Lieber Herr Bründlmayer, heute haben wir fünf Ihrer Weine und einen Sekt auf "Buch, Kultur und Lifestyle" vorgestellt. Deshalb auch möchten wir nun einige Fragen an Sie richten.
Hier der Link zu den Weinbesprechungen:http://helga-koenig-wein.blogspot.de/2015/02/rezension-weingut-brundlmayer-5-weine.html
Hier der Link zu den Weinbesprechungen:http://helga-koenig-wein.blogspot.de/2015/02/rezension-weingut-brundlmayer-5-weine.html
Helga König: Um unsere Leser zunächst einmal grundsätzlich zu informieren: Wo ist das Weingut Bründlmayer, eines der führenden Weingüter Österreichs zu finden, und was gibt es über das dortige Weinbaugebiet Erhellendes zu sagen?
Willi Bründlmayer |
Peter J. König: Wie lange wird in der Familie Bründlmayer, schon Weinbau betrieben und wie hat sich das Gut über die Zeiten entwickelt?
Willi Bründlmayer: Der Grundstein aus dem Weingutsgebäude stammt aus dem Jahr 1580. Die Vorfahren hatten aber neben dem Weinbau auch immer andere Einnahmequellen: Kühe, Schweine, Hühner, Gänse, Obst und Gemüse usw. eine gemischte Landwirtschaft mit der Perle Weinbau in der Mitte.
Helga König: Wieviel ha stehen zum Rebenanbau zur Verfügung, welche Topografie bilden die besonderen Weinbergslagen und welches Terroir ist Voraussetzung für die exzellenten Bründlmayer-Weine?
Diese finessereichen Weine entwickeln sich mit den Jahren prächtig und können ein geradezu biblisches Alter erreichen.
Junge Rebstöcke bester Lagen werden zusammengefasst in den Kamptaler Terrassen.
Loiser Berg und Langenloiser Berg Vogelsang stehen für vollkommen klassische, brillante, mineralische Weine, gewachsen auf kargem Urgestein, dem "Loisberger Zoisit - Amphibolit", ein silikatisches Gestein mit Glimmerschiefer und Halbedelsteinen, den Loisberger Granaten.
Käferberg besteht im Untergrund ebenfalls aus kargem Urgestein, überlagert mit tonigen Meeresablagerungen, die für zusätzliche Kraft und Dichte des Weines sorgen.
Ried Lamm ist der Nachbar des Heiligenstein, der Untergrund ist ebenfalls ein von zahllosen Felsritzen durchzogenes Permgestein, überzogen von einer kalkreichen Lehmschichte (mundartlich: Loam), die dem Wein zusätzlich Wärme, Kraft und Körper verleiht.
Peter J. König: Daran anschließend, welche Rebsorten werden angebaut und wie steht das Mengenverhältnis zueinander?
Willi Bründlmayer: 36% Grüner Veltliner (Lamm, Käferberg, Berg Vogelsang, Loiser Berg)
25% Riesling (Heiligenstein, Steinmassel)
9 % Pinot Noir
9% Zweigelt
5% St. Laurent
5% Chardonnay
5% Pinot Gris (Spiegel)
Der Rest ist auf die Rebsorten Cabernet Franc, Merlot, Muskateller und Weissburgunder
verteilt.
Helga König: Können Sie uns etwas zu der Philosophie des Weingutes Bründlmayer sagen und auch bitte erläutern, was Sie diesbezüglich hinsichtlich der Weingärten, der Traubenlese und der Kellerwirtschaft unternehmen?
Willi Bründlmayer: Gleichzeitig mit dem Einstieg von Willi Bründlmayer ins elterliche Weingut wurde eine Politik des bewusst ökologischen Weinbaus eingeleitet. Die Weingärten werden nachhaltig im Sinne des ÖPUL (österreichisches Programm umweltgerechter Landwirtschaft) bewirtschaftet, die natürlichen Ressourcen, Boden, Sonne, Wasser, Pflanzen werden einfach und möglichst intelligent genutzt. Die "Verwirrmethode" mit sexuellen Lockmitteln funktioniert flächendeckend in den wichtigsten Lagen des Weinguts, so dass kein weiterer Pflanzenschutz gegen die gefürchteten Heu- und Sauerwürmer erforderlich ist.
Erschöpfte Weingärten werden gerodet und für mehrere Jahre zur Erholung des Bodens brachgelegt. Von großer Bedeutung ist die Wahl der Reberziehung. Ein beträchtlicher Teil der Bründlmayer Anlagen steht in der sogenannten "Lyra-Erziehung", bei der die Reben so geteilt werden, dass sie sich wie zwei sonnenanbetende Arme zum Himmel strecken. Dadurch wird die belichtete und belüftete Blattoberfläche quasi verdoppelt und die Qualität der Trauben verbessert.
Außerdem trocknen die gut belüfteten Blätter schnell, so dass die Gefahr des gefürchteten Mehltaus vermindert wird. Nach der Blüte werden Blätter rund um die Trauben entfernt, damit Luft und sanftes Licht besser die Beeren erreichen kann. Doch über den Trauben hält die Lyra-Erziehung ihr Blätterdach, und schützt vor der steil stehenden, aggressiven Sonne.
Zwischen September und Dezember wird Weingarten für Weingarten gelesen, oft in zwei bis drei Durchgängen, um gesunde Beeren von überreifen, bereits schrumpfenden Traubenteilen zu trennen und so möglichst subtile und authentische Weine zu erzielen. Die Trauben werden per Hand gepflückt, in kleine Kistchen gelegt, und auf schnellstem Weg in den Keller gebracht. Dort wird bei Bedarf noch einmal nachselektioniert, bevor das Traubengut in eine der vier pneumatischen Pressen wandert.
Es wird ganz schonend gepresst: mit jeweils nur 1 Bar entspricht die Extraktionskraft einem mittelfesten Händedruck unter Freunden. Die Lesekistchen werden nach jedem Arbeitsgang sofort mit frischem Brunnenwasser gereinigt. Zur Erhaltung des Aromas werden die Moste kühl aber nicht kalt vergoren.
Im Keller herrscht absolute Sauberkeit, das ist entscheidend für die Reintönigkeit der Weine. Nach der Vergärung in Stahl oder Holz erfolgt der Ausbau in einem ideal klimatisierten Erdkeller mit hoher Luftfeuchtigkeit. Die Weine bleiben je nach Sorte 3 bis 18 Monate im Fass.
Der Bründlmayer Keller ist nach dem Prinzip der Vertikalität angelegt: Ganz oben erzeugen photovoltaische Elemente den benötigten Strom. Darunter befindet sich die Traubenannahme mit den Pressen, eine Etage tiefer der Gärkeller und nochmals
viele Meter unter der Erde der Reifekeller. Der Höhenunterschied hilft, das für feinste Weine traumatisierende Pumpen zu vermeiden. Die Gravitation bringt Trauben, Saft und Wein von oben nach unten, erst in den Gär- und dann in den Reifekeller.
Noch tiefer, unter den Grundfesten liegen die Leitungen zur Nutzung der Erdwärme. Eine Wärmepumpenheizung, direkte Kühlung mit Brunnenwasser, die Sonnenenergie und eine ausgetüftelte Klimatechnik sorgen für eine besonders umweltfreundliche Energiebilanz.
Peter J. König: Wie muss man sich die zukünftige Strategie des Hauses Bründlmayer vorstellen, mehr in Richtung "Global Player" mit Weingütern verteilt über die Welt, oder eher als traditionsbewusstes, österreichisches Familiengut mit heimischen und internationalen Kunden?
Willi Bründlmayer: Bründlmayer beschränkt sich bewusst auf das, was es am besten kann: Die Pflege der Weingärten rings um Langenlois, klassische Grüne Veltliner und Rieslinge und alles was dazugehört und Spaß macht, sei es der Bründlmayer Brut, Brut Rosé oder auch die Rotweinspezialitäten. "Versuchungen" international zu expandieren wurde immer widerstanden, nicht zuletzt deshalb, weil wir uns in Österreich sehr wohl fühlen.
Helga König: In welchen Ländern kann man Weine von Bründlmayer verkosten, sowohl in der Gastronomie, als auch als Privatkunde?
Peter J. König: Ihre Weine werden zu Recht weltweit hoch gelobt, was gibt es dazu zu sagen?
Willi Bründlmayer: Jeder Jahrgang ist eine neue Herausforderung, wir wollen immer nur das Beste aus unseren Weingärten sorgfältig und liebevoll in die Fässer und Flaschen bringen. Wenn dann Anerkennung kommt ist das eine riesige Freude und Motivation, in Richtung Qualität weiterzuarbeiten.
Helga König: Können Sie etwas über die Veränderung der klimatischen Bedingungen in Ihrer Region berichten, und wenn ja, hat dieses Einfluss auf die Wahl anderer Rebsorten, vielleicht mehr aus dem mediterranen Bereich?
Willi Bründlmayer: Seit den 60er Jahren hat sich das Klima in Langenlois um durchschnittlich 1 ° C erwärmt, das bedeutet eine um 2 Wochen früheren Vegetationsverlauf. Unser Klima wurde dadurch von extrem kühl zu moderat kühl. Sehr früh reifende Sorten wie Müller Thurgau und Frühroter Veltliner wurden bereits gerodet. Die wärmeliebenden Rotweinsorten wie Zweigelt, Pinot Noir, Cabernet Franc und Merlot werden immer interessanter.
Peter J. König: Zurück zum Weingut Bründlmayer, welche Verkostungsmöglichkeiten gibt es, sowohl im Gut selbst, als auch durch Zusendung der Weine nach Hause und werden Weinfeste bei Bründlmayer organisiert und wenn ja, wann finden diese statt und abschließend auf welchen wichtigen Weinmessen sind Sie vertreten?
Willi Bründlmayer: Unsere Weine können im Heurigenhof Bründlmayer glasweise getrunken und zu Ab-Hof Preisen mitgenommen werden. Wer am Nachmittag auf ein Glas Wein und eine Jause vorbeischaut, ist willkommen. Vor allem am Abend und an den Wochenenden auch mittags, wird der wunderbar erhaltene Renaissancebau aus dem 16. Jahrhundert immer mehr ein Treffpunkt der Feinschmecker und Weinfreunde. Im Sommer bezaubert der lauschige Innenhof und im Winter lässt es sich am offenen Kamin wunderbar wohl sein.
Im Sommer hat auch BRÜNDLMAYER IM WEINGARTEN geöffnet. Nehmen Sie Platz an einfach gedeckten Tischen zwischen den am Hof angrenzenden Weingartenzeilen.
Es erwarten Sie kleine hausgemachte Gaumenfreuden, frisch gebackenes Brot und eine große Auswahl an Bründlmayer Weinen.
Prowein 2015, Düsseldorf
Tour de Vin 2015, Langenlois, Gobelsburg
Vinexpo 2015, Bordeaux
Mondo Vino 2015, Wien
Lieber Herr Bründlmayer, wir danken Ihnen für das aufschlussreiche Interview.
Ihre Helga König, Ihr Peter König
Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Weingut Bründlmayer und können dort Weine bestellen.
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