Liebe Sandra Azevedo-Hartmann, Sie sind die Inhaberin von BrancoAzul in Frankfurt/Main. Damit unsere Leser über diese schöne, portugiesische Oase inmitten von Frankfurt mehr erfahren, möchte ich heute einige Fragen an Sie richten.
Helga König: Was verbirgt sich hinter dem Namen "BrancoAzul"?
Sandra Azevedo -Hartmann |
Sandra Azevedo–Hartmann: Der portugiesische Begriff Branco Azul heißt ins Deutsche übersetzt Weiß- Blau. Es handelt sich hierbei um die typischen Farben Portugals. Dabei ist es das Blau, das an das Meer erinnert und das bei uns Portugiesen diese für uns typische Sehnsucht aufkommen lässt. "Azulejos" sind Kacheln, die in weiß-blauen Farbtönen die Fassaden der Häuser Portugals schmücken und die man übrigens in meinem Unternehmen auch kaufen, bzw. bestellen kann.
Helga König |
Helga König: Wo findet man Sie in Frankfurt und kann man Ihre Produkte auch bei Ihnen direkt bestellen und zugeschickt bekommen?
Sandra Azevedo-Hartmann: Meine Kontaktdaten lauten: Firma FrancoAzul Domstr. 4 in 60311 Frankfurt- 069- 795 33 708; info@brancoazul.com. Im Internet bin ich unter http://www.brancoazul.com/ zu finden. Man kann die von mir angebotenen Produkte aus portugiesischen Manufakturen direkt bei mir im Laden kaufen aber auch bestellen. Möglich ist derzeit, sie über Mail oder Telefon zu ordern. In Kürze wird es einen Onlineshop geben, so dass weltweit bestellt werden kann. Die Nachfrage an schönen, portugiesischen Dingen steigt immer mehr, nicht zuletzt weil das Preis-Leistungsverhältnis sehr gut ist.
Helga König: Wie würden Sie die Philosophie Ihres Unternehmens zusammenfassen?
Sandra Azevedo-Hartmann: Als ich das Unternehmen ins Leben rief, ging es mir in erster Linie darum, das portugiesische Lebensgefühl weiterzuvermitteln. Dieses ist durch Sehnsucht und durch schöne Farben, vor allem durch Freundlichkeit und Gastfreundschaft geprägt. Vieles von diesem Lebensgefühl spiegelt sich in den Fados, aber natürlich auch in der Tischkultur wieder. Diese wunderbaren Stoffe, das Porzellan, die Fayencen meinen Kunden zu offerieren, bedeutet für mich, ihnen etwas über Portugal zu erzählen.
Alles entwickelte sich ganz allmählich.
Zunächst brachte ich zum Eigenbedarf schöne Dinge aus meinem Heimatland mit nach Frankfurt und zwar stets nach Ferienaufenthalten in Portugal. Dann schenkte ich Freunden solche Sachen. Diese wünschten sich für ihre Freunde auch diese farbenfrohen Dinge. So entstand die Geschäftsidee.
Die Produkte, die ich verkaufe, sind nicht immer die gleichen, denn ich entdecke stets Neues. So etwa gerade jetzt Wolldecken für die kalte Jahreszeit aus einer kleinen portugiesischen Manufaktur.
Bei allem sind mir die Qualität, die Ursprünglichkeit und die Tradition wichtig. Diese Faktoren sind die Grundlagen meiner Firmenphilosophie, die dem Schönen meiner Heimat gewidmet ist.
Helga König: Was hat es mit dem berühmten Porzellan Vista Alegre 1824 auf sich und mit den Faycencen der Manufaktur Bordallo Pinheiro?
Sandra Azevedo-Hartmann: Beide Firmen stehen in Portugal für beispielhafte Manufakturen und stellen den Stolz unseres Landes dar. Das Porzellan und die Fayencen kann man in Deutschland nur bei mir erwerben. #Vista_Alegre_1824 ist ein altes Design mit asiatischen Einflüssen. Man kann bei mir auch nachbestellen oder Einzelteile kaufen und zwar ohne Mindestbestellung. Die Produkte kann ich günstiger anbieten als wenn man sie im Online-Job der Manufaktur bestellt, weil dort die Transportkosten den Preis erhöhen. #Bordallo_Pinheiro stellt traumhaft schöne #Fayencen her.
So etwa Eidechsen oder Frösche, auch Kacheln, alles handbemalt. Bordallo Pinheiro bietet aber auch Geschirr für jeden Tag an und hübsche Dosen in Form von Früchten, die sich zum Verschenken eignen.
Vor 5 Jahren stand die Manufaktur vor dem Aus, doch sie wurde gerettet, weil dieses drohende Aus einen enormen Kulturverlust für Portugal bedeutet hätte, nicht zuletzt weil dieser Firma eine Hochschule für Fayencekunst angeschlossen ist, die Studenten aus ganz Europa ausbildet.
Helga König: Sie verkaufen u.a. auch "Musgo Real", ein Agua de Colonia aus Portugal. Was gibt es zu diesem Duft zu berichten?
Sandra Azevedo-Hartmann |
Sandra Azevedo-Hartmann: "Musgo Real" ist eine der ältesten und dabei hochwertigsten Rasierserien Portugals. Es ist ein Duft, der spontan an die Kindheit und hier vielleicht an den Großvater denken lässt. "Musgo Real" ist aber auch eine alte Seifenmanufaktur, deren Gründer ein Deutscher war, der im 19. Jahrhundert nach Portugal kam. Er nannte sich Claus Porto und verstand sehr viel von Kräutern und Naturdüften. So entwickelte er eine nach Moos duftende Rasierserie für das Königshaus und gab ihr den Namen "Musgo Real".
Die Seifen aus der Manufaktur sind schöne Retro-Produkte, obschon mittlerweile auch Flüssigseifen hergestellt werden. Ich allerdings bevorzuge es, meiner Firmenphilosophie gemäß die Traditionsseifen anzubieten.
Helga König |
Helga König: Wodurch zeichnet sich die Tischwäsche aus portugiesischen Manufakturen aus?
Sandra Azevedo-Hartmann: Die Tischwäsche zeichnet sich durch die Farben aus und sind aus Leinen. Das Design ist nicht selten unkonventionell und vor allem mediterran. Preislich liegen die Manufakturwaren aus Portugal deutlich unter jenen aus Italien und Frankreich, wo es allerdings nur noch selten diese Leinenqualität gibt. Hauptabnehmer der portugiesischen Tischwäsche sind Südamerika, speziell Brasilien und teilweise auch England.
In Mitteleuropa sind die Servietten, Hand- und Tischtücher aus Portugal nur wenig bekannt, trotz der hohen Qualität und der vergleichsweise günstigen Preise.
Helga König: Können Sie den Lesern etwas zu Ihrem "Flor de Sal" erzählen?
Sandra Azevedo-Hartmann: Es stammt aus einem Naturschutzgebiet an der Algarve, genannt Castro Marinho. "Flor de Sal" ist die Blume vom Salz, genauer die reinen Kristalle an der Oberfläche der Salzfelder. Der Inhaber der Manufaktur, ein Visionär und Kreativer, heiratete einst die Tochter eines Salzfabrikanten. Von ihm ließ er sich die Kristalle an der Oberfläche der Salzfelder geben, die zuvor achtlos im normalen Haushaltssalz verschwanden. Der findige Unternehmer verkaufte es an gute Gastronomen und entwickelte mit diesen gemeinsam Rezepte. So gewann alsbald sein "Flor de Sal" einen sehr guten Ruf und wird seither in der guten Küche verwendet.
Helga König: Worin unterscheiden sich die Olivenöle, die Sie anbieten, von den Ölen anderer Länder?
Sandra Azevedo-Hartmann: Portugiesische Öle sind weitaus milder, d.h. weniger säurehaltig als beispielsweise italienische oder griechische Olivenöle. Unsere Öle liegen bei oder sogar unter 0,5 % Säuregehalt. Diese fast aromaneutralen Öle kann man sehr gut an viele Gerichte verwenden, weil sie nicht hervorschmecken.
Helga König: Nach welchen Kriterien suchen Sie Ihre Weine aus und besuchen Sie auch die Weingüter, deren Weine Sie anbieten?
Sandra Azevedo-Hartmann: Ja, die Weingüter besuchen wir. Es handelt sich um kleine Weingüter mit langer Tradition, die regional zwar bekannt, aber nicht den Vertriebskanälen der Weingroßhändler angehören.
Die ersten Weine, die ich in meinem Unternehmen anbot, kamen aus dem Weingut einer Freundin, einer studierten Önologin, mit der ich einst zur Schule ging. Seither erkunden wir auf unseren Portugalreisen kleine, feine Weingüter.
Helga König: Sie verkaufen auch Portweine. Worauf achten Sie dabei, wenn sie Portweine einkaufen und was empfehlen Sie Ihren Kunden als Beilage?
Sandra Azevedo-Hartmann: Ähnlich wie bei den Weinen geht es mir darum, Produkte kleiner Traditionsgüter anzubieten. Diese Winzer kennenzulernen und die Portweine Vorort zu verkosten, bereitet viel Freude.
Bei den Portweinen unterscheidet man zwei Varianten im Hinblick auf die Speisen. Die beerig- fruchtige, eher süße Ruby-Linie ist für Schokoladennachtische gedacht, neuerdings aber gilt es als trendig diesen 19%igen Portwein auch zu Wildgerichten zu servieren. Die andere Linie heißt Tawny und ist von goldbrauner Farbe mit leicht holzigen Geschmacksnoten. Dazu reicht man Käse, Oliven oder salzige Mandeln.
Helga König: Wie würden sie das portugiesische Lebensgefühl definieren?
Impression Portugal |
Sandra Azevedo-Hartmann: Portugiesen sind zunächst sehr zurückhaltend und immer ein wenig melancholisch. Sie sind allerdings sehr gastfreundlich und überaus hilfsbereit. Dieses alte Seefahrervolk besteht aus herzlichen Menschen mit einem warmen Lächeln, die gerne teilen, gleichgültig wie viel sie besitzen. Überall wo man hinkommt wird Wein und Brot angeboten, sitzt man gesellig zusammen und lacht. Das portugiesische Lebensgefühl ist demnach ein sehr menschenfreundliches.
Liebe Sandra Azevedo-Hartmann, ich danke Ihnen für das aufschlussreiche Interview
Ihre Helga König
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