Liebe Iris Caren von Württemberg, lieber Frank Oehler, derzeit findet im Kunstflur der "Speisemeisterei" auf Schloß Hohenheim in Stuttgart eine Ausstellung mit Werken der Künstler WOLFRAM und PARIS.X. statt.
Frank Oehler (r), Iris Caren von Württemberg (m) Helga König (l) |
Damit die Leser von "Buch, Kultur und Lifestyle" mehr über die Ausstellungen im Kunstflur der "Speisemeisterei" erfahren, möchte ich einige Fragen an Sie richten.
Helga König: Liebe Iris Caren von Württemberg, Leser auf „Buch, Kultur Lifestyle kennen Sie als Künstlerin und Lyrikerin. Im Kunstflur der Speisemeisterei auf Schloss Hohenheim fungieren Sie seit einiger Zeit aber als Kuratorin. Können Sie uns berichten, wie es dazu kam?
Iris Caren von Württemberg Foto: Helga König |
Iris Caren von Württemberg: Frank Oehler hat mich zunächst im Internet als Künstlerin entdeckt und fragte mich über ein Netzwerk an, ob ich meine Fotokunst im Kunstflur ausstellen möchte. Wir trafen uns zu einem Gespräch vor Ort, zusammen mit seinem Manager Gerd Schmid, und da ich verlauten ließ, dass ich auch Kunsthistorikerin bin, fragten sie mich, ob ich mir vorstellen könnte, den Kunstflur auf längere Sicht hin zu kuratieren. Der Gedanke gefiel mir, zumal ich früher schon Ausstellungen für Kollegen organisierte und mich die Räumlichkeiten dort, zu denen ich auch einen privaten Bezug habe, sehr ansprechen. Wir einigten uns dann auf drei Ausstellungen im Jahr über mehrere Monate hinweg. Der Gedanke über eine Vernissage als Event mit Menü und Weinen kam dann von Frank. Auch dass es mir frei steht, weiterhin eigene Werke zu zeigen, was ich ab und an tun werde.
Helga König: Gibt es im Kunstflur der Speisemeisterei schon länger Ausstellungen in der Art wie sie nun unter der Leitung von Iris Carin von Württemberg stattfinden, lieber Frank Oehler?
Frank Oehler Foto: Helga König |
Frank Oehler: Kunst hat von Anfang an Einzug gehalten in unserem Flur. Die erste Ausstellung 2008 war hochkarätig mit Vincent Ravenne und Professor Meuser, die Messlatte hängt also immer schon hoch.
Helga König: Könnten Sie sich vorstellen, im Kunstflur auch einmal alte Stillleben mit kulinarischen Motiven zu zeigen oder sollen in den Ausstellungen nur Werke noch lebender Künstler präsentiert werden?
Iris Caren von Württemberg, Frank Oehler Foto: Helga König |
Iris Caren von Württemberg: Nein, das wäre ein großer Kontrast und passt nicht in mein, bzw. unser Konzept, zeitgenössische, moderne Kunst von professionell arbeitenden Künstlern zu zeigen. Dabei achte ich darauf, dass es Arbeiten sind, die eine eigene Handschrift erkennen lassen und in den Kunstflur passen. Das heißt, es geht nicht darum Kunst zur Diskussion zu stellen, wie beispielsweise in einem Kunstverein, oder ein strenges thematisches Programm zu fahren wie viele Galerien. Auch wenn meine Vorliebe die Abstraktion ist, so ist das nicht richtungsweisend. Wichtig ist mir und auch Frank Oehler, dass eine Arbeit ausdrucksvoll und ästhetisch ist, oder auch Tiefgang hat, sprich nicht einfach nur plakativ ist.
Frank Oehler (r), Iris Caren von Württemberg (m) Helga König (l) |
Helga König: Ihre Restaurant die "Speisemeisterei" befindet sich auf dem Gelände von Schloss Hohenheim. Können Sie den Lesern kurz etwas zu Geschichte Schlosses Hohenheim, aber auch zur Geschichte der Speisemeisterei berichten?
Frank Oehler: Im Jahr 1769 vereinnahmt Herzog Carl Eugen von Württemberg Hohenheim. Drei Jahre später erhält Franziska von Leutrum, die Favoritin Carl Eugens, Schloss und Gut Hohenheim von ihrem geliebten Herzog als Geschenk. Ab 1776 ist Hohenheim Carl Eugens Sommerresidenz. In dieser Zeit wandelt sich sein Lebens- und Regierungsstil. Oft wird sein neues Leben als zurückgezogener Landedelmann in Hohenheim auf den Einfluss Franziskas von Leutrum zurückgeführt. Der Grund für Carl Eugens neuen Regierungsstil sind aber eher die veränderten politischen Verhältnisse in Württemberg vor der französischen Revolution. Dennoch ist auffällig, dass ihn ab circa 1770 die Landeswohlfahrt – etwa die Hohe Carlsschule, der Straßenbau, die Neckarkanalisierung, die Baumzucht und vieles mehr – immer stärker interessierte. Bei allem Despotismus, den Carl Eugen nie hat abgelegen können, hat er sich in Hohenheim tatsächlich ein wenig vom selbstherrlichen Lebemann zum Landesvater entwickelt.
1774 haben seine Bemühungen, Franziska von Leutrum, "sein Franzele", durch die Erhöhung zur Reichsgräfin am Württembergischen Hof standesgemäß zu machen, Erfolg: Franziska wird Reichsgräfin von Hohenheim.
In Hohenheim bewohnen die beiden das kleine Garbsche Schlösschen. Schon bald bauen sie ein Wohngebäude, das Gebäude der heutigen Speisemeisterei, sowie ein Wirtschaftsgebäude an. Carl Eugen betreibt im Hohenheimer Gebiet, auf dem Karlshof und in Klein-Hohenheim, ein landwirtschaftliches Gut. Dies wird einer der wenigen herzoglichen Betriebe, die rentabel arbeiten.
In dieser Zeit entsteht auch der so genannte Englische Garten in Hohenheim, ein bald in ganz Europa beachtetes Gartenbaukunstwerk. Nach 15 Jahren des Zusammenlebens möchte das Paar seine Beziehung legitimieren. Carl Eugen beabsichtigt, seine Lebensgefährtin vor den zahlreichen Anfeindungen am Hof und aus der herzoglichen Familie zu schützen.
Am 11. Januar 1785 heiraten Carl und Franziska. Noch im selben Jahr beschließen beide, in Hohenheim ein ganz neues, großes Residenzschloss zu bauen. Der Grundstein wird 1785 gelegt. Carl Eugen und Franziska überwachen die Bauarbeiten nahezu täglich. Das alte Garbsche Schlösschen wird abgerissen und darüber das heutige Schloss Hohenheim mit den wuchtigen Eckrisaliten und dem großen Balkon erbaut. Nach dem Vorbild von Versailles soll ein Residenzschloss entstehen, dessen Raumachsen auf das Zentrum, den Sitz des absoluten Herrschers, bezogen sind.
Am Hof des Sonnenkönigs Ludwig XIV. von Frankreich wurde so die dominierende Rolle des Königs versinnbildlicht, der wie eine Sonne ins ganze Land ausstrahlt.
Im Kavaliersbau des Schlosses wurde 1918 eine Mensa mit der Bezeichnung "Speisemeisterei" für die Universität Hohenheim eingerichtet. Diese wurde 1985 in ein Restaurant umgewandelt. Zwischen 1993 und 2007 betrieb Martin Öxle es, dem der Guide Michelin für die Speisemeisterei zeitweise zwei Sterne zuerkannte. Neuer Patron ist seit September 2008 Frank Oehler, dem der Guide Michelin seit der nach der Neueröffnung unmittelbar folgenden Ausgabe für die Speisemeisterei kontinuierlich auch einen Stern verlieh.
Helga König: Gemälde und Skulpturen waren einst in Schlössern nicht hinweg zu denken. Skulpturen von Paris.X. sind sehr modern angelegt. Sind dieses Exponate eher als Glanzpunkte in Chefetagen von Firmen gedacht oder könnte man sie auch in Privatwohnungen mit Stilmöbeln integrieren?
Iris Caren von Württemberg, Frank Oehler Foto: Helga König |
Iris Caren von Württemberg: Moderne Kunst und insbesondere solch abstrahierte Kupferplastiken wie die von Paris .X. können meines Erachtens überall einen Platz finden. In Chefetagen kann ich sie mir besonders gut vorstellen und wäre froh, ich könnte sie dorthin vermitteln. Denn das sehe ich auch als meine Aufgabe als Kuratorin des Kunstflurs, Kunstwerke nicht nur zu zeigen, sondern sie auch zu vermitteln, zu verkaufen, was letztlich im Interesse der Künstler ist.
Frank Oehler (r), Iris Caren von Württemberg (m) Helga König (l) |
Helga König: Versuchen Sie in Ihren kulinarischen Kreationen hin und wieder den Geist der vergangenen Pracht von Schloss Hohenheim einzufangen und falls ja, in welcher Form?
Frank Oehler: Da der Geist des Hauses nicht aus Materie besteht, können wir auch nichts einfangen und festhalten. Wir versuchen allerdings Form und Inhalt in Harmonie zu bringen und halten uns ebenso an die Ästhetik des Westflügels
Helga König: In einem nicht gerade auffallend breit angelegten Raum wie dem Kunstflur ist es gewiss nicht einfach, die passenden Ausstellungsobjekte auf Anhieb zu finden. WOLFRAM und Paris .X. erscheinen mir ideal, weil beide Merkmale erhalten, die den Raum erhellen. Könnten Sie sich vorstellen, auch großflächige Objekte dort zu zeigen und falls ja, wie müssten diese beschaffen sein?
Iris Caren von Württemberg Foto Helga König |
Iris Caren von Württemberg: Große Formate sind kein Problem dort, es gibt dafür drei Wände. Man kann dann nur nicht weiter weg stehen, da es ja ein Flur ist. In der letzten Ausstellung "Schichtweise(n)" gab es zwei Panoramaformate von Josh von Staudach und auch die Fotoarbeiten von Felix Adelmann waren relativ groß. Ich finde, es hat sogar einen Reiz, große Arbeiten zu zeigen und für künftige Ausstellungen bin ich im Gespräch mit einer Malerin und einem Maler, welche starkfarbige Großformate hätten. Man schreitet dann auf dem Weg zum Restaurant sicher ganz anders an jenen vorbei als an kleinen feinen Arbeiten wie jene von WOLFRAM.
Helga König: Was bedeutet Ihnen bei Ihren kulinarischen Kompositionen Farbe und subtile Gestaltung?
Frank Oehler Foto: Helga König |
Frank Oehler: Wir versuchen in erster Linie sehr gutes Handwerk in die Kulinarik einfließen zu lassen und distanzieren uns eher von dem Wort "Kochkunst". Farbe und Architektur spielen sicherlich eine Rolle für uns als Köche und ebenfalls schmeicheln sie dem Gast. Wir vermeiden allerdings eine gewisse Überbewertung und legen die Priorität auf Geschmack und liebevolle Zubereitung.
Helga König Foto: Carus |
Helga König: Wie wichtig ist Ihnen Poesie in der Kunst aber auch in der Gestaltung eines Menüs?
Iris Caren von Württemberg: Poesie ist für mich Lebenselixier. Ich wuchs mit einem Vater auf, der auch Dichter ist, und schreibe selbst seit meiner Kindheit Gedichte. Meine eigene Kunst zeugt sicher davon, in Arbeiten von Kollegen entdecke ich sie oft ganz für mich, was sicher auch Interpretationssache ist. Und wenn Sterneköche am Werk sind ist das für mich, als ob Gerichte zu sichtbaren Gedichten geworden sind, zu kleinen haptisch anmutenden Kunstwerken auf dem Teller für die Sinne. Insofern hat unser Konzept etwas Verbindendes.
Helga König: Welche Facetten sollte ein auf Kunst oder Musik abgestimmtes Menü Ihrer Meinung nach aufweisen?
Frank Oehler: Sensibilität und Aufmerksamkeit und das Ganze gut abgestimmt.
Liebe Iris Caren von Württemberg, lieber Frank Oehler, ich danke Ihnen für das aufschlussreiche Interview.
Ihre Helga König
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen