest von dort gut erreichbar. Vor Ort wollte ich minimal drei mal abends mit Freude essen und einkehren können, während natürlich unterwegs alle paar Stunden eine nette Einkehr-Gelegenheit zur Pause einladen soll. Für die WeinWanderungen bin ich natürlich alle Routen vorgelaufen. So ein Puzzle macht auch Spaß. 

Helga König: Wohin haben Sie vor fast einem Vierteljahrhundert erstmals die Weinwanderer entführt und welche Erfahrungswerte konnten Sie aus ihrer ersten Reise für alle weiteren Reisen ziehen?

Jeanet G. Bruining: Die erste Tour war im Sommer 1991 in der Pfalz. Dort kannte ich mich ziemlich gut aus, denn von Den Haag aus, wo ich damals Referentin im Kultusministerium war, verbrachten wir hier öfters entspannende Wandertage. Die Pfalz hat ein Herz, die Leute sind so kontakt- und wortfreudig, man fühlt sich gleich zuhause. Meine Lieblingshütten kannte ich auch schon, die mit den nettesten Pfälzern, die mit der schönsten Anlaufroute und besten Aussicht, die mit den besten Weinen, Pfälzer Wurst oder leckersten Kuchen, was die Vereinsleute vom Pfälzerwaldverein mühsam hochtransportierten. 

Ich hatte vorher den Chef der Rheinpfalz-Touristik in Neustadt aufgesucht und ihm meine Idee vorgestellt, ob so etwas Sinn machen würde in der Pfalz. Er war begeistert, mehrtägige touristische Aktivitäten über Gemeindegrenzen hinaus gab es nicht, denn jede Kommune durfte ausschließlich das eigene Territorium bewerben. Wir reden von den Anfang 1990er Jahren! Sollte ich noch Japanisch meistern, könne ich erst recht zur reichen Superfrau aufsteigen! 

Die Pfalz, sie ist wirklich so gut wie ihr Ruf. Es ist dort in den Weindörfern gemütlich, auf den Hütten im Wald auf gut 500 Meter Höhe hat man ganz natürlich den Kontakt zu den Einheimischen. Wir mochten die Landschaft, die urigen Weinstuben. Kurz, ein Wanderparadies mit Hütten auf Pausen-Abstand. Die Weinproben waren viel interessanter als erwartet. Und mein Konzept für die WeinWanderung ließ sich auch realisieren. 

Diese erste Tour brachte uns gleich zu einigen grundsätzlichen Weinerfahrungen. Unter der Reihe Rieslinge der Eröffnungsprobe bei Reichsrat von Buhl schmeckte jeder der Teilnehmer, dass der Forster Pechstein anders war. Der kommt von einem schmalen Streifen Basaltboden. Bei Karl Schaefer in Bad Dürkheim gab es einen krassen Gegensatz. 

Jeweils eine Teilnehmerin und ein Teilnehmer schätzten den geschenkten Wein sehr oder gerade gar nicht, während zwei andere genau die gegenteilige Erfahrung hatten. Das wiederholte sich bei den Proben mehrmals. Es war nicht Zufall, es war die Säure! Zwei bevorzugten eine höhere Restsüße in Kombination mit niedrigerer Säure, die beiden anderen hielten es lieber bei höherer Säure und niedrigerer Restsüße im Riesling. Wir lernten Wein probieren mit unserer Nase und der ganzen Zunge. 

Winzer und Winzerinnen waren erfreut über unser Weininteresse, sie gingen auf alle unsere Nichtwisserfragen ein, sie erklärten und wählten entsprechend den Folgewein. Individuelle und interessante Verkostungen konnte ich also organisieren, wenn wir jeden einzelnen Wein zu dem Mittelpunkt unserer Gespräche machten. 

Helga König: Wie darf man sich die Kombination Wein &Wandern konkret vorstellen?

Die Interviewpartnerinnen
auf der ProWein 2015 in Düsseldorf
Jeanet G. Bruining: Wein macht zwar fröhlich, es macht aber auch Spaß, sich mit Wein zu beschäftigen, mit den Umständen die zu Qualität, zu dem Menschen hinter dem Wein, führen. Erst recht, wenn man die Erfahrung kennt, dass Weine einem nicht bekommen oder einfach nicht schmecken trotz der vorhandenen Qualität. Wir wandern also zum Weingut, spüren voll die windstillen, warmen oder besonders die kühlen Stellen in der Landschaft und verstehen umso besser, was ein Winzer meint, wenn er von seinen Weinen und Reben erzählt. 


Konkret heißt es, dass wir gleich nach dem Frühstück aufbrechen, anderthalb bis zwei Stunden später für eine halbe Stunde einkehren. Danach geht es weiter durch Wald und Flur über die Berge bis zum Mittagessen, eine Stunde, ausreichend für eine leckere und geruhsame Mahlzeit, mal in der Hütte, Jausenstation, mal im Dorfgasthof oder gar Sternerestaurant. 

Gegen drei oder vier Uhr nachmittags stehen wir in Wandersachen vor dem Weingut. Oft zeigt man uns den Betrieb, manchmal geht ein Winzer mit uns in den Weinberg. Immer gibt es eine ausführliche besprochene Verkostung nach einem von mir vorgegebenen Thema von 8 bis 12 Weinen. Das können auch mal ein paar mehr werden. 

Herr Dirler im Elsass hörte erst nach 25 Weinen auf, aber das sind natürlich die Ausnahmen. Ist die Weinprobe vor Ort oder lockt die Abendsonne noch für eine gute halbe Stunde zu Fuß durch die Weinlandschaft, ist das ein schöner Abschluß des Wandertages vor dem Abendessen. Ansonsten geht´s per Bus, Zug oder mal mit Taxi zurück ins Hotel. Eine Stunde sollte einem selber gehören vor dem Abendessen, für das ich meistens wechselnde Restaurants aussuche. Wir essen, reden und trinken Wein. Und am nächsten Morgen geht es um 9 Uhr wieder los. 

Helga König: Wie groß ist Anzahl der Teilnehmer solcher Reisen maximal und handelt es sich dabei um einen Kreis von Menschen, der sich in der Regel als kommunikationsfreudig erweist und eventuell über die Reise hinaus in Verbindung bleibt?

 Jeanet G. Bruining
Foto: Dieter Willich
Jeanet G. Bruining: Ich finde das Gespräch mit dem Winzer, mit der Winzerin wichtig. Das geht aber nur mit einer kleinen Gruppe bis um die 12 Personen. Das ermöglicht Fragen und Antworten: Wie bekommen sie mit ihrem Schaffen eine gute und hohe Qualität zustande, was macht man dafür über ein Jahr im Weinberg und im Keller, warum das gerade? Winzer und Winzerinnen erzählen gerne von ihrem struggle for quality. 

Aus den vielen Details, die sie erzählen, ergibt sich wie viel stärker wie die Natur die Reben und den Wein beeinflußt als der Mensch. Qualitätsorientierte, umweltbewusste Winzer wollen die Komplexität der Naturvorgänge verstehen, möglichst ohne chemische Hilfsmittel mit und der Natur zuarbeiten. Diese Vorgänge sind reizvoll für jeden Menschen aus allen Bereichen, der sich dafür interessiert wie Qualität zustande kommt. 

Das Engagement der Winzer und unser Gespräch bei der Weinprobe drehen sich um den Wein, seine Qualität, die feinen Nuancen, das Warum, Wieso, Weshalb. Logisch, dass eine Teilnehmerrunde mit sechs bis zwölf Personen eine gute Sache ist. Die Weinproben verbinden ungemein, völlig Unbekannte sind sich schon bei der ersten Weinprobe recht vertraut und dazu angeregt, mehr mit den Anderen zu unternehmen. Das Besondere ist, dass das Verkosten rein individuell abgeht, während man das zugleich gemeinsam in einer Gruppe unternimmt. 

Oft tauschen sich Teilnehmer unterwegs kilometerlang untereinander über ein gewisses Thema aus. Auf einer WeinWanderung treffen sich Menschen aus sehr unterschiedlichen Fachbereichen und das macht es reizvoll. Denn wo oder wann sonst trifft man über mehrere Tage zusammen mit der Einkäuferin einer großen Warenhauskette, einem Dezernenten, einem Ingenieur, einer Oberschwester, einer Richterin, einem Opern liebenden Lastwagenfahrer? Da wird, ohne mich, bei mancher Gruppe ein jährliches Wein-wander-Wochenende-Treffen zur festen Verabredung. Eine Weinwander-Kochgruppe gehört auch dazu. Und so kam ein Schweizer Teilnehmer mit seiner Frau endlich zum verhofften Wochenende nach Amsterdam. Hört sich an nach Kommunikationsfreudigkeit? 

Helga König: Ihre Reisen sind ja stets mit ausgiebigen Weinproben verbunden. Nach welchen Kriterien suchen Sie die Weingüter für eine Reise aus?

Jeanet G. Bruining: Alle ihre Weine, das ganze Assortiment, müssen ausnahmslos den selben hohen Qualitätsstandard innerhalb ihrer Qualitätsklasse aufweisen. Ich probiere auf Messen und Präsentationen, ich bekomme Tipps von Winzer-Kollegen. Bei einem persönlichen Besuch kann ich den Betrieb näher kennenlernen, mich nach geeigneten Wanderrouten umsehen und vor allen Dingen in Erfahrung bringen, wo die Leute am liebsten hingehen. Da sind neben Reise-, Wein- und Restaurantführer Kinder und Kassiererinnen gute Informanten! 

Helga König: Gehen die Reisenden Verpflichtungen ein, nach den Weinproben auch Wein bei den besuchten Winzern zu kaufen?

 WeinWanderungen
Foto: Dieter Willich
Jeanet G. Bruining: Grundsätzlich bezahle ich für die Weinprobe, um unabhängig zu bleiben. Der Preis für die Weinprobe steht im Voraus fest und er ist im Reisepreis enthalten. Dafür kann ich die Auswahl der Weine mit- und bestimmen, Standardproben gibt es bei einer Weinwanderreise nicht. Für die Teilnehmer soll die Weinprobe ein Baustein aus dem "aktiven Weinseminar" sein. Wer kaufen möchte, tut das auf eigene Gelegenheit, ohne Kaufzwang. Und ohne Provisionszahlungen für mich. 

Helga König: Ihre zuletzt organisierte Reise führte nach Baden. Können Sie unseren Lesern berichten, wie sich die herbstlichen Weinproben und die Unternehmungen am Kaiserstuhl sowie im Schwarzwald gestaltet haben?

 Elsass- WeinWanderungen
Foto: Dieter Willich
Jeanet G. Bruining: Geplantes kann plötzlich durch 3 familiär bedingte Absagen hinfällig werden. Da die anderen Teilnehmer schon mehrmals mit auf einer WeinWanderung waren, die an ihrem geplanten Urlaubstermin fest saßen, habe ich in Abstimmung mit ihnen die Übernachtungen, die Proben auf den Weingütern und Wanderrouten geregelt. Um die Kosten moderat zu halten, habe ich die Tour nicht persönlich begleitet. Die Rückmeldung war: Das Hotel war angenehm, die Winzer haben bedauert, daß ich nicht mit dabei war und verlaufen hat man sich auch nicht. Der Kaiserstuhl als Vulkanruine bringt körperreiche, volle Weine hervor und ist ein wunderbares Wandergebiet, wenn man quer rüber die Nord-Süd oder die Ost-West Routen wählt. Am Fuße des Schwarzwaldes sind die Weine leichter, eleganter. Und wandern auf dem Wiiwegeli oder hoch auf den Blauen ist überaus reizvoll. Diesmal habe ich das gegenüberliegende Alsace nicht einbezogen, denn im Jubiläumsjahr 2015 führt eine Sommertour für eine ganze Woche nach Turckheim und Ribeauvillé. 

Helga König: Sie waren in diesem Jahr auch in Weimar und Sachsen. Welche Weingüter besuchten Sie dort und wie gestalteten sich in Sachsen die Weinwanderungen?

 Jeanet G. Bruining
Foto; www.kein-korkschmecker
Jeanet G. Bruining: Ich war erstaunt, dass Weimar als Standort so gut angenommen wurde. Es war Ausgangspunkt für Proben im Saale-Unstrut Gebiet (Weingut Gussek und Weingut Pawis). Die Tallandschaft ermöglicht zudem schöne Wanderungen. In Weimar selbst wanderten wir durch die Talaue zum Weinhaus zu Weimar/Prinz zur Lippe mit einer interessanten Probe im Weinberg mit einer Mitarbeiterin vom Kellermeister. 

In Sachsen war der Standort Radebeul und so lag es nahe, das Staatsweingut Schloß Wackerbarth zu besuchen und auch das Weingut Drei Herren, von denen einer eine Frau ist. Bei der Wanderung durch die Sächsische Schweiz über die Felsen der Bastei ist für mich das Weingut von Klaus Zimmeling in Dresden-Pillnitz immer das Ziel. Schließlich sind die WeinWanderungen Genußtouren!

Helga König: Setzen Sie bei Ihrer Klientel ein gewisses Weinwissen voraus oder vermitteln Sie spezielle Kenntnisse während der Reise?

Jeanet G. Bruining: Ich betrachte die WeinWanderungen als ein "Weinseminar der aktiven Art". Ob mit oder ohne gewisses Weinwissen, wer hat schon eine solche Möglichkeit gehabt, Weine so im persönlichen Gespräch mit dem Produzenten zu verkosten? Mit oder ohne Weinwissen, für jeden Teilnehmer wird es während der Tour einen Augenblick mit dem berühmten "Aha-Erlebnis" geben. Unbefangenheit ist nicht nur des Kindes Gut. Sie eröffnet den Sinnen immer die Chance, einzige und wahre Instanz für das eigene strikt persönliche Weinwissen zu sein, auf das man sich unter allen Umständen blind verlassen kann. Also, keiner muss, jeder kann ein gewisses Weinwissen haben, die Entdeckerfreude während der Reise ist gleichermaßen groß. Ich für meinen Part versuche ein Klima des Entdeckens für jeden Einzelnen hervorzurufen, immer bezugnehmend auf Mund und Nase, nicht nur für meine Teilnehmer. Ich stelle viele Fragen, okay, spezielle Kenntnisse, denn die Fragen muss man erst mal stellen können. Aber die Antworten kommen von den Winzerinnen und den Winzern, sie haben das Wissen und erzählen auch viel über das Gebiet! 

Bernd Kern meinte neulich: "Und Sie haben bei Ihren Besuchen in Rheinhessen nicht nur bei den Wanderern, sondern auch bei unseren Winzern und Gastronomen für manchen Aha-Effekt und für wichtige schöpferische Impulse gesorgt."

Helga König: Sie sind gebürtige Niederländerin. Was nicht jeder weiß, es gibt auch niederländische und belgische Winzer. Welche Rebsorten werden bei Ihnen rund um Maastricht angebaut und haben Sie mit diesen Weinen Ihre ersten Weinerfahrungen in jungen Jahren gesammelt?

 Jeanet G Bruining
Dieter Willich
Jeanet G. Bruining: Es gibt dort auf den Mergelböden überraschenderweise recht gute Auxerrois, Riesling, Grauburgunder, Müller Thurgau, gelegentlich Regent oder grottenschlechten Spätburgunder. In Maastricht stehen Apostelhoeve und Hoeve Nekum für eine gute Qualität. Direkt auf belgischer Seite Richtung Tongeren hat sich das Wijnkasteel Genoels-Elderen nach wissenschaftlichen Untersuchungen auf die Rebsorten der Burgunderfamilie spezialisiert, recht ordentlich. In meinen jungen Jahren war mir Wein völlig unbekannt, er wurde übrigens in den Niederlanden zu der Zeit auch nirgendwo angebaut. Napoléon hatte mit einer Sonderbesteuerung dafür gesorgt das niederländischer Wein verschwand und nur französicher zu trinken war. Als Jugendliche tranken wir mal jugoslawischen Rotwein, nicht gerade berauschend. Meine ersten Weinerfahrungen sammelte ich in meinem ersten Job in Deutschland. 

Mit 21 Jahren hatte ich mir eine Auszeit vor den 44 anstehenden Jahre als Lehrerin auf der Schule genommen und im Ausland eine bezahlte Arbeit für 6 Monate geregelt: Bürogehilfin in Frankfurt. Aber meine Fremdsprachenkenntnisse machten es möglich und so begleitete ich bald den Generalsekretär auf seinen Dienstreisen zu Projekten mit vielen Ausländern um zu dolmetschen. Mein Chef bestellte zum Essen immer eine Flasche Wein, als Diabetiker einen sehr trockenen. So habe ich guten und gar deutschen Wein kennen- und schätzengelernt. Eine sehr gute Erfahrung! 

Helga König: Sie organisieren ja nicht nur von Frankfurt, sondern auch von den Niederlanden aus Weinreisen. Haben Niederländer andere Vorlieben, was die Reiseziele anbelangt als deutsche Weinwanderer?

 WeinWanderungen
bei Graf Adelmann
Jeanet G. Bruining: Ja, das ist lustig, die Vorlieben unterschieden sich stark, in den letzten Jahren aber immer weniger. Als ich 1991 die erste Reise organisierte, war es glattweg in den Niederlanden unbekannt, wandern mit Wein-verkosten zu verbinden oder gar zu einem Weingut hinzugehen. Das hat man in Deutschland immer schon getan, viele holten direkt beim Winzer noch den jährlichen oder halbjährlichen Bedarf. Und nichts ist deutscher als das Wandern! 

Weingüter liegen bekanntlich in schöner Landschaft, eine Weinwanderung liegt von daher schon vor der Hand. In den Niederlanden hat man lange wandern als etwas für 'Körnerfresser' gehalten und die betrachten Wein nun mal als ein Luxusprodukt, auf das leicht zu verzichten war. Die Niederländer mit Interesse für Wein waren auf Frankreich fixiert. Das habe ich nun durchbrechen können, ich bekam auf den Weinreisen die offenen neugierigen Vorläufer mit, die im eigenen Land zum Botschafter für diese Weingebiete wurden. 

In Deutschland interessierte man sich dagegen vor allem für Italien: Toscana, Piemont, das prestigiöse Bordeaux und die Bourgogne und für Übersee. Meine Weinreisen führen in deutschsprachige Weinanbaugebiete und das Interesse für Rebsorten-reine Weine und besonders deutschen Wein ist in den letzten Jahren stark gestiegen. 

Die deutschen und niederländischen Weinwanderer unterscheiden sich da nicht so in der Auswahl der Reiseziele. Ich bin glücklich, daß ich es auf über 25 Weinanbaugebiete in Italien, Österreich, Elsass und natürlich Deutschland gebracht habe. 

Helga König: In welcher Beziehung steht „WeinWanderungen“ zu den VDP Weingütern?

Jeanet G. Bruining: Meinen Teilnehmern wollte ich immer gute und Weine mit Charakter vorstellen. Bei VDP Weingütern trifft man das meistens an. Aber nicht nur dort! Aber im Laufe der Jahre hat sich eine freundschaftliche Beziehung zum VDP und seinen Mitgliedsbetrieben entwickelt. 

Helga König: Sie betreiben den Newsletter "Weinzeit". Haben potentielle Weinwanderungs-Interessierte die Chance, diesen bei Ihnen unverbindlich zunächst einmal zu beziehen, um sich kundig zu machen?

Jeanet G. Bruining: Ja, einfach auf der Website unter http://www.weinwanderungen.org anmelden. Abmelden ist genauso einfach. Übrigens finden Sie auf der Website Termine, Weingebiete und Touren. Und bald eine Jubiläumsbroschüre im Web: Das ‘Laufende Weinseminar‘ wird 25, mit vielen vielen Fotos. 

Helga König:  Wissen Sie schon, wohin die erste Weinreise 2015 führen wird und wo die Weinverkostungen stattfinden?

Jeanet G. Bruining: Wie vor 25 Jahren geht´s in die Pfalz. Diesmal ist der Standort nicht Gimmeldingen, sondern das noch mit einer Stadtmauer umgebene Freinsheim. Dass die Pfalz nach 25 Jahren immer noch Neues zu bieten hat, kann ich hier zeigen. Und nicht nur mit Rieslingen, sondern vor allem mit Rotweinen von exzellenten Weingütern wie Philipp Kuhn, Matthias Gaul, Krebs, Rings. Zum Schluß geht es für 2 Tage nach Frankfurt, wo die Jubiläums-Weinprobe stattfindet, begleitet durch eine Winzerin + einen Sommelier: 25 Jahrgänge Top-Weine aus den besuchten deutschen Weingebieten. Aber auch eine Weinprobe im Rheingau steht dabei auf dem Programm. Im Weingut Künstler in Hochheim. Und das Jubiläums Wein Diner findet sinnigerweise im "Weinsinn" statt.

Helga König: Können Sie unseren Lesern etwas zum Workshop "Schmecken und Geschmack" berichten?

 WeinWanderungen/ Pfalz
Foto: Dieter  Willich
Jeanet G. Bruining: Es ist einfach gesagt: Das schmeckt mir nicht, das ist nicht mein Geschmack. Doch ganz so einfach ist es nicht durch die Mehrdeutigkeit des Wortes "Geschmack". Hier will das Seminar "Schmecken & Geschmack" in mehrfacher Hinsicht zu mehr Eindeutigkeit verhelfen. Ein Winzer sagte einmal bei einer Probe: "Jeder Wein den ich Ihnen anbiete, fragt um Ihre Aufmerksamkeit und Neugierigkeit. Sie müssen den Mut haben, sich für jeden Wein aufs Neue zu öffnen. Probieren ist, sich auf die Suche nach dem Geschmack eines Weines, aber auch auf die Suche nach den eigenen Geschmacksvorlieben zu begeben. Das ist nicht immer einfach, denn Geschmack ist so persönlich". 

Geschmack hat viel mit Gewohnheiten zu tun. Wie gut kennen wir unseren eigenen, persönlichen Geschmack wirklich? In den gut 2 Stunden des Seminars lernen Sie die bisher verborgenen Aspekte Ihres Geschmacksinns zu entdecken. Sie erproben den Geschmack in unterschiedlichen Strukturen und Konsistenzen an ausgewählten, unbearbeiteten Häppchen. Sie entdecken, was es genau für Sie ausmacht, ob dieser Bissen für Sie zum Leckerbissen wird oder weshalb er Sie nicht gerade in helle Freude versetzt. Ihr Mundwerk ist en detail und stark gefordert, sich aktiv an dieser Suchaktion zwischen Kaugenuß und Essenslust zu beteiligen. Sie entwickeln ein Wissen, das Ihnen hilft, Ihre Essenswünsche und Ihre Eßnatur, aber auch Geschmacksaspekte und die Aspekte des Schmeckens besser zu verstehen und in Worte zu fassen. 

Eine Journalistin faßte ihre Teilnahme an dem Seminar in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) so zusammen: "Schlecken, schlürfen und schlemmen. Wie man in zwei Stunden die Geschmackssinne sensibilisieren kann. Übung macht den Gourmet". 

Helga König:  Welches ist unter den Weintouren ihr persönlicher Favorit?

  Jeanet G. Bruining
Foto; www.kein-korkschmecker
Jeanet G. Bruining:  Da wo es vor 25 Jahren angefangen hat: die Pfalz, die auch nach 25 Jahren immer noch entdeckungswürdige Weingüter hat und wunderbare Wandermöglichkeiten, einladende Hütten und gut erreichbar ist. Und dann Südtirol, das ich nun 20 Jahre im Programm habe, mit Weinproduzenten die bei den italienischen Weinprämierungen alle paar Jahre als Bester ausgezeichnet werden. Die Wandermöglichkeiten reichen von mühelos bis anstrengend, wenn ich Bergrouten einbeziehe. Jausenstationen sind Pausen-gerecht anwesend und die Südtiroler Küche sollten sich die Pfalz und auch das Elsaß als Beispiel nehmen. Schaue ich nun meine Statistiken 25 Jahre WeinWanderungen an, ragen Südtirol und die Pfalz mit über Zweidrittel der Weinreisen deutlich heraus. Beide haben so viel zu bieten an herausragenden Weinen, Gastronomie und ansprechenden Landschaften, an was man Heimat nennt. Den Reichtum deutschsprachiger Weinanbaugebiete können Sie in seiner großen Vielfalt von zuhause aus im Web durchblättern, wo ich meine Jubliläumsbroschüre 25 Jahre „Laufendes Weinseminar“ reingestellt habe. 

Liebe Jeanet G. Bruining, besten Dank für das aufschlussreiche Interview.

Ihre Helga König
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L I N K S
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http://www.weinwanderungen.org/332.html Franken
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http://jubilaeum.weinwanderungen.org/ Das "Laufende Weinseminar" wird 25 http://www.weinwanderungen.org/4.html Terminkalender
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Jeanet G. Bruining
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