Dieses Blog durchsuchen

Helga König im Gespräch mit Dr. Christine Waiblinger, Public Relations Director, TASCHEN

Liebe Frau Dr. Waiblinger, Sie sind Public Relations Director des Verlags TASCHEN. Da ich immer wieder gerne Bücher aus Ihrem Hause rezensiere, weil ich Ihre Publikationen sehr zu schätzen weiß, möchte ich heute einige Fragen an Sie richten. 

Helga König: Können Sie den Lesern ein wenig über die Geschichte des TASCHEN Verlages berichten? 

 Dr. Christine Waiblinger
Dr. Christine Waiblinger: TASCHEN wurde am 9. Februar 1980 von Benedikt Taschen in Köln gegründet. Ursprünglich gründete er den Verlag, um seine umfangreiche Comic-Sammlung zu verkaufen. Bald aber entwickelte sich der Verlag zu einer Spezialadresse für Kunstbücher. 1984 kaufte Taschen 40 000 Restexemplare eines englischen Magritte-Bildbandes und fand dafür auf dem heimischen Markt eine gewinnbringende Nische. Heute ist der TASCHEN-Verlag Weltmarktführer im Bildband-Bereich. TASCHEN hat Tochtergesellschaften in Deutschland, den USA, Großbritannien, Frankreich, Spanien, Japan und Hong Kong. Der Verlag hat Buchhandlungen in Beverly Hills, Brüssel, Hamburg, Hollywood, Köln, London, Madrid, Mailand, Miami, New York und Paris. Im Dezember 2014 eröffnete TASCHEN in Los Angeles außerdem die erste verlagseigene Galerie für Fotografien und Drucke. 

Helga König: Welche Aufgabe obliegt Ihnen bei TASCHEN? 

Dr. Christine Waiblinger: Ich bin Pressesprecherin für den deutschsprachigen Bereich. 

Helga König: Wo liegen die Schwerpunkte des Verlages? 

Dr. Christine Waiblinger:  Die Publikationen des Verlages reichen von umfangreichen Ausgaben mit den kompletten Werken der größten Künstler (wie Leonardo da Vinci) über Bücher mittlerer Größe bis hin zu der sogenannten “Basic Art Series" mit Bänden in flexiblen Einbänden zu verschiedenen Künslern und Themen. Darüber hinaus stellen wir Kalender, Adressbücher und Postkarten mit bekannten Motiven her. Unser Ziel ist es, preiswert innovative, anziehend gestaltete Kunstbücher zu verlegen. Wir haben aber auch das teuerste Buch in der Geschichte des Verlegens herausgebracht, das 10 000 € / 12 500 US$ (Champ's Edition) bzw. 3 000 € / 4 000 US$ (Collector's Edition) teure, 792 Seiten starke und 30 kg schwere GOAT (Greatest of All Times), eine Hommage an Muhammad Ali, jedes Exemplar von Muhammad Ali und Jeff Koons signiert. "Der Spiegel" nannte GOAT "das größte, schwerste und schillerndste Ding, das je gedruckt wurde". Ein weiteres maßstabsprengendes, international konzipiertes und mehrsprachig (dt., frz., engl.) verfasstes Werk des Verlages ist die 30 kg schwere, 464 Seiten umfassende und 7 500 € (10 000 US$) teure Retrospektive SUMO, ein Foto-Bildband mit Arbeiten (Aktfotos) des Meisterfotografen Helmut Newton mit dem Band-Außenmaß von 50 x 70cm, für den der Verlag zugleich ein Ablagepult des Designers Philippe Starck anbot, jedes Buch-Exemplar von Newton nummeriert und signiert. 

Helga König: Eines Ihrer spektakulären Bücher in diesem Winter ist das Buch mit dem Titel  "The Rolling Stones". Was hat es damit auf sich? 

Dr. Christine Waiblinger: Der Titel ist die ultimative autorisierte und illustrierte Geschichte der größten Rock-’n’-Roll-Band der Welt. In Zusammenarbeit mit den Stones entstanden, zeichnet dieses Buch auf rund 500 Seiten anhand von Fotos und zahllosen Zeitdokumenten die erstaunliche Historie der Band und ihren unverschämt lässigen Lifestyle nach. Viele der aus Archiven weltweit zusammengetragenen Bilder werden hier zum ersten Mal veröffentlicht. Zum ersten Mal konnte auch auf die privaten Archive der Rolling Stones in New York und London zugegriffen werden, die manche Überraschung zu bieten haben. Für Mick, Keith, Charlie und Ronnie ist dieses Buch das offizielle fotografische Archiv der Rolling Stones. 

Helga König: An wen richtet sich das Buch "Egyptian Art" und welchen intellektuellen Gewinn kann der Leser daraus ziehen? 

Dr. Christine Waiblinger: Das Alte Ägypten, diese sagenhafte Hochkultur, fasziniert noch heute die Menschheit. Noch heute schlummern unzählige Schätze unter dem Wüstensand und Jahr für Jahr werden neue Einzelheiten aus der Geschichte des pharaonischen Ägyptens ans Tageslicht gebracht. Einer der bedeutendsten Ägyptologen des 19. Jahrhunderts war der französische Orientalist, Schriftsteller und Künstler Achille-Constant-Théodore-Émile Prisse d’Avennes. In dem Band werden erstmals seine Illustrationen von Architektur, Skulptur und Malerei aus dem alten Ägypten vollständig veröffentlicht. Das Werk bietet also die größte aus einer Hand stammende Serie illustrierter Darstellungen ägyptischer Kunst. Ein Buch, zu dem man immer wieder greift und das die Liebe des Zeichners zu der Welt der Pyramiden und Pharaonen deutlich zum Ausdruck bringt. Es begeistert Ägyptologiefans ebenso wie alle Kunst- und Geschichtsinteressierte. Mit diesem Reprint steht Prisse d'Avennes wieder im Licht der Öffentlichkeit und zeigt einem breiten Publikum die Schönheit der Hauptwerke pharaonischer und islamischer Kunst. 

Helga König: Wer war William Blake und weshalb sollte man seine Illustrationen zur "Divina Commedia" in dem von Ihnen herausgebrachten Buch "William Blake" und die Zeichnungen zu Dantes "Göttlicher Komödie" ausgiebig studieren? 

 Dr. Christine Waiblinger
Dr. Christine Waiblinger: William Blake war ein großer Dichter, Maler und Kupferstecher. Von seiner Zeit nicht verstanden und danach nur langsam von der Öffentlichkeit wahrgenommen, bereicherte William Blake mit seiner lebendigen Sprache unsere Welt. In seinen letzten Lebensjahren vollendete er 102 Illustrationen zu Dantes epischer Dichtung, die von Bleistiftskizzen bis hin zu fertigen Aquarellen reichen. Blake gelingt es, die visionäre Kraft von Dantes Sprache in Bilder zu übersetzen und in ihrer ganzen Spannbreite darzustellen: von den Qualen der Hölle bis zur Glückseligkeit des Paradieses, von grausamen Verstümmelungen der Verdammten bis hin zur göttlichen Schönheit der Erlösten. Heute befinden sich Blakes Zeichnungen in sieben verschiedenen Institutionen. Die TASCHEN-Edition vereint sie wieder und stellt ihnen Schlüsselverse aus Dantes Werk zur Seite. Alle Illustrationen werden ausführlich erläutert, die 14 Klapptafeln machen auch kleinste Details sichtbar. Diese Begegnung von zwei der größten Künstler aller Zeiten ist überwältigend und wird in so universellen Themen wie Liebe, Schuld, Sühne, Rache und Erlösung anschaulich.

Helga König: Was spricht für den Kauf des limitierten Buches "Barbra Streisand"? 

Dr. Christine Waiblinger: Hier möchte ich den FAZ-Kritiker Dieter Bartetzko zitieren: "Es gab bislang keine Diva, die so wie die Streisand dank ihrem Willen, Schminktricks und tausend Wandlungen so sirenenhaft schön wirken und alle ästhetischen Schwächen vergessen lassen konnte. Davon überzeugen kann man sich nun in einem Bildband, der Streisand mit Bildern ihrer beiden Hoffotografen Steve Schapiro und Lawrence Schiller in einigen ihrer Glanzrollen feiert. Das goldschimmernd seidenverbrämte Konvolut ist aber eigentlich ein Reliquienschrein, ehrfürchtig niedergelegt vor dem Thron der Göttin. Wie Offenbarungen sind auf den Vorsatzblättern der Kapitel Zeilen aus Streisand-Hits gedruckt. Am wichtigsten: "Don’t Rain on My Parade", das die Maxime auch der Bilder zusammenfasst: Streisand über alles. Faszinierend sind diese Aufnahmen, raffiniert, perfekt – und gefährlich wie edles orientalisches Konfekt."

Helga König: Über das grandiose Buch "Velázquez" habe ich mich im Rahmen einer Rezension ausführlich geäußert. Weshalb ist dieses Werk nach Ihrer Ansicht ein Muss in jeder Kunstbuchsammlung? 

Dr. Christine Waiblinger:  Die Herausgeber präsentieren Velázquez' Malerei, wie sie noch nie zu sehen war. Erstklassige Reproduktionen im Großformat zeigen jedes Detail, jeden Pinselstrich. Keinem Original im Prado könnte man so nahe kommen, ohne einen Alarm auszulösen. Der Prachtband vermittelt einen fast physischen Eindruck von den Porträtierten, dem Spiel von Licht und Schatten auf ihrer Haut, dem Glanz der Seidengewänder und der Textur der kostbaren Stickereien. Ein visueller Hochgenuss, der verständlich macht, warum Velázquez' Malerei Generationen von Künstlern beeinflusst hat. Besonders den Franzosen Edouard Manet: "Was mich in Spanien am meisten begeistert hat, was alleine schon die Reise wert war, ist das Werk von Velázquez. Er ist der Maler der Maler."

Liebe Frau Dr. Waiblinger, ich  danke Ihnen vielmals für das aufschlussreiche Interview.

Ihre Helga König

Fotos: aus dem Verlag Taschen

Anbei der Link zu TASCHEN. Dort können Sie Bücher direkt bestellen: http://www.taschen.com/pages/de/catalogue/home/index.startseite.htm

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen