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Helga König im Gespräch mit dem österreichischen Künstler Mag Art Ludwig Drahosch

Lieber Ludwig Drahosch, heute möchte ich Sie und Ihr künstlerisches Schaffen  den Lesern von "Buch, Kultur und Lifestyle" näher bringen und Ihnen aus diesem Grund einige Fragen stellen.

Helga König:  Wie definieren Sie den Begriff „Kunst“?

Mag Art  Ludwig Drahosch
Foto aus dem Bestand des Künstlers
Mag Art Ludwig Drahosch: Kunst ist – die Intuition ins Kollektiv ziehen. Und nicht die Reflektion der Leere und die Erniedrigung des Seins. Kunst ist der Moment, wo die Fähigkeit sich nicht mehr an sich selbst erprobt, sondern nach oben wandert, Richtung Inspiration. Kunst ist Sprache, und Vermittler zwischen zwei Welten. Auch muss man Intuition von Instinkt trennen, während der Instinkt aus den Trieb und Überlebensängsten seine Energie bezieht, ist die Intuition - die Fähigkeit angstfrei aus dem Unbewussten zu schöpfen. Als Künstler sehe ich hier den Unterschied zu all anderen Dingen, die ein Mensch in irgendeiner Form herstellt. So ist Kunst in ihrem Wesen etwas, das sich dadurch auszeichnet, im Idealfall eine objektive Anschauung zu einer subjektiven Empfindung herzustellen.

Helga König: Können Sie den Lesern von „Buch, Kultur und Lifestyle“ bitte berichten, wo Sie Ihre Kindheit und Jugend verbracht haben und wann Sie zu zeichnen begonnen haben?

Mag Art Ludwig Drahosch:  Ich bin aufgewachsen in einem Arbeiterviertel am Rande Wiens, erlebte dort die klassische Jugend eines glücklichen Burschen. Habe zwei Brüder und eine Schwester. Meine Eltern gaben mir Wärme und Liebe, zugleich lernte ich seit meiner frühesten Kindheit zu helfen und zu arbeiten. Mit sechs Jahren begann ich zu zeichnen. 

Helga König:  Würden Sie bitte über Ihre Erfahrungen im kunsthistorischen Museum berichten. Was haben Sie konkret dort in jungen Jahren gemacht?

Mag Art Ludwig Drahosch: Es hat damit begonnen, dass ich mit 14 die Schule geschmissen habe und ins kunsthistorische Museum „übersiedelte“. Der damalige Direktor hat mich geliebt und mich dort quasi „wohnen“ lassen. Es hat damit begonnen, dass ich den Turmbau zu Babel von Brueghel kopierte. Das dauerte ein Jahr und sättigte mein Verlangen nach Feinmalerei. Mein Fokus richtete sich danach auf Tizian, Rubens, Rembrandt, Ruysch, Caravagio. Ich kopierte und verglich und sammelte mir so das malerische Wissen, das Europa in den letzten 500 Jahren entwickelte. Ich meditierte kontemplativ über die Bilder der Altmeister und trat so in den Dialog mit ihnen. Sie lehrten mich alles und offenbarten mir ihre Techniken, inneren Welten und Geheimnisse. Heute verwende ich oft und gerne auch ihre maltechnischen Fehler, um in den Bildern die Aussage verändern zu können. Da Ölfarbe an die 80 Jahre zum gänzlichen Trocknen benötigt, wird man bei manchen Bildern von mir in hundert Jahren Figuren wachsen sehen. Ich liebe es über die Zeit hinaus zu malen. 

Helga König: Sie besuchten die "Akademie für Bildende Künste"  in Wien und studierten im Nebenzweig Philosophie. Sind Ihre Werke ein Ausdruck einer philosophischen Grundhaltung und falls ja, welcher?

Mag Art Ludwig Drahosch:  Ja, ich besuchte später die Akademie und studierte dort auch Philosophie. Meine Bilder sind definitiv Ausdruck einer philosophischen Haltung, - der meinigen -.  Diese wandelt sich hoffentlich immer wieder als Zeichen meiner Entwicklung. 

Helga König: Welche Mal- und Zeichentechniken nutzen Sie für Ihre Kunst, was sind die Themenschwerpunkte?

Mag Art Ludwig Drahosch: Je nach Sujet. Die Gefühle des Malers zeigen sich in der Feinheit seiner Striche. Wenn ich NiN zeichne, verwende ich sehr zarte Techniken, jeder grobe Strich würde sich unauthentisch anfühlen … ebenso entstehen bei psychisch dichten, eher aggressiven Themen auch ein aggressiverer Umgang mit den Techniken,…generell ist zu sagen, dass man bei mir auf der Palette sehr wenig Farben findet, zumeist nur 5 bis 7 Farben, die alle auch in der Renaissance Verwendung fanden …im zeichnerischen Werk findet sich anstatt wie damals Blei, Graphit, ansonsten Kohle ,Rötel, Sepia,….also ebenso wie vor 500 Jahren. 

Helga König:  Können Sie etwas über Ihre 200 Zeichnungen zur Anatomie des menschlichen Körpers berichten?

Mag Art Ludwig Drahosch:  Die habe ich im Alter von neun Jahren gemacht. Meine Schulkollegen malten mit Buntstiften Autos und ich zeichnete den menschlichen Körper und seinen inneren und äußeren Aufbau. Was soll ich dazu sagen… es hat mich interessiert. Ich konnte es einfach. 

Helga König:  1997 haben Sie die  "Goldene Fügermedailie" erhalten. Können Sie uns hierzu etwas mitteilen?

Mag Art Ludwig Drahosch:  Ja, ich habe sie im Jahr darauf noch einmal gewonnen, aber da wurde sie mir aberkannt, da ich sie schon hatte. Die Fügermedailie ist ein anonymer Zeichenwettbewerb unter den Akademikern, der entschieden wird von der gesamten Professorenschaft der Akademie.

Helga König: Ihre Bilder wurden in modernes Tanztheater umgesetzt, damit verbunden waren zahlreiche Preise bei internationalen Tanzfestspielen. Dürfen die Leser zu diesen Ereignissen mehr wissen?

Mag Art Ludwig Drahosch: Tanzen ist ein körperlicher Ausdruck der Seele. Tanzen ist ein Schlüssel zu der eigenen inneren Welt. Tanz und Musik sind Ausdrücke der Seele. Sie entfalten ihre Wirkung auf dem Betrachter direkt, sie umgehen die Ratio. Und das verbindet Tanz und Musik mit der Malerei. Ein Bild lockt primär ein Gefühl hervor. Der Tänzer gibt diesem Gefühl Körper. Gerade in der Zeit des Verstandes, des Konzeptes, der Ratio, ist das Zusammenwirken der rein emotionalen Gattungen von einer besonderen Wichtigkeit. Dadurch wird die eigene Emotionalität ein Stückchen weit befreit. 

Helga König:  Wo haben Sie in den letzten Jahren Ihre Werke ausgestellt und wo hat der interessierte Leser in diesem Jahr Gelegenheit Ihre Kunst zu bewundern?

Mag Art Ludwig Dragosch: Ich habe in Europa und Amerika ausgestellt. Gegenwärtig sind meine Bilder im Ateliertheater in Wien zu sehen. Meine Partnerin und ich haben die Leitung des Ateliertheaters in Wien gerade übernommen und werden dort Künste aller Sparten zeigen, vom Theater über Musik, bis hin zu Ausstellungen und Literatur. Es wird dort eine Dauerausstellung geben, wobei ich dort nicht nur die eigenen Werke, sondern auch die Werke anderer, namhafter figurativer Maler aus Europa zeigen werde. 

Helga König:  Welche Bedeutung hat Ihre Muse Nina C. Gabriel für Sie als Künstler?

Mag Art Ludwig Drahosch:  Was macht man, wenn sich Kunst und Liebe die Hand reichen ? Man versucht genau das in die Welt zu bringen, denn das wäre der natürliche Zustand des Lebens. Kunst und Liebe sind eins, das eine ergibt das andere und umgekehrt. Da wo keine Liebe, ist Kunst nur der Leichnam ihrer selbst. Da wo Liebe ist, ist immer Kunst. Meine Muse ist selbst eine Künstlerin und so weben wir in und durch einander. Und ich denke, die Ergebnisse aus unser beider Schaffen lassen den Menschen spüren, woher unsere Motivation kommt.

Helga König:  Sie schreiben Aphorismen und Gedichte. Welche Gedanken haben Sie zu folgender Sentenz motiviert? "Intuitive Verständlichkeiten ins Weltliche leiten, Gefühltes kommunizieren, Erahntes verbreiten, nicht vom Bewussten geschöpft, sondern Gespürtes erfasst, ist was neue Welten macht."

Mag Art Ludwig Drahosch:  Das ist die Definition der Intuition. Also, der Moment, wo das Rationale zugunsten eines Gespürs in den Hintergrund tritt, beginnt das (um einen Bergson-Begriff zu verwenden) Über-Rationale.

Helga König:  Würden Sie uns Lesern zum Abschluss des Interviews eines Ihrer Gedichte hier wiedergeben?

Mag Art Ludwig Drahosch:
Im Wandel der Zeit
haben Wörter nachgegeben,
sich selbst eingeholt,
degradiert zum
rezent-fossilen
Begriffe ergriffen;
angegriffen
bis sie komplett
abgegriffen
abrutschen
an der Unmöglichkeit,
wirklich zu begreifen,
im Wandel der Zeit
hat sich nichts geändert:
sagen die Schwierigkeiten.
© Ludwig Drahosch

Lieber Ludwig Drahosch, ich danke Ihnen herzlich für das erhellende Interview.
Helga König

http://www.art-11.net/2012/07/ludwig-drahosch/


2 Kommentare:

  1. fantastisch... wundervoll...

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  2. Seine Kunst in Wort und Bild, der reinste Seelentanz ! Wut, Mut, Schmerz, Der stätige, unaufhaltsame Drang nach Liebe, Freiheit etc. pp. Ausdruckstark in all seinen Facetten auf Leinwand, Bühne und Papier ! Großartiger Künstler !
    Karin P.

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