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Helga König im Gespräch mit Dr. Rolf Dobelli.

Lieber Herr Dr. Dobelli, dieser Tage habe ich Ihr Buch "Die Kunst des klugen Handelns" rezensensiert. Hierzu möchte ich Ihnen heute einige Fragen stellen.

Helga König:  Ihr Ratgeber enthält 52 kluge Lebensweisheiten. Fühlen Sie sich gedanklich mit Seneca, Plutarch und anderen Rat gebenden Philosophen verbunden?

 Rolf Dobelli
Dr. Rolf Dobelli:  Nein, eher mit den Skeptikern wie Sextus Empiricus. Im Grunde sind meine Bücher ja keine Ratgeber sondern Skepsis-Geber. Die Grundaussage: Wir verstehen weniger als wir denken – und das ist gefährlich. 

Helga König: Haben die Tipps, die Sie Ihren Lesern erteilen, bei Ihnen selbst immer zu erfreulichen Ergebnissen geführt?

Dr. Rolf Dobelli:  Nicht immer. Und nicht vollständig. Ich erkenne meine Denk- und Handlungsfehler nun früher und habe Begriffe dafür. Aber ich bin weit davon entfernt, sie zu komplett zu eliminieren. 

Helga König: Verwenden Sie in Ihren Vorträgen und bei Ihren geschäftlichen Verhandlungen bewusst häufig das Wort „weil“, um damit einfacher zu Ihren Zielen zu gelangen?

Dr. Rolf Dobelli:  Ich glaube nicht, dass ich mit der Begründungsrechtfertigung agiere. Zumindest nicht bewusst. 

Helga König:  Sie schreiben über den "Motivationsverdrängungseffekt" und äußern in diesem Zusammenhang:“ Wenn Sie hingegen ein Start-up gründen und Mitarbeiter suchen, tun Sie gut daran, Ihre Firma mit Sinn aufzuladen- und nicht mit Geldreserven für deftige Boni.“ Können Sie diesen Satz unseren Lesern näher begründen?

Dr. Rolf Dobelli:  Wenn eine Firma ein sinnvolles Produkt herstellt, werden Sie ausgezeichnete Talente finden ohne ihnen einen Superbonus bezahlen zu müssen. 

Helga König:  In einer Ihrer Kolumnen schreiben Sie, dass Geplapper Nichtwissen maskiert. Sie führen den Soziologen Jürgen Habermaß als Beispiel an. Glauben Sie tatsächlich, dass Habermaß einen unklaren Kopf besitzt, oder kann es nicht sein, dass das Fachchinesisch eines gewissen soziologischen Grundwissens bedarf?

Dr. Rolf Dobelli:  Ich kenne Jürgen Habermass nicht persönlich. Aber wenn jemand seine jahrelange Forschung nicht verständlich ausdrückt, kann es nicht nur am Fachchinesisch liegen. Ich kenne Quantenphysiker, Genetiker und Astrophysiker, die in klaren Worten ausdrücken können, was sie herausgefunden haben. Und diese Menschen haben es mit weitaus exotischeren Gebilden zu tun als mit dem Menschen. 

Helga König:  Weshalb ist es sinnvoll über Aufsteiger nichts Negatives zu verbreiten?

Dr. Rolf Dobelli:  Weil Aufsteiger, die dran sind, Sie zu überholen, Ihren eigenen Status heben können.

Helga König:  Wie können wir verhindern, dass wir aus lauter Eitelkeit selbstverliebt von unseren Ideen besoffen werden?

Dr. Rolf Dobelli:  Indem wir einen Advocatus Diaboli finden, den wir damit beauftragen, unsere Lieblingsideen in Frage zu stellen. 

Helga König:  Sie schreiben „ Das bedeutende Wissen liegt im Praktischen.“ Sind Sie ein praktischer Mensch und wenn ja, wie zeigt sich diese Praxisbezogenheit?

Dr. Rolf Dobelli:  Ich gehöre leider zu den unpraktischen Menschen. Das kann Ihnen meine Frau bestätigen.

Helga König:  Sie lesen keine News. Ich bin zwar auch der Ansicht, dass man nicht alles Wissen muss, doch neueste Forschungsergebnisse oder große politische Veränderungen sollten schon an mein Ohr dringen. Wie gehen Sie mit dem Nichtwissen von Aktualität um? Bewirkt es bei Ihnen eine Art Zeitlosigkeit`?

Dr. Rolf Dobelli:  In der Tat befinde ich mich in einer Art heiterer Zeitlosigkeit. Es ist ein klares, leichtes Lebensgefühl, wenn man nicht von jeder Flugzeugkatastrophe am anderen Ende der Welt erfährt. 

Lieber Herr Dr. Dobelli, für das aufschlussreiche Interview danke ich Ihnen herzlich.
Ihre Helga König.

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