Lieber Herr Scherer, vor geraumer Zeit habe ich Ihr Buch "Schatzfinder" rezensiert. Dazu möchte ich Ihnen heute einige Fragen stellen.
Helga König: Ich habe in den letzten Tagen eine Biografie über Yoko Ono gelesen, die am 18.2.2013 ihren 80. Geburtstag gefeiert hat. Diese Frau wurde zu einer der bedeutendsten Persönlichkeiten in der Kunstszene, nicht zuletzt, weil sie stets den Mut hatte Regeln zu brechen. Sie schreiben in Ihrem Buch, dass Regelbrecher ihre eigenen Ziele erreichen und Regelkonformisten eher die Ziele anderer. Können Sie dazu, den Lesern zwei überzeugende Beispiele liefern?
Hermann Scherer Foto aus seinem Bestand |
Helga König: Woran erkennt ein Mensch, dass er sich mittelmäßig verhält und was kann er tun, um seine diesbezüglichen Grenzen zu überwinden?
Hermann Scherer: Die Frage ist vielmehr, woran er es nicht erkennt. Er erkennt es nicht, wenn es in seinem Leben keine Auffälligkeiten gibt. Und er erkennt es, wenn er glaubt, die Welt nicht verändern zu können. Wir sollten niemals daran zweifeln, dass eine Person oder eine kleine Gruppe von Menschen die Welt verändern können. Denn genau das ist tatsächlich das einzige, was je funktioniert hat.
Helga König: Sie schreiben, wenn man einen Traum hat, müsse man ihn beschützen. Vor wem? Vor den anderen oder vor der eigenen Skepsis?
Hermann Scherer: Vor uns selbst. Leider können wir, neben all den äußeren Kritikern, unser größter Kritiker sein. Mit all unseren Zweifeln sind wir die letzte Instanz, wenn es darum geht, unsere Träume zu leben oder eben auch nicht. Unsere Selbstzweifel und unsere Intelligenz kann uns schaden, denn wir sind intelligent genug Gründe zu finden, etwas zu tun, jedoch auch Gründe zu finden, etwas nicht zu tun.
Helga König: Sie schreiben, wer seine Ziele erreichen will oder besser seine Träume realisieren möchte, muss gute Tauschgeschäfte tätigen. Wie könnten diese Tauschgeschäfte aussehen?
Hermann Scherer: Jede Sekunde meines Lebens kann ich eintauschen in Bildung, Abenteuer, Erlebnisse, Aufregung, Wissen oder Arbeit, die wiederum in andere Werte eingetauscht werden kann. Die Sekunde kann auch in Langeweile eingetauscht werden. Menschen sind erstaunlich, denn in einem Universum voller Wunder haben sie es geschaffen, die Langeweile zu erfinden.
Helga König: „Do ut des“ (übersetzt: Ich gebe damit Du gibst) ist nicht nur eine Rechtsformel, sondern auch ein Grundsatz sozialen Verhaltens, an den Sie in Ihrem Buch nicht grundlos erinnern. Haben die Menschen in unserer Gesellschaft diesen Grundsatz vergessen und sind sie deshalb oftmals langfristig nicht wirklich erfolgreich?
Hermann Scherer: Das einzige was wir in unseren Leben nachhaltig geben können ist das "Geben" selbst. Und wahrscheinlich auch das, vielleicht sogar das einzige, was uns nachhaltig auszeichnet. Wenn wir auf dieser Erde einen Footprint hinterlassen wollen, dann weil wir gegeben haben, nicht nur Geld, sondern Aufmerksamkeit, Liebe, Energie. Wir können aus dieser Welt nichts mitnehmen außer den Eindrücken und dem Wissen über die Dinge, die wir hinterlassen, gegeben haben.
Helga König: Ich teile mit Ihnen die Ansicht, dass es eine riesengroße Befreiung für uns alle wäre, wenn wir damit aufhören würden, das Verhalten von Menschen in unserer Umgebung pausenlos zu bewerten. Können Sie den Lesern hier kurz darlegen, weshalb Sie darin eine so große Befreiung sehen?
Hermann Scherer: Wir bewerten ja nicht nur die Menschen, sondern auch unsere Umwelt und unsere Chancen. Jede Wertung behindert unsere Sicht auf die Realität, denn wir haben nicht die Fähigkeit, die Möglichkeiten zu sehen, ohne uns eine Meinung darüber zu bilden. Und unsere Meinung ist selten objektiv, sondern gefärbt, in welchen Farben auch immer.
Helga König: Können Sie des Weiteren den Lesern mitteilen, wieso all das, was wir für faktisch wahr halten, nur auf subjektiven Wahrnehmungen und kollektiven Übereinkünften beruht?
Hermann Scherer: Da schlage ich vor, dass der werte Leser dieses Interviews das Buch lesen sollte J.
Helga König: Folgende Sentenz haben Sie für Ihre Leser verfasst: „Wir sind Schnäppchenjäger der Lebensentscheidungen“. Was wollen Sie Ihren Lesern damit konkret mitteilen?
Hermann Scherer: Das Ziel eines Schnäppchenjägers ist es ja, ein Produkt scheinbar zum günstigsten Preis zu erhaschen. Also, wenn wir die Salatgurke 10 Cent günstiger wissen und dafür 15 Kilometer fahren, dann ist die Salatgurke nicht wirklich günstig. Oftmals lassen wir uns auch auf scheinbare Schnäppchen ein, die in Wirklichkeit keine sind. Wir greifen nach Dingen, die sich kurzfristig gut anfühlen und wissen doch, dass wir langfristig damit keinen Erfolg haben. Kurzfristiger Verzicht bringt langfristigen Erfolg. Nicht umgekehrt.
Helga König: Können Sie den Lesern kurz erklären, wieso nach Ihrer Ansicht Menschen, die keine Entscheidungen treffen, zumeist nicht nur die Option, sondern auch ihre Selbstachtung verlieren?
Hermann Scherer: Jeder Erfolg kommt daher, dass etwas er-folgt ist. Insofern sind Erfolge die Folge meiner Entscheidungen. Wenn ich jedoch keine Entscheidungen treffe, so werden keine Erfolge eintreten – und falls doch, dann keine, die ich selbst zu verantworten habe. Und nicht nur damit sinkt die Selbstachtung, wenn man für die eigenen Lebensresultate nicht selbst verantwortlich ist.
Helga König: Womit beginnen wir am besten, wenn wir den Schatz unsres Lebens heben möchten, welchen Acker graben wir da am schlauesten um?
Hermann Scherer: Möglicherweise geht es weniger um den Acker und mehr um den Anker. Wenn der einmal gehoben und die Segel gesetzt sind, dann geht das Abenteuer der Schatzsuche doch schon los.
Lieber Herr Scherer, ich danke Ihnen herzlich für das aufschlussreiche Interview
Helga König
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