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Helga König im Gespräch mit Elke Heidenreich

Sehr geehrte Frau Heidenreich, es war mir ein großes Vergnügen Sie auf der "Frankfurter Buchmesse 2011" persönlich kennenlernen zu dürfen. Im Hinblick auf die "Edition Elke Heidenreich" möchte ich Ihnen heute einige Fragen stellen.

Helga König: Sie vermarkten bei Bertelsmann die "Edition Elke Heidenreich". Können Sie den Lesern kurz schildern, was man darunter zu verstehen hat?


Elke Heidenreich

Elke Heidenreich: Edition Elke Heidenrech bringt nur Bücher heraus, die im engeren und weiteren Sinn mit Musik zu tun haben: Sachbücher und Romane, Erfundenes und Wirkliches, Biographien und Anthologien – und immer geht es um Musik, um klassische genauso wie um Popmusik, es geht um Musiker, um das, was Musik mit den Menschen anstellt.

Helga König: Wie bewerten Sie das Buch: Daniel Levitin: »Die Welt in sechs Songs« ?

Elke Heidenreich: Das ist ein wunderbares Sachbuch über die Grundstimmungen des Menschen quer durch die Jahrhunderte- also Freude, Liebe, Angst, Tod, Eifersucht – und alles, was wir fühlen oder erleben, läßt sich an nur 6 typischen Musikbeispielen festmachen. Etwas für Profis und für alle, die sich für die Wirkung von Musik interessieren.

Helga König: Herbert Rosendorfers: "Der Meister" scheint nach der Kurzbeschreibung, die ich gelesen habe, ein kurzweiliges amüsantes Buch zu sein. Wie stufen Sie dieses Buch ein?

Elke Heidenreich: Rosendorfer ist ein großartiger, ebenso gebildeter wie verschmitzter Autor. Er hat das bisher lustigste Buch unserer Edition geschrieben, über betrügerische Musikwissenschaftler, die für ein Lexikon einfach einen Komponisten erfinden. Und alle fallen drauf rein.

Helga König: Können Sie uns kurz etwas zu der Autorin Teresa de Sio berichten und weshalb ihr Buch »Lass den Teufel tanzen« ein Lesevergnügen bedeuten könnte?

Elke Heidenreich: Teresa de Sio ist selbst auch Musikerin, sie schreibt regelrecht musikalisch, das Buch liest sich wie im Sog- ein Geschichte aus dem archaischen Süden Italiens, wo noch mit einer Tarantella Teufel ausgetrieben werden, aber es handelt sich um Verbrechen, die man mit Brauchtrum vertuschen möchte. Sehr spannend!

Helga König: Das Buch des Schriftstellers Horacio Salas: mit dem Titel »Tango« macht mich neugierig. Aus welchen Gründen ist es besonders empfehlenswert?

Elke Heidenreich: Hier haben wir was riskiert: das ganze Buch ist als ComicStrip gezeichnet, grandios gut übrigens, und erzählt in einfachsten Worten, wie der Tango entstand und nach Argentinien kam, als Tanz der Armen zunächst. Eine Tanzanleitung ist auch hinten drin. Für jeden Tänzer unbedingt zu empfehlen!

Helga König: Sie sind Herausgeberin des Buches (Hrsg.): »Ein Traum von Musik«. Was hat Sie bewogen dieses Buch herauszugeben?

Elke Heidenreich: Das ist eine dicke Anthologie mit über 40 Beiträgen von Musikern, Schriftstellern, musikinteressierten Menschen, von Udo Jürgens bis Hans Werner Henze- ich wollte wissen, wie der persönliche Zugang zur Musik ist, wann alles begann und was Musik bedeutet. Es ist ein wunderschönes, spannendes Lesebuch geworden, lustig, ernsthaft und tief bewegend, alles zugleich.

Helga König: Sie empfehlen Liel Leibovitz, Matthew Miller: »Lili Marleen« zu lesen. Was hat Ihnen an diesem Buch speziell gefallen?

Elke Heidenreich: Es war DAS Lied des 2. Weltkriegs, und nicht nur deutsche Soldaten haben es gehört, auch der sogenannte Feind- das Lied von der daheim wartenden Liebsten rührte und bewegte alle. Im Buch wird beschrieben: wer hat es eigentlich komponiert, wer hat es getextet, wer hat es gesungen und unsterblich gemacht, und was wurde jeweils aus diesen drei Leuten? Höchst unterschiedlich und sehr spannend!

Helga König: Adam Zamoyski: »Chopin« ist nicht der erste, der über Chopin schreibt. Weshalb sollte man das Buch lesen, auch wenn man schon andere Bücher über Chopin gelesen hat?

Elke Heidenreich:Weil Zamoyski näher dran ist. Seine Familie hat Chopin noch persönlich gekannt und er erzählt eine Fülle von bisher unbekannten Informationen. Darf ich noch einen persönlichen Lieblingstipp aus der Edition geben? „Coco und Igor“ von Chris Greenhalgh erzählt die faszinierende, leidenschaftliche Liebesgeschichte zwischen Igor Stravinski, der die Musik revolutioniert hat und Coco Chanel, die die Mode neu erfunden hat. Natürlich mussten zwei so kreative Menschen aufeinander fliegen, und natürlich konnte es nicht gut gehen. Ein riesiges Lesevergnügen!


Helga König: Ist es für Sie ein Tabubruch während des Lesens Musik zu hören?

Elke Heidenreich: Kommt aufs Buch an. Bei Unterhaltungsliteratur, warum nicht, beim ernsthaften Lesen- nein, da lauscht mein inneres Ohr dem Rhythmus der erzählten Sprache, und da würde Musik stören. Ich höre eigentlich am liebsten Musik, wenn ich gar nichts anderes mache, nur: hören.

Liebe Frau Heidenreich, ich danke   Ihnen für das erhellende Interview.

Ihre Helga König

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