Lieber Herr Justen, heute haben wir sechs Ihrer Weißweine auf "Buch, Kultur und Lifestyle" vorgestellt. Deshalb möchten wir nun einige Fragen an Sie richten.
Hier der Link zu den Weinbesprechungen: http://helga-koenig-wein.blogspot.de/2016/08/weingut-meulenhof-erden-der-mosel-6.html
Helga König: Zum Einstieg zunächst die Frage: Wo ist das Weingut Meulenhof zu finden, in welcher Wein-Region liegt es und was ist über dieses Gebiet in puncto Wein zu sagen?
Stefan Justen |
Stefan Justen: Das Weingut Meulenhof ist in 54492 Erden. Es liegt im Bereich der Mittelmosel, genau zwischen Bernkastel-Kues und Traben-Trarbach. Der nächste Autobahnanschluss wäre Wittlich, ca. 12 km entfernt. Die Region gehört zum Anbaugebiet "Mosel", früher Mosel-Saar-Ruwer. Prägend ist hier der Weinanbau an steilen Schieferhängen. Hangneigungen über 60% sind keine Seltenheit. In Steilstbereichen sind auch schon mal 80% Hangneigung zu messen. Es überwiegt der Anbau des Rieslings. Diese Rebsorte hat das Gebiet auch weltweit bekannt gemacht. Die feingliedrigen und mit feiner Säure ausgestatteten Weine sind leicht und haben trotzdem Länge und Scharm.
Peter J. König |
Peter J. König: Wie lange existiert der Meulenhof, wieviel ha Rebfläche werden bewirtschaftet und welches Terroir ist dort zu finden?
Stefan Justen: Das Weingut Meulenhof hat eine sehr lange Tradition. Die Hofstelle wurde erstmalig 1337 erwähnt, als sie von den Grafen von Sponheim verkauft wurde. Für über 350 Jahre gehörte er später zum Kloster Machern. Als "Frucht- und Mühlenhof zu Erden" diente er dem Anbau landwirtschaftlicher Grundversorgung des Klosters, sowie der Weinerzeugung. Die hier wohnenden Nonnen des Zisterzienserordens gehörten zum 5 km entfernten Kloster Machern.
Durch die Säkularisation konnte unsere Familie 1802 die Hofstelle erwerben und baute die Weinerzeugung weiter aus. Die Familie war vorher immer schon in Erden wirtschaftend. Zurückverfolgen lässt sich dies bis ca. 1650. Heute gehören ca. 8 ha Rebfläche zum Weingut. Mit intergriert wurde im Jahr 2002 das Weingut Stephan Ehlen, welches vormals im Nachbarort Lösnich beheimatet war.
Das Weinbergsareal liegt im Wesentlichen in Erden, hier Erdener Prälat, Erdener Treppchen, Erdener Herrenberg, Erdener Buslay, sowie in der Wehlener Sonnenuhr, der Lösnicher Försterlay und der Kinheimer Hubertuslay. Die Lage Buslay ist im Moselschwemmlandbereich und hat sandigen Lehm als Untergrund. Vorherrschend ist aber der Devonschieferverwitterungsboden. Ein mit hohem Schiefersteinanteil durchsetzter, feingliedriger Boden. Besonderheiten gibt es im Erdener Prälat und den dort angrenzenden Teilen des Erdener Treppchen. Hier gab es ca. 100 Millionen Jahre nach der Schieferentsteheung (im Erdzeitalter Devon) eine Überlagerung von Kaltlavamassen die aus dem Eifelraum Richtung Mosel drängten und nur bei Ürzig/Erden ins Flusstal durchbrachen (Erdzeitalter des Perm). Die aufliegenden Lavamassen wurden über Millionen von Jahren ausgewaschen, wodurch hohe Mineralanteile in den Schieferboden gelangten. Bei Bildung des Moselflusslaufes wurden die größten Teile wieder wegschwemmt. Geblieben ist ein sehr mineralhaltiger, steinreicher Boden der leicht erwärmbar ist und ideale Voraussetzungen für Spitzenweine bietet.
Helga König |
Helga König: Welche Rebsorten werden angebaut und in welchem Zusammenhang stehen diese mit dem vorhandenen Terroir?
Stefan Justen: Die Hauptrebsorte ist mit über 75% die Rieslingrebe. Ergänzt wird sie durch Rivaner und etwas Kerner. Die schwierigen Bedingungen in den Steinlagen werden vom Riesling am besten gemeistert. Man kann sogar sagen der Riesling fordert diese Bedingungen und bringt hier einzigartige Weine hervor. Die Fähigkeit sich diesen Bedingungen anzupassen, Bewurzelungen von mehr als 10m Tiefe auszubilden und mit skelettreichen Böden zufrieden zu sein, sind vielleicht auch das Geheimnis der besonderen Weinqualität.
Peter J. König: Welche Philosophie bestimmt das Weinmachen im Gut und wie verdeutlicht sich diese bei der Weinbergspflege, der Lese und der Kellerwirtschaft?
Stefan Justen |
Stefan Justen: Die Produktion von besonderen Weinen im Einklang mit einer intakten Natur sollte das streben jeglichen Weinbaus sein. So wird auch im Meulenhof Wert auf fruchtbare Böden gelegt. Eine gut Humusausstattung und möglichst wenig Zudüngung sind hier die Grundlagen. Der geringe Anschnitt bringt die niedrigen Erträge, welche bei kleinbeerigen Trauben viel Fruchtaroma bilden lässt. Eine selektive Handlese in 2-3 Durchgängen bringt Trennung der verschiedenen Qualitäten. Ziel ist es harmonisch ausgewogene Weine herzustellen und dabei Struktur und Länge zu haben. Die schiefereigenen mineralischen Noten sollen dabei betont werden.
Helga König: Was gibt es über die besonderen Lagen im Weingut Meulenhof zu berichten und was zeichnet diese aus?
Stefan Justen: Als besondere Lagen im Meulenhof sind aus Erden der Prälat und das Treppchen zu nennen, sowie in Wehlen die Sonnenuhr. Prälat gehört zum Besten was die Mosel, vielleicht der gesamte Rieslinganbau zu bieten hat. Eine reine Südlage, eingebettet in große Felsen als Wärmespeicher mit wenig Höhe über NN und einem darüber liegenden ausgeprägten Waldsaum als Wasserspeicher. Die direkte Lage an der Mosel bringt zusätzliche Wasserverdunstung als Kühlung in heißen Sommern und gemäßigte Temperaturen in Kältephasen. Die Bodenbesonderheiten sind geprägt vom Schieferverwitterungsboden und dem Rotliegenden. Teile des Treppchens, angrenzend an den Prälat sind diesem gleichzusetzen. Die weiteren Bereiche sind wechselnd in Neigung, Exposition und Tiefgründigkeit. Hier findet man Bereiche höchsten Qualitätsanspruches sowie fruchtbare, tiefgründige Böden für höhere Quantität. Die Wehlener Sonnenuhr zeichnet sich durch härteren eher blaugefärbten Schieferboden aus. Höhere Quarzanteile und mehr Tiefgründigkeit findet man hier. Südsüdwest ist die wesentliche Ausrichtung, Teile sind auch rein gegen Süden geneigt. Einen manchmal nachteiligen Wassermangel gibt es eher selten trotz heißer Sommer. Die gleichmäßigen Wachstumsvoraussetzungen bei guter Exposition sind vielleicht das Geheimnis der Wehlener Lage.
Peter J. König: Unsere Leser möchten die hier vorgestellten Weine auch immer sehr gerne beziehen und verkosten, wie ist dies möglich, durch eine Bestellung per E-Mail oder aber auch telefonisch etwa?
Stefan Justen: Der Zugang zu unseren Weinen ist per E-Mail (info@meulenhof.de) möglich, aber auch per Telefon. Letzteres ist manchmal etwas schwieriger, da wir als reiner Familienbetrieb häufig auch draußen in den Rebanlagen sind. Der Versand von Probepaketen ist per DHL möglich. Lieferungen werden ansonsten per Spedition oder bei kleineren Mengen auch per DHL, evtl. auch per Direktauslieferung ausgeführt.
Helga König: Gibt es im Meulenhof die Möglichkeit einer Weinprobe, denn nichts ist authentischer als Weine dort zu probieren und zu beziehen, wo sie gewachsen sind?
Helma und Stefan Justen |
Stefan Justen: Weinproben sind nach Voranmeldung und Terminierung möglich. Hierzu steht unsere Kellerprobierstube zur Verfügung. Eine neue Vinothek ist im Aufbau. Wenn genügend Zeit bei uns ist, wäre auch eine kurze Exkursion in die Weinlagen möglich.
Peter J. König: Wie sieht es mit Veranstaltungen im Weingut oder im Umfeld aus, bei denen die Weine vom Meulenhof verkostet werden können?
Stefan Justen: Der Meulenhof präsentiert sich alljährlich am 1. Mai in der römischen Kelteranlage in Erden mit Kollegen aus den angrenzenden Weinlagen zur Veranstaltung „Junger Wein in alter Kelter“. Im Juni sind wir Gast oder auch selbst Gastgeber bei Mythos Mosel – Eine Rieslingreise. Ebenfalls im Juni ist die Jahrespräsentation des Bernkasteler Ringes, sowie im September dessen Weinversteigerung an der wir als Mitglied teilnehmen.
Helga König: Spielt der Klimawandel in den eigenen Weinbergen bereits eine bemerkbare Rolle und wenn ja, wie wird darauf reagiert?
Stefan Justen |
Stefan Justen: Der Klimawandel spielt auch an der Mosel und damit auch für den Meulenhof inzwischen eine große Rolle. Schön ist es für den Verbraucher, auch für den Winzer sollte man annehmen, fast jährlich optimal ausgereifte Trauben als Grundlage für die Weinbereitung zu haben. Damit verbunden ist aber der höhere Zuckergehalt der Trauben. Eigentlich gut – jedoch von viel Zucker vergärt gibt es auch viel Alkohol. Hier ist zunächst die Identität der Mosel in Gefahr und zusätzlich verlieren wir ein Alleinstellungsmerkmal auf dem Weinmarkt. Der Klimawandel lässt also als erstes den Blick auf den Erhalt der positiven Eigenschaften richten. Zusätzlich machen uns natürlich die damit verbundenen Wetterkapriolen in Form von Trockenheit oder Starkregen zu schaffen. Eine gute Humusversorgung ist hier wichtig, sowie Maßnahmen die Böden, vielleicht durch Begrünung, vor Erosion zu schützen.
Peter J. König: Interessant ist es auch immer etwas über die Auszeichnungen und Prämierungen zu hören, die die Weine erhalten haben, was gibt es dazu zu sagen?
Stefan Justen: In dem wichtigsten Weinführer, dem Gault Millau Weinguide, hat das Weingut 3 Trauben und gehört seit Jahren zu den sehr guten Erzeugern im Land.
Das Weingut wurde mit Kammerprämierungen, Ehrenpreisen und Staatsehrenpreisen ausgezeichnet.
Lieber Stefan Justen, wir danken Ihnen herzlich für das aufschlussreiche Gespräch
Ihre Helga König, Ihr Peter J. König
Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Weingut Meulenhof und können den Wein dort bestellen: www. meulenhof.de
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