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Helga König im Gespräch mit Michael Apitz

Sehr geehrter Herr Apitz, im Laufe der vergangenen Monate habe ich Ihr Buch, Ihren Kalender für 2011, und Ihre Postkarten  rezensiert. Ich bin von den Motiven, Farben und Formen hell auf begeistert und bedaure, dass ich bislang die Bilder noch nicht im Original sehen konnte. Allerdings habe ich mir vorgenommen, bei meinem nächsten Rheingauaufenthalt die "Apitz-Galerie" zu besuchen.

Helga König: Was hat Sie motiviert, in Ihrem Buch bei Ihrem Bildband den prachtvollen Gemäldeablichtungen Gedichte beizugeben?

Michael Apitz: Es war zunächst mal die Idee des PRÄSENZ-Verlags. Es sollte ein Mehrwert für das Buch geschaffen werden, der über die Funktion eines Bildbandes hinausgeht. Also nahm ich mir eine Auswahl von Gedichten zum Thema Wein vor, keine Weinsprüche, sondern literarische Meisterleistungen und versuchte sie sinnvoll den Gemälden zuzuordnen.Die Gemälde und die Gedichte stehen dabei eigentlich selbstständig nebeneinander, es kommt dabei aber zu erstaunlichen Zusammenklängen.



Helga König: Wie ich dem Bildnachweis entnehmen kann, handelt es sich primär um Motive aus dem Rheingau. Welche der Lagen in anderen Weinregionen hat Sie beim Malen am meisten gefordert?
Michael Apitz: Sicher die Lagen an der Mosel! Aber weniger beim Malen als bei der Recherche. Die Wehlener Sonnenuhr habe ich durchwandert und bin einige Male auch direkt durch die Rebstöcke aufgestiegen. Respekt für alle, die in solchen Steillagen zur Weinlese gehen müssen!!! Noch beeindruckender war der Bremmer Calmont, der steilste Weinberg Europas. Das ist schon ein alpines Bergmassiv, und wer dort Weinbau betreibt braucht eine Menge Leidenschaft.

Helga König:  Was bewegt Sie dazu, sich in der Malerei insbesondere mit der Darstellung von Weinberglandschaften zu befassen?

Michael Apitz: Das hat wohl zwei Gründe:- Als gebürtiger Rheingauer bin ich mit dem Thema Wein und der wunderbaren Rebenlandschaft aufgewachsen.- Bei meiner Zeichenarbeit an der Wein-Comicserie „KARL, der Spätlesereiter“ musste ich viele Fotos und Skizzen von den Weinlandschaften in Deutschland fertigen, die ich dann für die Comic Zeichnungen benutzt habe. Irgendwann reifte dann um das Jahr 1999 die Lust, meine Empfindungen auch mal in Gemälden auszudrücken. Anders gesagt: Mich faszinieren Weinberge...je ursprünglicher ( Trockenmauern, Einzelpfahlerziehung etc. ) desto besser.


Helga König: Trinken Sie während des Malens einer bestimmten Lage, den Wein besagter Lage zur Inspiration?
Michael Apitz: Nicht während des Malens...aber gerne davor und danach! Bei jenen Gemälden, welche farblich Aussagen über den Geschmack der Weine aus dieser speziellen Lage treffen sollen, ist das ja auch eine Grundvoraussetzung. Ich setze im Bild um, was ich beim Verkosten erfahren habe.

Helga König:  Die verschiedenen Parzellen erscheinen nicht selten in unterschiedlichen Grüntönen. Womit assozieren Sie bestimmte Farbengebungen?




Michael Apitz: Grundsätzlich: Weißwein assoziiere ich mit Gelb, Grün-Gelb und Grüntönen. Rotwein mit Rot und Violett, je nach Rebsorte oder Charakter in verschiedenen Abstufungen. Dazu kommen dann im Bild noch verschiedene andere Farbaspekte wie Grautöne (bei Schieferböden ) oder Okkertöne (bei lehmigem Untergrund ).
Helga König: Handelt es sich bei Ihren Kunden in erster Linie um kunstinteressierte Weintrinker?

Michael Apitz: Das ist sicher die größte Gruppe. Aber es gibt auch einige Kunstinteressierte, die die Gemälde einfach malerisch interessant finden und darin gar nicht den Weinberg, sondern zuerst das Kunstwerk sehen.

Helga König: Welche Gefühle löst bei Ihnen der Rhein auf Höhe der Loreley aus?

Michael Apitz: Ein Gefühl höchster Erhabenheit.Eine einmalige Landschaft und trotz der starken Abnutzungsspuren durch den Menschen eigentlich immer noch ungebändigt und ursprünglich. „RHEINREISE“ heißt übrigens auch meine nächste Gemäldeserie, die Mitte März in Koblenz erstmals gezeigt wird. Es sind kraftvolle Bilder aus dem Welterbe Oberes Mittelrheintal.

Helga König:  Was ist Ihr Lieblingsbild im Buch?

Michael Apitz: Schwierig...Wenn ich mich entscheiden muss, dann wohl am ehesten der HOMBURGER KALLMUTH aus Franken.
Er ist deshalb auch auf dem Titel zu sehen. Mit ihm verbinde ich in der Erinnerung eine wunderbare Exkursion mit Prinz Löwenstein...
und gleichzeitig empfinde ich Trauer über den plötzlichen Tod des Prinzen im letzten Jahr!!!

Helga König: Welches der Gedichte schätzen Sie am meisten?

Michael Apitz: Friedrich Hebbel, DAS LETZTE GLAS. Ein wunderbares Gedicht, schlicht und voller Lebensweisheit.

Helga König: Mich beeindruckt Ihr "Wein-Triptychon" ganz besonders. Können Sie zu diesem Werk kurz die Hintergründe schildern?

Michael Apitz: Das Welterbe-Wein-Triptychon ist ein Gesamtkunstwerk bestehend aus drei Rheingauer Weinbergslandschaften gemalt zur Feier des hessischen Teils des Welterbes Mittelrheintal am 22. Juli 2006 in Rüdesheim am Rhein. Das Welterbe-Wein-Triptychon war an diesem Tag in einer Höhe von 12m am mittleren Sockel des Niederwalddenkmals befestigt worden und wurde passend zum Motto „Feuerwerk der Sinne“, verbunden mit einer Weinprobe, enthüllt. Die Bilder zeigen die typischen Strukturen der Rheingauer Mittelrheinlandschaft zwischen Rüdesheim und Lorch und versuchen die Psychologie dieser einzigartigen Kulturlandschaft einzufangen. Drei bedeutende Weinbergslagen wurden stellvertretend ausgewählt: Lorcher Kapellenberg, Rüdesheimer Berg Rottland und Assmannshäuser Höllenberg. Die Bilder sind somit „visualisierte Wein-Aromatik“. So stellen die Gemälde Lorch und Rüdesheim die sensorischen Feinheiten des Rieslings, das Bild Assmannshausen die des Spätburgunders dar. Das Triptychon wurde 2007 sogar in Berlin im Garten der hessischen Landesvertretung gezeigt und wird in diesem Jahr zu Beginn der BUGA für einen Monat in Koblenz ausgestellt.

Lieber Herr Apitz, ich bedanke mich für das Interview.

Ihre Helga König

Apitz Galerie


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