Lieber Pater Anselm, dieser Tage habe ich Ihr Buch "Vertrau auf Deine Stärke" auf "Buch, Kultur und Lifestyle" rezensiert. Dazu möchte ich Ihnen heute einige Fragen stellen.
Anbei der Link zur Rezension: "Vertrau auf deine Stärke"
Helga König: Wenn Krisen Bestandteil eines jeden Lebens sind, weshalb tun wir uns dann so schwer, mit Krisen umzugehen?
PA Dr. Anselm Grün Foto: Vier-Türme Verlag |
P. Dr. Anselm Grün: Krisen stellen uns in Frage. Wir müssen genauer hinsehen, ob unser Leben noch stimmt. Und das ist für viele unangenehm. Sie wollen lieber, dass es so weiter läuft wie immer. Doch die Krise zeigt, dass die alten Regeln nicht mehr greifen, dass neue Wege beschritten werden müssen.
Helga König: Sie schreiben, dass Krisen zum persönlichen Wachstum und zur Entwicklung der Gesellschaft gehören. Wie könnte nach Ihrer Meinung die gesellschaftliche Weiterentwicklung durch eine gut bewältigte Flüchtlingskrise ausschauen?
P. Dr. Anselm Grün: Die Flüchtlingskrise ist eine Herausforderung für die Gesellschaft. Aber wenn wir die Krise gut meistern, ist sie auch eine Chance für das ganze Land. Das Land wird bunter und vielfältiger. Gut wird die Krise gemeistert, wenn wir die Flüchtlinge offen aufnehmen, sie aber auch gut in die Gesellschaft integrieren. Und das verlangt, dass wir unsere eigenen Werte bewusster leben und dass wir die Flüchtlinge auch heraus fordern, sich auf unsere Werte einzulassen.
Helga König |
Helga König: Welche Erfahrungen haben Sie bei Ihrer Klientel mit den Übungen im Buch machen können?
P. Dr. Anselm Grün: Die Übungen sind nur Hilfen, auf dem eigenen Weg weiter zu kommen. Wer sich auf die Übungen einlässt, macht damit gute Erfahrungen. Manche überspringen die Übungen. Aber dann wandelt sich oft auch nicht viel.
Helga König: Was geschieht mit Menschen, die sich Reifungskrisen zu verweigern suchen?
P. Dr. Anselm Grün: Sie bleiben stehen. Sie entwickeln sich nicht weiter. Und irgendwann werden sie unzufrieden, weil sie spüren, dass sie wesentliche Schritte der Menschwerdung verweigert haben.
Helga König: Welche Strategien können wir anwenden, um in Krisen nicht in Panik zu geraten?
P. Dr. Anselm Grün: Der erste Schritt ist, dass wir die Krise nicht bewerten. Sie darf sein. Der zweite Schritt, dass wir die Krise befragen, was sie uns sagen will. Und der dritte Schritt: wir sollen überlegen, welche konkreten Schritte wir tun können, damit wir aus der Krise heraus kommen in ein neues Gleichgewicht.
Helga König: Was könnte einen gläubigen Menschen davon abhalten, in der Krise zu beten?
PA Dr. Anselm Grün Foto: Vier-Türme Verlag |
P. Dr. Anselm Grün: Wenn er meint, Gott müsse jede Krise verhindern, dann wird so ein Mensch nicht zu Gott beten. Aber Beten kann eine Hilfe sein, in der Krise wieder Orientierung zu finden.
Helga König: Wodurch kann ein ungläubiger Mensch in der Krise zu Gott Zugang finden?
P. Dr. Anselm Grün: Er soll einfach die Schönheit der Welt anschauen, die Schönheit der Musik anhören und sich fragen: Was schaue ich, was höre ich? Gott ist das Geheimnis hinter allem. Er ist die absolute Schönheit. Und die Schönheit, die er hier erfährt, ist eine Spur dieser Schönheit Gottes.
Helga König |
Helga König: Sie schreiben, der Heilige Geist schenke in der Krise Kraft. Was macht der Heiligen Geist mit uns, damit uns diese Kraft zuteilwird?
P. Dr. Anselm Grün: Der Heilige Geist bringt uns in Berührung mit den heilenden Kräften der eigenen Seele.
Helga König: Sie schreiben in Ihrem Buch von dem Jesuiten und Widerstandkämpfer Alfred Delp. In welcher besonderen gedanklichen Beziehung stehen sie zu ihm?
P. Dr. Anselm Grün: Die Bücher Alfred Delps haben mich fasziniert. Vor allem seine Aufzeichnungen, die er im Gefängnis gemacht hat, zeigen seinen starken Glauben.
Helga König: Können Sie den Lesern kurz erläutern, worin die Besonderheiten der Pfingstsequenz "Veni sancte spiritus" und des Pfingsthymnus "Veni creator spiritus" liegen?
P. Dr. Anselm Grün: Es sind wunderbare Hymnen, die uns in Bildern das Geheimnis des Heiligen Geistes erläutern und nahe bringen.
Helga König: Was geschieht, wenn ein ganzes Volk sich an Gott wendet, weil es von Hunger, Krieg und anderem Leid heimgesucht wird? ´
P. Dr. Anselm Grün: Wenn ein Volk sich an Gott wendet, versinkt es nicht in Traurigkeit und Resignation, sondern bekommt Hoffnung, aus dem Leid zu neuem Leben zu finden.
Lieber Pater Anselm, ich danke Ihnen herzlich für das aufschlussreiche Interview.
Ihre Helga König
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