Lieber Veit Lindau, dieser Tage nun habe ich Ihr neues Buch "HEIRATE DICH SELBST" mit großer Begeisterung gelesen und möchte Ihnen dazu einige Fragen stellen.
Helga König: Worin unterscheidet sich radikale Selbstliebe von Selbstverliebtheit?
Veit Lindau: Selbstverliebtheit plätschert an der Oberfläche, tätschelt die Fassade. Sie bedient Rollenspiele, aber sie erfüllt nicht. Radikale Selbstliebe folgt der Frage "Wer bin ich wirklich?" bis in die Tiefe und hier, im Herzen unseres Wesens finden wir – paradoxerweise – alle anderen Menschen wieder. Wer sich hier erkennt, erkennt auch das DU. Deshalb kann ein Mensch, der sich wirklich selbst liebt, die anderen nicht mehr draußen halten.
Helga König: Weshalb sollte man sich bewusst werden, an wen wir Macht über uns abgeben?
Veit Lindau: Weil es die vielleicht destruktivste geistige Angewohnheit des Menschen ist, aus der Perspektive eines Opfers heraus zu erfahren („Die Anderen haben mir die Macht genommen. Die anderen hindern mich... Die Anderen haben mich verletzt...). Es ist unser eigener Geist, der den Anderen die Macht über unsere Gefühle und Entscheidungen verleiht. In dem wir dies bewusst anerkennen, drehen wir den Prozess um. Wir holen die Macht über unser Erleben zu uns zurück.
Helga König: Worin sehen Sie die wichtigsten Punkte in Ihrem schriftlich fixierten Ehegelübde, das wir uns als Versprechen zur radikalen Selbstliebe geben sollen?
Veit Lindau: Es gibt zwei Wahlen, die alles verändern.
Erstens: Die Bereitschaft, uns genau so zu lieben, wie wir sind. Dies nimmt den manchmal ja schon wahnsinnigen Leistungsdruck von uns. Vielleicht zum ersten Mal erkennen wir unsere einzigartige Schönheit in unserer einzigartigen Unvollkommenheit.
Zweitens: Unsere Bereitschaft, dieser Wahl bis zum Ende unseres Lebens, unter allen Umständen treu zu sein. Denn wenn wir unsere Treue zu uns immer wieder in Frage stellen, wenn es mal nicht gut läuft, entziehen wir uns selbst Kraft und Vertrauen. Selbstverrat schmerzt tiefer als jeder Verrat durch einen anderen Menschen.
Helga König: Wieso ist es so wichtig, seinem Kampf gegen sich selbst ein Ende zu machen?
Veit Lindau: Weil es absurd ist, gegen das zu kämpfen, was ist. Weil so nie Erlösung stattfinden kann. Weil wir jeden Glücks- und Erfolgsmoment wieder vergiften werden, weil wir uns in der Tiefe ablehnen. Weil ein Mensch, der gegen sich selbst kämpft, diesen Kampf in jede Beziehung trägt und so seine Umgebung belastet. Weil unser Kampf gegen uns verhindert, unser wahres Mysterium, unsere natürliche Schönheit zu entdecken. Weil es krank macht – geistig, seelisch, körperlich und sozial. Weil Menschen, die gegen sich selbst kämpfen, strafende Götter erschaffen und Krieg in die Welt bringen. Weil jeder von uns absolut liebenswert ist.
Helga König: Weshalb ist es entspannend, wenn man sich unliebsame Gefühle bewusst macht, mit ihnen sogar Frieden schließt und was muss man tun, um es zu bewerkstelligen, tatsächlichen Frieden solchen Gefühlen gegenüber auf den Weg zu bringen?
Veit Lindau: Gefühle sind (eigentlich) flüchtig. Sie wollen kommen, uns auf etwas hinweisen und wieder gehen. Wenn wir uns weigern, sie zu fühlen, bleiben sie und blockieren das System. Trauer, die nicht vollständig gefühlt wird, wird zu Depression... Was man tun muss, um Frieden damit zu finden? Ein guter Anfang ist es, das Buch zu kaufen und anzuwenden.
Helga König: Sie schreiben, dass jeder Mensch einen emotionalen Grundduft hat, der von anderen Menschen wahrgenommen wird und Beziehungen stark beeinflusst. Wird durch Selbstliebe dieser Duft u.U. verändert und falls ja in welcher Weise?
Veit Lindau: In meiner Erfahrung entspannt er sich. Er wird angenehmer, lieblicher, einladender.
Helga König: Wodurch zeichnet sich ein weiches, gütiges Herz aus?
Veit Lindau: Durch die Bereitschaft, den Schmerz dieser Welt persönlich zu nehmen und dabei nüchtern zu bleiben. Milde und Tiefe. Berührbarkeit und Stille. Zartheit und Unerschütterlichkeit. Ein weiches, gütiges Herz liebt. Es ist ein Paradox. Denn es ist wehrlos und gerade dadurch unangreifbar.
Helga König: Weshalb sollten wir uns davor hüten, etwas festzuhalten?
Veit Lindau: „Sollten“ mag ich nicht. Manchmal müssen wir festhalten, selbst wenn es extrem weh tut. Wer weiß schon, was wir dabei lernen werden. Im Endeffekt macht Festhalten keinen Sinn, denn es erzeugt Leid. Alles kommt und alles geht. Wenn wir festhalten, stellen wir uns dem Leben in den Weg. Wir stehen im Fluss und versuchen, ihn anzuhalten. Anstatt mit zu schwimmen und so das Meer kennenzulernen.
Helga König: Sie nennen und erläutern in Ihrem Buch sechs Tugenden. In welcher Weise stehen diese Tugenden miteinander in Verbindung?
Veit Lindau: Es gibt ein 30min Interview, in dem ich dies ausführlich erkläre: http://veitlindau.com/2013/03/die-sechs-tugenden-der-selbstliebe/
Helga König: Was geschieht mit Menschen, wenn sie in Liebe baden und können Sie diesen Zustand für die Leser näher beschreiben?
Veit Lindau: Ich möchte ihn bewusst nicht beschreiben, denn damit würde ich eine sehr intime, die Seele stillende Erfahrung zerreden. Ich möchte jedoch explizit dazu einladen, dich auf die Suche nach dieser heilsamen Erfahrung zu begeben. Im Buch gibt es eine CD mit einer geführten Meditation, die diesen Zustand inspiriert.
Lieber Veit Lindau, Ich danke Ihnen herzlich für das aufschlussreiche Interview
Helga König
Hier der Link zur Website von Veit Lindau:http://www.lifetrust.info/der-life-trust/andrea-veit-lindau-2.html
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