Liebe Frau Oswald vor geraumer Zeit habe ich Ihr sehr schönes Buch "Ein Garten für die Seele" rezensiert. Dazu möchte ich Ihnen heute einige Fragen stellen.
Hier der Link zur Rezension: http://helga-koenig-gartentraeume.blogspot.de/2014/10/rezension-ein-garten-fur-die-seele-die.html
Helga König: Sie leben am Fuße des Schwarzwaldes, arbeiten dort nicht nur als Autorin, sondern auch als Heilpraktikerin und lieben die Natur sowie deren Heilkräfte. Insofern verwundert es nicht, dass Sie im Untertitel Ihres traumhaften Gartenbuches "Ein Garten für die Seele" bereits darauf hinweisen, dass Ihre Gartenideen für Körper & Geist gedacht sind. Was möchten Sie in diesem Zusammenhang mit dem Satz "Ein Garten ist mehr als die Summe seiner Pflanzen" sagen?
Susanne Oswald |
Susanne Oswald: Jede einzelne Pflanze hat eine besondere Kraft. Sie kann die Augen erfreuen, die Nase umschmeicheln, Heilwirkung bereit halten, eine besondere Symbolkraft in sich tragen oder wohlschmeckend sein – im besten Falle schafft sie mehrere dieser Faktoren gleichzeitig. Wenn nun in einem Garten die Kräfte vieler Pflanzen gebündelt werden, entsteht unabhängig von der Besonderheit jeder einzelnen Pflanze, noch eine weitere sehr kraftvolle Ebene.
Der Garten bekommt eine individuelle Energie, die sich aus dem Zusammenspiel der einzelnen Pflanzen ergibt. So kann ein Garten wahre Zauberkräfte entwickeln, er kann die Seele berühren, Zufluchtsort werden und den Besucher mit seiner Energie schützend in die Arme nehmen. Je nach Wirken des Gärtners und Pflanzenauswahl finden wir in einem Garten Ruhe, Kraft, Geborgenheit, Aktivierung der Lebensfreude, Gaumenspaß oder Klärung des Geistes – oder auch noch einiges mehr. Die Wirkung von Gärten oder Gartenbereichen ist so vielfältig wie die Gärtner, die den Garten hegen.
Auch den Mikrokosmos entwickelt der Garten erst durch Vielfalt, durch das Zusammenkommen einzelner Pflanzen, seine ganze Kraft. Schmetterlinge, Bienen, Igel, Vögel – sie alle haben Bedürfnisse. Nicht eine einzelne Pflanze – möge sie auch noch so kraftvoll und besonders sein – schafft das Paradies, sondern der bunte Reigen der unterschiedlichsten Blumen, Kräuter und sonstigen Gewächse. Und dann besteht ein Garten ja nicht nur aus Pflanzen, sondern auf Wegen, Beeten, unterschiedlichen Materialien und Gestaltungselementen. Das kommt alles zu der Summe der Pflanzen dazu und prägt den Garten sehr individuell.
Helga König: Sie beginnen den Reigen der Gartenpräsentationen mit einem "Kräutergarten" und fügen diesem Rezepte bei, die vermutlich Ihren Heilpraktikerinnen-Kenntnissen geschuldet sind. Was hat Sie dazu veranlasst, drei ganz bestimmte Kräuter in den Fokus zu bringen?
Susanne Oswald: Das war unglaublich schwierig, weil es so viele wunderbare Pflanzen gibt und ich gerne noch viel mehr vorgestellt hätte. Aber ich musste mich entscheiden und habe das – wie immer, wenn Entscheidungen anstehen – mit einer Mischung aus Herz und Verstand gemacht. Ich habe meist eine sehr gute Intuition, und habe versucht, den Zeitgeist zu erfassen. So kam es zu der Entscheidung für den Basilikum, der ja wortwörtlich in den letzten Jahren in aller Munde ist – und das aus gutem Grund. Mit der Kamille habe ich mich für eine Pflanze entschieden, die wir alle von Kindheit an kennen. Damit verneige ich mich vor dem Kräuterwissen unserer Ahnen, denn schon unsere Großmütter und sicherlich auch deren Mütter wussten um die Kraft der Kamille. Doch auch heute noch hat die Pflanze nichts von ihrer Wichtigkeit verloren. So war das, glaube ich, eine sehr gute Wahl. Mit dem Lavendel konnte ich das unterstützen, woran ich als Heilpraktikerin und als Mensch seit Jahren arbeite: Ruhe und Gelassenheit stärken. Unsere Welt wird immer hektischer, die Ansprüche an uns immer höher. Da braucht es ein Seelenkraut, das Entspannung schenkt und den seelischen Ausgleich unterstützt.
Helga König: Was macht einen Wildkräuterkarten für Sie besonders attraktiv und weshalb haben Sie gerade in der Betrachtung eines solchen Gartens die Sentenz "Die Natur hat tausend Freuden für den, der sie sucht und mit warmem Herzen in ihren Tempel eintritt" von der Berliner Salondame Rahel Varnhagen von Ense eingebunden?
Susanne Oswald: Wildkräuter haben eine besondere Kraft, sie sind nicht durch Menschenhand in eine Richtung getrieben, sondern präsentieren sich so, wie die Natur und die natürliche Entwicklung es vorgesehen haben. Das ist für mich ein besonderer Reiz, weil es ein Stück Unberührtheit ist, das wir uns bewahren sollten. Wenn wir uns Wildkräuter in den eigenen Garten holen, dürfen wir nicht versuchen, sie zu sehr zu zähmen. Wenn wir sie nach unseren Vorgaben ziehen wollen, verlieren sie einen Teil ihrer Kraft. Das ist der besondere Reiz für mich und der Grund für das Zitat. Es ist nicht das Aneignen einer Pflanze, das Ziehen und in eine Struktur zwingen, sondern das liebevolle Annehmen. Wir sind der Gast, wir sollten das annehmen, was die Natur uns mit den Wildkräutern schenkt und nicht unsere Vorstellungen von einem gepflegten Garten drüber stülpen. Jeder der sich einem Teil dieser Wildheit öffnet, wird das, was die Natur ihm zurückgibt, als Geschenk erleben.
Helga König: Sie haben für die Leser aus dem "Wildgarten", den Sie vorstellen, einen Löwenzahnhonig kreiert. Worin besteht der gesundheitliche Nutzen dieser Kreation?
Susanne Oswald |
Susanne Oswald: Löwenzahn wirkt stoffwechselanregend, Leber und Galle stärkend. Natürlich kann man – besonders im Frühjahr – eine Löwenzahnkur (evtl. in Kombination mit Brennnesseln) machen. Das tut dem Körper sicher gut, aber eben nur für den Zeitraum der Kur.
Mit Produkten wie dem Löwenzahnhonig haben wir die Möglichkeit, den Löwenzahn in den täglichen Speiseplan zu integrieren. Damit schenken wir unserem Körper über das ganze Jahr verteilt den positiven Impuls, den die Pflanze für den Stoffwechsel bringt.
Helga König: Sie erwähnen in Ihrem "Gemüsegarten" gute und weniger gute Beet-Partnerschaften. Nicht in allen Gartenbüchern nimmt man darauf Bezug. Haben Sie diesbezüglich in Ihrem eignen Garten Erfahrungen sammeln können, die allgemeines Wissen ergänzen?
Susanne Oswald: Zur Zeit bin ich umzugsbedingt leider ohne Garten, aber schon wieder auf der Suche. Vorher hatte ich viele Jahre einen Garten und habe dort sehr viel ausprobiert. Vor allem aber bin ich immer im Gespräch mit Gärtnern und tausche Erfahrungen aus.
Für mich war das Thema Beetpartner von Anfang an wichtig, weil ich durch die bewusste Nachbarschaftswahl Krankheiten vorbeugen und Wachstum fördern konnte. Ich wollte nie zu Gift greifen müssen und konnte die Wirkung natürlicher Spritzmittel durch die richtige Platzwahl unterstützen. Besonders in Büchern zu biologischem Anbau findet man Listen und Tabellen zu Partnerpflanzen, von daher möchte ich mir nicht anmaßen, zu sagen, dass ich das breite Wissen ergänzen kann. Aber ich kann es auf jeden Fall bestätigen.
Hervorheben möchte ich die Kombination von Möhren und Zwiebeln, die sich über Jahre hinweg immer wieder bewährt hat.
Helga König: Die Auswahl der drei Gemüse hat mir sehr gut gefallen, speziell, dass sie Chili hervorheben. Weshalb war Ihnen das besonders wichtig?
Susanne Oswald: Ich selbst liebe Chili und ich fand es wichtig, zu zeigen, wie wertvoll diese Pflanze ist. Ich sehe mit Bedauern, wie durch sinnfreie Aktionen wie Schärfewettessen diese kostbare Pflanze zu einem Klamaukgewürz verkommt. Das ist für mich respektlos und unwürdig. Mit meiner Wahl wollte ich der Chili helfen, wieder als Gesundheitsschatz in das Bewusstsein der Menschen zu kommen.
Helga König: Welche Bedeutung hat für Sie ein "Rosengarten" im Hinblick auf die Seele?
Susanne Oswald: Die Rose hat eine starke Symbolkraft – wer kennt nicht die Rose als Zeichen der Liebe. Und Liebe greift viel weiter, es ist nicht nur die Liebe zwischen zwei Partnern. Liebe – und damit die Rose als ihr Botschafter - ist die Nahrung für unsere Seele, sie ist unser täglicher Antrieb. Wer glücklich ist, den trägt die Liebe – zum Beruf, zur Natur, zu den Menschen ... zum Leben. Da wo Liebe fehlt, fehlt auch das Glück, die Zufriedenheit und der Seelenfrieden. In einem Rosengarten können wir auftanken, der Seele neue Nahrung geben und sie liebkosen lassen vom Anblick und Duft der Gartenkönigin. Rosen können Seelen heilen.
Helga König: Sie beschreiben u.a. auch einen "Garten der essbaren Blüten". Kostet es Überwindung, eine Blütenbutter herzustellen, wenn man den Pflanzen Seele zuspricht?
Susanne Oswald |
Susanne Oswald: Für mich ist Dankbarkeit und Respekt ein wichtiges Thema. Ich nehme Nahrung nicht als Selbstverständlichkeit, es ist immer ein Geschenk, wenn die Natur mir ermöglicht, ein Essen zuzubereiten und zu genießen. Und dann ist es egal, ob das eine Kartoffel ist oder ein Gänseblümchen. Die Seele der Nahrung ist wichtig und wertvoll. Nicht umsonst heißt es: Du bist, was du isst.
Helga König: Mir hat gefallen, was Sie als Eingangsworte zu Ihrem präsentierten "Schmetterlingsgarten" zu Papier gebracht haben. "Auf sanften Schwingen tanzen sie von Blüte zu Blüte und lehren uns Leichtigkeit". Ist der Schmetterlingsgarten für den Menschen ein Ort der Erkenntnis und wodurch könnte diese sich offenbaren?
Susanne Oswald: Der Schmetterling als Symbol steht für Wandel, Entwicklung und Lebensfreude. Um einen Wandel, eine Entwicklung, vollziehen zu können, müssen wir reflektieren, uns der Dinge bewusst werden und dadurch die Bereitschaft entwickeln, den nächsten Schritt zu tun. Das ist nicht immer einfach, aber aus meiner Sicht unglaublich wichtig, denn Entwicklung ist gesund und gehört zum Leben. In einem Schmetterlingsgarten sind die Energien auf Wandel in Kombination mit Leichtigkeit ausgerichtet. Wenn wir diese Energie aufnehmen, uns in einem Schmetterlingsgarten aufhalten und den Tieren bei ihrem Spiel zusehen, dann öffnet sich die Seele und wir können – mit Geduld und Liebe – neue Einsichten gewinnen und vielleicht erkennen, wohin unser Weg uns führen soll. Es sind meist nicht die großen Hammerschläge, sondern kleine Effekte, Ahnungen, die sich im Laufe der Zeit verifizieren. Der Schmetterlingsgarten gibt uns Kraft und Rückhalt und stärkt das Vertrauen in den eigenen Lebensweg.
Helga König: Worin besteht für Sie der besondere Reiz für einen ZEN-Garten?
Susanne Oswald: Im Zengarten steht die Konzentration auf sich selbst im Mittelpunkt. Er ist ein Ort der Ruhe und der Besinnung. Es gibt kaum Ablenkung. Das ist gerade dann wichtig, wenn das Leben turbulent ist. Für Menschen, die diese innere Einkehr nicht gewohnt sind, ist gerade diese innere und äußere Stille gar nicht so einfach zu ertragen. Oft beginnt der Weg zur Ruhe mit einer wachsenden Unruhe. Das ist völlig in Ordnung, man sollte mit Liebe und Geduld mit sich selbst umgehen und sich von der Unruhe nicht beirren lassen. Ich finde gerade diese Einfachheit der Übung, die sich dann oft unerwartet so schwierig zeigt, reizvoll.
Ein zweiter Aspekt ist unsere geistige und seelische Überfüllung. In einem Zengarten können wir Ballast loswerden, unseren Geist und die Seele erleichtern und sind damit nach einer Zeit im Garten wieder bereit, uns dem Leben mit allen Ansprüchen zu stellen, neue Dinge aufzunehmen.
Helga König: Wann ist ein Garten in Ihren Augen ein Paradies?
Susanne Oswald: Für mich besteht die Vollkommenheit besonders in der Unvollkommenheit. Ein Garten sollte nicht überpflegt sein, die Pflanzen brauchen Raum und Gelegenheit sich zu entwickeln, sich in ihrer Pracht zu präsentieren. Ich bin ein Genussmensch und so sollte ein Garten meine Sinne befriedigen, ich möchte den Duft von Rosen atmen, Kräuter und Gemüse ernten und Blüten naschen. Für mich besteht das Gartenparadies aus allen von mir vorgestellten Themengärten und einem Hauch Wildheit. In meinem Gartenparadies leben Geschichten, wenn ich umgeben vom Rausch der Natur, in meinem persönlichen Garten sitze, dann kribbelt die Energie, meine Fantasie schlägt Purzelbäume und die Geschichten kokettieren vor mir, jede will die nächste sein, die ich wahrnehme und aufschreibe. In meinem Garten (den ich sicher bald wieder haben werde!) bin ich ich. Hier fühle ich mich in meiner Unvollkommenheit vollkommen und in Liebe angenommen.
Liebe Susanne Oswald, ich danke Ihnen herzlich für das aufschlussreiche Interview.
Ihre Helga König
Foto: Susanne Oswald:
© ZERR FOTOGRAFIE || CONTRAPRODUCTIONS.DE
Foto: Susanne Oswald:
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Anbei der Link zur Website von Susanne Oswald http://www.susanneoswald.de/
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