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Helga König im Gespräch mit Pater Dr. Anselm Grün über seine neuen Publikationen im Herbst 2014 im Vier-Türme-Verlag Münsterschwarzach

Lieber Pater Anselm, in den letzten Wochen habe ich vier neue Bücher von Ihnen auf "Buch, Kultur und Lifestyle", die im Vier-Türme-Verlag erschienen sind, rezensiert. Dazu möchte ich Ihnen einige Fragen stellen.

 Hier die Links zu den Rezensionen: 

Helga König: Mit großer Freude nehme ich täglich Ihr Buch "Ein Jahr voller Glück" in die Hand. Was hat Sie bewogen, diesen Titel und dazu ein Foto von der Provence für den Hintergrund zu wählen? 

P. Dr. Anselm Grün
Foto: Vier-Türme-Verlag
P. Dr. Anselm Grün: Glück ist eine Ursehnsucht des Menschen. Aber Glück kann man sich nicht kaufen. Aber wenn wir uns von guten Worten leiten lassen und uns durch die Worte mit unserer eigenen Seele in Berührung bringen lassen, dann dürfen wir immer wieder Glück erleben. Und das ist mein Wunsch, dass die Menschen mit ihrer Seele in Berührung kommen und in sich inneren Frieden, Einklang und so letztlich Glück erfahren. 

Das Foto von der Provence zeigt, was Glück für mich bedeutet: im Einklang zu sein mit mir, aber auch mit der Natur. Wenn ich die Schönheit der Natur meditiere, dann entdecke ich auch die eigene Schönheit und kann dafür dankbar sein. 

Helga König:  Für den heutigen 15. September lese ich nachstehende Sentenzen:

Das Gute wecken 

Die Liebe hat in sich die Tendenz, sich dem anderen zuzuwenden. Sie zeigt sich nach außen zu dem Menschen als gut und gütig. Und daher erweckt sie im anderen das Gute. Sie behandelt ihn gut, sie berührt ihn mit liebevollen Händen.“ 

Liebe gibt nicht auf 

Diese Liebe ist daher immer auch optimistisch. Die Liebe gibt keinen Menschen auf. Sie glaubt, dass selbst in dem, der andere verletzt, der voller Bosheit und Härte ist, die Sehnsucht nach Liebe ist, die Sehnsucht nach Gutsein. Und indem die Liebe an diesen Glauben und an dieser Hoffnung festhält, vermag sie im anderen das Gute hervorzulocken.“

An welche Leser denken Sie besonders, wenn Sie solche Sätze formulieren?

P. Dr. Anselm Grün:  Ich denke vor allem an Menschen, die sich überfordern mit der Liebe. Sie meinen, sie müssten immer lieben und alle anderen Gefühle aus dem eigenen Inneren verbannen. Mit dem hl. Paulus möchte ich diesen Menschen sagen: bei all deinen erfüllenden und enttäuschenden Erfahrungen mit der Liebe ist in Dir eine Quelle der Liebe, die nie versiegt. Sie befähigt Dich, zu lieben. Trau dieser Liebe, die in Dir ist, und höre auf, Dich mit Deinen Ansprüchen zu überfordern.

Helga König:  Wann schreiben Sie Sentenzen und wodurch werden Sie zum Schreiben von Sentenzen inspiriert? 

P. Dr. Anselm Grün: Ich werde von Themen berührt und versuche, das, was in meinem Herzen ist, einfach zum Ausdruck zu bringen. Manchmal ist das dann in Form von Sentenzen. 

Helga König: Eine der Kapitelüberschriften in Ihrem Buch"Ich wünsch dir einen Freund" heißt "Freund werden heißt: Mensch werden." Können Sie unseren Lesern dazu Näheres mitteilen? 

P. Dr. Anselm Grün: Die griechische Philosophie hat erkannt, dass nur der Gute wirklich Freund sein kann. Daher ist es zuerst einmal wichtig, das Gute in mir zu entfalten und das heißt ja letztlich: ein guter Mensch werden, ein wirklicher Mensch werden.

Unreife Menschen werden auch keine guten Freunde. Sie verwechseln Freundschaft mit Abhängigkeit. Sie kleben aneinander, aber es ist keine wirkliche Freundschaft. 

Helga König:  Weshalb ist es gerade im Hier und Jetzt so wichtig, Freundschaften zu pflegen und wie pflegt man Freundschaften überhaupt sinnvoll? 

P. Dr. Anselm Grün: Freundschaft gibt in unserer anonymisierten Welt Halt und Geborgenheit und Heimat. Freunde sind eine Quelle auch von Energie, die wir für unsere Arbeit brauchen. Für Freundschaft braucht man Zeit. Sie darf nicht verzweckt werden. Wir sollen die Freundschaft auch genießen, die Zeit miteinander genießen und dann den Raum öffnen für gute Gespräche, die unser Herz berühren. 

Helga König:  Kann es zwischen Männern und Frauen tiefe Freundschaften geben und falls ja, was ist die Vorraussetzung? 

P. Dr. Anselm Grün: Es gibt zwischen Männern und Frauen die Ehe. Aber es gibt auch tiefe Freundschaften zwischen Männern und Frauen, die nicht in die Partnerschaft führen. Wichtig ist, dass man die Beziehung wirklich als Freundschaft versteht, dass man seine Grenzen klar sieht. Dann kann man sich an der Freundschaft freuen, die uns gegenseitig befruchtet. Viele große Werke – von Künstlern oder Wissenschaftlern – sind aus einer tiefen Freundschaft zwischen Männern und Frauen erwachsen. 

Helga König:  Haben die Menschen verlernt, einander wertzuschätzen, weil die Haltungen, die zur Wertschätzung führen, in Zeiten der Internettrolle und des Mobbings in Familien sowie in Betrieben, nicht mehr selbstverständlich sind? 

P. Dr. Anselm Grün: Die Gefahr ist, dass die Menschen heute nur noch als Produktionsfaktor gesehen werden. Oder man sucht ihre Kontakte, um sich nicht allein zu fühlen. Aber Wertschätzung braucht immer auch eine innere Haltung der Kontemplation. Ich sehe den Wert eines anderen Menschen,wenn ich ihn ohne Vorurteil betrachte, wenn ich mich in ihn hinein denke. Dann spüre ich, dass jeder Mensch einmalig ist. Und Wertschätzung hat damit zu tun, dass ich den einmaligen Wert jedes einzelnen wahrnehme und schätze. 

Helga König: Wen oder was verändert das Verhaltensmuster der Wertschätzung und weshalb ist Wertschätzung sinnstiftend? 

P. Dr. Anselm Grün: Die Wertschätzung macht den Menschen wertvoll. Und wertvolle Menschen bringen auch Wertvolles zustande. Wertschätzung schützt die Würde des Menschen. Und nur dort, wo ich mit meiner Würde in Berührung bin, ist mein Leben voller Sinn. Wo alles wertlos ist, wird es auch sinnlos.

Helga König: Wann versäumt ein Mensch sein Leben, dann wenn er nicht seinem Gaben gemäß lebt oder aber wenn er die Liebe versäumt? 

P. Dr. Anselm Grün:  Es gibt viele Weisen, das Leben zu versäumen. Das Entscheidende ist natürlich, dass er die Liebe versäumt. Dann lebt der Mensch an sich vorbei. Aber das Versäumen drückt sich heute oft so aus, dass Menschen Angst haben, sich hinzugeben. Sie achten nur auf ihre Grenzen, damit ja nichts zuviel wird. Aber vor lauter Beachtung der Grenzen kommen sie nicht ins Leben. Das Leben muss fließen. Wer es festhält, der versäumt es, bei dem kommt es nicht zum Fließen. 

Helga König:  Wofür möchten Sie in Ihren Büchern generell ein Bewusstsein schaffen? I

P. Dr. Anselm Grün: Ich möchte meinen Lesern und Leserinnen vermitteln, dass jeder Mensch einmalig ist und dass es unsere Aufgabe ist, unsere ganz persönliche Lebensspur in diese Welt einzugraben. Und ich möchte den Lesern und Leserinnen Vertrauen schenken, dass sie mit ihrer Lebensspur diese Welt ein wenig heller und wärmer machen können. Dabei ist mir wichtig, dass die Menschen sich verabschieden von Illusionen, die sie über sich haben, und den Mut finden, sich in ihrer eigenen Begrenztheit anzunehmen. 

Statt ständig neuen Methoden der Veränderung nachzulaufen, sollten sie vertrauen, dass Gott sie immer mehr in den hinein verwandelt, der sie eigentlich sind. Verwandlung ist sanfter als Veränderung. Alles darf sein. Aber alles halte ich in die Beziehung zu Gott, damit durch alles, was ich bin und habe, immer mehr das einmalige Bild durchstrahlt, das ich von Gott her bin. 

Lieber Pater Anselm, ich danke Ihnen herzlich für das erhellende Interview:

Ihre Helga König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Viertürme-Verlag und können die Bücher bestellen: http://www.vier-tuerme-verlag.de/ Sie können aber auch bei Ihrem Buchhändler um die Ecke die Bücher ordern.


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