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Helga König Im Gespräch mit Holger-Andreas Elsner

Lieber Herr Elsner, vor geraumer Zeit habe ich Ihr aufschlussreiches Buch "Quelle des Reichtums" rezensiert. Dazu möchte ich Ihnen einige Fragen stellen: 

Helga König: Wie man Ihren biografischen Daten entnehmen kann, hatten Sie acht Jahre lang eine leitende Stellung bei der Daimler AG inne und sind aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung in der Finanzwelt und im Investmentbanking ein brillanter Kenner der Finanzmärkte. Gleichwohl beschäftigen Sie sich heute mit der spirituellen Entwicklung von Menschen und befassen sich mit ethisch nachhaltigen Ansätzen. Sind Sie ein Vorreiter einer Entwicklung, die das Zeitalter der grenzenlosen Gier ablösen wird?

Holger-Andreas Elsner



Holger-Andreas Elsner: Ich würde mich sehr freuen, wenn sich viele Menschen von meinem Weg inspirieren ließen und ich dazu beitragen könnte, dass sich diese überfällige Entwicklung endlich vollzieht. Das im Buch beschriebene, persönlich erfahrene Leid, die Erkenntnis und die Befreiung aus der Sackgasse, stehen ja beispielhaft für die Möglichkeiten aller Individuen, aber auch für das Schicksal der gesamten Menschheit. Ich setze heute also meine individuell gesammelte Erfahrung und meine Kräfte auf kollektiver Ebene ein. Wir können dem unheilvollen Zeitalter von Gier, Rücksichtslosigkeit und Zerstörung entweder heute aus eigener Einsicht entwachsen oder erst später, nach sukzessive intensiver erlebtem Leid. 
Helga König: In meiner Rezension habe ich eingangs den Weisheitslehrer Eckart Tolle genannt. Hat er Sie, neben Ihren Erfahrungen im Kloster zu spirituellem Denken inspiriert oder verhält es sich so, dass ein aufgeschlossener Blick nach innen ohne Inspiration durch Dritte bereits erkennen lässt, was für uns und unser Umfeld wirklich sinnvoll und gut ist?

Holger-Andreas Elsner: Die moderne Gesellschaft macht es den Menschen immer schwerer, allein durch eigene Innenschau zu einer persönlichen Evolution zu kommen. Da bedarf es heute einer sehr starken Willenskraft, denn die Ablenkungen und der Druck von außen sind massiv. Dennoch führt, wie Sie es schön formulieren, ein aufgeschlossener Blick nach innen, auch unter diesen Bedingungen sehr wohl zu Erkenntnis. Dieser Blick, sozusagen ein erster eigener Schritt, ein persönlicher Entschluss sind sogar Voraussetzung, dass man sich von außen inspirieren lassen kann. Erst dann kann man mit den Weisheiten spiritueller Lehrer auch wirklich etwas anfangen. Ist es vom Leben nicht wunderbar eingerichtet, dass jeder wohl das Recht auf freien Willen und Entscheidung hat, sobald er sich aber innerlich dazu entschlossen hat, ihm viele Inspirationen von außen zur Verfügung stehen und ihn unterstützen? Und Sie haben Recht, es war insbesondere Eckart Tolle, der mich inspirierte, nachdem ich mich auf meinen Weg machte.

Helga König: Was veranlasste Sie, den Buchtitel „Quelle des Reichtums“ zu wählen? 

Holger-Andreas Elsner: Meine Aktivitäten und Projekte, die der Bewusstseinsentwicklung dienen, stellte ich irgendwann unter den Begriff „ad fontes“ (zu den Quellen). Hierzu wurde ich eines Tages inspiriert. Die Tiefe und Bedeutung erschloss sich mir erst über die Jahre. So ist der spirituelle Weg vergleichbar mit dem Spaziergang entlang eines Baches hin zu dessen Quelle. Je weiter man, mitunter mühsam bergauf, voran schreitet, desto klarer und reiner wird das Wasser. Gleichermaßen ist es mit der Sicht des Suchenden auf das Leben, dessen Sinn und hinsichtlich aller großen Fragen rund um unser Sein. Je näher wir an die Quelle kommen, desto klarer wird der Blick auf die Welt. Aus dieser Quelle, die in uns ist, ergießt sich unaufhörlich der Geist. Er steht für den universellen Reichtum, der sich in Liebe und Weisheit sowie Gesundheit, Glück und Fülle auszudrücken vermag.

Helga König: Sie haben sich sehr viele Gedanken darüber gemacht, auf welche Weise sich Kinder entwickeln sollten, um in ihrem späteren Leben wirklich erfolgreich und gesund zu sein. Ist es Ihnen gelungen, bei Ihren Kindern deren tatsächliche Gaben auszuloten und entsprechende Förderungen vorzunehmen?

Holger-Andreas Elsner: Wir haben einen Sohn, der demnächst zwölf Jahre wird. Er ist also noch in der Phase, in der er sich selbst erkennen und ausprobieren muss. Wir geben ihm größtmögliche Freiheit, sich in allem, wozu er sich berufen fühlt, erleben zu können. Wir sind als Eltern bemüht, ihn zu begleiten, ihn in seinem Vertrauen zum inneren Ruf zu unterstützen und vermitteln ihm ein Bewusstsein hierüber. Es ist natürlich eine gewisse Herausforderung, da die Gesellschaft und unser modernes Leben von außen Einfluss nehmen und mit großem Druck beginnen zu prägen. Es ist wichtig, dass einem Kind Raum gegeben wird, die persönlich empfundene Irritation zwischen der eigenen Wahrheit und dem, was wir als Gesellschaft leben, zu erkennen und zu äußern. Auf diese Weise kann die innere Stimme hörbar bleiben und man entfernt sich in den jungen Jahren nicht zu sehr von dieser eigenen Wahrheit. Aber es bleibt natürlich ein Ringen zwischen äußeren Einflüssen und der inneren Stimme. Es geht also in erster Linie darum, seelische Eigenschaften zu stärken und zu fördern, als beispielsweise ein konkretes Handwerk oder ein Musikinstrument zu erlernen.
Ein Beispiel: Wenn das Kind einen Gemeinschaftssinn leben und teilen möchte, sollten wir es nicht durch eigene Konditionierungen auf Wettbewerb und Eigensinn einschwören, nur weil wir fürchten, es würde künftig ausgenutzt.

Helga König:  Sie schreiben, dass Sie trotz Ihrer immensen wirtschaftlichen Erfolge sehr krank geworden sind, weil Sie offensichtlich phasenweise Ihr inneres Wachstum vernachlässigt hatten und Ihre Seele Ihnen in der Folge durch Ihren Körper, Hilferufe zukommen ließ. Was musste passieren, bis Sie diese Hilferufe ernst genommen haben?

Holger -Andreas Elsner:  Es musste ein gewisses Maß an Leid gesammelt werden. Leid hat das Potenzial, der Egostruktur Risse zuzufügen. Durch diese Risse können dann Seele und Geist Zugang zu unserem Alltagsbewusstsein und somit unsere Aufmerksamkeit erhalten. Gleichzeitig war es begünstigend, dass mein Verstand erkannte, keine Lösungen mehr zu haben. Er kapitulierte und übergab die Führung an die innere Stimme der Seele.

Helga König: Sie schreiben: “Aus der Vernachlässigung von Seele und Geist resultieren unausgewogener Materialismus und Kopflastigkeit sowie zunehmende Kälte und Unmenschlichkeit in unseren gesellschaftlichen Systemen und Strukturen“, (vgl.: S.42). Da bin ich ganz Ihrer Meinung. Was können wir tun, um den Intellekt nicht länger überzubewerten und stattdessen dem Geist mehr Nahrung zuzuführen?

Holger-Andreas Elsner:  Wir können die positiven Auswirkungen von einem Mehr an Seele und Geist beispielhaft vorleben. Auf diese Weise können wir die Menschen, die suchend sind, zu einem Wandel inspirieren. Ich erlebe es beispielsweise wie Menschen auf mich reagieren. Früher vor allem durch Respekt, Vorsicht und Missgunst auf meinen vom Intellekt erzielten Erfolg. Heute sind sie ganz überwiegend gerührt und fühlen sich angezogen. Dabei reagieren sie auf etwas, was in ihnen selbst nach Entwicklung sucht. Unsere Veranstaltungen und auch die Vortragsabende im Rahmen der Buchlesungen sind geprägt von einer friedvollen Stille, von Offenheit und Liebe. Die Evolution des Bewusstseins wird also auf zwei Weisen gelenkt. Die eine ist das zunehmende Leid, die andere die Inspiration durch Dritte.

Helga König: Müssen materieller Reichtum und weltlicher Erfolg zwingend Spiritualität ausschließen oder gibt es einen Weg, beide Facetten sinnvoll zu verbinden?

Holger-Andreas Elsner:  Diesen Weg gibt es. Er erfordert aber, dem Geist den absoluten Vorrang zu geben. Materieller Erfolg wird dann als Folge eher spielerisch, ohne Zwang und nicht mit hohen Kollateralschäden erzielt. Dies hört sich simpel an, ist aber unter den heutigen Bedingungen, da wir alle unter großem Leistungsdruck stehen, äußerst schwierig. Und machen wir uns nichts vor: Materieller Reichtum und weltlicher Erfolg sind tagtägliche Versuchungen. Ihnen permanent standzuhalten setzt große Ausrichtung auf den Geist und festen inneren Entschluss voraus. Nicht umsonst gibt es im Neuen Testament das Gleichnis vom Nadelöhr. Aber es besagt nicht, dass es unmöglich ist, nur eben dass es aufgrund der Versuchung, z.B. in Form von Abhängigkeit, Zwang, Identifikation und Ablenkung sehr schwierig ist, auf den Geist ausgerichtet zu bleiben. Wer bleibt wirklich unabhängig von materiellem Besitz oder gesellschaftlicher Anerkennung, wenn er einmal davon gekostet hat? Wer gibt es freiwillig wieder her? Wen ergreift nicht die „Seelenkrankheit der Reichen“, um in Hesses Worten zu sprechen? Und es genügt bereits ein kleiner wirtschaftlicher Erfolg zu ihrem Ausbruch. Der plötzliche Verlust von Wohlstand oder Erfolg ist die Möglichkeit des Lebens, sich aus einer falschen Identifikation wieder heraus zu lösen. Die meisten reagieren leider mit Trauer und Wut. Ein deutliches Zeichen, dass eine Identifikation mit der Materie stattgefunden hat.

Helga König: Sie schreiben, dass sich Kreativität und Innovation aus der Quelle der Stille ergibt. Können Sie den Lesern etwas über Ihre persönliche Erfahrung mit der Stille berichten?

Holger-Andreas Elsner:  In der Stille konnte ich zur mir selbst finden. In ihr lösen sich alle falschen Identifikationen auf. In der reinen Stille sind wir frei von Konditionierungen, Glaubensmustern und Mangel. Alles was ich aus der Stille heraus denke, fühle oder tue ist somit befreit von dem kleinen, künstlichen Ich. Es kann eine stärkere Kraft wirken. Ich war im Frühsommer in Israel und bin fast zwei Wochen in eine beständige, tiefe Stille gegangen. Es gab Stunden, in denen ich so gut wie nichts mehr denken musste. Ich spürte nochmals eine in Worten nicht beschreibbare Intensivierung von Frieden und Liebe in mir. Durch diese Entleerung an persönlichen Gedanken und Gefühlen, können höhere, man kann sagen universelle oder göttliche Einzug halten. Ich erhielt Bilder und Weisheiten, die dem persönlichen Verstand nicht zugänglich sind. Im Anschluss an dieses Interview werde ich wieder nach Israel reisen und meine Erlebnisse noch einmal vertiefen und meine schriftlichen Aufzeichnungen fortführen.

Helga König: Sie schreiben weiter, dass das Leben sich des Leides bedient, um den Menschen zu entwickeln. Muss ein Mensch, dessen Ego besonders stark ausgeprägt ist, nach ihrer Ansicht besonders heftig leiden und worin drückt sich das Leiden besonders häufig aus?

   Holger-Andreas Elsner
Holger-Andreas Elsner: Die Entscheidung wie viel Leid erforderlich ist, liegt letztlich immer beim Menschen selbst. Aber es ist so, je mehr Ego, desto größer das Leidpotenzial. Allerdings bediene ich mich im Buch auch des Bildes eines Bogens, der gespannt wird. Ein großes Ego kann den Bogen überdurchschnittlich stark spannen und den Pfeil entsprechend weiter in die entgegengesetzte Richtung schleudern. Die Letzten werden bzw. können die Ersten sein. Da ist also große Hoffnung für die vermeintlich hartnäckigsten Fälle. Die Form des Leides kann sehr individuell sein. Das Leben wählt die Form, die individuell die größte Entwicklung herbei führen kann. Das Leben bedient sich des Leides ja nicht willkürlich, sondern weil es beim Menschen zu Evolution führt. Anfänglich zeigt sich das Leid in der Anwesenheit von Traurigkeit, Melancholie und Sehnsucht und der Abwesenheit von Frieden, Ruhe und reiner Liebe. In der Fortfolge können es dann Krankheiten sein, Unfälle, Verluste oder andere von uns genannte Schicksalsschläge.

Helga König: Was hat die Befreiung von alten Egostrukturen bei Ihnen bewirkt?

Holger-Andreas Elsner:   Im Grunde das gleiche wie die intensive Stille in Israel. Durch die Auflösung der alten Egostruktur, entstand ein innerer Raum, in dem sich andere Aspekte ergießen konnten. Wir sollten uns wie ein großes Gefäß betrachten. Zum einen füllen wir es bewusst mit der Qualität unseres Denkens, Fühlens und Handelns, zum anderen aber auch mit unbewussten Konditionierungen und Glaubensmustern. Je freier das Gefäß von Persönlichem und somit auch Unvollkommenem, desto mehr kann sich an Universellem, Höherem in ihm ergießen. Ganz konkret bewirkte es in mir, dass ich Zugang zu Weisheiten bekam, die ich zuvor nicht besaß. Ich suchte nach ihnen, lud sie ein und sie zogen einfach in den freien Raum ein. Weisheiten, die mich zurück zu Gesundheit führten. Weitere Gäste, die einzogen waren Glück, Freude, Frieden und vor allem reine Liebe. 

Helga König: Warum ist es so wichtig nach dem Sinn unseres Tuns zu fragen und glauben Sie, dass ein sinnstiftendes Leben letztlich ein glückliches ist? 

Holger-Andreas Elsner:  Nur wenn unser Tun in Einklang mit dem tieferen Sinn unseres Daseins schwingt, können wir wahrhaftiges Glück erfahren. Dieses Glück ist überpersönlich und reicht an Glückseligkeit heran. Ist das Tun nicht im Einklang hiermit, sondern bedient es die Bedürfnisse des Egos, kann Glück nur temporär und nur sehr oberflächlich erfahren werden. Selbst wenn es gelingt, unter diesen Umständen das Leben einigermaßen erfolgreich zu gestalten, wird sich persönliches Glücksgefühl sehr schnell abnutzen. Machen wir uns von Äußerem, Materiellem abhängig sind wir nicht frei und unser Wohlergehen hängt von äußeren Umständen ab. Es unterliegt dann der Vergänglichkeit wie die Materie selbst.

Lieber Herr Elsner, herzlichen Dank für das wirklich erhellende Interview.
Ihre Helga König
LINK auf die Webesite von Holger-Andreas Elsner: http://www.zudenquellen.com/ad_fontes/WELCOME.html

Das Foto von Holger -Andreas Elsner wurde realisiert von:                                                                  
Gaby Höss
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