Lieber Bernhard Winkler, heute möchte ich Sie und ihr künstlerisches Schaffen den Lesern von "Buch, Kultur und Lifestyle" vorstellen. Dazu ist es notwendig, einige Fragen an Sie zu richten.
Helga König: Wann hat eine Fotografie einen künstlerischen Wert?
Bernhard Winkler Foto aus seinem Bestand |
Bernhard Winkler: Die Kamera ist mein Werkzeug, ihre Handhabung, ihre Anwendung, ihre Möglichkeiten sind mein Arbeitsmaterial: Im Ergebnis entsteht ein Foto, als Ausdrucksträger von Emotionen, Gefühlen, Gedanken, inneren und äußeren Befindlichkeiten, oder meiner eigenen Geschichte. Die Technik meiner Fotografie ist nie Selbstzweck, sie dient der künstlerischen Aussage. Mal ist dies ein fotografisch-experimentelles Voranschreiten, mal eine detailliert geplante Annäherung an eine emotionale Wirklichkeit. Inspirationsquelle ist für mich neben der Fotografie die Malerei. Ob die atmosphärischen Gemälde William Turners, die existenziellen Menschenbilder Francis Bacons oder die komponierten Bilder von Edward Hopper, gemeinsam ist ihnen die Transformation von Gefühlen in ausdrucksstarke, ergreifende Bilder. Sie sind mehr als nur die Darstellung des Dargestellten. Fotografie und Malerei haben sich in ihrer gemeinsamen Geschichte stets spannungsreich inspiriert. Maler ließen sich von Fotografien und fotografischen Techniken anregen, nutzten Fotos als Basis, so auch Bacon für seine ergreifenden Menschenbilder. Ich bewege mich auf dem umgekehrten Weg und frage mich: Wie bringe ich meinen Fotoapparat dazu, mich, mein Anliegen, mein künstlerisches Wollen auf und in das Motiv hineinzuprojizieren? Unschärfe, Bewegung, Farbe, Belichtung, Kontraste, Szenen und Inszenierungen sind Möglichkeiten. Ich spiele mit ihnen und indem ich das tue beseele ich sie, mit mir selbst.
Ich möchte also gar nicht Gedanken transportieren, als vielmehr den Betrachter in meine Welt hineinziehen und ihn teilhaben lassen.
Helga König: Sie haben an der HdK Berlin Visuelle Kommunikation studiert. Welche für Ihre Arbeiten wichtigen Erkenntnisse haben Sie aus diesem Studium in Ihr späteres Arbeitsleben als Kameramann und Dozent für Film und Fotogestaltung erfolgreich umsetzen können?
Bernhard Winkler: Die Ausbildung war natürlich wichtig für mich und hat letztendlich den Keim gelegt für meine jetzige Arbeit, aber für die Arbeit als Kameramann und Dozent war die praktische Arbeit am Set und mit den jeweiligen Regisseuren wichtiger.
Helga König: Sie haben an der HdK Berlin Visuelle Kommunikation studiert. Welche für Ihre Arbeiten wichtigen Erkenntnisse haben Sie aus diesem Studium in Ihr späteres Arbeitsleben als Kameramann und Dozent für Film und Fotogestaltung erfolgreich umsetzen können?
Bernhard Winkler: Die Ausbildung war natürlich wichtig für mich und hat letztendlich den Keim gelegt für meine jetzige Arbeit, aber für die Arbeit als Kameramann und Dozent war die praktische Arbeit am Set und mit den jeweiligen Regisseuren wichtiger.
Helga König: Seit 2005 konzentrieren Sie sich ausschließlich auf fine art Fotografie. Können Sie den Leser erläutern, wie Sie diese Art von Fotografien für sich interpretieren oder gibt es diesbezüglich keinen Auslegungsspielraum?
Bernhard Winkler: Ich unterscheide nur insofern, das fine art Fotografie nicht so sehr kommerziellen Zwängen unterliegt, wie die Auftragsfotografie.
Helga König: Assoziieren Sie mit dem Begriff "Nacht" Einsamkeit oder versteckt sich hinter Ihren "Nachtbildern" eine andere Aussage?
Bernhard Winkler: Ja, eindeutig. Bei der Serie „Nachtbilder“ war ich sehr inspiriert von Bildern und Kompositionen des Malers E. Hopper.
Helga König: Ihre Aktbilder visualisieren nicht nur nackte Menschen, sondern wohl auch deren Schamhaftigkeit. Vermuten Sie, dass wir Menschen von Natur aus eigentlich schamhaft sind und dass wir erst durch die Fotografie die Scham verloren haben?
Bernhard Winkler: Thema meiner Akte ist nicht die Schamhaftigkeit, sondern eher die Verletzlichkeit des Einzelnen, welche natürlich im Nacktsein am deutlichsten wird.
Ob man durch Fotografie seine Scham verlieren kann, ist eine gute Frage. Bei vielen Menschen scheint es so zu sein, die intimste Momente ins Netz stellen, aber vielleicht geht es dabei nur um ein bemerkt werden und die Fotografie ist nur das Medium.
Helga König: Sie haben interessante Fotos realisiert, die in Ihrem Portfolio unter dem Begriff „katholisch“ zu finden sind und sich mit meinen diesbezüglichen Assoziationen decken. Welche Überlegungen führten zu diesen Bildern?
Helga König: Worum geht es Ihnen bei der Darstellung unbekannter Menschen?
Bernhard Winkler: Diese Bilder entstanden zumeist zufällig, auf Ausstellungen, Festen, etc.
Gemeinsam ist ihnen, das sie keine wirklichen Portraits sind, sondern Klischees der einzelnen Personen und stehen im Gegensatz zu den Portraits, die wir alle kennen, und sind durchaus auch ironisch gemeint.
Helga König: Was möchten Sie dem Betrachter mittels Ihrer Raumbilder mitteilen?
Bernhard Winkler: Ich weiß gar nicht, ob ich soviel mitteilen möchte oder kann, ich kann nur mich selbst vermitteln. In den Bildern der Reihe „Interiors“ zeige ich Menschen in ihren eigenen Räumen sowie ich sie dort erlebt habe. Das Äußere wird für mich zu einem Inneren. Die Betrachter müssen aber selbst herausfinden, wie und ob sie das nachvollziehen können.
Helga König: Sie können auf zahlreiche Ausstellungen zurückblicken und haben auch Preise und Auszeichnungen für Ihre Arbeiten erhalten. Planen Sie weitere Ausstellungen und falls ja, mit welchem Thema werden sich dann fotografisch auseinandersetzen?
Bernhard Winkler:
Im Mai wird es eine Gemeinschaftsausstellung in Berlin im Artraum Berlin geben und ab dem 26.4.2013 die Ausstellung des Sony World Photography Award , bei welchem ich nominiert wurde, in London.
Lieber Bernhard Winkler, herzlichen Dank für das aufschlussreiche Interview
Ihre Helga König
Hier der Link zur Website von Bernhard Winkler http://www.bernhardwinkler.de/
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