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Peter J. und Helga König im Gespräch mit Barbara Roth und Thorsten Ochocki, Inhaber des Weinguts Wilhelmshof, Siebeldingen/Pfalz

Liebe Barabra Roth, lieber Thorsten Ochocki, heute haben wir auf "Buch, Kultur und Lifestyle" zwei Ihrer Sekte und einen Ihrer Rotweine vorgestellt und möchten nun einige Fragen an Sie richten. 


Helga König: Zunächst einmal die Einstiegsfrage: Wo ist das Wein- und Sektgut Wilhelmshof zu finden und in welche Landschaft sind Gut und Weinberge eingebettet? 

 Barbara Roth (Betriebsleiterin),
Thorsten Ochocki (Kellermeister)
Barbara Roth: Unser Wein- und Sektgut Wilhelmshof liegt in der Ortsmitte von Siebeldingen idyllisch am Fuße des Haardtrandes, an der Südlichen Weinstraße, nahe der französischen Grenze. Das Universitätsstädtchen Landau/Pfalz ist sechs Kilometer und Karlsruhe 40 km entfernt. Die Weinberge des Wilhelmshofes liegen in den Lagen Siebeldingen "Im Sonnenschein" und Frankweiler "Kalkgrube". 

Peter J. König:  Welche Geschichte ist mit dem Wilhelmshof verbunden und wer verantwortet heutzutage die Wein- und Sektherstellung? 

Barbara Roth:  Dass unsere Familie in Siebeldingen Weinbau treibt, lässt sich bis zum dreißigjährigen Krieg zurückverfolgen. Die weiter zurückliegende Geschichte fiel dann den Kirchenbränden und der damit verbunden Vernichtung aller Aufzeichnungen zum Opfer. Bereits mein Großvater Wilhelm Jung begann zu Ehren des guten Jahrgangs 1949 mit der Flaschenweinabfüllung. Mitte der 1970er Jahre fingen meine Eltern mit der Herstellung von Sekt an, mit dem Ziel jeden Sonntag ein schönes Fläschchen eigenen Sekt zu genießen. Doch da unsere Familie gesellig ist und gerne Feste feiert, blieb es nicht bei 52 Flaschen im Jahr. Inzwischen versekten wir die Hälfte unserer Ernte. Die Nachfrage ist immer noch größer wie unsere Produktionsmenge. - Der Qualität zuliebe wachsen wir langsam. 

Helga König: Welche Rebsorten werden auf wieviel ha Rebfläche kultiviert?

Thorsten Ochocki: Wir bewirtschaften in unserem Familienbetrieb 18 Hektar Weinberge bestockt mit den Rebsorten Riesling (30%), Weißburgunder (30%), Spätburgunder (30%) und Grauburgunder (10%). Die Reduzierung von vormals 15 Rebsorten auf heute vier erfolgte seit Mitte der siebziger Jahre kontinuierlich. Die Entscheidung für die drei Burgundersorten und den Riesling war zum einen dem Terroir geschuldet – zum anderen dem Umstand, dass sich die Burgundersorten sehr gut für die Versektung eignen. 

Peter J. König: Warum liegt das ganz besondere Augenmerk auf der Herstellung von Sekten nach der klassischen Flaschengärung? 

Barbara Roth: Die klassische Flaschengärung faszinierte meine Eltern schon in Studentenzeiten. Sie hatten mit der Sektherstellung in Geisenheim experimentiert und diese in der Champagne kennen gelernt. Aus dieser Faszination und den ersten Flaschen für die Eigenproduktion hat sich alles entwickelt und ist zur Passion geworden. Ich habe den Sektvirus quasi schon mit der Muttermilch bekommen und meinen Mann Thorsten Ochocki angesteckt. Daher folgte seit 2001 der Pinot B brut Sekt. Er ist der einzige Sekt unseres Hauses, der ein Cuvée (Blanc de Noirs und Pinot Blanc) ist, im Barrique reifte und anschließend versektet wurde. 

Helga König: Wie steht es mit der Philosophie des Weinmachens an sich und im Besonderen bei der Weinbergspflege und der Kellerwirtschaft? 

Thorsten Ochocki: Dem Weinberg und dessen Pflege gilt unsere höchste Aufmerksamkeit. Wir haben drei Festangestellte Weinbergsmitarbeiter die unter meiner Leitung mit einem Team von Bachelorstudenten und Saisonkräften die Weinberge pflegen. Ab den Laubarbeiten Ende Mai sind wir mit 10 Mitarbeitern draußen, um eine "luftige" Laubwand herzustellen, die auch phytosanitär wirkt. Bei fast allen Anlagen werden die Trauben geteilt, um die Grundlage für höchste Traubenqualität im Herbst zu legen. Bei der Traubenernte lassen wir keine Maschine ran, sondern ernten alles von Hand, mehrmals sehr selektiv. Jede Weinbergsparzelle wird drei-vier Mal während des Herbstes beerntet, um immer nur die optimalen Trauben für den jeweiligen Wein zu lesen. Das erfordert hohe Konzentration und Wissen bei unserem 25-köpfigen Ernteteam. 

Peter J. König: Können Sie unseren Lesern etwas über Ihre speziellen Lagen berichten?

Thorsten Ochocki:  Unserer Lage "Im Sonnenschein" ist eine sehr heterogene Lage mit Höhenmetern 160 bis 220 ü. NN. In den untersten Gewannen wurde vor Jahrtausenden Kies und Geröll angelandet, in den oberen Gewannen des Richtung Süden ausgerichteten Hanges sind die Böden mit Kalkgehalten von bis zu 25% zu finden. Hier gedeihen die Burgundersorten sehr gut. Unsere Rieslinge haben wir hauptsächlich auf sandig-lehmigen Böden in der deutlich höher liegenden Lage "Kalkgrube" in Süd-west ausgerichteter Exposition gepflanzt. In den obersten beiden Gewannen, bei 300-320 m über dem Meeresspiegel, unterhalb des Naturschutzgebietes Pfälzer Wald am Ringelsberg gelegen, gedeihen Trauben die fruchtige, reife Aromen von gelbem Steinobst und Maracuja hervorbringen und Weine, die ein sehr gutes Lagerpotential besitzen. 

Helga König:  Hat die Klimaveränderung, wenn sie denn stattfindet, Einfluss auf das Wachstum der Trauben, vielleicht sogar auch Einfluss auf die von Ihnen gepflanzten Rebsorten? 

Barbara Roth: Wenn man klimahistorisch die Sache betrachtet, gab es schon immer Klimaschwankungen. Auf Sylt und in Schleswig-Holstein werden seit 15 Jahren wieder Weinberge angelegt. Eigentlich gar nichts Neues. Im mittelalterlichen Wärmehoch um 1300 gab es Weinbau bis an die Nordsee. Die Klimaanomalien, die sich in den letzten 15 Jahren gefühlt häufen, fordern von uns Winzer ein hohes Maß an Fingerspitzengefühl. Es gibt nie ein Patentrezept. Kein Jahrgang ist wie der andere. Wir reagieren zum Beispiel auf Trockenheit oder viel Regen, in dem wir entsprechend die Begrünung umbrechen oder anwalzen. Somit kann Nährstoffkonkurrenz zu den Reben vermieden werden und dennoch der positive Effekt des Beikrautes (Humusbildung, Erosionsschutz der begrünten Gassen) bzw. der Wasser verbrauchende Effekt genutzt werden. So verhält es sich auch mit vielen anderen Arbeitsschritten.

Peter J. König: Kann ein Sekt Ihrer Güteklasse mit einem Champagner qualitätsmäßig durchaus ebenbürtig sein, und warum ist das so? 

Thorsten Ochocki: Internationale Verkostungen zeigen es immer wieder: unser 2007er Pinot B brut beispielsweise wurde beim Mondial des Pinots in Sierre/Schweiz zum „besten Schaumwein“ gekürt. Der Blanc de Noirs brut hat schon den Veuve Cliqout auf den zweiten Platz verwiesen oder lag in einer anderen Verkostung punktgleich mit Krug Grande Cuvée. Unsere Wilhelmshof Sekte werden wie auch Champagner nach der klassischen Flaschengärung hergestellt und lagern mehr als ein Jahr auf der Hefe in der Flasche. Der Unterschied sind letztendlich die Trauben und teilweise die Rebsorten, die eben nicht aus der Champagne, sondern aus der Südpfalz stammen.

Helga König: Wie sieht es mit der Vermarktung Ihrer Weine und Sekte aus, wohin werden sie verkauft und welche Auszeichnungen haben Sie für Ihre Produkte erhalten? 

Barbara Roth: 70 % unserer Weine & Sekte werden in Deutschland direkt an Privatkunden verkauft, 15% gehen an die gehobene Gastronomie, 5% an den Inhaber-geführten Fachhandel. 10% unserer Weine und Sekte gehen in den Export, vor allem nach BeNeLux, aber auch nach USA, Mexiko, Japan oder Korea. Wir stellen uns gerne dem Vergleich und können uns alljährlich über einen Staatsehrenpreis des Landes Rheinland-Pfalz für die hohe Qualität der gesamten Wein- und Sektkollektion freuen. Bei der DLG führen wir seit Jahren die Top Ten der besten deutschen Sekterzeger mit an und erhielten bereits fünf Mal die Auszeichnung "Bester deutscher Sekterzeuger"! Mundus Vini zeichnete im letzten Jahr unsere 2013er Grauer Burgunder Alte Reben als "bester deutscher Grauburgunder" aus. Aber auch das Deutsche Weininstitut zeichnete unsere Weiß- und Spätburgunder in der Vergangenheit schon als "beste deutsche Weißburgunder" und "beste deutsche Spätburgunder" aus. 

Peter J. König: Besonders neugierig sind unsere Leser auf die Veranstaltungen und die Verkostungsmöglichkeiten vom Weingut Wilhelmshof, was gibt es dazu zu sagen? 

Barbara Roth:  Verkosten können Sie herzlich gerne zu unseren Besuchszeiten im Weingut (www.wilhelmshof.de). Seit 1985 Jahren findet in unseren Gutsräumen in der Fronleichnamswoche (30.05.-7.06.2015) eine Ausstellung von Malern, Bildhauern und Goldschmieden statt. Jazz-Konzerte an den beiden Sonntagen, ein klassisches Matinee-Konzert, ein Wein-Käse-Menü aber auch Verkostungen und eine lockere After-Work-Art bieten in dieser Woche einen ganz neuen Einblick in das Weingut. Jährlich finden Sie in der Fronleichnamswoche neue Künstler. Unsere Dauerausstellung „30 Jahre Kulturlese im Wilhelmshof“ kommt in diesem Jahr neu hinzu und kann während der Besuchszeiten das ganze Jahr über besichtigt werden. Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen und den Künstlern finden Sie unter www.kulturlese.de 

Liebe Barbara Roth, lieber Thorsten Ochocki, wir danken Ihnen für das aufschlussreiche Interview. 

Ihre Helga König, Ihr Peter J. König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Weingut Wilhelmshof und können dort Weine und Sekte bestellen. www.wilhelmshof.de



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