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Helga König im Gespräch mit Dr. Wolfgang Staudt

Lieber Herr Dr. Staudt, dieser Tage habe ich Ihr Buch "50 einfache Dinge, die Sie über Wein wissen sollten" rezensiert. Dazu möchte ich Ihnen heute einige Fragen stellen. 

Helga König: Ihr sehr informatives Weinbuch enthält an vielen Stellen die Rubrik „Wussten Sie schon… Was bezwecken Sie mit dieser Rubrik? Was soll hervorgehoben werden? 

 Dr. Wolfgang Staudt
Dr. Wolfgang Staudt:  Die Rubrik "Wussten Sie schon..." ist gespickt mit vielen Kuriositäten und Superlativen aus der Welt des Weines, die - zumindest auf den ersten Blick - verblüffen Hier wird kurz und zugespitzt formuliert, nicht ausführlich argumentiert. Es handelt sich dabei nicht um essentielles Weinwissen, sondern eher um Unverhofftes, Überraschendes, das man sich dennoch oder gerade deshalb gerne merkt und bei der nächstbesten Gelegenheit zum Besten gibt, nach dem Motto "Wusstest Du eigentlich schon...?". 

Helga König: Was zeichnet nach Ihrer Ansicht einen guten, trockenen Wein aus?

Dr. Wolfgang Staudt: Im Grunde lässt sich diese Frage so nicht beantworten, da sie für jeden Weinstil anders ausfallen muss. Ein guter Beaujolais ist auf andere Weise gut als ein guter Chianti oder ein guter Rioja. Und für Weißweine gelten wiederum andere Kriterien. Dennoch will ich eine Definition wagen: Ein guter trockener Wein muss vor allem harmonisch sein. Seine Bestandteile (Duft, Geschmack, Körper, Säure, Süße...) müssen zueinander passen und sich zu einem harmonischen, wohl geordnetem Ganzen zusammenfinden. Dominiert ein Element (z.B. Säure, Süße oder Alkohol) die anderen, ist der Wein in keiner guten Balance. Interessant dabei ist, dass der eine Weine seine innere Balance bei recht hoher Säure erzielt, während ein anderer sehr viel weniger Säure verträgt. Das gleiche gilt für Alkohol, Süße und Tannin. Nur auf der Basis guter Harmonie ist Größe möglich. Die aber verlangt noch sehr viel mehr... 

Helga König: Ist es jedem Weintrinker angeraten, sich auch mittels entsprechender Lektüre mit Wein zu befassen?

Dr. Wolfgang Staudt: Nein, das ist nicht nötig. Liebe zum Wein kann auch ganz intuitiv entstehen. Die Zugänge sind durchaus verschieden. Wer jedoch mehr wissen möchte, sich für Hintergründe interessiert, die Weinsprache und die Instrumente der systematischen Weinverkostung kennen lernen möchte, dem kann die passende Lekture sehr nützlich sein. Aber längst nicht jedes Weinbuch ist geeignet. Nicht allen Autoren gelingt es, die Dinge informativ und unterhaltsam, zugleich detailreich und leicht verständlich zu präsentieren.

Helga König:  Was sollte ein Weintrinker im Hinblick auf die Textur eines Weines unbedingt wissen?

Dr. Wolfgang Staudt: Für viele Weintrinker ist die Textur eines Weines diejenige Eigenschaft, die an erster Stelle darüber entscheidet, ob er gefällt oder nicht gefällt. Die Textur eines Weines nehmen wir im Mundraum als die Art und Weise wahr, wie er uns an Zunge und Gaumen berührt. Es handelt sich hier nicht um Eigenschaften des Geruchs oder Geschmacks, sondern um das Mundgefühl, das er hinterlässt. Dieser haptische Eindruck (rau, körnig, feinkörnig, seidig oder glatt; cremig, geschmeidig oder weich) ist für viele Menschen bei der Beurteilung eines Weines wichtiger als Duft und Geschmack - ohne sich dessen in der Regel bewusst zu sein. 

Helga König: Ihre Charakterbeschreibungen von Weinen gefallen mir. Sollten Anfänger mit den "Vergnügten" beginnen und falls ja, weshalb?

Dr. Wolfgang Staudt:  Dieser Gedanke ist mir sympathisch. Ja, mit den Vergnügten zu beginnen, ist ein guter Anfang, ein sanfter Einstieg in die faszinierend vielfältige Weinwelt. Es ist ein guter Ausgangspunkt für weitere Entdeckungstouren und man kann immer wieder zurück kommen und sich an der unbeschwerten, trinkigen Art der Vergnügten erfreuen. 

Helga König: Können Sie uns bitte die am häufigsten auftretenden Weinfehler nennen?

Dr. Wolfgang Staudt:  Moderne Kellertechnik hat viele potenzielle Weinfehler zum Glück eliminiert. Heute ist es sicherlich kranker Korken, der einen Wein am häufigsten verunreinigt. 

Helga König: Weshalb ist es für einen Weintrinker wichtig, Weinetiketten lesen zu können? 

Dr. Wolfgang Staudt: Wer die Informationen des Weinetiketts nicht zu deuten weiß, der muss sich beim Einkauf dem Zufall ergeben. Mal passt es, mal passt es nicht...

Helga König: Was kann man lernen, wenn man sich mit einzelnen Weinanbaugebieten näher befasst? 

Dr. Wolfgang Staudt:   Man kann lernen, wieso die Weine in der Welt so unterschiedlich schmecken. Jedes Gebiet hat seine klimatischen, geologischen, topografischen Besonderheiten. Deshalb gedeihen jeweils nur ganz bestimmte Rebsorten. Hinzu kommen oftmals langjährige Traditionen der Weinbereitung, die nicht zuletzt auch abhängig von der regionalen Küche sind. Auch das Temperament und das Lebensgefühl der Menschen hat Einfluss auf die Weinstilistik.

Helga König: Sollte man alle jungen Weine dekantieren und belüften? 

Dr. Wolfgang Staudt:  Die meisten jungen Weine benötigen keine Belüftung. Sie kommen trinkfertig von der Flasche ins Glas. Einige wenige jedoch präsentieren sich in ihrer Jugend verschlossen und unnahbar. Ihr Aroma ist wenig entwickelt und am Gaumen wirken sie spröde und alles andere als als geschmeidig und rund. Dabei handelt es sich meist um recht hochwertige Weine, die ein wenig Zeit zum Reifen benötigen, bevor sie allmählich in der Nase duftiger, am Gaumen zärtlicher und komplexer werden und und uns mit all ihrer Schönheit verzaubern. Öffnen wir diese Weine zu früh, hilft nur eins: Dekantieren und über mehrere Stunden Belüften. 

Helga König: Weshalb sollte man sich intensiv mit ihrem Kapitel Wein und Speisen auseinandersetzen? 

Dr. Wolfgang Staudt:  Weil das Kombinieren Freude macht und gelungene Kombinationen das Leben versüßen. 

Helga König: Worin unterscheidet sich ihr Weinratgeber von anderen hauptsächlich?  

Dr. Wolfgang Staudt : Das können andere besser beurteilen.

Lieber Herr Dr. Staudt, herzlichen Dank  für das erhellende Interview.

Ihre  Helga König

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